25. Februar 2024

VollAry U 53 – der nächste Schritt

Autor: Udo Wohlgemuth

Eigentlich wär jetzt genug zu tun, nachdem wir vor wenigen Wochen mit der VollAry SB 18 das erste Stereo-Komplettset mit aktiven Zweiweg-Boxen, DSP-Amps und All-in-one-Vorverstärker zum nahezu unglaublichen Preis von weniger als 700 Euro vorgestellt haben. Wir haben jede Menge preiswerte Bauvorschläge, die gern mit der Methode “ohne Bauteile” ihre Chassis mit den Verstärkern verbinden lassen wollen. Ausgeräumt ist das Problem des Lötens von Frequenzweichen, was am Ende doch viele Bauwillige aus Sorge vor Überforderung in die Läden mit Fertigboxen trieb. Einfaches Plug and Play schafft selbst der berühmte Doppellinkshänder ohne jede technische Begabung.

Neben diesem Resourcen schonenden Effekt liefern wir zugleich eine komplette Musikanlage mit allen heute üblichen Zuspielern, die ebenfalls nicht mehr in körperlicher Form dazugestellt werden. Für die Generation U 60 haben im täglichen Gebrauch Schallplatte, CD, DVD und Blu-Ray ausgedient, die für jedes Medium ein anderes, meist hochpreisiges Gerät verlangen. Streaming, Bluetooth, HDMI, digitale Ein- und Ausgänge, PC-Anschluss und Smartphone-Steuerung sind längst gewohnter Standart, den es mangels geeigneter Elektronik bisher jedoch nur selten für den Selbstbauer gab. Ich will es nicht technische Revolution nennen, aber der digitale Fortschritt krempelt derzeit auch die traditionelle Art des Musikhörens ordentlich um.

Dass ich mich nun doch noch nicht augenblicklich mit der Routinearbeit des Aktivierens von Zweiweg-Boxen befasse, liegt an meiner weiterhin ungebremsten Neugier. Mit dem BP 50 und dem bisher ungenutzten Up2Stream Amp 2.1, der, wie der Name schon sagt, als Sub-Sat-Steuerung konzipiert ist, könnte ich doch auch mal versuchen…

Rechter Kanal, linker Kanal und ein nach “oben” begrenzter Mono-Basskanal sind die verstärkenden Elemente des handlichen Moduls. Monobass passt schon mal, rechts und links können dank kleinem Klinken-Cinch-Adapter wie beim Stereo-Amp getrennt für Mittel- und Hochtöner genutzt werden. DSP für die Einstellung der Trennungen und Glättung des Frequenzgangs ist on board, die 2 x 50 + 1 x 100 Watt Leistung können ein Jungmann- oder Jungfrau-Zimmer mehr als ausreichend rocken. Preisgünstiges Dreiwege aktiv als Komplett-Set? Erst die Klärung dieser Frage gibt mir den Kopf wieder frei für die weiteren Schritte. Helfen musste die beim Zielpublikum beliebte U_Do 53, die zur Vollary U 53 werden sollte.

Also ab in den Baumarkt, wo mir der freundliche Mann an der Säge den kompletten Holzstapel für die beiden Boxen für etwa 60 Euro zugeschnitten hätte. Dummerweise hatte ich den Zettel mit der Holzliste auf meinem Schreibtisch liegen gelassen. Daher ließ ich mir nur drei OSB-Verlegeplatten mittig zersägen, der Rest hieß dann “Selbst ist der Mann”.

Nachdem ich mit Hilfe meiner Tischkreissäge die Federn und Nuten weggeschnitten hatte, blieben sechs Platten mit 102 x 65 cm für den Gehäusebau übrig. Zur Berechnung des Zuschnitts mit dem geringsten Holzabfall und den optimalen Sägewegen nutze ich CutMicro, eine recht einfache, aber sehr effiziente, kostenlose Software. In die Maske gab ich die Maße und Menge der OSB-Platten und die daraus zu schneidenden Holzteile ein und erhielt einen automatisch generierten Sägevorschlag, den ich noch ein wenig nach eigenem Gusto anpasste.

