Es ist eine alte Volksweisheit: Wer rastet, der rostet. Deshalb habe ich mir vor langer Zeit angewöhnt, meinen Körper jeden Morgen eine halbe Stunde lang zu verbiegen, damit er mich noch ein paar Jahre trägt. Doch auch meine Leser tragen ihren Teil dazu bei, mich aktiv zu halten. In Mails und Telefonaten konfrontieren sie mich regelmäßig mit meinen Versäumnissen bei der Bausatz-Entwicklung. U_Dos, CineBels, Chorusse oder auch BelAirs für die Wand haben wir bisher nur wenig bis gar nicht, in der Ary-Reihe gibt es noch viel zu tun, Erweiterungen und Fortsetzungen stehen in allen Bausatzreihen an.
Priorität hatten aber erst einmal die Fragen nach Eton aktiv, die seit Erscheinen der „Next Generation“ immer wieder Thema waren. Und um ganz ehrlich zu sein: Das war die Aktivität, die den geringsten Aufwand erforderte. Die Gehäuse waren fertig, alle Chassis eingeschraubt und die passiven Weichen hatte ich in weiser Voraussicht extern angesteckt. Daher mussten nur die Bananas aus den Terminals gezogen werden und die Kabel der Aktivmodule deren Platz einnehmen. Also hievte ich die Duetta Top NG auf den Messthron und verband sie mit dem Zweiwege-Modul Hypex FA 122. Das Messsignal kam von Clio, dessen Steuerung übernahm die HFD5.
Was nun folgte, war wenig spektakulär. Bass und Hochtöner wurden in der Box gemessen und Stück für Stück mittels DSP unter verschiedenen Winkeln auf den optimalen Frequenzgang eingestellt. Ein paar Takte wohlbekannter Testmusik offenbarten, wo dessen Glätte der Musik den Zauber nahm, daran wurde nachgearbeitet. Nein, es ist nicht einzig und allein der perfekt gerade Schrieb, der jedem Ohr gefällt. Den zu erzeugen ist mit 15 Filtern pro Zweig eher einfach, ein DSP ist ein mächtiges Werkzeug. Heraus kommt meist ein charakterloser Lautsprecher, der zwar tonal alles richtig macht, aber mangels Betonung niemanden wirklich mitreißt. Und so ist es oft besser, den einen Buckel etwas weniger, den anderen etwas mehr abzuschwächen. Was am besten gefällt, entscheidet am Ende eh das Ohr. Und dabei spielt natürlich auch die Qualität der Chassis eine wesentliche Rolle. In einen billigen Treiber wird der Konstrukteur nicht genug Zeit investieren, um sein gesamtes Wissen einzubringen und einen Überflieger daraus zu erschaffen. Er macht ihn so gut, wie es der Anwendungszweck verlangt. Anders ist es in der Premiumklasse. Hier wird entworfen, gehört, diese Tinktur aufgebracht und auch mal jene und wieder gehört. Einem Satz von Philipp Vavron, seinerzeit Chassis-Entwickler bei Eton, kann ich nur vehement zustimmen: “ … und wenn es nicht mehr klingt, bau ich es zurück – auch wenn es sich besser gemessen hat.“
Genug abgeschweift, betrachten wir die Diagramme der Duetta Top NG aktiv.
Um diese doch sehr augenfreundlichen Schriebe auf den Rechner zu bekommen, waren nur wenige Filterungen in der Hypex-Software nötig.
Den 7-212 Hex schützte ich mit einem Hochpass 4. Ordnung vor tieffrequentem Infraschall, der besonders bei nicht ganz korrekt justiertem Tonabnehmer des Plattenspielers – ein durchaus denkbarer Zuspieler für die Duetta Top NG – die Membran heftig auslenkt. Früher war solch ein Filter in jedem Verstärker integriert, „Subsonic“ oder „Rumpel“ war unter dem Druckknopf zu lesen. Eine Bafflestep-Korrektur, ein Tiefpass 2. Ordnung und eine Absenkung der Membranresonanz bei 3,4 kHz vervollständigen die Korrektur-Schaltung.
Der ER4 bekam einen Hochpass 2. Ordnung, zwei Resonanz-„Absorber“ und ein leichtes Shelf, das vom Ohr während der Anpassungsarbeit gefordert wurde.
