11. November 2017

SB 18 nach Lorenz

Autor: Gastautor

Nach Fertigstellung meiner Minuetta beschloss ich – so zum Zeitvertreib – ein neues Bauprojekt zu beginnen. Die Boxen sollten kompakt sein, gut klingen und im preislich erträglichen Rahmen liegen. Nicht lange nachgedacht und ein Paar SB 18 geordert. Inspiriert von Lautsprechern einiger namhafter Hersteller kamen mir so einige Ideen, deren Umsetzung letztendlich nicht wirklich einfach werden sollte. Relativ schnell entschied ich mich für eine Art „Tropfenform“, mit gerundeten Seiten und gerundeter Front. Schnell in SketchUp ein paar Skizzen entworfen und los ging es mit den ersten Arbeitsschritten und den ersten Problemchen, die gelöst werden wollten.

Der Aufbau sollte im Sandwichprinzip in MPX erfolgen. Mit etwa 37cm Höhe ging der Materialbedarf dabei noch in Ordnung. Die Hinterkante des Lautsprechers musste abgefräst werden, um eine Fläche für die Bassreflexöffnung und die Polklemmen zu schaffen. Die Fräsungen für die Chassis sollten mit einer 45° Fase versehen werden, um die abgerundete Front auszugleichen. Als erstes stellte ich eine Frässchablone für die Grundform her, die jeweils mit zwei Bohrungen versehen wurde, um anschließend alle Schichten zentriert aufeinander leimen zu können.

Die einzelnen Schichten wurden erst mit der Stichsäge ausgesägt und dann mit der Oberfräse mit Kopierfräser bündig gefräst. Dafür hatte ich mir noch ein kleines Hilfsmittel zum Fräsen gebastelt, um eine plane Oberfläche zu haben. Die Oberfräse kippt doch recht schnell mal ein bisschen weg. Zugegebenermaßen hätte man das Teil auch ein wenig schöner machen können, hat aber seinen Zweck erfüllt!

2 x 15 Schichten später sieht das Ganze dann so aus. Und mit eingesetzter Weiche. Die wurde jeweils spiegelverkehrt auf einem Holzbrettchen aufgebaut und mit Eindrehmuffen und Gewindeschrauben aus Messing an Ihrer zugedachten Stelle fixiert.

Jetzt wurde es etwas schwierig. Um auf der Rückseite des Lautsprechers die Öffnungen für die Bassreflexrohre und die Polklemmen anfertigen zu können, wollte ich eine ebenfalls abgerundete Fräsung anbringen. Dafür baute ich eine „Hilfs-Box“ um den Lautsprecher. Auf deren Innenseite habe ich dann zwei Leisten mit entsprechendem Radius befestigt und darauf eine Führungsschiene für die Oberfräse gesetzt. So konnte ich mit der Oberfräse in der Führungsschiene nach rechts und links und mit der Führungsschiene auf den beiden Leisten nach oben und unten gleiten. Hört sich ziemlich wüst an, hat in der Realität aber richtig gut funktioniert. Danach konnte ich mit Hilfe einer kleinen Schablone die Fräsungen für die Bassreflexrohre ausführen. Die Bohrungen für die Polklemmen habe ich dann nach demselben Prinzip mit einer Schablone ausgeführt. Jetzt lass ich aber lieber ein paar Bilder sprechen.