Mit dem Ausdruck begab ich mich in den Keller und hatte nach 15 Minuten meinen Holzstapel für zwei U_Do 53 fertig. Auch das Verkleben dauerte kaum länger.

Vor der DSP-Programmierung waren noch ein paar kleine Dinge zu erledigen. Um die Chassis nach außen zu verbinden, benötigt man drei Anschlüsse. Deshalb bohrte ich mit einem 4 mm Bohrer in das T 110-Terminal zwei Löcher, in die ich zusätzlich eine rote und eine schwarze Bananen-Buchse schraubte. Die werden selbstverständlich beim Bausatz-Set wie auch die Monoadapter Cinch auf 3,5 mm Klinke mitgeliefert.

Nach Einschrauben des Terminals ging es mit dem Chassiseinbau weiter. Nach Durchführung der Kabel in die abgetrennte Mittel-Hochton-Kammer wurden die Bohrungen mit Heißkleber wieder abgedichtet. Von der 50 x 160 cm Dämmstoff-Matte wurden 20 x 50 cm abgeschnitten und in das MHT-Abteil gesteckt, der Rest wurde dreigeteilt. Eine Matte kommt hinter die Kammer, eine rund um das Reflexrohr an die Wand und die letzte hinter den Bass. Nach Anlöten und Vorbohren werden die Chassis eingeschraubt und das Reflexrohr eingesetzt.

Damit der Verstärker zugänglich ist, habe ich ihn außen auf die Rückwand geschraubt. Vier Abstandshalter, Schrauben und ein 3 mm HDF-Brett mit 11 x 14 cm bilden eine Schutzhaube, außer dem HDF-Brett (kannst du aus dem Baumarkt beim Holzkauf mitbringen) liefern wir auch diesen einzeln schwer besorgbaren Kleinkram  mit. Mit kürzeren Kabeln könnte der Amp auch direkt über dem Terminal platziert werden.

Nun waren die U_Do 53 bereit für den Messraum, in dem die Workbench für die Filterung und Clio für das Messen auf zwei getrennten Rechnern laufen. Alle Chassis wurden erst einmal “nackt” aufgenommen und dann wurden die Trennungen und Glättungen erarbeitet.

Um eine saubere Addition der Zweige zu erhalten, muss der Bass verpolt werden. Dafür steckte ich einfach die Kabel im unteren Klemmenpaar um. Bei 70 Hz habe ich einen kleinen “Spaßbuckel” eingebaut, der den Bass voluminöser erscheinen lässt. Das ist für jede Pop-Musik ab Disco-Zeitalter sehr zuträglich und spart den beliebten Dreh am Bassregler, hier der linke Knopf am Amp. Auf die vielen Features, die das Verstärkerchen sonst noch bietet, will ich gar nicht weiter eingehen. Ich nutze diesmal nur den Teil, der für meine Aktivierung zuständig ist. Die Einstellungen habe ich abschließend auch auf das zweite 2.1-Modul hochgeladen und ab ging es in den Hörraum, wo schon der BP 50 zum Anschluss bereit stand.

Die Verstärker der VollAry U 53 schaltete ich auf Line In, drehte den Pegel voll auf und schloss sie an den Cinch-Ausgängen des Vorverstärkers an. Damit die Amps bei dessen Bedienung mittels FB nicht ungewollt mitreagieren, stöpselte ich ein Verhütterli über deren IR-Empfänger. Außer dem HDF-Brett, das du aus dem Baumarkt mitbringen kannst, gehört auch diese Kappe zum Lieferumfang.

