25. August 2024

U_Do 71 mit einer Prise sentimentalem Wert

Autor: themediumispizza

Nach etlichen Jahren der Zwischenlagerung in einem Keller, dessen klimatische Bedingungen mehr als fraglich sind, wollte ich wieder mehr Musik hören und habe meine SABA Ultra HiFi 600 Boxen reaktiviert. Schon bei den ersten Hörversuchen musste ich leider feststellen: alles eine Katastrophe! Die Sicken der Tiefmitteltöner mussten erneuert werden, und die Hochtöner gaben auch nicht mehr das wieder, was sie sollten. Nach diesem ersten Rückschlag, mein Leben wieder etwas musikalischer zu gestalten, standen die Lautsprecher einige Tage lang in meiner Wohnung herum und die Suche nach neuen Lautsprechern begann. Die Sabas suchten zunächst ein neues Zuhause, was sie auch schnell fanden. Allerdings wollte ein Freund und großer Saba-Fan nur die einzelnen Lautsprecher, und der Rest wäre auf dem Müll gelandet.

Dies brachte mich auf die Idee, die Lautsprecher für zukünftige Organspenden zu behalten und den Rest zu sehen, was sich daraus machen lässt. Das Holz an sich ist noch in gutem Zustand und man sieht ihm sein Alter an. Also alles aufschrauben und anschauen! Ich war erstaunt über die Konstruktion. Alle Lautsprecher sind auf einer Frontplatte montiert, die lediglich mit dem Rest des Lautsprechergehäuses verschraubt ist. Eigentlich prädestiniert, um ein neues Bauprojekt anzufangen!

Also stürzte ich mich in die Überlegungen, welche Lautsprecher es werden sollen und welchen preislichen Spielraum meine Finanzen aktuell hergeben. Nach kurzer Suche stieß ich auf die Bauberichte von acoustic-design-magazin.de und war sofort begeistert. Vor allem weil es die Bausätze komplett als Rundum-sorglos-Paket zu kaufen gibt und die Bauberichte mir ebenfalls weitergeholfen haben. Meine Wahl fiel auf die U-Do 71, vor allem wegen des Preises und weil es sich eher um ein Experiment mit unbekanntem Ausgang handelt. Zur Not habe ich etwas Geld kaputt gemacht bzw. muss mir ggf. einfach doch das passende Gehäuse für die Lautsprecher kaufen. Aber wenn man es nicht versucht, hat man es halt nicht versucht.

Zunächst habe ich die Frontplatte nachkonstruiert, um sie später aus MDF-Platten fräsen zu lassen.

Die Frontplatten bestehen aus zwei Platten, die nach dem Fräsen miteinander verleimt wurden. Damit beide Platten beim Verleimen nicht verrutschen, habe ich kleine Adapter für die Löcher der Lautsprecher im 3D-Drucker angefertigt.

Beim Verleimen kommt sogar noch ein alter Apple Europlus zum Einsatz. Ich wusste, die Teile sind irgendwann noch super nützlich! Sorry an die Apple-Fans.

Ganz unbeschadet ist das Gehäuse allerdings nicht davon gekommen. Die alten Anschlüsse mussten den neuen weichen, weshalb auch die Bohrung auf der Rückseite um ein ganzes Stück erweitert werden musste.

Alles in allem war der Aufwand doch sehr überschaubar und für jemanden wie mich, der sich von Holzbearbeitung eher fernhält, super zu meistern! Vor allem der Zusammenbau war auch schnell erledigt. Lautsprecher rein, Frequenzweiche aufbauen und zusammenlöten, und die Lautsprecher waren innerhalb von ein paar Tagen bereit für den ersten Test.

Der erste Test erfolgte an einem provisorischen Aufstellort vor dem Fernseher. Nebenbei arbeite ich noch an der Konstruktion von Lautsprecherständern, damit die Lautsprecher neben dem Fernseher ihren endgültigen Platz finden … die sind aktuell noch in Arbeit! Zum Testen wird ein Selbstbauverstärker verwendet. Ich liebe das Ding sehr! Ich habe ihn defekt übernommen und musste mich durch viele kalte Lötstellen arbeiten, damit das gute Stück wieder funktionstüchtig ist …

Der erste Höreindruck: Ich habe in den Bauberichten zu den U-Do 71 gar nicht so viel Schlechtes gelesen, bin aber mit wenig Erwartungen an den ersten Test herangegangen. Deshalb habe ich auch nichts wirklich Explizites für den Hörtest herausgesucht a la „Das muss ich auf jeden Fall das erste Mal spielen, wenn die Dinger fertig sind“. Also habe ich mir von allem etwas ausgesucht, via Bluetooth-Empfänger, via Plattenspieler und CD-Player wiedergegeben.

Los ging es mit einer tollen Runde Grunge. Die Nachbarn und ich genossen dabei zunächst einen Mix aus Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden. Das läuft auf jeden Fall auf den Lautsprechern, wobei ich sagen muss, dass die Stimme von Kurt Cobain wesentlich klarer herauskommt als noch auf den alten SABA.

Nach dem ersten Höreindruck war ich doch etwas überrascht! Die Lautsprecher klingen besser als erwartet, auch wenn dies beispielsweise in Kais Bericht über die U-Do 71 bereits angekündigt wurde.

