10. März 2024

Der doppelte Monti – Part 2

Autor: Monti

Fünf Tage vor Weihnachten 2019, der Geschirrspüler gibt den Geist auf. Murphys Law. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und es war der Startschuss, die mittlerweile 27 Jahre alte Küche zu modernisieren. Vorher hatte ich schon in einigen Schränken das marode Innenleben inkl. Schubladen getauscht und die alten Fronten davorgesetzt. Mit Fertigstellung der Küche im September 2020 kam der Wunsch auf, vielleicht auch in der Küche das inzwischen in die Jahre gekommene Radio gegen was Anständiges zu tauschen…

Wer glaubt, diese Einleitung schon zu kennen, irrt sich nicht. Doch wo ein doppelter Monti draufsteht, darf auch der Aufmacher doppelt zu sehen sein. Mit ihm beginnt nun folgerichtig der 2. Teil von Montis SB-Leben.

Anderthalb Jahre später…
Im Keller liegt immer noch ein halbvoller Karton von Udo mit einem Pärchen SB 15. Herbstferien und eine Woche Urlaub. Irgendwo im Haus steht immer noch eine kleine Platte MDF für die Gehäuse. Hmm, schaffe ich es die Tauchsäge zu eichen, damit sie echte 45 Grad schneidet? Der Plan: Ich lasse es, gehe wieder in den Baumarkt und ordere passende Zuschnitte in 18 mm MPX. Bei stumpfer Verleimung verspreche ich mir, dass sich beim furnierten Gehäuse die Stoßkanten später nicht durchdrücken. Im Baumarkt dann die Ernüchterung: Es gibt nur noch einen kleinen Rest MPX, der könnte reichen. Der freundliche und kompetente Mitarbeiter am Zuschnitt: „Warte mal…“, rechne, rechne, rechne: der Zuschnitt für das bisschen Holz kostet über 70,- €. Autsch. Das für diese kleinen Kompaktboxen. Die Rohstoffkosten sind wohl immer noch astronomisch. Dann das zweite „Warte mal…“, rechne, rechne, rechne. „Okay, ist nur noch ein Reststück, kann ich Dir für den EK geben, sind 35 €, okay?“ Jepp, Deal! Und der Mann ist echt gut, der kann die Plattensäge bedienen, denn die Zuschnitte passen auch diese Mal wieder auf den Millimeter. Da hätte ich mir das leichte Übermaß für die Oberfräse vielleicht sparen können. Aber man weiß ja vorher nicht, wer heute an der Säge steht und ob er einen guten Tag hat.

Zu Hause angekommen habe ich bei der Probestellung festgestellt, dass der Kollege die Schallwände nicht gesägt bzw. vergessen hat. Naja, beim halben Preis für das Holz wollte ich mich jetzt nicht beschweren gehen. Also habe ich die Rückwände kurzerhand um das Maß des Reflexschlitzes an der Kappsäge gekürzt und aus der noch vorhanden MDF-Platte im Keller zwei neue Rückwände geschnitten. Vor dem Zusammenleimen habe ich die Reflexschlitze schon mal furniert, das wird hinterher nix mehr. Der restliche Zusammenbau war wieder unspektakulär.

Kein Projekt ohne Missgeschicke: In alter Gewohnheit hatte ich die Zuschnitte an den Außenkanten zwei Millimeter größer geordert, um den Überstand hinterher wieder mit der Oberfräse abzunehmen. Das hat auch den Vorteil, dass man beim Zusammenleimen entsprechende Toleranzen hat. An einer Stelle ist mir die Fräse leider gekippt und es gab eine Scharte, die ich hinterher mit einem Gemisch aus Leim und Sägespänen ausgebessert habe. Kein großes Problem, denn auch diese Lautsprecher wollte ich ja auch außen wieder furnieren.

