Viel zu schade, um innerhalb viel zu kurzer Zeit in den Niederungen des Forums versunken zu sein, ist Rincewinds Bericht zum eigenhändigen Kabelstricken. Deshalb habe ich ihn in die redaktionelle Abteilung kopiert, auch wenn er meinem Shop keinen riesigen Gewinn zutragen kann. Ein Magazin, das sich nur um die Finanzen des Herausgebers müht, hat den Namen nicht verdient und einen lupenreinen Katalog des Sortiments stellt man besser in den Shop. Gute Kabel braucht jeder Musikgenießer, sind sie dann auch noch preiswert, weil von jedem VooDoo befreit, gehören sie selbstverständlich hierhin wie jede andere, hilfreiche Peripherie des Lautsprecherbaus.
Hallo!
Zu Verstärkern und HiFI Elektronik gehören auch die Strecken dazwischen. Hier lässt sich mit Hausmitteln das Eine oder Andere frickeln.
Warum Cinch-Kabel selber frickeln?
1. Weil’s geht!
2. Weil das HiFi-Voodoo-Zeuch (von Jungfrauen unter Vollmond geflochten) nur der Steigerung der Auflage von einigen Zeitschriften dient
3. Weil Kabel aus gutem Material den Verkäufer mit riesiger Gewinnspanne bereichern
4. Siehe 1
Für diese Anleitung wurde bei Reichelt folgendes gekauft:
– Cinch-Stecker (rote Markierung)
– Cinch-Stecker (schwarze Markierung)
– Mikrophon-Kabel
Der Rest war in der Bastelkommode vorhanden.
Als erstes stellt man fest: Das Kabel ist zu dick.
Was nicht passt, wird passend gemacht!
Also ein passendes Stück der äußeren Isolierung abschneiden.
Isolierung bitte wie auf dem Bild mit einem scharfen Messer anschneiden, aber nicht die Kupfer-Abschirmung beschädigen!
Die Isolierung vorsichtig soweit abziehen, dass das Isolierband dazwischen passt
Auf die Isolierte Abschirmung wird dieses schwarze Plastik-Teil später gesteckt. Es ist die Zugentlastung. Die Stecker-Hülse wird mit vorsichtiger Drehbewegung (wie bei einer Schraube) über das Kabel geschoben. Beim Drehen verjüngt sich die Isolierung ein wenig und passt gerade noch durch die Hülse.
Das Isolierband verhindert das Ausfransen der Abschirmung und den ungewollten Kontakt zum Stecker.
Nun wird das rote Kabel mit dem scharfen Messer abisoliert (erfahrene Lötfrickler machen es mit den Schneidezähnen). Danach wird es verzinnt.
Da die Isolierung beim Verzinnen schrumpft, ist das verzinnte Stück etwas zu lang.
Also ab damit!
Jetzt passt es und lässt sich genau einlöten
Jetzt kommt das Gefrickel! Denn das andere Kabel muss in die Vertiefung rein. Das rumgefrickel dauert bei mir etwa 2 – 5 Minuten je nachdem wie das Kabel sich anstellt.
Anlöten! Dabei darauf achten, dass sich das Lötzinn nicht über der Vertiefung hinaus aufbaut. Falls es doch passieren sollte, hilft eine kleine Metallfeile.
Fertig zum Verschrauben.
Passt!
Kontrolle: zwischen dem inneren Pin und Außenstecker darf es keinen Kontakt geben!
Natürlich sollte der Kontakt zwischen Pin und Pin sowie zwischen Außenstecker und Außenstecker bestehen.
Und wie sehen Eure selbst gefrickelten Kabel aus?
Wie bastelt man ein hübsches Lautsprecher-Kabel?
Grüße
Rincewind
Und weil es auch schon passende Antworten gab, will ich die nicht vorenthalten:
Guten Abend Rincewind,
astrein dokumentierter Beitrag, so können auch „Elektrolegastheniker“ in den Genuss selbstgewastelter Strippen kommen. 😉
Denn Deine Liste der Gründe, warum man etwas selbst machen sollte, kann man auch noch durch Punkt 5 ergänzen: Weil Selbstgemacht einfach besser „schmeckt“ 🙂
Die Gestaltungsmöglichkeiten sind ebenfalls vielfältig, bspw. lässt sich das Ganze noch mit Gewebeschlauch „sleeven“ und sieht dann optisch noch einmal 50€/m teurer aus.
