21. April 2019

Vadders MiniACL – eigentlich

Autor: Vadder

Spargelzeit

Eigentlich hatten der User Sohnemann und ich uns zu Weihnachten eine semiprofessionelle Bandsäge für unser Hobby Messermachen gegönnt.

Eigentlich sollte nur die Holz- von der Metallwerkstatt getrennt werden.

Eigentlich hatte ich mit dem Bau der Werkbank im Granduettaformat  genug gesägt (zukünftsträchtig!).

Eigentlich wurde die Lötecke nur für die Zukunftsvisionen SymAsym und GD eingebaut.

Eigentlich habe ich genug Boxen hier rumstehen.

Dann kam das Probesägen mit der neuen Maschine. Hölle auch, die ging fast geräuschlos und widerstandsfrei durch 18mm Buche-Leimholz! Beeindruckend.

Da war es wieder, dieses Kribbeln und der Wunsch, Gehäuse in Vollgehrung zu bauen. Das Kribbeln verwandelte sich recht flott in konkrete Planungen.

Da die Säge vom Format doch eher für filigrane Arbeiten konstruiert ist und auch nur für Messergriffe angeschafft wurde, musste also etwas Kleines her. Aber doch mehr als ein Mona-Sat. ACL hatte ich noch nicht in der Schallwandlersammlung. „Klein“ impliziert dann natürlich unmittelbar die MiniACL.

Aber Regalboxen kann ich nun gar nicht brauchen. Weder in der PC-Bude noch im Wohnzimmer oder auf der Terrasse stehen adäquate Regale. Standgehäuse müssen her.

Schnell wurde die MiniACL umgerechnet. 8 x 8 cm innen bei 80 cm Außenhöhe passen. Als Material drängte sich 12mm Seekiefer auf. Da muss ich nicht furnieren oder mit Farbe kleckern. Und im Duettagehäuse wurde der Werkstoff durch Handauflegen als sehr schwingungsarm identifiziert.

Eine Sägeliste kann ich natürlich nur für die Rohzuschnitte anbieten.

Front/Seiten/Rückseite 82 cm x 12 cm
Boden/Deckel 12 cm x 12 cm
ACL-Bretter 8 cm x 5,5 cm
Reflexbrett 8 cm x 6,5 cm

Das gab mir genug „Fleisch“ für den DIY-Zuschnitt auf 10,4 x 80 cm mit Gehrung. Jetzt mussten nur die Teile nach Maserung sortiert werden, damit die Gehäuse trotz Naturmaterials ein halbwegs gleichartiges Aussehen erhielten. Dann flugs die Säge auf Winkel und Breite einstellen, loslegen. Dank geschickter Planung wurde der Tisch für die Säge ausziehbar gestaltet. Dadurch können auch längere Teile bearbeitet werden.

Beim dritten Brett hatte ich dann raus, wie sich die prinzipiell zu langen Werkstücke ordentlich führen lassen. Vor lauter Begeisterung habe ich dann aber leider das Brett beim Wenden falsch gedreht.

In weiser Voraussicht hatte ich neun Bretter zuschneiden lassen. Nur fehlten mir jetzt die Deckel für die Böxchen. Zum Glück lagen von Sohnemanns Bastelei für den Kindergarten noch ausreichend Sperrholzreste im Keller. Passt zwar in Maserung und Farbe nicht ganz, aber was solls…

Im Laufe der Sägerei kam dann die Stunde der Wahrheit. Vollgehrung geht nicht! Die läppische Standfläche von 10,4 x 10,4 cm wäre einfach zu mickerig für einen sicheren Stand geworden. Also umplanen, die unteren Enden bei 90 Grad lassen und aus vorhandenem Bucheleimholz (siehe Probesägen) Fußplatten anleimen. Dadurch wuchs die Gesamthöhe auf stattliche 81,8 cm. Mit Filzfüßchen für eine rudimentäre Entkopplung vom Boden sogar auf 82,1 cm. Zum Glück fiel mir das auf und ein, bevor die Schmalseiten auf Gehrung geschnitten waren. Noch ein Reservebrett wäre nicht da gewesen.

Ziemlich schnell war dann alles gesägt. Es ist schon nett, wenn einmal der Anschlag eingestellt wird und dann ein Teil nach dem anderen mit gleichem Maß durchgezogen werden kann.
Leider hatte ich mich auf die Skala am Sägetisch verlassen und nicht noch mal nachgemessen. Im Endeffekt resultierte daraus eine lichte Breite/Tiefe von 8,4 cm und somit außen von knapp 11 cm. Der erste Versuch des Leimens zeigte dann, dass im Endergebnis tatsächlich 90 Grad zu Buche standen. Hier noch der Dank an alle Discounter, die Gaffaband regelmäßig im Angebot haben 🙂

Nach dem Zusammenbau waren die Gehäuse dann doch zu schmal, um die Oberfräse mit dem Fräszirkel vernünftig ansetzen zu können. Also wurden die Ausschnitte für Terminals und Chassis mit der Standbohrmaschine gelocht und die Chassis aufgesetzt.

