4. Februar 2024

VollAry SB 18 – der gewonnene Hürdenlauf

Autor: Udo Wohlgemuth

Es gibt Dinge, die kannst du nicht ändern. Also lässt du sie so, wie sie sind. Es gibt aber auch Dinge, die nagen trotzdem an dir und du willst dann doch eine Lösung finden. So ging es mir mal wieder, nachdem ich die Ary SB 18 hier im Magazin vorgestellt hatte. Eigentlich war es nicht mein höchstes Ziel, eine per DSP “über Alles” verfeinerte Fassung einer passiv beweichten Box zu präsentieren. Es musste doch auch möglich sein, den Up2Stream Plate Amp als Zweiwege-Einheit für nur eine Box zu programmieren. Immerhin erlaubt das Modul eine beliebige Filterung auf dem rechten und linken Kanal. Wenn ich nun “rechts” auf den Bass und “links” auf den Hochtöner lege, ergibt das eine perfekte Zweiweg-Weiche. Die Zweige können “zwischendurch” noch durch weitere Filter-Elemente bearbeitet werden. Mit dieser Idee war ich nicht lang schwanger, ich gebar die aktive SB 18 quasi über Nacht. Ein kleines Hindernis musste ich allerdings überspringen. Mein Messsignal musste ich aus Clios Monoausgang auf rechts und links legen. Das klappte mit einem Stereoadapter 3,5 mm Klinke auf Stereo-Cinch, auf der einen Seite des Verbindungskabels und einem Cinch-Splitter auf der anderen.

Naja, es gab etwas viel an Kabelsalat mit Besteck, aber es funktionierte. Und gut maß sich, was sich bei den ersten Hörtests mit der Testbox ebenso gut anhörte. Also schnell die 2. Box aufgebaut, den 2. Amp programmiert und alles zum Stereo-Hören in den Laden gestellt. Oh, da ist wohl eine Seite verpolt, der Klang löst sich nicht von den Boxen, niemand singt in der Mitte. Kann eigentlich nicht sein, trotzdem umgepolt. Kaum ein Unterschied. Das kann erst recht nicht sein! Genauer hingehört. Ein Kanal kommt minimal verzögert zum Ohr und bildet eher ein Echo statt des 2. Kanals. Beim Youtube-Video dauert es im Paarungs-Modul (ein Modul ist Master, das andere Slave) fast drei Sekunden, bis der Ton dem Bild folgt. Das geht ja gar nicht, Genuss ist anders. Ohne Pairing ist aber nur ein Kanal tätig, weder PC noch Bluetooth erlauben zwei gleichberechtigte Empfänger. Gut nur, dass wenigstens durch die “über Alles”-Glättung eine wirksame Korrektur des Frequenzgangs möglich war. So konnte ich die passiv beweichte Ary SB 18 mit allen weiteren Vorzügen des Arylic-Verstärkers und den zugehörigen Bauplänen guten Gewissens veröffentlichen. Richtiges Zweiwege aktiv wär mit Hypex möglich, aber da sind mir die Preise für Chassis und Amps zu weit auseinander. Klassischer Fehlstart.

Nun hatte ich aber auch den Up2Stream Amp Stereo herumliegen, den ich in Mono für die SB26Subs programmiert hatte. Neugier ist eine starke Triebfeder, die auch mich manchmal voranschiebt. Da der Versuch, mit ihnen eine richtige Aktivierung ohne passive Bauteile zu erfinden, schlimmstenfalls schief gehen konnte, kehrte ich mit neuer Motivation zurück zum Startplatz.

Wie gewohnt wurde auf dem einen Rechner mittel Workbench und USB-Anschluss programmiert und auf dem anderen mit Clio gemessen. Vereinfacht wurde das Zusammenführen der beiden Stereokanäle am Amp durch einen Adapter von Mono-Cinch auf Mono-Klinke, der rechts und links mit dem gleichen Stimulus anregte. Das nahm die erste Hürde viel eleganter als im abgebrochenen Versuch und machte den Lauf schon am Anfang wesentlich geschmeidiger. Selbstverständlich liegen dem Bausatz-Set zwei der Adapter bei.

