Home Foren Offtopic (allgemeines Geplapper…) Raumakustik / Raumkorrektur wie Dirac etc.

  • Dieses Thema hat 5 Antworten und 4 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 4 Jahren von Monti.
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    • #40241
      sergej

        Hallo Gemeinde,

        nach dem Bau der Duetta und des Move Pump 15, ist man ja Lautsprechermäßig schon mal nicht ganz schlecht aufgestellt. Luft nach oben ist ja bekanntlich immer. Nachdem ich meinen Hörraum nun auch mit Absorbern von Flatterechos und lästigem Nachhall befreit hatte, verbesserte sich der Klang der Duetta enorm. Besonderen Tiefe, Räumlichkeit und Details kammen jetzt viel mehr hervor, als ohne Absorber.

        Im nächsten Schritt folgten Messungen mit dem UMIK 1 USB Messmikrofon und der Freeware Room Eq Wizard mit anschliesendem übertragen der Filterkorrekturkurven  auf das miniDSP. Die Ergbenisse verbesserten die Moden im Bass zwar ein wenig, aber entzogen dem Lautsprecher irgendwie die Lebensgeister.

        Dann kamm endlich mit dem Wunsch nach 5.1 der NAD 758 v3 ins Rennen, dieser hat auch die Raumkorrektursoftware Dirac an Board.Nach dem Einmessen an 13 Punkten im Raum, wird eine automatische  Korrekturkurve berrechnet, die anschliessend noch an die eigenen Bedürnisse angepasst werden kann.

        Ich bin wirklich begeistert was Dirac noch aus der Duetta rauszuholen vermag.

        Wie seht ihr das mit dem Thema Raumakustik und Raumkorrektur, jemand schonmal Erfahrungen mit Dirac gemacht?

         

        Hier noch ein paar Fotos vom Raum:

         

        Gruß

        Sergej

      • #40242
        Udo Wohlgemuth
        Administrator

          Hallo Sergej,

          zwar habe ich keine eigenen Erfahrungen mit Raum”korrekturen”, doch einige Bedenken, was die Auswirkungen betrifft. Eine Raummode ist eine Welle, die sich langsam durch wiederholtes Aufsummieren als Überhöhung einer Frequenz bemerkbar macht. Diesen mechanischen Vorgang kann man nicht dadurch bekämpfen, dass man den Ton abschwächt oder gar ganz aus dem Spektrum entfernt. Kurze Anschläge werden teilweise zu leise wiedergegeben, lang ausschwingende Ereignisse dröhnen nur etwas leiser.

          Allen Raumbearbeitungen scheint mir ein wesentlicher Irrtum zu Grund zu liegen, nämlich die Verwechslung von Raummoden und Interferenzen durch zwei oder mehr Schallquellen und sechs umgebende Wände. Wenn du durch dein Zimmer gehst, wirst du Stelle finden, an denen der Bass zu laut, andere, an denen er zu leise ist. Mit einer Einmessung ist es nun zwar möglich, diese Effekte für den Hörplatz neutral zu stellen, doch schon 20 cm daneben passt nichts mehr.

          Gehen wir nun noch einen Schritt weiter. Du sitzt in deinem künstlich präparierten Raum und dein Nebenmann (oder -frau) erzählt dir etwas. Für diese Stimme ist dein Raum nicht verändert, sie klingt so, wie alle anderen Geräusche in dem Zimmer auch klingen müssten. Mich würde das sehr irritieren.

          Fazit: Hätte die Software-Industrie nicht diesen Raumfaktor als oberwichtig lang und breit allerorts beschrieben, wär eine Frage nach Raumkorrektur niemandem in den Sinn gekommen. Man gewöhnt sich recht schnell an die Eigenheiten seines Raums. Wenn er leer ist, gibt es lange Echos, ist er vollgestellt, muss der Hochtöner etwas lauter spielen. Deine Absorber sind schon eine richtige Maßnahme, doch nicht jeder mag sich diese abstrakten Kunstwerke an die Wände hängen. Ein Tisch, ein Schrank, ein Sofa und vor allem ein Teppich, Gardinen und Regale an den Spiegelstellen tun auch gute Dienste.

          Gruß Udo

          PS: Ich habe keinen Zweifel, dass es subjektiv für dich jetzt besser klingt.

        • #40243
          sergej

            Hallo Udo,

            auch wenn sich nicht jeder sowas ins Zimmer hängen will, bereuen würde es keiner 🙂 Die Absorber haben eben auch den Vorteil ab 150Hz eine einigermaßen gleichmäßige Absorbtionskurve zu haben. Dass sie nicht Jedermenschs Geschmack treffen ist mir natürlich bewusst. Ich und meine Partnerin mögen es jedenfalls.