Wer auf die Idee kommt die Klangstangen nachzubauen, sollte das Dämmmaterial einbauen, bevor die Deckel aufgeleimt werden. Durch die 78mm-Löcher möchte ich das Zeug nicht stopfen!

Am Ende kamen dann doch einigermaßen ansehnliche Böxchen raus. Etwas Spachtelarbeit war nötig, weil die Seekiefer eher Kisten- als Möbelqualität hatte und beim Kantenbrechen einige (viele) Splitter ausrissen. Fehlte nur noch ein wenig Holzöl als Oberflächenschutz. Fertig.

Fazit der ganzen Aktion: Gehrungsschnitt mit Bandsäge ist keine Hexerei. Sie ist aber bei Werkstücken mit max. 20 cm Kantenlänge wesentlich besser aufgehoben und wurde ja auch dafür angeschafft.

Und der Klang?

Da war ich auch neugierig und schaffte die Teile in grob geschliffenem und ungeöltem Zustand ins Wohnzimmer neben die Duettas.

Dort durften sie dann auf zwei Etonbesitzer warten, die am Abend zum Whiskytasting bei mir eintrudelten. Der eine war Sohnemann.

„Watt hasse da gemacht?“
„Ich wollte doch die Säge ausprobieren.“

Kein weiteres Wort. Statt dessen ging er zu den Boxen und lauschte an den Duettas, ob die nicht doch mitliefen. Nee, taten sie nicht.

„Mach lauter!“
„Mach ich.“
„Reicht, jetzt werden sie kreischig.“

Das war allerdings bei einer Lautstärke, die der Arbeitsschutz mit der Pflicht zu Ohrstöpseln quittiert. Der Lautstärkeregler vom Purer stand dabei auf halb 11. Wer in Nordhausen war, weiß wie viel Dampf dahinter steckt.

Eine halbe Stunde später trudelte Franjo ein. Der Dialog verlief ähnlich wie der mit Sohnemann. Das Dreigestirn kam dann zu dem Schluss, dass die Minis ohne Ecken und Kanten spielen, eine schöne Räumlichkeit aufbauen und bis ca. 70 Hertz eine erstaunliche Bassfülle bieten. In Zimmerlautstärke wird selbst bei Langzeitbeschallung nichts lästig. Man kann sich einfach entspannt berieseln lassen. Und die Interpretation von “I‘d rather go blind” von Beth Hart mit Joe Bonamassa spielt sie so richtig schön bluesig schmutzig 🙂

Also eine rundum gelungene Einstiegsdroge. Sowohl klanglich als auch als Übungsobjekt für Gehrungsschnitte.

Geschliffen und geölt habe ich die Spargel dann in der Woche nach dem Tasting.

Eigentlich brauche ich die Stängelchen immer noch nicht.

Eigentlich sind sie aber auch viel zu gut, um ungenutzt zu bleiben

Eigentlich sollen sie die Party 12 am PC ablösen, wenn ich die großen Möbel unverletzt die Treppen herunter bekomme. Die Minis vom Garten hoch zu tragen ist dann einfach.

Bis denne
Vadder

Zur MiniACL im Online-Shop

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Moin Vadder. Das Bild mit dem Spargel trifft das Ganze auf den Punkt. Legere Optik, wirkt leicht abgeschlagen und dann DER Klang dazu . Die Dinger sind immer für einen Überraschungseffekt gut und erinnern etwas an die Bluestone Twins. Ich liebe Kleine Breitbänder mit ACL-Gehäuse. Gruß Martin

Hey Vadder,

Schickes Gemüse. Seekiefer stand bei mir auch mal ganz hoch im Kurs, hab mich dann aber wieder für Buche Sperrholz entschieden. Nun seh ich ein schönes Ergebnis bei dir, da juckt es ja schon wieder….

Gruß Enrico

Frohe Ostern Vadder,
ein schönes Ei hast Du da gelegt.

Ganz hilfreich fand ich die Hinweise auf die fehlende Breite zu Fräsen.
Und besonders gefällt mir die Optik der geölten Seekieferplatten. Erinnert mich an Tigerstreifen.
Das kommt durch die schmale, hohe Säule richtig gut bei mir an.

Was für Öl hast Du da genommen?

Servus Peter

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