Nach Ausbau der Weiche schraubte ich den Verstärker außen auf die Rückwand oberhalb des Terminals, dem ich mit zwei Bananenbuchsen einen zweiten Zugang zu den Chassis gelegt hatte. So konnten Bass und Hochtöner getrennt mit der Außenwelt verbunden werden. Hierbei halfen mir die besten Bananenstecker, die ich jemals in der Hand hatte. Ein Mitarbeiter von Wago hatte mir vor Kurzem ein paar Muster geschickt, nachdem wir uns nach einer privaten Hörprobe über seine Idee für ein neues Produkt unterhalten hatten. Kein Löten, kein Schrauben und auch kein Überziehen einer Schutzhülle hielt mich auf. Nacktes Kabel rein, Federklemme losgelassen, fertig.

Routiniert durch fleißiges Training überwand ich die folgenden Hürden bestehend aus der bauteillosen Programmierung der SB 18-Zweige recht schnell. Hier die Zeitlupe von Amplitude, Winkel, Klirr für 90 dB und Zweig-/ Summe.

Da sich auch die 2. Box identisch maß, ging es zügig mit einem kleinen Zwischenspurt bis zur nächsten Hürde weiter. Zum Hörtest schloss ich die aktiven SB 18 per Cinch im Laden direkt am CD-Player an. Sänger in der Mitte, ortbare Musiker auf breiter, tiefer Bühne, tonal ohne Makel mit der angenehmen “Schönspiel-“Attitude der passiven Version.

Etwas umständlich war die Regelung der Lautstärke. Dafür musste ich die 4Stream-App auf meinem Tablet bemühen, mit der ich beide Amps nacheinander auf den gewünschten Pegel bringen musste. Ärgerlich dabei, dass nahezu jede CD eine Anpassung verlangte und andere Quellen nur durch Umstecken der Cinchkabel mit der Boxen verbunden werden konnten. Kleiner Durchhänger wegen leichter Magenkrämpfe.

Frische Kraft gewann ich, als ich mich an den neuen Arylic Vorverstärker erinnerte. Er heißt BP 50 und hat jede Menge Bedienkomfort, das machte die Beine augenblicklich wieder schnell.

Die DSP-Weiche der Up2Stream Amps durfte bleiben, ebenso die Anschlussart Mono-Cinch. Am BP 50 steckte ich das Kabel in die zuständigen Ausgangsbuchsen, den CD-Player in den Eingang, wählte bei allen verstärkenden Komponenten “Line in” und hatte die Pegelregelung mit der zum Lieferumfang gehörenden Fernbedienung in der Hand. Das räumte alle weiteren Hindernisse aus dem Weg und der Endspurt konnte beginnen. Ich empfand das nicht wirklich als unfair, auch wenn es mir einen gehörigen Vorteil verschaffte. Doch nicht nur den CD-Player konnte ich verbinden. Die Fülle an Eingängen lässt fast keine Wünsche offen.

Ja, richtig gesehen. Da steht Phono und der Eingang ist sogar über die App “Go Control” zwischen MM und MC umschaltbar. Ich gebe zu, dass ich meinen Plattenspieler nicht angeschlossen habe, um die Qualität zu testen. Garantiert wird sie jedoch ausreichen, wenn audiophil nicht die höchste Priorität ist. Den Fernseher kann man per HDMI oder optisch mit dem BP 50 koppeln, für die Weitergabe des Signals an meine Hypexe gibt es den SPDIF-Ausgang. Beim kurzen Funktionstest konnte ich keinen klanglichen Mangel bemängeln. Nicht vorhanden ist der Netzwerk-Anschluss über Kabel oder WLAN und die direkte Verbindung zu Streaming-Diensten und Radiosendern. Die erreicht man aber über das Smartphone und Bluetooth. Damit die Fernbedienung nicht gleichzeitig ungewollt die Amps steuert, habe ich deren IR-Empfänger mit einer schwarzen Kappe abgedeckt.

