13. November 2022

SB 30 ACL 5.1 Heimkino – angekommen

Autor: HortusNanum

Die Planungen für dieses Projekt reichen schon lange zurück. Noch in der alten Wohnung wurden Pläne geschmiedet, wie die Hifi-Ausstattung im dereinst fertig sanierten Häuschen aussehen könnte: Texte mit Klangbeschreibungen wurden gelesen, Zollstöcke hingehalten, verschiedene Bauformen, Furniere, Lacke und Beizen verglichen. Ihr kennt das: Die Überlegungen, welche Serie es denn nun werden soll, gingen hin und her. Von Doppel7 über Linie 5 zu Chorus und wieder zurück. Warenkörbe wurden gefüllt und verworfen, noch mehr Bauberichte gelesen, Gehäuse geplant und wieder alles im Kreis. Schon sehr früh in diesem Prozess hatte ich das Glück, Ende 2017 am Treffen in Eschborn teilnehmen zu dürfen.

Die dort möglichen Hörproben erlaubten mir schon eine erste Vorauswahl. Der Hochtöner der damals noch neuen Chorus-Serie wollte dort nicht so recht mein Freund werden. Ebensowenig die Keramikkalotte der Linie 4. Der damals noch problemlos lieferbare ER4 in Duetta, Doppel7 und Linie 5 war atemberaubend, aber ebenso kostspielig.

Aber dort stand auch in einem kleinen Raum mit noch kleineren Lautsprechern ein Paar SB18. Während ich mich zunächst angeregt mit den Anwesenden unterhielt, spielte die SB18 unbeirrt und unaufgeregt vor sich hin hin. Irgendwann wurde ich ihrer gewahr und hörte genauer hin. Diese Gelassenheit, mit der sie aufspielte, die tonale Ausgewogenheit beeindruckte mich. Aber ich wollte ja eigentlich was größeres …

Ich ließ die Höreindrücke sacken und während die Sanierung des Hauses fortschritt, kreiste ich in der folgenden Zeit immer wieder um das Thema, welche Lautsprecher-Serie es denn nun werden sollten. Das Treffen 2019 in Nordhausen

konnte dann den Eindruck aus Eschborn untermauern: Chorus war nichts für mich (die Fans dieser Baureihe mögen es mir verzeihen), aber die dort ausgestellte SB24 ACL tat es mir an. Praktischerweise strapaziert ein komplettes SB Heimkino-Set die durch die Bautätigkeit dahingeschmolzene Schatulle auch nicht über Gebühr. So war die Entscheidung getroffen: SB sollte es werden.

Wieder wurden Warenkörbe zusammengeklickt, verschiedene Optionen bei Center und Subwoofer beleuchtet. Am Ende machte mir Udo mit der Erfindung des SB29SW_ CBFA auch diese Entscheidung leicht. Zwischendurch wurde mir mal kurz heiß und kalt, als Udo die Wallstreet 3 abkündigte. Als die dann aber nach kurzer Zeit durch die SB15 OnWall ersetzt wurde, war alles wieder gut.

Ende 2021 konnte dann nach fast 5-jähriger Fahrt im Kreisverkehr die Order platziert werden: Ein Paar SB30ACL, ein SB24Center, zwei SB15OnWall und ein SB29SW_CBFA. Das Paket war groß und schwer, so dass sich der Paketbote sein Trinkgeld redlich verdient hat.

Ich bestellte beim Holzhändler eine komplette Platte 19er MDF und ließ sie mir kofferraum- und kellertreppengerecht vierteln. Die Fronten sollten passend zu unseren Möbeln aus Erle sein. Hierfür wurde eine 27mm starke massive Leimholzplatte aus Erlenholz bestellt. Die Korpi sollten in einem Räuchereiche-Furnier von SaRaiFo furniert werden.

Gehäusebau
Zunächst erstellte ich wie gewohnt eine Schnittliste sowie einen Zuschnittplan passend zur Plattengröße. Ausführlicher ist dies in meinem Baubericht zur RS100ACL beschrieben. Um Material zu sparen, kombiniere ich auf den Zuschnittplänen alle benötigten Teile für alle Lautsprecher. Diese werden nach dem Zuschnitt entsprechend durchnummeriert und markiert, damit man sie später auch wiederfindet.

