5. August 2018

RS 100 ACL – Martins Werk inspired by Michael

Autor: MartinK

Als wir früher noch in einer anderen Community vereint waren, gehörte die Frage: “Könnte man nicht auch …” fast schon zum Standard nach der Veröffentlichung eines neuen Bausatzes. Häufig habe ich dann geantwortet: “Mach einfach und berichte”, was immer auf unfruchtbaren Boden fiel. Hier ist das anders, es gilt der Satz: “Wenn du willst, dass etwas gemacht wird, mach es selbst.”  Allein in den letzten zwanzig Berichten wurden von unseren Lesern sechs neue Bausätze vorgestellt, für die ich bestenfalls die Vorgaben für den umbauten Raum lieferte. Auffällig ist dabei, dass oftmals das neue Bauprinzip ACL kleine Regalboxen in neue Standboxen der schmalen Gestalt verwandelte, die ohne jede Weichenänderung zur vollsten Zufriedenheit des Erbauers sogar das Wohnzimmer mit dem vorher vermissten Bass füllt. Heute erblickt die RS 100 ACL das Licht des Internet, entstanden aus einer einfachen Frage von Michael unter dem Artikel zur MiniACL und erstmals von Martin K in die reale Welt entlassen.

In einem früheren Schaffensabschnitt stellte Udo die Bluestone Twins vor,  ich probierte sie und bin seither begeistert. Sie stehen im Büro und so mancher Kollege fragte schon, wo denn der Subwoofer sei. Danach habe ich mit Gradient-Chassis experimentiert und die FT 11 Top zu einem 2 m hohen Spargel mit ACL-Gehäuse umgebaut. Sie kann laut und tief. Anschließend begeisterten mich diverse Konstruktionen aus Udos Händen/Ohren und ich suchte nach einer neuen Herausforderung.

Da kam die Mini-ACL vor wenigen Wochen gerade recht. Mir ging es wie Vielen und ich wollte haben. Hatte fast schon bestellt, da kam Michaels Beitrag zur Vorstellung der Mini-ACL: „Geht das auch mit dem RS 100-4?“

Rasch hatte Udo die passende Antwort: Der RS 100-4 braucht etwas mehr Volumen als der Monacor SPX-30 M aus dem Originalbauvorschlag: 2 Liter Volumen für die 1. Kammer, dahinter 3×1,5 Liter Volumen sollen es sein. Als Reflexrohr empfahl er das ungekürzte HP 35 (12 cm). Ein entsprechendes Gehäuse darf sich jeder selber ausrechnen. Die unveränderte Korrekturschaltung sollte lt. Udo passen.

Ich entschied mich, die RS 100 PC aus dem Schlafzimmer zu zerlegen und es zu probieren. Für später anstehende Vergleiche hatte ich die Gehäuse der Needle und die betriebsbereiten Bluestone Twins parat.

Anfänglich verhedderte ich mich bei der Berechnung der Volumina. Es war aber ganz einfach: Ich habe die Gehäusetiefe um 7 cm erhöht, das senkrechte Kammerbrettchen um 4 cm nach hinten versetzt und somit die angestrebten Größen fast genau erreicht. Udo riet mir vom angestrebten Reflexschlitz ab, da mit einem Rohr besser experimentiert werden kann. Da hat er recht.

Ungeduld sei der Feind des Lautsprecherbauers, das kann man sehen wie man will. Mein kleines Zeitfenster ließ keine Bestellung des BR 35 zu, weshalb ich mich für ein Abwasserrohr „DN 40“ entschied. Dessen Innendurchmesser ist mit 34,5 mm kaum größer als das BR 35 und somit gut zu gebrauchen.

Im Baumarkt war Albert an der Säge. Hurra!! Wir kennen uns schon lange und seine einzige Bemerkung war: „Du hast auch schon mal größere Lautsprecher gebaut“. Sein sehr passgenauer Zuschnitt wurde wie gewohnt mit einem 5er belohnt. Kleine Lautsprecher haben den Vorteil, dass deren Einzelteile nicht viel Platz brauchen und so konnte alles mit dem Motorrad heimgebracht werden.

