14. November 2021

SB 12 ACL – ein Erfahrungs- und Baubericht

Autor: Stephan Eckert

Musik habe ich schon immer viel gehört. Als Kind und Jugendlicher im Radio und von Platte. Nach der Wende hat die CD dann auch im Osten die Platte abgelöst. Noch eine Dekade später habe ich dann nur noch Radio gehört. Musik lief jetzt nur noch nebenbei. Irgendwie ergab es sich so.

Weihnachten 2019. Meine Frau und mein Sohn haben mich überrascht und mir unter den Tannenbaum ein paar Schallplatten gelegt.  Plötzlich war sie wieder da. Die Lust am Musik hören. Schnell merkte ich, dass unser 5.1-Lautsprechersystem nicht zum Musik hören taugt.

Also habe ich im Netz gestöbert. Oh Mann, Lautsprecher können ganz schön teuer sein. Und welche taugen jetzt was? Weiter in diversen Foren gesucht. Da waren sie, die Selbstbauer. Boxen selber bauen? – Ja warum eigentlich nicht? Also weiter gestöbert.

Irgendwann bin ich über den Spruch gestolpert: „Wer sich ernsthaft mit dem Selbstbau guter Lautsprecher auseinandersetzt, kommt um Udo Wohlgemuth nicht herum.“ So bin ich hier auf dieser Seite gelandet. Im Forum gelesen und im Shop Lautsprecher angeschaut, welche Lautsprecher könnten mir denn gefallen? Meine Frau sagte nur, sie dürfen nicht so groß sein und sie müssen weiß werden. So fiel letztlich meine Wahl auf die SB 12  ACL. Also habe ich bei Udo zwei Techniksätze und die Schallwände bestellt

und ein paar Tage später brachte der freundliche Postbote die Pakete vorbei.

Da ich bisher noch überhaupt keine Ahnung vom Lautsprecherbau hatte, wollte ich den Bauvorschlag von der Shopseite eins zu eins nachbauen. Im Baumarkt habe ich MDF auf Maß sägen lassen und zusätzlich den Rest einer Sperrholzrestplatte mitgenommen. Das Sperrholz war für die Weichen vorgesehen.

Da der Aufbau der Boxen hier schon öfter dokumentiert wurde, verzichte ich auf eine genauere Beschreibung meiner Klebearbeiten. Es ist tatsächlich nicht schwer, diese „Kisten“ zusammen zu leimen. Man braucht halt etwas Platz und ein paar Zwingen oder Spanngurte.

Zuerst habe ich die Seiten auf die Rückwand geleimt und dann die Trennbretter eingesetzt. Oh Mann, da hättest du ja ein wenig genauer arbeiten können. Die Zwingen haben die Bretter beim Trocknen verschoben. Nur um ein kleines bisschen, aber halt verschoben. Na gut, dann muss das nachher geschliffen werden. Was das aber für eine Arbeit wird, hätte ich nicht gedacht. Passiert mir bei meinen nächsten Boxen nicht noch einmal, so mein Plan.

Nachdem ich den Ausschnitt für das Terminal fertig hatte, habe ich mich um die Weichen gekümmert. Also erst einmal die Bauteile nach Udo`s Plan auf das Sperrholz gelegt. Die Innenmaße der Boxen ergaben die größtmögliche Dimension der Weichenplatine, denn die Spulen wollen einem möglichst großen Abstand voneinander. Nachdem das Weichenlayout und somit die Größe der Platte feststanden, habe ich die Platten für die Weichen und noch zusätzlich 10 kleine Klötzchen als Abstandshalter zurechtgeschnitten. Dann wurden die Anschlussdrähte der Bauelemente zurecht gebogen, erneut an ihre Position gelegt, die Löcher angezeichnet und gebohrt. Anschließend wurden die Anschlussdrähte der Bauelemente durch die Platine gesteckt, umgebogen, alles noch einmal auf seine Richtigkeit kontrolliert und verlötet. Der Elektriker in mir wollte das so haben.

Mittlerweile verstehe ich, warum Udo die freie Verdrahtung bevorzugt. Wenn bei mir jetzt ein Bauteil kaputt geht, kann ich eine komplett neue Box bauen. Ach ja, die Weiche wurde mit kleinen Edelstahlschrauben auf die Rückwand geschraubt.