Bei den Abmessungen der Lautsprecher blieb ich bei Udos Bauvorschlägen, allerdings änderte ich die Aufbauten so, dass die Front aufgesetzt, die Rückwand aber eingesetzt wurde. So wollte ich eventuell sichtbaren Stoßkanten im Furnier an den Seitenwänden von vornherein aus dem Weg gehen. Den Zuschnitt erledigte meine kleine Tischkreissäge hinreichend präzise.

Ich fange bei den kleinsten Kisten, den SB15OnWall an. Diese hängen dann auch später außerhalb des direkten Blickfelds an der Wand, so dass kleinere (Anfänger-)Fehler nicht groß auffallen – zumindest ist das die Idee.

Der Rohbau ist schnell erledigt. Zum ersten Mal probiere ich meine neue Lamellofräse aus. Nach etwas Herumprobieren mit Reststücken habe ich den Bogen raus:

Durch den Trick mit der eingesetzten Rückwand kann ich diese an den wandmontierten Surroundboxen ein paar Millimeter zurückfallen lassen, damit die Kisten nachher bündig an der Wand hängen und Aufhänger, Kabel und Terminal Platz zum Verschwinden finden können. Die dadurch fehlenden 150ml Volumen wird man hinterher wohl nicht hören. Ich hätte die Seiten auch etwas höher machen können, aber als mir die Idee kam, war der Zuschnitt schon fertig. Beim Selbstbau muss und kann man ja flexibel sein. Die SB30ACL und der Center sind ebenso schnell zusammengeleimt:

Jetzt ist es Zeit, die Schallwände vorzubereiten. Ich schneide sie auf Maß (+2mm um noch etwas Fleisch zum Schleifen zu haben). Zusätzlich schneide ich an der Kreissäge an allen Seiten eine 15° Fase an, damit sich später ein gefälligeres Bild ergibt. Bei der SB30ACL wird die Schallwand zweigeteilt. Hier ergibt sich durch die Fase eine Schattenfuge. Die Löcher für die Chassis werden mit der kleinen, handlichen Kantenfräse und einem Fräszirkel gemacht, den Ralf in seinem Refugium auf YouTube vorgestellt hat. Die fertig gefrästen Schallwände sehen dann so aus:

Furnier und Finish
Das „Räuchereiche“-Furnier von SaRaiFo besteht in Wirklichkeit aus eingefärbten, zusammengeleimten und dünn gemesserten Holzresten. Obwohl es dort viele „Tropenholz-Furniere“ gibt, muss kein Baum am Amazonas dafür sterben. Zusätzlich sind die Furniere mit einem dünnen Vlies kaschiert, so dass sie sich leichter verarbeiten lassen als normale Furniere.

Das Schneiden erledigt ein scharfes Teppichmesser am Stahllineal. Hier ist es wichtig, dass man genug Druck auf Klinge und Lineal bringt, damit der Schnitt nicht der Holzfaser hinterherläuft. Das Furnier wird mit reichlich Überstand zugeschnitten.

Holz und Furnier werden mit der Schaumstoffrolle dünn und gleichmäßig mit Weißleim bestrichen. Dann heißt es ein paar Minuten warten. Sobald der Leim durchsichtig wird, kann man zusammenfügen, was zusammengehört. Das Furnier wird anhand der Maserung ausgerichtet und dann mit einem alten Bügeleisen mit nicht zu viel Hitze (Einstellung „Wolle“), aber viel Druck aufgebügelt. Eventuelle Luftblasen werden mit kreisenden Bewegungen zur Seite ausgestrichen. Wenn man zu viel Leim erwischt hat, merkt man das, wenn er durch das Furnier durchschlägt. Dies sieht man später beim Ölen, sollte also vermieden werden. Durch das Vlies ist das Furnier aber auch in dieser Hinsicht robust.