Das beste Beispiel hatte ich einmal, als ich den DIN-Stecker an meinem Dual 701 gegen Cinche tauschen wollte. Ein entsprechendes Kabel war schnell gefunden, eigentlich aus dem Car-Hifi-Bereich mit einer einzelnen Steuerlitze zu den beiden Cinch-Kabeln für den linken und rechten Kanal.
(Diese war mir wichtig, da sie sich vorzüglich als Gerätemasse „missbrauchen“ lies)
Der Hammer daran war, dass der Händler das Kabel sowohl als Meterware vertrieb, als auch als vorkonfektioniertes Kabel, an dem bereits an einer Seite Cinch-Stecker und ein Gabelschuh für die Masse angebracht waren. Der Preisunterschied war fast dreistellig, insofern ging ich davon aus, dass es vom Papst persönlich gelötet und anschließend geweiht wurde.
Wer auf diesen Zusatzservice verzichten kann, greift selbst zum Lötkolben und beginnt viel zu sparen, was dann sinnvoller in Tonträger etc. investiert werden kann 🙂
Gruß,
-Sparky
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Hallo Rincewind,
schöne Beschreibung! Habe mir (auf Empfehlung durch Profi) fast genau so ein Kabel gefrickelt, mit dem einzigen Unterschied, dass ich auf einer Seite die Abschirmung des Kabels mit Masse verbunden habe. Die Kabel dann so angeschlossen, dass die verbundene Seite an der Quelle (z.B. CD-Spieler) angesteckt wird.
Habe das nicht hinterfragt und auch elektrisch nicht so viel Ahnung, aber jetzt kommen die Fragen:
– Kann die Abschirmung funktionieren, wenn sie komplett in der Luft hängt?
– Werden umgekehrt vielleicht Störungen eingefangen, wenn man die Abschirmung einseitig anschließt?
Ich hoffe, Du kannst meine Neugier befriedigen.Gruß
Peter
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Hi Peter,
das funktioniert. Du hast dann eine pseudo-differentielle Übertragung. Das ist nicht ganz so störunempfindlich wie XLR-Kabel, aber immer noch gut.
Ich habe so etwas mal mit dickem Querschnittl gebaut. Das bringt gefühlt noch mal ein wenig Klangoptimierung.Viele Grüße
Vadder
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Hallo zusammen,
so ein toller Bericht ermutert doch zum Nachbau. Ich sage mal DANKE. Ich liebe DIY über alles. Nix ist so gut für Geist und Seele wie etwas selber zumachen. Früher war so etwas ganz normal. Leider verschwinden diese Werte immer mehr. Gut das es solche Forums gibt. Ich hoffe es werden noch ganz viele Mensche mit dem DIY-Fieber angesteckt werden.
Gruß Michael
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Vielen Dank für die Anleitung 😉
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Hallo,
ich glaube ich erkenne auf den Bildern meine Kabel wieder.
Gruß
…noch ein Kabel-Überzeugunstäter, Top Anleitung!
Hallo,
guter Überblick, der es schön zusammenfasst.
Ich persönlich kaufe das ganze Kabelzeug bei Thomann.de Ist hin und wieder etwas günstiger in verschieden Qualitätsstufen natürlich.
Meine Frage: sollte man die Schirmung nicht mit durchleiten?
Gruß
Hallo,
von dieser tollen Anleitung inspiriert, hab ich auch meine ersten Chinchkabel selbst gefrickelt. DIY ist immer klasse.
Das Bild ist in der Elekronikgallerie. Ich hab keinen Weg gefunden es hier ein zufügen.
Und mit einer Gesamtlänge von 666 mm bringen die einen echt
“teuflisch” guten Sound. 😉 Und das zum himmlischen Preis von
ein paar Euro´s.