Eine Bauzeichnung der Duetta Top NG aktiv wurde natürlich wieder mit Freecad gemalt.
Für das FA 122 wurde eine Trennwand in das äußerlich unveränderte Gehäuse eingezogen, damit der Bass nicht durch die Belüftungsschlitze eine zusätzliche Reflexöffnung zum 6 cm langen HP 50 „sieht“. Zwei Matten Dämmwatte (je 40 x 40 cm) wurden so in die Box eingelegt, dass die gesamte Kammer locker gefüllt ist, aber den Bereich direkt hinter dem Reflexrohr frei lässt. Hinter den ER4 legte ich ein Stück Moosgummi (wird mitgeliefert), beim Einbau habe ich ein paar Fotos geschossen.
Unbedingt beachten: Der blaue Stecker ist Plus, der rote Minus. Die Farbe der Kabel zum Modul ist anders als auf dem Foto blau für Plus und grau für Minus. Beim Birke-Multiplex habe ich eine ganz besonders schöne Platte erwischt.
Zum Klang der Duetta Top NG aktiv kann ich nur die üblichen Floskeln schreiben. Sie klingt wie die passive Variante, dank fehlender Bauteile zwischen Verstärker und Chassis jedoch noch ein wenig runder, aufgeräumter, dynamischer, ortbarer, feinzeichnender. Und wenn es subjektiv zuviel oder zu wenig Bass gibt, kann man leicht per Software nachhelfen. In den meisten Fällen wird schon das Umschalten auf Preset 2 (kleine Hochton-Absenkung) oder Preset 3 (3dB-Bassboost) helfen.
Allzu lang konnte ich mich nicht von den aktiven Zweiweger verwöhnen lassen, obwohl es mir schwer fiel, nicht noch diesen oder jenen Lieblingstitel gehört zu haben. Stundenlang hätte ich noch tolle Musik von meiner Festplatte abrufen können und dabei jede Minute genossen. Doch es gibt ja noch was zu tun …
Udo Wohlgemuth
Zur Duetta Top NG aktiv im Online-Shop
Hast Recht Matsche,
ein großartiger Lautsprecher (habe selbst die Duetta) der perfekt klingt!!
Schön, dass man ihn mit der Aktivierung nun problemlos in fast jede Anlage integrieren kann. Meiner Meinung ist es dieser Lautsprecher, der (für mich) nicht besser geht!
Ich habe mich sehr gefreut, dass Udo die Serie retten konnte ;o)
Liebe Grüße -nun aus der Rente- von Chris
Na dann haben wir doch die Antwort, warum seit einiger Zeit so selten kommentiert wird: Die meisten Leser sind mittlerweile Rentner und haben keine Zeit mehr zum Schreiben 😉
Gruß Udo
Werte Community,
echt jetzt, kein einziger Kommentar?!
Der Aufschrei und die Enttäuschung war groß als die Duetta-Serie mehr oder weniger plötzlich verstarb. Nun ist sie wieder da, Udo verbringt viel Zeit damit die Wünsche seiner Kunden umzusetzen. Da wäre ein kurzer Kommentar zum Bericht, der sich übrigens auch nicht von allein schreibt, nicht zu viel verlangt. Er tut das für umsonst. Ja, es ist Werbung für seine Sache, aber auch das will irgendwie bezahlt werden.
Verbringt nicht so viel Zeit in sinnlosen sozialen Medien, es gibt dort nichts Lebensnotwendiges.
Was uns allen klar sein muss, Udo muss es nicht machen. Er tut dies alles hier entgegen der weltweiten Marktwirtschaft nicht nur aus Habgier (auch er hat Ausgaben), sondern aus Leidenschaft! Wir sollten es mit ein paar Worten honorieren, es muss kein Roman sein.
Also: Danke Udo für deine Mühen uns dieses tolle Hobby näher zu bringen. Es gibt viele coole Zeitvertreibe, aber Lautsprecher selbst bauen ist auf einem Level, das nicht jeder bedienen kann.
Leider bin ich mit meiner Doppel9 sehr zufrieden und mir fehlt die Zeit und die Anwendung für Neues oder mehr.
Viele Grüße
Matsche