Danach wurde alles schön plan geschliffen und mit Tineo furniert. Hier hatte ich mich aufgrund der abgerundeten Seiten und Front für die Methode mit Kontaktkleber entschieden, die mit etwas Übung allerdings auch recht gut funktioniert. Die Geruchsentwicklung ist allerdings heftig und nur in gut gelüfteten Räumen gesundheitlich einigermaßen unbedenklich zu überstehen. Zum Schneiden der Furniere habe ich ein Teppichmesser und ein schweres Metalllineal benutzt. Das Lineal habe ich mit Schraubzwingen auf dem Furnier fixiert. Die Bereiche des Furniers, die geschnitten und auch gefügt werden sollten, habe ich vorher mit Klebeband abgeklebt, da die Klinge lieber der Faser des Furniers nachläuft, als einer geraden Linie. Dieses Phänomen reduziert sich durch das angebrachte Klebeband deutlich. Das Furnier habe ich so geschnitten, dass es so aussieht, als würde die Maserung einmal um die Box laufen. Bei der Verwendung von Kontaktkleber sollte man Vorsicht walten lassen, da jeglicher Kontakt mit dem Furnier auf der Sichtseite zu unschönen Flecken führt. Also war sauberes Arbeiten angesagt und lieber einmal zu viel abkleben als einmal zu wenig, war die Devise. Nach dem Furnieren wurden die Öffnungen für die Chassis gefräst und mit einer 45° Fase versehen. Dabei kam wieder die oben zu sehende „Hilfs-Box“ zum Einsatz. Allerdings diesmal auf der Vorderseite mit einem einfachen Brett versehen, mit zwei Fräsungen mit entsprechendem Radius für die beiden Chassis – Oberfräse mit Kopierhülse, passender Fräser, kein Problem! Als Tipp: beim Fräsen von bereits furniertem Holz am besten wieder mit Klebeband abkleben. Dann reißen nach meiner Erfahrung nach die Fräskanten weniger aus und werden deutlich sauberer.

Die 45° Fase und die Rückseite wollte ich in Schwarz und dann den gesamten Lautsprecher in Klarlack glänzend lackieren. Dafür habe ich als Erstes mal wieder abgeklebt (lieber hochwertiges Klebeband benutzen – spart Ärger, Zeit und letztlich auch Geld!), dann das MPX mit Holzpaste verspachtelt, glatt geschliffen und in 3 Schichten mit der Sprühdose schwarz lackiert. Dann wurden die schwarz lackierten Flächen abgeklebt und der Klarlack mit der Rolle aufgetragen.

Naja das, was dann kommt, kennen die Meisten hier nur zu gut. Lackieren, Trocknen lassen, Schleifen und wieder Lackieren usw. …….! Zum Schluss habe ich dann alles Klebeband entfernt und eine letzte Schicht Klarlack in einem Schritt auf die gesamte Box aufgetragen. Eine gefühlte Ewigkeit später ist dann alles fertig und schaut so aus:

Eigentlich wollte ich mir eine Klangbeschreibung sparen, …aber das bringe ich einfach nicht übers Herz! Die lieben Kleinen hängen jetzt an einem Naim Uniti und spielen viel erwachsener, voluminöser und mit größerer Bühne, als ich es je erwartet hatte. Auch Feinheiten, Farben und Dynamik geben sie ohne Mühe wieder. Die SB18 können schlichtweg alles, was man zum Musikgenießen braucht. Klangprädikat: Super! Preis-Leistung: Genial!

Mit Dank an Alle, von deren Wissen und Ideen ich profitiert habe und natürlich an Udo!

PS:
Noch ein Wort zu MPX! (Grüße an Leidensgenosse Monti!) Das Zeug ist fies und arbeitet im Sinne von Ausdehnung und Schrumpfung extrem stark. Letztlich hat es die Holzstäbe, die ich zur Zentrierung der Schichten benutzt habe, auf der Ober- und Unterseite durch das Furnier gedrückt. Insgesamt ist der Lautsprecher in der Höhe um etwa 6mm „eingelaufen“, was bei einer Gesamthöhe von 37cm doch beträchtlich ist! Rechnet das bei Euren Planungen mit ein, entscheidet Euch für ein anderes Ausgangsmaterial oder plant mit einer monatelangen Trocknungsphase vor der Verarbeitung, dann bleiben böse Überraschungen erspart! ….allerdings ist MPX echt steif und klingt – meiner Ansicht nach – enorm gut!

Lorenz

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Hallo Zusammen,
Danke Euch allen für das positive Feedback. Freut mich, dass mein “Werk” hier so viel Anklang findet! Ich glaube die meiste Zeit habe ich tatsächlich mit dem Austüfteln und Bauen der Schablonen und Hilfskonstruktionen verbracht. Aber wenn´s dann klappt, macht´s dafür um so mehr Spaß. Dementsprechend ist wohl das nächste “Pärchen” nicht mehr allzu fern.
Viele Grüße,
Lorenz

Was soll man dazu sagen.
Das ist Diy!!! Wo bekommt man so eine schöne Form zu sehen und zu kaufen? Wahrscheinlich nur im Highend-Laden für sehr teuer Geld.
Hut ab für Idee und Umsetzung!
Gruß Martin

Hut ab, superschöne Teile! Und handwerklich einfach ganz toll gelöst … die Idee mit der Oberfäsenauflagehilfsunterkonstruktionskiste ist echt pfiffig! Auch die Schallwand und das Finish sehen sehr, sehr edel aus, da sind Verwechselungen mit diversen italienischen Edelprodukten schon programmiert!