Ich habe alle Brettchen kurz zu Probe zusammengestellt und danach ein paar Hilfslinien für die korrekte Position der Innenteiler gezogen. Das Verleimen war unspektakulär. Für eine angenehme Optik habe ich den Vorderkanten der Gehäuse kurzerhand per Zug über die Tischkreissäge eine 45-Grad-Fase verpasst. Ungeduld…… Später stellte sich heraus, dass kaum noch Platz zum Versenken der Chassis war. Es hat aber gereicht.

Den Ausschnitt für die Chassis konnte ich mit einer Dose aus der Elektrograbbelkiste anzeichnen. Den Ausschnitt für das Reflexrohr schnitt der Kreisschneider nach einigen Einstellungsversuchen an Restbrettchen.

Ca. 5 Stunden nach Verlassen des Hauses zum Einkaufen konnte ich dank Ponal Express schon die Chassis einbauen. Angeschlossen wurden die Minis zuerst am alten Technics-Boliden. Da die Chassis ja schon lange eingespielt sind, war meine Erwartung recht hoch und es kam direkt die Yello-CD an den Start. Lautstärke klein und START. Huch, was für ein Bass. Blitzschnell habe ich leiser geregelt und wollte die Loudness ausschalten. Sie war aus……. Also Hub der Chassis beobachten und wieder lauter. Nun, ich war wirklich überrascht, was aus dem Minis herauskommt. Pegel knapp ausreichend für mein 14 qm Zimmer, aber der Tiefgang und die Kraft im Grundton sind überwältigend. Die Qualität der räumlichen Darstellung fand ich erwartungsgemäß wieder vor.

Da ich ja versprochen hatte, nach meinen Kräften noch Vergleiche zu anderen Konzepten mit dem RS 100 anzustellen, stellte ich eine Mini an die Vorderkante des Tisches und direkt daneben im Wechsel eine RS 100 PC, danach eine Needle und dann meinen Bass-Favoriten, die Bluestone (Twin).

Im Ergebnis lässt sich feststellen: Die RS 100-4 ACL im vergrößerten Gehäuse der Mini-ACL schlägt alle. Im Hochton ließen sich keine Unterschiede ausmachen. Bei Grundton und Bass ergaben sich erhebliche Unterschiede:

RS 100 PC klingt dünn
Needle kommt im Grundton relativ nah, jedoch im Bass nicht hinterher
Bluestone Twin wirkt im Grundton zwischen der Needle und der ACL, kommt im Bass näher an die ACL.

RS 100-4 ACL macht alles richtig. Testweise Zuhalten des BR-Rohres ließ nur den Tiefbass verschwinden und die ACL damit etwa auf das Niveau der Bluestone Twin zurückfallen.

Das ganze Vorhaben hat mich genau 11,68 € im Baumarkt plus Sprit und 5 Stunden Zeit gekostet. Lächerlich für das Ergebnis. Ich habe einen neuen Freund gewonnen. Nun fehlt noch ein feines Kleid und dann dürfen sie ins Schlafzimmer einziehen.

Nachtrag: Im Forum fand sich noch ein Hinweis auf die Verwendung der Mini-ACL als Soundbar. Das habe ich auf die Schnelle mit dem Dayton DTA ausprobiert. Räumlichkeit ist sehr gut, Pegel geht in Ordnung und die Sprachverständlichkeit ist super. Das Ganze in ca. 60 qm mit etwas dünnem Bass. Wer mehr braucht, greife zur Mona. Fairerweise sei erwähnt, dass ich am TV sonst gerne kräftigen Bass eingestellt habe.

Wie immer hatte ich sehr viel Spaß bei Planung und Umsetzung und werde mich an den Kleinen noch lange erfreuen. Danke für die tolle Entwicklung, Udo.

MartinK

Anmerkung der Redaktion: Die Zeichnung für die RS 100 ACL lieferte Michael, der die Zwerge mittlerweile auch schon fertig hat.

Seine Freude teilte er mir per Mail mit:

Hier noch zwei Bilder meiner ACL Variante. Meine kleine Outdoor Box in Betonoptik. Ich liebe sie.