            Dein Argument, dass Raummoden nicht durch Eq und Filter bekämpft werden können verstehe ich nicht ganz. Im Bass mag das vll mehr gelten, aber im oberen Frequenzbereich passiert auch viel Mist, durch Aufstellung, Hörabstand, Möblierung etc. und da kann man imho mit EQ viel machen. Schliesslich kannst du ja auch beim Entwickeln deiner LS und Weichen, den Einfluss deines Raumes auf das Ergebniss ja auch nicht zu 100% auschliessen, oder?

            Man sollte auch bedenken, dass Dirac hochkomplexe FIR-Filter verwendet und auch die Phasenrichtigkeit des Signals bearbeitet, was dem Impulsverhalten zu gute kommen soll.

            Demnach wäre auch jegliche Einmessung einer PA – Anlage, eines Tonstudios oder eines Kinosaals obsolet, oder nicht?

            Nur im HomeHifi Bereich hüttet man sich irgendwie immer davor, die Anlage an seine eigenen Bedürfnisse und Geschmäcker anzupassen und bedient sich eher bei  exotischen Verstärkerkonzepten und  anderem Tuning. Das erschliesst sich mir nicht ganz, da auch professionelle Tonstudios ihre Abhören an den Raum anpassen um nur ein Beispiel zu nennen. Das ist wohl dem audiophilen “Purismus” geschuldet, der es iwie verbietet in den Frequenzgang der LS einzugreifen.

            Eine gegensätzlich Entwicklung kann man ja auch an den Duetta Aktiv beobachten, hier hat dann der Endbenutzer ja auch Möglichkeiten den Lautsprecher anzupassen.

            Und die Abschlussfrage: Wie kann denn etwas objektiv besser klingen? 😉

            Grüße

            Sergej

          • #40245
            Udo Wohlgemuth
            Administrator

              Hallo Sergej,

              der PA-Veranstalter muss unter reichlich verschiedenen Bedingungen einen halbwegs brauchbaren Klang erzeugen, dafür braucht er eine Anpassung. Hat er sich in der Anzahl der Besucher verschätzt, muss er nachbessern. Viele Leute dämpfen besonders im Winter anders als wenige im Sommer.

              Der Tonmeister braucht eine völlig (subjektiv) neutrale Einstellung, weil er nicht die Eigenarten der Lautsprecher und des Raumes aus seinen Aufnahmen ausbügeln kann. Das macht er mit einer recht linearen Verbiegung des Lautsprechers. Damit kann man arbeiten, aber nicht Musik hören. Ronny von den Weststar-Studios sagte mir, dass er nach einer Stunde die Kisten schon nicht mehr hören mag.

              Beide Abhörsituationen sind nicht mit dem Wohnraum vergleichbar. Dort will ich mich wohlfühlen und nicht verbogenen Klang hören, den mir ein Messsystem eingestellt hat. Das ist kein audiophiler Purismus, sondern individuelles Empfinden. Dafür habe ich mir meine Lautsprecher ausgesucht, sie sollen zu meinem Hörgeschmack passen.

              Duetta Aktiv hat keine Raumanpassung. Die Filterung wurde so neutral wie möglich durchgeführt und zusätzlich zwei Presets für persönliche Vorlieben aufgesetzt. Wir liefern auch keine Software dazu aus. Wer sie braucht, muss sie bei Hypex herunterladen. Greift er damit in meine Filterung ein, erlischt automatisch meine Garantie, es sei denn, die Änderungen werden mit mir abgesprochen.

              Gruß Udo

              PS: Generell darfst du alles so verwenden, wie es dir gefällt. Da rede ich dir nicht hinein.

            • #40248
              Hesse

                Hallo, Sergej.

                Ich bin jetzt nicht als der Freund von digitalen Eingriffen in ein Klanggeschehen bekannt, meine Profession ist der passive Lautsprecher mit entsprechender Modenreduzierung. Für meine Entwicklung benutze ich ab und zu ein DSP, neuerdings auch ein Lautsprechermanagment, jedoch nicht zur Raumanpassung, sondern nur, um das optimale Filterdesign zu kreiren. Das ist für eine 100%-tige Performance unerlässlich, spart Zeit und bringt Präzision.

