13. Oktober 2024

Mona heiratet

Autor: Der Handwerk

Wie sagt der geneigte Hauptstädter? Da ham wir mal einen kieken lassen … und ich glaube, das haben wir wirklich. Ein lieber Kollege hat im Vertrauen offeriert, in den Stand der Ehe einzutreten. Marko ist sehr audiophil unterwegs, er ist den durchaus sehr potenten Schallwandlern aus Schwäbisch-Gmünd seit Langem verbunden. Und hier ist sein Motto: Kleckern gibt´s nicht, klotzen ist angesagt. Big, bigger, Musikzimmer… Daher weiß er, was gut klingt.

Was dann hier nicht so recht passt: Marko und Hanna lassen sich im Wohnzimmer von einem runden, Sprachbefehlen folgendem Ding ausspionieren und das Teil liefert dann auch noch solo die Musik??? Das geht nun wirklich nicht, hier muss angesetzt werden!

Gesagt, getan. Da wir als Kollegen untereinander einen einmaligen Zusammenhalt haben und nicht ganz unerfahren mit den Kreationen von Udo sind, tagte recht kurz ein Kriegsrat und der Entschluss wurde gefasst: Wir bauen was. Angelehnt an die kompakte Idee des kleinen Spions, nur ohne Spionage und in cool.

Ich habe mit der Mona Combo sehr gute Erfahrungen gemacht, die Separierung der Einzelkomponenten kam hier diesmal nicht in Frage und so ist ein Bauplan vom Meister abgewandelt und neu designt worden.

Der Sub darf durch zwei Reflexrohre nach oben ausatmen. Hier möchte ich anmerken, dass diese Bauweise in größeren Räumen deutlich mehr Tiefe erzeugt und voluminöser arbeitet als die Variante nach vorn. Da der Sub in der Combo das Maß vorgibt, sind die beiden Satelliten direkt angesetzt und der ´tote Raum´ dahinter ist dem Design geschuldet natürlich in Kauf genommen worden.

Als Baumaterial ist 19mm MDF für den Korpus und alle innenliegenden Trennwände verwendet worden. Hier gab es abschließend, ähnlich einer Soundbar, ein längliches, in seinem Abmaßen durchaus gefälliges Erscheinungsbild.

Lamellos sind bei uns der Standard im Verbindungssegment und kamen auch diesmal wieder zahlreich zur Anwendung. Ponal in gewohnt großzügigen Mengen und viele Zwingen verbanden alles zu einem Ganzen.

Nach der Trocknung über Nacht und dem Lösen aller äußeren Zwänge sind die beiden Aufnahmen für die Treiber der Satelliten gefräst worden. Ein selbstgebauter Fräszirkel begleitet uns hier seit Kurzem. Eventuell haben meine Schreinerfreunde die ewige Bastelei mit einzelnen MDF-Schablonen satt und sind so in den Pro-Status übergegangen… Vielleicht habe ich auch zu oft genervt… ??

Nachfolgend hat der Kasten einen umlaufenden Schliff (P240) erhalten, um alle Kanten, Grate und ähnliches zu egalisieren.

Zwei Gänge Haftgrund haben im Rollauftrag die Basis für die Lackierung an Front und Rückseite gelegt.

Ein Schleifgang (P240) folgte. Nun ist im Spritzverfahren ein 1K-Füller aufgetragen worden. Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass die Öffnungen für die Treiber bei dieser Arbeitsweise zwingend abgeklebt werden müssen, um nicht irgendwelche böse Überraschungen zu erleben bezüglich der Einbaugröße.

Nach erfolgter Trocknung folgen nun Schliffe bis Körnung P500, um die perfekte Oberfläche herzustellen. Beide Seiten sind wiederum im Spritzverfahren XVLP (viel Material, wenig Druck) in tiefschwarz seidenmatt lackiert worden. Es ist Magie, wie in der Trocknung über Nacht die doch orangige Oberfläche sich wie von Zauberhand glättet und am Ende die Perfektion einer Industriebeschichtung erreicht. Das ist great!

Zur Gestaltung der verbleibenden Außenhülle sind wilde Diskussionen entbrannt, eine Variante mit dickem Furnier (heißt Sperrholz in diversen Stärken), einen aufgesetzten Rahmen aus Echtholz, da wir Connection zum Sattlerhandwerk haben, vielleicht eine Hülle aus Leder in Weiß…? Nicht schlecht bis hierhin, Leder weiß! Aber wie vorne und hinten abschließen? Edelstahlkanten? Holzrahmen in dünn? Es gab etliche Vorschläge… Da hat ein Schreiner den unsterblichen Satz im Vorbeigehen fallen lassen… „In einem RS6 werden auch keine Kanten umbaut oder Winkel aufgesetzt, das muss bündig sein, sauber vernäht und perfekt sein. Die machen da immer so rote Ziernähte.“ Bäng, that´s it! Nachgefragt, ob es geht, mitleidige Blicke geerntet. Na klaro geht sowas! Sind ja Sattler-Zauberinnen!