Das Kabel ist SommerCable 2x2x0,22 und passt perfekt zu den Steckern, sodaß man die extra lange Abisolierung mit anschließendem umwickeln mit Isolierband nicht braucht.Die Stecker die im Bericht verwendet wurden gefallen mir richtig gut. Machen einen richtig soliden Eindruck. Sind echt Empfehlenswert.
Gruß Michael
PS. Die Kabel sind nur 600 mm lang. Voodoo brauchen wir ja nicht. 😉
Hallo,
ich wollte Peters Frage nach der in der Luft hängenden Abschirmung nochmal aufgreifen. Wenn ich das Schema der pseudo-differentielle Übertragung richtig deute, liegt dort auch der Schirm einseitig auf Masse auf. Also doch einseitig den Schirm mit der Masse verbinden?
Gruß Torsten
Hallo zusammen,
ich hab da mal ne Frage zu Euren Erfahrungen im Vergleich zu etwas höherwertigen Fertigkabeln: Ich habe mir vor vielen Jahren mal beim HiFi-Dealer meines Vertrauens ein Cinch-Kabel von Black Rhodium spendiert. Kostete kurz nach der Beerdigung der D-Mark um die 50,- €. Zu Hause hatte ich bis dato nur die Beipackstrippen verwendet. Der Unterschied war deutlich wahrzunehmen. Auf den Geschmack gekommen, habe ich mir von einem anderen Händler ein XLR-Kabel für 100,- € ausgeliehen, angestöpselt und nach kurzer Hörprobe unverrichteter Dinge wieder zurück getragen. Ein Kabel im 3- oder 4-stelligen €-Bereich macht meiner Meinung nach nach dieser Erfahrung vor allem den Hersteller und den Händler glücklich.
Hmm, da ich nicht weiß was ich denke bevor ich gehört habe was ich sage (in diesem Fall: gelesen habe was ich schreibe), ziehe ich meine Ankündigung der Frage wieder zurück und wandele sie in ein Vorhaben um: Ich werde das mit den DIY-Kabeln auch mal ausprobieren! 😉
Danke für die tolle Anregung!
Ciao
Chris
Hallo zusammen,
Wie schauts denn mit dem Mindestquerschnitt der Litzen aus ? Wir stellen Hochabgeschirmte Datenleitungen her, oft aber nur mit geringem Querschnitt .
Schöne grüße aus dem sonnigen Kroatien
Ciao Udo
Hallo Udo!
Da bei Cinch Kabeln der Stromfluss sich im mA Bereich (oder weniger) bewegt, ist der Querschnitt bei einem oder zwei Metern wichtig. Wesentlich wichtiger sind die Werte für die Kapazität zwischen den beiden Leitern pro Meter und die Induktivität.
Probiere es aus. Cinch Stecker gibt’s bei Reichelt auch für weniger als einen Euro.
Grüße
Rincewind
Kleine Korrektur der Smartphone-Worterkennung. Es sollte heißen:
Da bei Cinch Kabeln der Stromfluss sich im mA Bereich (oder weniger) bewegt, ist der Querschnitt bei einem oder zwei Metern unwichtig.
Das habe ich dann schon richtig gedeutet , danke. Als Stromlegasteniker hadere ich etwas mit der Kapazität und der Induktivität der Kabel. Wie sollten sich da im günstigsten Falle die Werte verhalten ?
Ciao Udo
Hallo Udo!
Die Kapazitäts- & Induktionswerte zwischen den verwendeten Litzen sollten möglichst klein sein.
Bei deinen Datenkabeln dürfte diese ziemlich gering sein, ansonsten würden die Kabel keine Daten in MHz oder GHz Bereich übertragen können.
Wenn Du kannst, lass Dir ein paar Meter von einem optisch schönen Exemplar geben, wo z.B. satt der 6 Litzen nur 4 Ok sind.