Hab heut viel gehört. Einfach der Hammer. Schließt man die Augen und lauscht, dann denkt man an einen viel größeren Lautsprecher. Alles löst sich toll von den Boxen und sie können schön tief runter bei der passenden Musik. Es ist natürlich kein Sub-Woofer. Aber die tiefen Frequenzen sind deutlich präsent. Bei Acapella wie den House Martins erfreut man sich pur an der Klarheit der Stimmen. Toller Bausatz.

Michael

Zur RS 100 ACL im Online-Shop

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Hi.

Kurze Frage bzgl. der Aussage “Die unveränderte Korrekturschaltung sollte lt. Udo passen.”

Die von der Needle oder von der miniACL? Habe beide hier, mit welcher Korrektur passt es am Besten?

Grüße
Andre

PS: ist der Bausatz von der Needle gleich mit dem der RS100ACL ?

Hallo Andre,

natürlich sind die Bausätze nicht gleich, sie haben nicht ohne Grund verschiedene Namen und Gehäuse. Lies die Berichte zu Needle und dem ACL-Prinzip, dann sollten dir die Unterschiede klar sein.

Gruß Udo

Das ist ja mal eine tolle Idee, Martin!
Das sollte doch bestimmt auch mit einer FT9 gehen? Da habe ich noch eine mehr oder minder stillgelegt im Büro stehen. Es kribbelt in den Fingern … 😉

Lg Sebastian

Hallo Sebastian,

das musst du selbst ausprobieren. Da wir den RS 100-8 nicht mehr anbieten, berechnen wir dafür kein optimales ACL-Gehäuse.

Gruß Udo

Toller Bericht MartinK!
Dieser kleine Ls findet bestimmt viele Nachbauer und macht Freude. Immer wieder schön hier!
Wünsche viele ruhige Stunden des Lauschens.

Gruß Jörg

Hallo ins Forum, ich habe da mal eine Frage am Michael oder MartinK oder auch Udo .-)
Ich bin in der Umrechnung von größen nicht so bewandert . Ich habe mir die MiniACL gebaut und bin
total begeistert .Nun würde ich sie auch gerne für den Wohnwagen bauen, habe aber in der tiefe nur 13-14cm Platz .in der höhe aber bis zu 50cm . Kann man den Bausatz so umstricken das ich ihn für den Wohnwagen bauen kann ? Könnte mir eventuell jemand Helfen .
LG Hartmut

Hallo Forty,
hier im Forum findet man immer Hilfe. Also gehe ich das heut mal an.
Etwas Geduld, ich melde mich. 😉

Gruß Michael

Prima DANKE 🙂

Hallo, die Berechnung ist fertig. Hab doch glatt noch ne Zeichnung dazu erstellt. Da das hier nicht direkt hingehört hab ich es dir per PM zugeschickt.
Viel Spaß beim Werkeln.
Michael

Schneller geht nicht!! Echt Klasse Danke!!!!

Hallo an alle Interessierten,

die Zeichnungen von Michael habe ich im MiniACL-Bericht und Online-Shop eingefügt.

Gruß Udo

Sonntags einen neuen Bericht mit einer Tasse Kaffee genießen und auch noch den Lautsprechern lauschen die im Bericht beschrieben werden, das hatte ich noch nie. 😎
Danke für den tollen Bericht. Es war sehr interessant die Vergleiche zulesen die ich ich auf Grund der fehlenden Bausätze nicht machen kann. 👍
Ich bin einfach immer wieder begeistert welchen Klang diese Zwerge in meine Gartenlaube zaubern. Hier will ich keinen Lautstärkewettbewerb gewinnen. Nein einfach einen tollen Klang. Zusammen mit einem Raspberry Pi plus mit aufgesetztem Verstärker wird aus diesem Bausatz ein Bluetooth Lautsprecher der seines gleichen sucht.

In dieser Klasse vergebe ich ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gruß Michael

Die miniACL sind klasse, und ich freu mich drauf hier irgendwann mal direktvergleiche bei den zwei Chassitypen anstellen zu können! Ansonsten, wie immer, schöner Baubericht. Die Soundbar geschichte hat bei mir gleich mal wieder Interesse geweckt 😉

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