Meinen Hörtest begann ich mit der gewohnten Zuspielung von meiner externen 8TB-Festplatte über den PC. Am Anfang stand die Frage, was solch ein Konstrukt denn wohl bevorzugt wiedergeben soll. Die Antwort fand ich bei AC-DC. Die sind zwar heute kaum noch in den Charts zu finden, aber “Highway to Hell” kennen und schätzen auch die jüngeren Leute. Zimmerlautstärke wär nicht angebracht, also ordentlich aufgedreht. Augenblicklich ging die Post ab, ich war live dabei. Das Gitarrensolo fetzte sofort los, Angus`markante Stimme heitzte die Menschenmenge ein, die aus 10000 Kehlen den Refrain begeistert mitgrölte. Deutlich und konturiert, aber nicht vorlaut gab die Bassdrum den Takt, Headbanging war angesagt. Ja, so muss es sein, wenn Heavy Metal die Bude rockt!

Etwas mehr “Bumm” machten die Bongos bei “Hotel California“, aufgeräumt die Klänge der vier Gitarren, weniger schrill schreiend und sehr gut verständlich des Sängers Stimme. Na gut, auch eine richtige Ballade durfte nicht fehlen, Metallica live mit “Nothing else matters“, diesmal direkt aus dem Browser und Youtube. Melodisch, tonal einwandfrei und getragen von einem ordentlichen Grundton-Fundament sangen und spielten die Musiker vollkommen lippensyncron aus den Lautsprechern. Da ich nun recht ruhig auf dem Sofa saß, machte es sich Kater Joshi auf meinem Schoß gemütlich, obwohl er bekannlich lieber die Apocalyptica-Version des Songs gehört hätte.

Natürlich dürfen die Charts bei der Hörsitzung nicht fehlen, auch wenn ich da absolut nicht weiß, wer heute wirklich angesagt ist. Doch gefiel mir in dieser Disziplin Miley Cyrus mit “Flowers” recht gut, was ich nun per Bluetooth vom Tablet zuspielte. Singen kann das Mädel, da kann man wirklich nicht meckern.

Überzeugen konnten auch die VollAry U 53. Gegenüber der passiven Variante gewannen sie mangels einengender Bauteile ein wenig an Dynamik und Feinzeichnung. Ein dickes Lob hab ich zum Schluss noch für die Musikanlage übrig, mit der “modernes” Musikhören mit bestem Preis-/ Leistungsverhältnis nun auch im Selbstbau gelingt.

Udo Wohlgemuth

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Hallo zusammen,

preisgünstig und vollaktiv sind sicher zwei starke Argumente für das VollAry-Konzept. Nach meinem Verständnis des Setups hat man damit aber KEIN direktes Streaming der Dienste wie Spotify oder Qobuz usw. Die Software der Streaming Clients schlummert ungenutzt in den Verstärkerplatinen, da sie hier im Set nur das Signal verarbeiten und verstärken, welches vom Pre-Amp BP50 kommt. Dieser hat aber kein Wifi und kein Ethernet und somit keine Streaming Clients. Dafür bräuchte es alternativ den Arylic S50+Pro, oder so. Vielleicht wäre es eine Idee, das VollAry-Set optional mit dem S50+Pro oder wenigstens ohne den BP50 anzubieten?
Vielleicht habe ich das Set-Prinzip aber auch falsch verstanden.

Anyway, thumbs up!

Gruß, Martin F

Zack! Der nächste Streich mit Vollarylic 👍
Also der Bedienkomfort der Arylic Module hat mich angefixt. Es ist so bequem, dass ich mir jetzt (probeweise) bei Qobuz ein Abo bestellt habe 🙈
Moderne Dekadenz 😊
Grüße
Rincewind

Hallo zusammen.
Die Auswahlsongs zum Probehören kann ich diesmal durchaus begrüßen. Ich kann auch noch über den Standard hinwegsehen. Aber Angus hat vielleicht eine markante Stimme, ich würde sagen, dass er das Singen eher Brian Johnson überlassen sollte. Dann erkennt man es auch als AC/DC. 😉 Er hätte nur besser auf seine markante Stimme achten sollen, Zenit überschritten.

Diese Vollaktiv-Sets mit All Inclusice Elektronik werden immer interessanter. Mir fehlen nur aktuell die Argumente dafür…

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