„Ich möchte Ihnen einen Job anbieten. Wir zwei wären ein tolles Team, Snake“, sagt Lee Van Cleef zu Kurt Russel am Ende des Film „Die Klapperschlange“. „Mein Name ist Plissken“ ist die kurz angebundene Antwort Kurt Russels auf die Worte von Van Cleef.
Nachdem ich bereits einige Zeit Musik mit der SB 23/3 gehört habe, wollte ich einen weiteren SB-Lautsprecher bauen, der mir noch etwas mehr die Feinheiten meiner Musik ans Ohr liefert. Mein Musikgeschmack liegt überwiegend bei Metal-Richtungen wie Thrash- und Deathmetal (ja, es gibt auch hier hervorragende Aufnahmen), Stoner Rock sowie klassischer Musik. Da ich die CERAM 85 in Nordhausen 2022 im Vergleich mit mehreren anderen ADW- Lautsprechern und meinen eigenen SB 23/3 gehört habe, fiel meine Wahl auf sie.
Breit und zweiteilig bauen passt am besten zu meiner heimischen Aufstellsituation. Nachdem also die Volumen für Bassgehäuse und Oberteile in einer Zeichnung untergebracht waren, ging es ans Bestellen von Holz. Bei den Materialstärken habe ich wie bei der SB 23/3 meinen Wunsch nach Stabilität umgesetzt, ich nutze wieder eine Schallwand von 29mm (21mm Multiplex plus eine aufgeklebte 8mm Multiplexplatte). Die Rückwand misst 21mm, während die Seitenteile und Boden und Deckel 18mm messen. Zum Verkleben der Bass-Gehäuse verwendete ich dort, wo es keiner sehen würde, Schrauben um das Holz perfekt miteinander zu verbinden (konkret bei der Schallwand mit Seitenteilen, Deckel und Boden) und benutzte an allen anderen Klebestellen zwei 90° Haltewinkel zum perfekten Ausrichten der Bretter. Danach wurde die 8mm-Platte aufgeklebt, die Kanten mit der Oberfräse und einem Bündigfräser nachgefahren und die Flächen mit dem Exzenterschleifer geschliffen. Im Inneren klebte ich die Versteifungen wieder so ein, wie ich es schon bei meiner SB 23/3 gemacht hatte. Der obere Durchlass ist etwas größer als die Membranfläche des Basses.
Furnieren wollte ich die gesamte CERAM 85 ursprünglich mit Indischem Apfel/Tineo. Ich presste das Furnier zunächst wieder mit einer Siebdruckplatte (darauf einem dünnen Schaumstoff) und Schraubzwingen auf. Während das bei den Oberteilen noch gut funktionierte, hat es leider bei den großen Flächen des Bassgehäuses nicht geklappt. Das Furnier zeigte nach dem Entfernen der Druckplatte einige unschöne Wellen und durfte so nicht bleiben. Also abschleifen.
Etwas frustriert begab ich mich also wieder auf Furniersuche und fand das ANACONDA-Furnier von SARAIFO. Hier kam dann sofort der Gedanke: wenn ich das draufklebe, heissen die Lautsprecher nur noch „Plissken“.
Das ANACONDA-Furnier gefällt mir sehr gut in Kombination mit den weißen Chassis der CERAM. Das Furnier habe ich dann aufgebügelt, da das wesentlich schneller geht als das Pressen mit Druckplatte. Nach Trocknung des Leims habe ich die Überstände des Furniers mit Oberfräse und Bündigfräser, dessen Kugellager ich mit einer Lage Isolierband umklebt habe, weggefräst. Durch die Lage Isolierband verblieb mir ein minimaler Überstand des Furniers, den ich dann von Hand weggeschliffen habe. Das Entfernen der Überstände mit der Oberfräse und einem scharfen Bündigfräser ist für mich der Königsweg, von dem ich nicht mehr abweichen werde. Nichts geht schneller.
Nachdem das Furnier aufgebracht war, wurde es mit dem Exzenterschleifer (und wo zu riskant, von Hand) zuerst kurz mit 100er Körnung und dann noch mit 320er Körnung geschliffen. Das war mir erstmal ausreichend glatt und nun wurde das Furnier mit Osmo Hartwachsöl farblos matt eingelassen. Der Auftrag des Öls erfolgte mit einem Lappen. Sobald eine Fläche mit dem Öl getränkt war, habe ich den Überschuss sofort mit einem weiteren Lappen abgewischt. Der erste Auftrag durfte eine Woche härten, dann gab es nach einem weiteren Schliff mit 180er und 320er Körnung noch einen zweiten Auftrag.