Aufgrund der guten Erfahrung mit SaRaiFo fiel die Entscheidung für das hoffentlich zu den Holzelementen in der neuen Küche passende Mebala Furnier braun gestreift. Mit einer kleinen Rolle wird der Holzleim auf das mit Überstand zugeschnittene Furnier und Gehäuse verteilt, ca. 30 Minuten antrocknen lassen, bis der Leimauftrag leicht glasig wird und dann wird mit dem heißen Bügeleisen aufgebügelt. Zuerst die Rückwand, als nächstes Deckel und Boden, dann die Seitenwände und zum Schluss die Schallwand. Da ich kein Bastelbügeleisen besitze, sondern für die Lautsprecher das gleiche wie für meine Hemden verwende, lege ich beim Furnieren immer ein Stück Backpapier dazwischen. Die Überstände des Furniers habe ich mit einer scharfen Dreieck-Feile abgenommen und anschließend die Kanten mit einem Schleifklotz gebrochen. Dabei ist mir leider an einer kleinen Stelle ein Stück Furnier ausgebrochen. Das ließe sich mit einem Stück Reparaturwachs reparieren, bei dem Konjunktiv ist es dann allerdings geblieben, obwohl ich ein entsprechendes Reparaturset für Möbel im Keller habe. Fällt nur auf, wenn man genau hinschaut.

Jetzt war es Zeit, die Ausschnitte für die Chassis und das Anschlussterminal zu fräsen. Routine hilft, es ist nicht das erste Paar und auf die Probefräsungen an einem alten Brett hatte ich keine Lust. Ist alles gut gegangen, die Chassis passen wie gewünscht. Kurz noch die kleinen Kistchen mit dem Excenterschleifer schleifen, dabei Vorsicht an den dünnen Stegen zwischen den Chassis, dass man nicht durch das Furnier schleift. Zwischendurch mit einem feuchten Lappen leicht wässern, damit sich die Fasern aufstellen und wieder abgeschliffen werden können. Diesmal habe ich bei 240er Papier Schluss gemacht, 400er fand ich übertrieben, außerdem hat das Furnier noch eine leichte Struktur, die mir gefallen hat.

Und auch hier erfolgte vor der Endmontage wieder die Oberflächenversiegelung mit transparentem Osmo Hartwachsöl. Man kann es nicht oft genug sagen/schreiben: Handschuhe aus Nitril sind Pflicht (Latex kann sich auflösen).

Der Lappen oder Schwamm sollte nach dem Auftrag (weitestgehend) luftdicht abgeschlossen werden, weil beim Trocknen soviel Wärme entstehen kann, dass das Arbeitsgerät zur kleinen Fackel mutieren könnte. Ich finde den Geruch nicht so lecker und mache diese Arbeiten immer unter freiem Himmel.

Zwischenzeitlich hatte ich die Frequenzweiche auf einem dünnen Brettchen aufgebaut. Da die Weiche auf das Reflexbrett in der Box kommt und nicht an die Rückwand, habe ich mir diesmal auch gespart, die größeren Spulen im Basszweig mit einem Kabelbinder zu sichern. Ich nehme immer den Heißkleber mit der starken Klebewirkung, mit dem klebe ich die fertige Frequenzweiche mit ein paar Tropfen auch immer in die Box.

Die Endmontage erfolgte dann wieder im Wohnzimmer und die ersten Klänge durften aus der großen Anlage kommen. Scheint alles richtig zu sein, nichts klingt falsch und die Musik löst sich toll von den Lautsprechern.

Zwischenzeitlich habe ich immer mal wieder geforscht, womit ich die neuen Küchenbewohner füttern kann, d.h. die Verstärker- und Zuspielerfrage war noch nicht geklärt. In meinem Pflichtenheft stand idealerweise Bluetooth, Airplay, Radio über FM, DAB und Internetradio und ggf. noch ein CD-Player. Nach Möglichkeit nur ein Gerät, möglichst klein und eine Luxus-high-end-Kiste muss es in der Küche auch nicht sein. Fündig geworden bin ich dann bei Marantz mit einem M-CR612.