Gesagt, getan. Die Hülle war ruckzuck genäht und ist in Ihren Abmaßen so genau gelungen, dass sie vorne und hinten je 0,5mm übersteht und sich unten genau auf Stoß trifft. Wir haben auf Sprühkleber verzichtet, um eventuelle Farbveränderungen oder Lackschäden zu umgehen. Hier hat ein beidseitiges Spezialklebeband aus dem Bodenleger-handwerk die Verbindung übernommen.

Es ist sehr frickelig, die Bahnen über die Länge präzise zu verkleben. Hier sind mindestens 2 Leute zu empfehlen, um sauber arbeiten zu können. Das Zeug klebt wie die Hölle…

Abschließend haben wir die Öffnungen der Bassreflexrohre eingepasst und selbige eingepresst.

Das Ergebnis ist in meinen Augen der Kracher. So eine zarte Eleganz, da hätte jedes andere aufgesetzte Element nur geschadet.

Mein alter Freund JP ist am Lasercut eine Bank und designtechnisch sowieso. Er hat aus Sperrholz einen herrlich schnörkeligen Schriftzug entworfen und gelasert. Hier ist es trotz der recht ordentlichen Größe des Schriftzuges wunderbar filigran geblieben.

Ebenso weiß spritzlackiert im Farbton des Leders und vorsichtig aufgeklebt, passt es perfekt dazu. Es nimmt Formen an…

Wir haben dann pro forma erstmal die Montage der Technik durchgeführt, um zu hören. Hier kam der erste kleine Tiefschlag, kein richtiger Bass… what? Die Satelliten laufen reibungslos aber dieses unerträgliche Schnarzen untenrum… Ist der Treiber gerissen? Der neue Amp kaputt? Irgendwas anderes? Mmh.

Nach einer nächtlichen Pause haben wir am nächsten Tag Fehlersuche im Ausschlussverfahren betrieben. Letztendlich ist es die Dichtauflage unter dem Treiber gewesen, welche tatsächlich verschoben war und somit nicht komplett dicht war. Wir haben sie kurzerhand entfernt und komplett ersetzt.

Ein neuer zaghafter Testlauf und… da ist es… dieses Füllige, Wohlklingende, den ganzen Raum Einnehmende… herrlich. Wir sind wieder auf Kurs. Bewährte kleine, durchsichtige Füße aus Gummi sorgen abschließend für den sicheren Stand und die Entkopplung vom Untergrund. Fertig.

Jetzt wieder zurück zum Anfang, ein Hochzeitsgeschenk soll´s sein. Geschenke wollen verpackt werden. Papier und Schleifchen? Nee… Ein so schniekes Teil braucht eine standesgemäße Umverpackung. Aber was?

Wieder tagt der Rat und die Ideen sprudeln nur so… Am Ende waren wir uns einig, dass der schlichte, elegante Stil unbedingt beibehalten werden musste. Und die banalsten Dinge nehmen, sauber verarbeitet, zeitlose Schönheit an. Spanplatte, weiß mit Kante. Rechteckig, ohne Schnörkel. Ein Boden als Stand mit umlaufender Kante als Fallschutz und ein Deckel, nein eher eine Haube als ein Deckel.

Da JP immer ungefragt für eventuelle Missgeschicke mehrere Schriftzüge lasert, war auch hier einer übrig. Konträr lackiert in tiefschwarz war die Sache rund. Die große rote Schleife tat ihr übriges.

Da haben wir tatsächlich mal einen kieken lassen…

Selbstredend hatten die Glücklichen an ihrem Tag der Tage keine Ahnung, was da kommt. Ich wurde auserwählt, der Überbringer des Schmuckstücks zu sein. Na aber, auf jeden Fall. Es ist schon episch, wenn man im Hochsommer als Gast mit so einem Geschenk auf der Feier auftaucht.

Die Freude bei beiden war riesig. Mittlerweile ist der Spion im Wohnzimmer arbeitslos, der (nun verheiratete) Mann darf anfragen, wann Zeitfenster für eine Nutzung frei sind… Alles wie überall… ??

Für dieses Gemeinschaftsprojekt ist zu sagen: Wenn viele kreative Köpfe mit weit gefestigten, handwerklichen Fähigkeiten zusammenarbeiten, entstehen unfassbar schöne Dinge…

Für Marko und Hanna!

Liebe Grüße, Andreas

Zur Mona 2.1 im Online-Shop

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Wow, was für ein Projekt!

Hier wird wohl das streicheln des Gehäuses genauso schön zelebriert, wie das Hören!

VG, Jo

Super.

Einfach nur super!

VG Rundmacher

Hallo Andreas,

es hat hier schon so viele Mona-Berichte gegeben, aber das ist mit Abstand die edelste Variante! Richtig schick und perfekt umgesetzt. Hast du mal gefragt, wie oft der Beschenkte noch ins Musikzimmer geht, wenn er doch sowas Tolles im Wohnzimmer hat…?

Ach ja: Und es ist eine Freude einen so gut geschriebenen Bericht zu lesen!

Gruß

Uwe

Ich leg meine Säge nieder! Perfekt umgesetzt🤩

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