                Ein Entwickler kann natürlich nicht, da gebe ich Udo recht, alle Raumgegebenheiten in seiner Konstruktion berücksichtigen, großvolumige Konstruktionen erzeugen immer Moden, wenn sie auf dem Bassreflexprinzip beruhen. Man kann sie aber durch mechanische Vorkehrungen, Gestaltung des Bassports, variablem Bassport, etc. begrenzen. Auch das Aktivkonzept hat hier deutliche Reserven, die man ausnutzen sollte. Bei passiven Lautsprechern geht das nur mit viel Aufwand bei der Resonanzdämpfung. Der Vorteil dort ist die Gültigkeit für alle Hörzonen und nicht nur dem digitalen Fenster.

                Dirac, auch kein Buch mit sieben Siegeln, wenn man sich mit der Dirac-Impulstheorie beschäftigt hat. Macht ja nichts anderes, als durch den Dirac-Stoß die akustische Umgebung “abzutasten” und das Klanggeschehen darauf einzustellen. Gegenschall bei Baumaschinen ist ein gutes Beispiel dafür, auch die Autoindustrie setzt Dirac bei der Reduzierung der Fahrzeuggeräusche und in der Strömungsakustik ein. Für Aktivlautsprecher eigentlich das ideale Instrument, die Nachteile der Raumakustik auszugleichen.

                Daher meine ich, dass Du auf jeden Fall mit Udo sprechen solltest, dass er Dir die Freigabe gibt, eine eigene Zielkurve auszuarbeiten und zu implementieren. Ansonsten sehe ich keinen Sinn in einem Aktivkonzept, bei teuren Fertigaktivlautsprechern wird Dirac mitgeliefert. Natürlich ist das für den Selbstbau nur schwer machbar, denn der Aufwand ist hoch. Eigeninitiative ist gefragt, die Grundlage perfekten Klangs aus Selbstbaulautsprechern.

                Das ändert aber nichts daran, dass die Einmessung auf Zielkurve nur für eine kleine Hörzone gilt, so what, man fährt beim Musikhören ja nicht mit dem Fahrrad durch die Stube. Nunja, es gibt ja die seltsamsten Angewohnheiten.

                Schönen Restsonntag und viel Spaß beim Hören.

                Hesse

              • #40256
                Monti

                  Moin,

                  bei mir zu Hause war auch schon mal ein UMIC-1 zu Besuch und hat dem Raum die Moden attestiert, die ich vorher aufgrund der Geometrie errechnet habe (nur ein paar Hertz Abweichung, das würde ich unter Messfehler abhaken). Leider war eine der Moden bei 70 Hz genau an meiner Sitzposition mit einer Senke. Habe ich mich einen Meter weiter nach hinten auf einen Stuhl gesetzt, war das Bassfundament wieder da. Also habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich dem beikommen kann. Erster Gedanke war auch ein DSP, aber mich persönlich überzeugt das Konzept aus den oben bereits genannten Gründen nicht. Kubikmeterweise Basotect schied auch aus.

                  Dann habe ich mich mal mit dem Thema Helmholtz-Resonator beschäftigt. Eine definierte Holzkiste bauen, die die kritische Frequenz aufnimmt, bekommt man hin. Im Inet findet man genügend Anleitungen für die Dimensionierung. Die Kiste alleine im Raum löst das Problem aber leider nicht durch ihre bloße Anwesenheit, die Position im Raum ist ebenso entscheidend. Da hilft dann wieder Messen und try-and-error.

                  Die Kinder werden größer, man verbringt inzwischen auch schon mal gemeinsam einen Abend vor dem Fernseher oder beim Musik hören, es wird festgestellt, dass wir nicht mehr alle auf das Sofa passen. Also hat der Familienrat beschlossen ein neues anzuschaffen und schon war das Problem mit der Bassmode weg. 🙂

                  Was ich sagen und unterstützen will: Probier doch auch mal eine Umgestaltung des Raumes, schieb doch mal das Sofa einen Meter von der Wand weg (wandnah ist meistens problematisch), was passiert, wenn Du die Duetta selber noch einen Meter vorziehst? (Hat bei mir nichts gebracht 😉 ) Leg mal eine dicke Bettdecke vor Dir auf den Fußboden oder hänge sie hinten an die Wand. Alles Dinge, die sicherlich keine Dauerlösung sind, aber sie helfen Dir, Deinen Raum noch besser kennzulernen.

                  Viel Spaß und Erfolg
                  Ciao
                  Chris

                  P.S. In meinem Raum bin ich mit dem Mittel- und Hochton zufrieden. 😉

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