Neben der Fernbedienung kann der Vorverstärker auch über die schon genannte App gesteuert werden, wenn in Smartphone oder Tablet Bluetooth aktiviert ist, wird nach einer unnötigen Aufforderung zur Anmeldung in einem Konto für was auch immer und dem Klick auf “Überspringen” die Auswahl BP50 gefunden.

In der App befinden sich ein paar Klangeinstellungen, von denen die Beeinflussung von Bass, Mitten und Höhen sich selbst erklärt.

Mehr zur Sache gehen die Verbiegungen nach Sparte. Klassik, Rock und Jazz erzeugen recht ähnliche Badewannen.

Dagegen betonen Pop und Gesang die Mitten, aber auch eigene Geschmacksrichtungen können beliebig eingestellt werden. Die von mir eingestellte Version würde ich niemandem nahelegen.

In Go Control konnte ich aber auch jeweils die beiden Up2Stream Amps auswählen und bedienen. Dass sich der BP 50 auch noch mit der Workbench einrichten lässt, sei nur am Rande erwähnt. Es spielt für die VollAry SB 18 – so sei ihr Name – keine Rolle. Die Up2Stream Amps liefern wir mit den aufgeladenen DSP-Weichen, die Stecker und Kabel können als Option mitbestellt werden und so packen wir ein “Sorgefrei”-Paket, bei dem nach dem Boxenbau nur noch ein paar Strippen gezogen werden müssen. Statt des normalen Terminals legen wir eines für Biwiring in den Karton, da freut sich der Nachbauer. Allerdings muss er den Ausschnitt innen auf 80 mm und außen auf 110 mm erweitern.

Für alle, die sich das Strippenziehen nicht zutrauen, hat der BP 50 ein weiteres Feature parat, das oben in der Bausatz-Vorstellung noch fehlte: Der Vorverstärker kann sich mit zwei Bluetooth-Empfängern paaren. Dafür müssen lediglich die Amps auf BT geswitcht werden. Nach wenigen Sekunden kommt dort das Musiksignal an, nachdem es ein paar Meter durch die Luft geflogen ist. Ich mache aber keinen Hehl daraus, Strom durch Kabel klingt besser.

Na klar, dass diese Frage nun gestellt wird. Landet man mit der VollAry SB 18 im siebten, audiophilen Himmel? Die ehrliche Antwort ist natürlich: Nein, man schafft nur Wolke 5. Doch auch von dort kann man entspannt auf alles niederschauen, was bei weit höherem Preis nur Wolke 3 erklommen hat.

Udo Wohlgemuth

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Moin zusammen,
habe meine alten SB18 mit dem Update gepimpt, da mir gerade eh ein Verstärker fehlte. Ehrlich gesagt schaute ich am Anfang etwas skeptisch auf die kleinen Platinchen aus dem Paket (bin eher Alteisen gewohnt 🙄), aber der Sound – was der kleine Vorverstärker mit den beiden kleinen Platinen und der SB18 an Sound fabriziert ist schon echt der Burner 😍. Dazu die umfangreichen Anschlussmöglichkeiten – klare Empfehlung!

Also einen lieben Gruß 🙋‍♂️ von Wolke 5
Olaf

Wert sicherlich 😉. Ich schau mal, dass ich eine Doku hinbekomme, wenn ich die Platinen in hübschen Kästchen versenke.

Schön dass deine Idee geglückt ist Udo
Ich bin auf das zukünftige passiv vs aktiv SB18 gespannt 😀

Eine vollaktive, DSP gesteuerte SB18 und dazu noch der moderne Bedienkomfort: App-Steuerung, Streaming-Dienste am Bord. Sozusagen Eierlegendewollmichsau.
Ok, Arylic ist nicht Hypex – doch ist das Gesamtpaket für den aufgerufenen Preis ziemlicher Knaller.
Bliebe nur noch eine Frage zu klären: Warum das Rätsel “Finde den Unterschied” in 7 Bildern?
Viele Grüße
Rincewind

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