Das Furnier wird mit etwas Druck an die Kanten an- und leicht um die Ecke gebügelt. Mit dem Schleifklotz und 120er Papier schleift man das Furnier dann an den Kanten vorsichtig von Hand durch. Wenn man nicht zu viel wegnimmt, bekommt man hinterher eine schöne, geschlossene Kante.

Nachdem der Leim getrocknet war, bekamen die fertig furnierten Gehäuse die Fräsung für das Anschlussterminal sowie die erste Ölung mit Osmo Hartwachsöl:

Während das Öl trocknet, ist genug Zeit, die Weichen zu löten. Diese baue ich nach alter Vadder Sitte auf Sperrholzbrettern auf. Die Bauteile werden mit Heißkleber, schwere Spulen zusätzlich mit Kabelbindern befestigt. Das Brett ist dabei jeweils so bemessen, dass ich es notfalls durch die Öffnung des Tief-Mitteltöners auch wieder heraus bekomme. Es wird an der Rückwand angespaxt. Dass man später mal an die Weiche muss, ist zwar selten, aber man weiß ja nie.

Nachdem auch der zweite Ölauftrag getrocknet ist und die Schallwände mit den Korpi verleimt wurden, geht es an die Endmontage. Den SB15OnWall verpasse ich am unteren Ende noch mittig eine Aussparung mit dem Bündigfräser, damit das Kabel nicht zwischen Lautsprecher und Wand eingeklemmt wird und der Lautsprecher so bündig an der Wand anliegt.

Da die Fronten für eine kleine Schattenfuge auch auf der Rückseite eine kleine Fase haben, werden die vorderen Kanten der Gehäuse mit schwarzer Beize bepinselt, damit die Fuge auch schön schattig wird.

Genauso verfahre ich mit Center und den Standboxen. Als alles fertig ist, darf das Ensemble zunächst paarweise zu einem ersten Soundcheck antreten und sich dann 24h lang mit rosa Rauschen warm spielen.

Der Subwoofer
Zum Zeitpunkt meiner Bestellung war das Hypex Aktivmodul für den Subwoofer gerade nicht lieferbar. Zwar war Nachschub bereits nach wenigen Wochen avisiert, coronabedingt erfolgte die Lieferung jedoch erst gute 2 Monate später. Aber ich hatte ja mit den anderen Lautsprechern gut zu tun und daher keine Eile, außerdem hat uns die Pandemie Geduld gelehrt.

Beim Subwoofer wich ich von Udos Bauplan ab. Anstatt eines Quaders beschloss ich, einen Würfel gleichen Volumens zu bauen. Auch sollte das Aktivmodul in der Rückseite des Kellerkindes versenkt werden. Das hierfür nötige Gehäuseabteil muss man natürlich vom Bruttovolumen abziehen. Nach etwas Rechnerei kam ich auf einen Würfel von außen knapp 40 cm Kantenlänge. So wie ich Udo kenne, kommt es dabei auf eine Halbe hin oder her auch nicht an.

Zuschnitt und Verleimung liefen wie gehabt und geübt. Zusätzlich bekam der Subwoofer auf der Innenseite noch zwei Paar Verstärkungen. Diese wurden nicht genau mittig eingeleimt, um damit auch harmonischen Schwingungen entgegenzuwirken. Ob’s was bringt? Weiß ich nicht. Das Gehäuse bewegt sich bei „normalen“ Pegeln außen überhaupt nicht. Also hat es zumindest nicht geschadet.

Das Gehäuse wurde wie die anderen furniert und zwei Mal geölt. Für den Hypex wurde mit Hilfe eines verstellbaren Fräsrahmens eine passende Senkung gemacht und das Abteil für den Verstärker eingeleimt. Das Kabel für das Chassis wurde durch eine kleine Bohrung geführt und selbige dann mit Heißkleber luftdicht verschlossen. Für die Spikes bekam der Boden an den Ecken noch Einschraubgewinde (sogenannte „Rampa-Muffen“) mit M5-Gewinde.