Viele Spass mit diesen Sahnestückchen!
Andreas

Shit, das Ding muss ich irgendwann auch noch mal zusammenwursteln. Die Form ist, ob jetzt beabsichtigt oder zufällig, für gute Basswiedergabe schon dicht am Optimum. Vorbildlich.

Hesse

Hi Lorenz, hallo Leidensgenosse,

die sind superschön geworden! Vielen Dank für die tollen Anregungen zu den Hilfskonstruktionen für die Fräsarbeiten. Das inspiriert!

Ciao
Chris

Was ist das denn bitte für eine verkehrte Welt, wo OSB-Platten – an dessen Anblick schon manch Handwerker erblindet ist – zum optischen State-of-the-art erklärt werden, während Multiplexschnittkanten – die schönste aller Oberflächen – sich hinter Furnier verstecken müssen. Ansonsten schöne Arbeit, viel Spaß mit Deinen Hochglanz-Schmuckstücken…

BW

Hallo Lorenz,
warum kommt mir der Anfang Deines Berichtes so bekannt vor?
Warum glaube ich, dass Du nach einer gewissen Zeit die SB36Center als Standbox bauen wirst?
Bei mir hat es mit Minuetta angefangen, dann kam eine SB18 aus Jux und Dollerei.
Die Umsetzung Deiner SB18 ist sensationell gut!
Glückwunsch!
Und das interessante ist, die SB18 kommt locker an die Kleine Sonus Faber ran. Ich hab es getestet.
Viel Spaß mit Deiner wunderschönen Kreation

In OSB blank sähe das Ganze noch ein wenig besser aus. – Ironie aus -.

Tolle Arbeit, Perfektion pur. Auch die Form lässt gute Wiedergabe erwarten.

Hesse

Tach Lorenz,

wirklich sehr sehr gelungen und edel. Arbeit in ganzer Perfektion! Viel Spass mit den LS!

Gruß Jörg

Hallo Lorenz,

ganz großes Kino.
Die totale Aushebelung des WAF in Perfektion.
Meine Anerkennung!

Rundmacher

Hallo Lorenz
Die schönsten 18er die ich je gesehen habe. Habe die selber, ein toller Lautsprecher für den Preis. Spektakulär finde ich deine Vorrichtung um die Rundungen in die Rückwand zu fräsen. Ja und natürlich tolles Finish….

Viel Spaß mit deinen SB18

Ciao Udo

Hallo Lorenz,
Die sehen richtig gut aus. Respekt!
Die Ideen zur Umsetzung mit “Hausmitteln” ist genau richtig für dieses Forum. Da wird es sicher Nachahmer geben.
Danke, Dino.

Hallo Lorenz,

hier sieht man wieder einmal was für tolle Lautsprecher doch immer wieder selber gebaut werden. Tolles Design und ganz tolle Handarbeit. Meinen Respekt spreche ich hier gerne aus. Ich habe auch ein Paar SB18 und weiß daher nur zu gut was für ein toller Lautsprecher das ist.
Wünsche ganz viel Spaß mit den Schönheiten.

Gruß Michael

Mein Kompliment, tolle Idee, schöne Details und irre gute Umsetzung!
Da glaubt wohl erstmal keiner das dies ein Selbstbau ist, und das ist durchweg positiv gemeint 😉
Wünsche allzeit viel Spaß mit deinen Lautsprechern!

Hallo Lorenz

Entschuldige meine Ausdrucksweise; Deine SB 18 sehen einfach nur geil aus.
Bin momentan auch grad an zwei SB18 dran. Ich muss wohl mein Konstrukt von vorn beginnen…..

Gruss Adi

Holla die Waldfee,

meinen Respekt hast du. Das ist eine der schönsten Arbeiten die ich hier bisher gesehen habe!

Viel Spaß damit!

Michael

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