Tiefbassorgien können die kleinen natürlich nicht, Taj Mahal mit „Strong Man Holler“ kommt trotzdem gut rüber. Okay, die Duetta im Wohnzimmer zeigt dann doch, was der 11-Zöller mehr kann.

Gestern habe ich beim Kochen Musik gehört. In meiner Playliste war zufällig Frankie Goes To Hollywood mit „Welcome To The Pleasuredome“. Spotify und die 80iger sind nicht zwangsweise ein Garant für audiophile Schwelgereien, es ist aber Musik, mit der ich aufgewachsen bin. Gut, dass der Auflauf gerade im Ofen war, so konnte ich entspannt die gut 13 Minuten auf dem Hocker vor der Anlage verweilen und andächtig lauschen.

Ziel erreicht, gute Musik in guter Qualität in der Küche ist jetzt auch gegeben. SB kann man machen! Als ich die Bausätze geordert hatte, gab es allerdings die BelAir noch nicht…

Ciao Chris

Zur SB 15 STC im Online-Shop
 

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Hallo Chris,

schön sind sie geworden, die Quergestreiften. Der Zuspieler ist natürlich aus dem oberen Regalfach, mehr als ausreichend.
Aber jetzt meine Frage, du schreibst etwas von Heißkleber mit hoher Klebekraft, gibt es da Unterschiede?
Ich hatte mal Klebesticks vom Ramschtisch, die hatten tatsächlich Langzeitprobleme mit den Schmelzklebestellen. Ich hatte dann neue Sticks von einem der Markenhersteller verwendet, alles i.O. 🙂
Ja, bei der Oberfräse bin ich sehr, sehr vorsichtig (und damit langsam…), ich fahre immer erst einmal mit stehendem Werkzeug die Bahnen ab um irgendwelche Kipppunkte zu ermitteln. Die Führungsschienen habe ich mir verlängert, da gibt es zum Glück viele Videos auf YT.

Viele Grüße
Rundmacher

Was das Kippen der Oberfräse angeht, habe ich mir ein schmales langes Brettchen unter die Oberfräse geschraubt. Da hat man eine große Auflagefläche auch an kleinen Flächen oder besonders an den Ecken.

Gruß Ralf

IMG_0750kl

Hallo Chris,

Tres chique! ich mag das Furnier sehr und insbesondere die horizontale Maserung steht den beiden Schönheiten ausgezeichnet.
Wie schneidest Du das Furnier mit der Dreiecksfeile? – ich habe auch SaRaiFo verwendet und bin damit glorreich gescheitert. Schließlich habe ich das Furnier mit dem Schleifklotz durchgeschliffen. Dabei muss man allerdings höllisch aufpassen, dass man steil genug schleift, sonst hat man ruck-zuck eine Fase und das MDF bzw MPX kommt durch.

Viele Grüße

Uwe

Last edited 1 Monat her by uel

Hallo Uwe
Ich benutze diese Säge
Ryoba Restauro 125 https://www.amazon.de/dp/B001Y50BTK?ref=ppx_pop_mob_ap_share
um den Überstand vom Furnier wegzunehmen. Manchmal beleibt noch ein kleiner Überstand, den ich dann wegschleife. Mit dieser Säge wird das Furnier auch nicht beschädigt, weil da keine Zähne überstehen. Habe ich bisher schon oft gemacht und es gab noch nie irgendein Problem.
Gruß Ralf

Hallo Ralf,

spannendes Werkzeug, danke für den Tipp.

Viele Grüße,
Uwe

Gerne 😊

Hallo Chris,
danke für die Beschreibung. Dann machst Du das mit der Feile ganz ähnlich wie ich mit dem Schleifklotz. Ich hatte versucht das mit der Kante der Feile quasi durchzusägen. Das hat nicht funktioniert.

Viele Grüße,
Uwe

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