Der Weicheneinbau erfolgte im Bassgehäuse fernab des Chassis. Das Brett mit den Bauteilen ist mit Schrauben befestigt.
Wie bisher meine SB 23/3 laufen die CERAM 85 nun schon einige Zeit im Wechsel an einem von Grund auf überholten SABA MI 212 oder an einem teilrevidierten SABA 9260. Als CD-Spieler dient ein ARCAM DV27.
Die CERAM 85 spielen angenehm detailiert und haben auch einen etwas anderen Charakter des Basses als die Chassis der SB 23/3. Sie sind von der Auflösung her der Schritt nach vorne, den ich mir für meine Musik vorgestellt habe und als „Metal-Hörer“ kann ich sie für diese Musikrichtung klar empfehlen.
Jetzt muss ich nur noch die bereits gekaufte BelAir 73 bzw. Lady zusammenbauen, dann habe ich mich durch die Charaktere von Udo`s SB Acoustics-Lautsprechern hindurchgebaut.
Peter
Zur Ceram 85 im Online-Shop
Hallo Peter,
ein Eyecatcher, das Furnier, auf jeden Fall. Da braucht man Mut, warum nicht, da wo es hinpasst, auf jeden Fall.
Alle Weichen im Bassmodul und dann die Kabel extern zu den MT/HT Boxen gelegt. Eine gängige Lösung, im Bassmodul ist Platz ohne Ende für die Weichen. Auf den Fotos kann man es nur erahnen, solltest du einmal die Holzbrettchen mit den Weichenbauteilen heraus nehmen wollen kommst du da noch an die Befestigungsschrauben heran? Mit dem entsprechenden Werkzeug?
Für mich sehr bemerkenswert ist der Tipp beim Kopierfräser mit dem Isolierband um das Kugellager.
Ja genau, da bleibt ein definierter, dünner Rand (Dicke des Isolierbandes) der Fräskontur stehen. Genial, das ist einfach, preiswert und maßhaltig. Also das habe ich mir sofort gemerkt, danke für solch einen Tipp.
Und die Keramikchassis. Modernste Chassis, leichte, stocksteife Membranen mit einem sehr guten P/L Verhältnis. Sie zeichnen sehr fein, wie du schreibst. Bluesklasse.
Na ja, und das für die alten Hasen hier,
“hindurchgebaut” ist die Normalität bei so vielen. 😉
VG noch ein Peter AKA Rundmacher
Hallo Peter,
zu deiner Frage, ob man in dem Gehäuse noch an die Schrauben der Frequenzweichen herankommt: ja, du kommst mit einen Torx-Schraubendreher sehr gut an die Schrauben heran. Die am unteren Versteifungsbrett liegenden Schrauben muss man zwar eher erfühlen als dass man sie sieht, aber wenn der Schraubendreher sitzt, sind die Schrauben schnell gelöst.
Viele Grüße
Peter
Hallo Peter,
ich habe tatsächlich die Oberteile schon damals bei meinen SB 23/3 und später bei der Ceram 85 mittig stehend auf den Unterteilen plaziert und seitlich stehend und minimal eingewinkelt. Ich höre mit den seitlich stehenden und minimal eingewinkelten Oberteilen lieber.
Gruß
Peter
Hallo Peter,
Coole Lautsprecher hast Du da gebaut. Das Furnier ist ja voll der psychedelische Wahnsinn!
Wenn Du die Oberteile so aus der Achse verschoben hast, ist da ein Unterschied zum mittigen Betrieb zu hören?
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Ceram-Chassis schon besser für härtere Musikstile sind.
Optisch liegen mir dunkle Membranen mehr. Aber ist ja alles Geschmacksache.
Ich wünsche Dir viel Spass beim Musikhören.
Servus
Peter
Hallo Peter,
ich habe tatsächlich die Oberteile schon damals bei meinen SB 23/3 und später bei der Ceram 85 mittig stehend auf den Unterteilen plaziert und seitlich stehend und minimal eingewinkelt. Ich höre mit den seitlich stehenden und minimal eingewinkelten Oberteilen lieber.
Gruß
Peter