Home Foren Verstärker und Co Good-Old-Turntable oder die gelebte Nachhaltigkeit Antwort auf: Good-Old-Turntable oder die gelebte Nachhaltigkeit

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Rincewind

    Allgemeines zum Erwerb von Good-Old-Plattenspielern:

    • Informiere Dich vorher über die Hersteller und deren Modellreihen. Plattenspieler waren vor CD und Streaming DAS Abspielgerät für Musik. Entsprechend riesig ist die Vielfalt der Modelle.
    • Du brauchst einen Phono-Vorverstärker bzw. ein Phono-Eingang an deinem Verstärker/AVR
    • Überlege wieviel Zeit Du in die Restauration bzw. Aufarbeitung reinstecken möchtest
    • Schätze deine Fähigkeiten gut ein: Riemenwechsel ist einfach, hingegen erfordert die Arbeit an Direkt Drive und Vollautomat-Mechanik mehr Kenntnisse.
    • Was soll das Gerät selbst kosten und wieviel möchtest Du investieren (Ersatzteile, Nadel oder Tonabnehmer)
    • Beobachte den Gebrauchtmarkt ein paar Wochen bevor Du einen Kauf tätigst
    • Sei bereit das Risiko versteckter Mängel zu tragen
    • Optional: Kann bei dem vorhandenen Tonabnehmer die Nadel ersetzt werden und gibt’s qualitativ gute Nadeln zu kaufen?
    • Grundsätzlich sollte man den Angaben über die Laufzeit des Tonabnehmers oder der Tonnadel mit einer großen Portion Skepsis begegnen. Denn diese Angabe lässt sich nur schwer, falls überhaupt verifizieren.
    • Beim ersten Kauf ist es von Vorteil ein gängiges Modell sich ausgesucht zu haben. Für die gängigen Modelle von Thorens, Dual, Technics und viele andere gibt es Communities im Internet, wo sich Reparaturanleitungen finden oder man den ein oder anderen Tipp zum Gerät bekommt.
    • Wie immer gilt: Besser das Gerät selbst abholen als mit einem Zerstörungslogistiker der Wahl verschicken zu lassen. Das ist besonders bei den Plattenspielern sehr wichtig. Bei mir sind bereits unreparierbare Exemplare über den Basteltisch gewandert, wo falsch verpackte Geräte oder unzureichend gesicherte Pakete, für einen Totalschaden gesorgt haben.

    Allgemeines zum Abholen und Transport der Good-Old-Plattenspielern:

    • Plattenteller stets für den Transport abnehmen
    • Falls vorhanden, auch den Subteller abnehmen
    • Das Gegenwicht am Tonarm abnehmen
    • Bei Subchassis Modellen, die Transportschrauben auf der Unterseite anziehen und das Subchassis dadurch fixieren

    Die abgenommenen Teile separat und sicher verpacken!
    Wenn das (Wunsch) Gerät zu Hause ist, sollte es vorsichtig und gründlich gereinigt werden. Oft ist da eine Patina der alten Gewohnheiten (Rauchen) darauf. Die Haube ohne Risse lässt sich mit manuellem Aufwand aufpolieren und damit von kleinen Kratzern befreien. Der Vorgang ist jedoch Zeitaufwändig. Optional lässt sich für einige Modelle eine neue (Nachbau)Haube erwerben.
    Bei riemengetriebenen Plattenspielern lohnt es sich einen neuen Riemen zu kaufen. Die Unterschiede in der Qualität sind vorhanden, leider lässt sich nicht schreiben, welcher Anbieter nun die beste Qualität liefert.
    Bei halbautomatischen Plattenspielern muss nach der Überprüfung ggf. die Endabschaltung nachjustiert werden. Bei vollautomatischen Plattenspielern ist zusätzlich der Aufsetzpunkt zu überprüfen. Der Aufsetzpunkt sollte ggf. ebenfalls gemäß Service Manual nachjustiert werden.
    Wer einen neuen Tonabnehmer in einen Halb- oder Vollautomat einbaut, sollte auf jeden Fall den Aufsetz- und Abschaltpunkt überprüfen und bei Bedarf nachjustieren.
    Eine gute Frage ist sich zu überlegen ob man einen neuen Tonabnehmer einbaut oder nur die Nadel wechselt. Da es unterschiedliche Tonabnehmer (siehe Wikipedia) gibt, kann hier keine pauschale Antwort gegeben werden. Angemerkt sei lediglich, dass Moving Magnet Tonabnehmer meistens die Möglichkeit bieten die Nadel zu ersetzen. Bei Moving Iron Tonabnehmern kann es gut sein, dass die Nadel gewechselt werden kann, jedoch nicht die Regel. Die Moving Coil Tonabnehmer erlauben in der Regel nicht, die Nadel auszutauschen (dies ist dem Bauprinzip geschuldet).

    Für den Einbau und Justage von Tonabnehmern gibt es viele Anleitungen im Internet. In der Regel wird eine Justage-Schablone, Geodreieck, eine 0,5mm Bleistiftmine und (optional) kleiner Spiegel benötigt. Wer mag kann sich noch eine Waage für die Auflagekraft kaufen und nutzen.
    Einen guten Einstieg vermittelt diese Anleitung: https://www.acoustic-design-magazin.de/Lautsprecher-selber-bauen/Thema/plattenspielerjustage-fuer-nicht-raketenwissenschaftler/

    Es lohnt auf jeden Fall sich mit der mechanischen Abhängigkeit zwischen Tonarm und dem Tonabnehmer zu beschäftigen. Diese führt dazu, dass ein bestimmtes Modell eines Tonabnehmers besser zum vorhandenen Tonarm passt als ein anderes. Hier hilft im Zweifel ein wirklich guter Verkäufer mit Rat (der nicht direkt einen neuen Plattenspieler verkaufen möchte).

    Erst durch penible Justage liefert ein passender Tonabnehmer seine Höchstleistung. Nett ist, wenn man einen Händler oder Dienstleister hat, der ein Einmessprogramm für Tonabnehmer besitzt und auch die Justage beherrscht. Da lohnt sich die Ausgabe für das Einmessen für teurere Tonabnehmer.

    Als letztes noch ein paar Worte zur Aufstellung des Plattenspielers. Dieser sollte auf einer möglichst stabilen, schwingungsarmen und waagerechten Unterlage aufgestellt werden. Die Nähe zu WLAN-Routern (weniger als 1m) oder Repeatern sollte vermieden werden. Eine kleine Wasserwage hilft beim Ausrichten des Plattenspielers ungemein.

    Wenn Du dich weiter in die mechanischen wie elektrischen Feinheiten von Plattenspielern einarbeiten möchtest, dann schau in verschiedenen Foren nach. Jedoch sei gewarnt, in vielen Foren wird die Dichtkunst zur Wahrheit erhoben. Dies macht es in der Tat schwer eine zuverlässige und objektive Informationsquelle zu Plattenspielern nennen zu können.

    Wer jetzt noch den Komfort in Form von modernen Schnittstellen dennoch vermissen sollte, der kann einen Phono Vorverstärker mit eingebauten USB/Bluetooth erwerben. Aber eigentlich: wozu?

    Peter Gawrych aka Rincewind

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