Grüße
Rincewind
Hallo Jungs,
Ich habe schon erfolgreich Cinch-Kabel aus Cat-7 Netzwerkkabeln gebastelt. Sowohl “normale” (also ein Kabel pro Kanal, Litze gebündelt) als auch mal ein 4-Kanal-Multiplex-Kabel (4 Kanäle über 1 Kabel). Hat problemlos funktioniert. Wir haben das damals im Geschäft verwendet, um Audiosignale über die LAN-Verkabelung für die Weihnachtsfeier in einen anderen Raum zu bekommen – hatte also keine HiFi Ansprüche.
Theoretisch sollte ja sogar bei 8-Kanal Multiplex (Schirm als gemeinsame Masse) noch Ton rüberkommen, wär mal ein witziger Versuch.
Ich denke aber zumindest auch die “Nomralen” Cat7-Cinch sind technisch nicht ganz schlecht, da die Kabel ja im “richtigen Leben” deutlich höheren Anforderungen genügen müssen…
Gruß Max
Wunderbar! Dann weiß ich jetzt was ich in den kommenden dunklen Wintertagen zu tun habe……👍
Ciao Udo
So jetzt habe ich die Qual der Wahl. Das Blaue hat 5 mm, ist superfein mit Kupferdraht geschirmt, sehr flexibel. Die Litzen laufen nur paralel was bei kurzen wegen aber unproblematisch sein sollte.
Das Transparente ist 8 mm, gefällt mir am besten, ist aber nur grob zu 80 % geschirmt. Die Litze ist leicht gedrillt. Das Lila Kabel hat auch 8 mm, ist 2 fach geschirmt, die Litzen sind stark gedrillt. Leider auch das am wenigsten flexible, aber ist noch im Rahmen.
Hmmmmm……
Ciao Udo
Guten Morgen Udo,
ich wollte Dir gerade etwas dazu schreiben 😀
Das rechte ist Profibus-Kabel. Davon rate ich ab, das Zeug ist, wie Du selbst schon festgestellt hast, ein richtiger “Widerporst” 🙂 Sofern nicht für flexible Verlegung (schleppfähig) ausgelegt, kann es auch bei Beanspruchung nach einer Weile zu einem Kabelbruch kommen. Zudem musst Du erst mal einen Cinch-Stecker finden, dessen Zugentlastungstülle groß genug ist, es dort hinein zu frickeln.
Das Mittlere ist ganz normales YSLYCY 3G0.5. (Hat da etwa jemand den Erder abgekniffen, tztztz 😀 )
Kann man nehmen, den Deckungsgrad des Schirmes halte ich für unkritisch. Was man für frequenzgeregelte Antriebe nehmen kann und keinen Müll hinaus lässt, wird wohl auch nicht all zu viel davon hinein lassen. Allerdings auch hier das Problem mit der Dicke. Darauf achten, dass der Schirm verzinntes CU-Geflecht ist, das du ihn ggf. löten kannst. Diese Kabel gibt es auch mit Stahlgeflechtschirm, da ist nix mit löten dann…
Das Linke ist Mikrophon- oder Instrumentenkabel und wäre mein Mittel der Wahl. diese Kabel sind so bemessen, dass sie nicht so schnell brechen beim hin und her biegen. Die gibt es in verschiedenen Farben und Dicken des Mantels. Ich nehme selbst gerne bühnentaugliches Mikrophonkabel, da weis ich, dass man es eine Weile “durch die Gegend schlüren” und “drauf rumlatschen” kann, bevor es kaputt geht.
Gruß,
-Sparky
Mahlzeit Sparky, und danke für die Infos zur Kabeleignung. Entscheidung gefallen, es wird das Blaue.Fertig.
Jetzt ab in Wald mit Frau und Kinners. Schönen Sonntag wünsche ich euch allen.
Ciao Udo
Also es war Winter und Dunkel, da blieb mir nichts anderes übrig…….
Ist Basteldrang heilbar ?
Die sehen wirklich super aus! Juhu – endlich Frühling! 😉
Hallo zusammen,
Meine Wahl des DIY Kabel ist auf das von Stereoplay getestete RG142 gefallen. Dieses hat versilberte Kupferleiter. Das Kabel an sich ist schon recht fest und lässt keine kleinen Biegeradien zu.
Sieht Top aus finde ich. Foto folgt.
Gruß Dino