Jetzt noch schnell die Schallwand aufgeleimt und an eine alte Pioneer-Stereoanlage angeschlossen. Lautstärkeregler auf 0 und eine Schallplatte aufgelegt. Joe Dolce mit „Shaddap You Face“ lief. Ganz vorsichtig am Volume-Regler gedreht. Ich wollte ja nicht die Chassis zerstören, falls ich etwas falsch zusammen gebaut hätte. Was ich da hörte! So klare Höhen, knackige Bässe und eine Räumlichkeit… wow! Das war ich von den alten Lautsprechern nicht gewohnt.

Da standen sie also, meine SB 12. Im Rohbau. Und wussten mich zu verzaubern. Bevor ich weiterbaute, musste ich erst weiter hören. Queen, Phil Collins, weiter mit Max Raabe, Tina Turner und Depeche Mode. Zu Anfang waren die Bässe noch dezent, mit jeder Woche wurden sie fülliger, blieben aber knackig. Für mich sind sie genau richtig.

Monate später. Ich habe ich es geschafft, die Lautsprecher aufzuhübschen, sie wurden gespachtelt, geschliffen, gespachtelt, wieder geschliffen und…geschliffen. Oh man, hat das noch ein Ende? Tja, so ist das. Genau arbeiten zahlt sich eben doch aus! Und dann wurden sie foliert. Weiß, wie meine Frau es wollte, sind sie geworden. Ich muss sagen, so passen sie tatsächlich auch gut in unser Wohnzimmer.

Mittlerweile haben wir unser Wohnzimmer umgestellt. Jetzt stehen sie an Ihrem endgültigen Platz. Und obwohl einer der Lautsprecher maximal-suboptimal steht (beim rechten „pustet“ die Bassreflexöffnung genau auf die Couch), begeistern sie mich immer wieder.

Zurückblickend kann ich sagen, ich hatte viel Spaß beim Bau der Lautsprecher und habe viel gelernt. Aber ich habe jetzt noch mehr Spaß. Musik läuft nun nicht mehr nur so nebenbei, ich höre jetzt wieder bewusst Musik. Und eines weiß ich. Ich werde ganz sicher weitere Lautsprecher bauen.

Bedanken möchte ich mich bei meiner Frau für die Geduld während der Bauphase, bei Udo, der aufkommende Fragen in „Lichtgeschwindigkeit“ beantwortet hat, und bei euch Usern, die ihr mir die Angst vor dem Selbstbau genommen habt.

Ecki1969

Zur SB 12 ACL im Online-Shop

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N’Abend,

die SB12 ACL waren mein Erstlingswerk und Einstieg in den Lautsprecherbau. Schülzken hatte damals welche gebaut für seine Frau und mich spontan zu sich eingeladen, da wollte ich die direkt auch.
Zuvor werkelten bei mir Kreationen von Logitrööt oder satanisches aus Berlin, mit der SB12 ACL hatte ich das erste Mal den Eindruck, dass ein Lautsprecher nicht nur dazu da ist, irgendwelche Geräusche von sich zu geben.

Und auch, wenn hier mittlerweile die Granduetta spielt, so ein Erstlingswerk behält man in liebevoller Erinnerung und ich habe das Paar immer noch. Zwischendrin hat es sogar ein neues Kleid bekommen, von Birke MPX nach Buche MPX. Die tun ihr Werk am Fernseher und sind da perfekt, da so eine flache Kiste zur Bildwidergabe mit “Lautsprechern”, die dann nach hinten raus auf die Wand quäken, klingt wie ein Laternenpfahl ganz unten schmeckt…. Leider läuft die Flimmerkiste hier nur selten, weil da nix drin läuft, was mich interessiert. Wenn ein Konzert läuft, dann zeigen die SB12 ACL, dass Fernsehton sogar musikalisch sein kann.

Gruß,
-Sparky

Moin Ecki,

einen tollen Speaker hast du dir da als Erstlingswerk herausgesucht. Hab ihn selber auch schon gebaut, daher kann ich deinen Oha-Moment nachvollziehen. Und mit klassischer Farbgebung ist nie etwas verkehrt gemacht. Respekt und viel Spaß damit.
Lediglich die Brüllwürfel sind in der Bucht und mithin in einem anderen Zuhause besser aufgehoben, du kennst ja jetzt den Wert von DIY.

Grüße Enrico

Da stimme ich zu. Und hier kann ja wunderbar mit SB24 als Center und SB12 (ohne oder mit ACL, je nach Aufstellort) zum Heimkino erweitert werden..
Die SB-Klasse ist wirklich ein würdiger Einstieg in die ADW-Welt. Man merkt direkt, wovon hier immer alle reden.

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