Als Nächstes wurde ein wilder Mix aus Johannes Brahms, Edward Elgar, Hania Rani, Rival Consoles und Aphex Twin gespielt. Läuft tatsächlich alles ganz gut auf den Lautsprechern! Klar, man hat nicht das Gefühl, mitten im Orchester zu sitzen oder an den Synthesizern von Richard David James herumdrehen zu können, weil man so nah an der Bühne steht. Aber die Boxen klingen für den Preis super und ausgewogen. Die Abstriche, die man beim Bass machen muss, sind verkraftbar. Vielleicht werde ich in naher Zukunft eine Bassbox zusätzlich einbauen. Aber für ein Experiment mit ungewissem Ausgang bin ich sehr zufrieden, und vor allem macht jetzt das Musikhören wieder wirklich Spaß!

Nach dem Hörtest musste ich mich noch an die Front machen. Ich wollte die Lautsprecher nicht so nackt lassen, sondern man sollte sehen, dass es sich mal um die alten Saba gehandelt hat. Da die Lautsprecher direkt auf den MDF-Platten aufliegen, musste ich Adapter drucken, damit der Abstand zwischen Lautsprecher und Front vergrößert wird. Da ich in letzter Zeit mein Filament zum 3D-Drucken aufbrauche, fiel die Wahl auf das herrlich grüne PETG-Filament 😉 Sieht man sowieso nicht, wenn die Abdeckungen drauf sind … Dem Stoff in der Front wird es wohl demnächst an den Kragen gehen, aber das werde ich auf einen späteren Zeitpunkt vertagen. Erstmal wird wieder Musik gehört!

Und fertig sind die alten/neuen Lautsprecher:

Zu guter Letzt stellt sich natürlich die Frage, wie integriere ich die Lautsprecher, ohne auf ein volles Fernsehbild zu verzichten? Die erste Überlegung war natürlich der einfache Kauf, aber hier habe ich nichts gefunden, was meinen Wünschen oder meinem Geldbeutel entspricht. Aber es gibt natürlich kein Problem, das ein 3D-Drucker nicht lösen kann! Also erstmal ab auf die Waage mit den Lautsprechern und das Gewicht prüfen. Knapp 11 kg haben die Lautsprecher nach dem Umbau, was für einen 3D-Druck gut auszuhalten ist. Da der Druckbereich meines Druckers beschränkt ist und ich die Lautsprecher auf den Boden stellen will, kommt nur eine Konstruktion in Frage, bei der die Lautsprecher schräg stehen.

Die Modelldateien stelle ich natürlich jedem zur Verfügung! Die STL-Dateien sind unter https://www.printables.com/de/model/918401-lautsprecherfuss abrufbar 🙂

Die Lautsprecher stehen nun etwas schräg und kippen nicht so leicht um. Der Hund hat das natürlich gleich austesten müssen, aber die Lautsprecher stehen sicher und auf dem Sofa kommt auch das an, was ankommen soll!

Jetzt stehen die Lautsprecher und werden ausgiebig getestet! Bisher bin ich vollkommen zufrieden mit meiner Wahl und auch dem Verlauf des kleinen Umbauprojekts!

Lieber Gruß aus meiner nicht aufgeräumten, aber dafür gut beschallten Wohnküche!

Thomas

Zur U_Do 71 im Online-Shop

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Moin Thomas, Moin Der Alex,

ich möchte hier zustimmen. Die alten Stoffbespannungen sollten in meinen Augen unbedingt erhalten werden. Die Vintage Optik mit der neuen Technik innendrin ist ja mal der Knaller. Understatement eben. Die selbstgedruckten Boxenständer sind Klasse und die Farbe ist ja für den persönlichen Geschmack jederzeit änderbar… Good Job! 👍😎

Die Option mit dem SUB für ‘untenrum’ möchte ich für die U do’s ausdrücklich empfehlen. Habe aber gerade nen Bericht eingereicht der genau zu dem Thema Stellung bezieht und daher möchte ich noch nicht zuviel sagen…😉

LG Andreas

Fein! Ich mag es sehr, wenn man Altes nicht einfach so entsorgt sondern weiterverwendet.

Äußerlich alt und abgeranzt aber, so wie ich Udo‘s Lautsprecher kenne, mit großen inneren Werten. Die Abdeckungen würde ich genau aus diesem Grund auch so belassen.
Tja die grünen Ständer … kann man mögen. 🙂 ich hätte wohl zur mattschwarzen Spraydose gegriffen. Aber das liegt im Auge des Betrachters und soll keine Kritik sein.

VG Alex

So, lieber Thomas…

ich sitze grad auf einer tropischen Insel in Malaysia, mit sechs Std. Zeitverschiebung und zieh mir deinen Baubericht rein. Sorry, ich meins echt nicht böse, aber du bist echt ein schräger Vogel *lach*. Auf der einen Seite willst du Nostalgie erhalten beim Gehäuse und auf der anderen verpasst du den Dingern giftgrüne Kunststoffhalterungen. Und ehrlich? Volumen war dir egal, oder Zufalls Treffer, oder war es nicht wichtig diesen Punkt anzugeben im Baubericht? Egal, du gefällst mir mit deiner Art. Was nicht passt, wird passend gemacht. Punkt! *Schmunzeln*

Greez
Shamanic

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