Das Ergebnis …

… kann sich, wie ich finde, sehen lassen. Ich lobe mich ja äußerst ungern selbst (also total ungern!). Aber ich muss sagen, dass ich mit dem Werk sowohl optisch, als auch akustisch sehr zufrieden bin. Ein, zwei dicke Böcke habe ich beim Bau geschossen, aber so lange ich die niemandem zeige, fallen sie auch keinem auf. Diese bleiben daher mein Geheimnis. Und wie klingt’s?

Gut!

Die SB-Serie ist ja unter den Eton-Fans der Community als „Schönspieler“ verschrien. Genau das machen sie: Sie spielen schön. Sehr schön sogar! So schön, unaufgeregt und uneingeschränkt langstreckentauglich und immer zwei Klassen über dem, was ich vorher hatte, dass ich gar nichts anderes mehr will.

Seitdem die SB30ACL und ihre kleinen Brüder bei mir zu Hause spielen, kreuzten schon einige von Udos alten und neuen Kreationen meinen Weg. Und auch wenn Queen und Lady einiges anders und sicher vieles besser machen, kehre ich immer wieder nach Hause zur SB zurück und vermisse nichts. So schließt sich der Kreis zur Überschrift: Ich bin angekommen. Und das ist auch schön!

Bleibt nur die Frage: Was baue ich als nächstes? Und warum?

Roland

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Mhh, irgendwie sieht dein Furnier geölt dunkler aus als meins vor dem zusätzlichen Beizen… aber gefällt auch! Ich hatte für mein Ladies auch lange mit stabchenverleimten Echtholz geliebäugelt, aber ich wollte es ja auf der Seite, da wäre es bei deiner Dicke zu schwer geworden und dünner verzieht sich die Buche doch gerne mal. Aber sehr chic geworden, rötlichen Holz und Scharz ist einfach eine Top Kombi 🙂

Sehr sehr cool, Glückwünsche und weiter viel Freude 🙂
Matthias

Hallo und guten Morgen Roland,

es gibt Sonntage wie heute, da steht man auf setzt sich an den Küchentisch, lässt sich Kaffee aus der Maschine und überlegt sich beim Öffnen des Magazins, was könnte heute hinter dem Türchen versteckt sein.
Tja und dann ist es soweit.
Meine Augen sehen ein dappo System (freu freu freu) und dann tauche ich in den Bericht ein. Ein richtig schöner Bericht, der den Verlauf Deiner Reise beschreibt.
Die SB30ACL, ein richtig toller Lautsprecher, der aufgrund des Preises kaum wiedergibt, was er im Stande ist zu leisten. Kombiniert mit einem SB 29 kann ich mir vorstellen, wie Du auf der Couch sitzt und beim Hören dahinschmilzt und Dir bildlich gesehen, ständig auf die Schulter klopfst, innerlich grinst und denkst, alles richtig gemacht. Und dann noch dieses schöne Finish, das Auge hört ja bekanntlich mit, chapeau!

Deine Aussage, es gibt anders klingende Lautsprecher im gehobenen Preissegment die präziser klingen, Du aber nach Hause kommst und Dein System als hervorragend bewertest, kann ich absolut nachvollziehen. Mir geht es mit meinen dappo genauso.

Lieber Roland, danke für Deinen kurzweiligen Bericht und die schönen Bilder. Ich wünsche Dir mit Deinen Kreationen viele schöne Stunden

LG Grüße aus dem Auenland
Yoga

Moin Roland,
Moin Baugemeinde.

Ein wunderbarer Baubericht, der nicht nur d Freude beim Bau spürbar beschreibt, sondern auch d große Zufriedenheit über das Gesamtkonzept mitteilt:
Nichts vermissen!
Angekommen!
Das freut sich der frühe Leser gleich mit.
Gleichwohl muss auch zum gelungenen Bau gratuliert werden.
Die LS sind einfach schön!
Als Kenner und großer Schätzer der SB-Reihe muss ich sagen, dass Klang und Aussehen hier wunderbar zusammen passen.
Viel Freude beim hören.

Rodscher

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