19. April 2020

Chorus 85 von Thomas

Autor: Simpsi

Der Plan war eigentlich ein ganz anderer, ein Heimkino-Surroundset sollte es werden. Da ich schon etliche Konstrukte von Udo gebaut und noch sehr viel mehr zur Probe gehört hatte, war ich mir sicher, Chassis von SB Acoustics werden in Zukunft das visuelle Glück flankieren und untermalen.

Während der Ausarbeitung der Details kam Udo dann mit der Chorus-Serie heraus und allein schon die Membranen haben mich umgehauen. Die Serie wuchs rasant an und plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich nicht doch lieber erst mal eine Chorus hören sollte, bevor ich mich da wirklich festlege. Also erst mal im Forum die Optionen erörtert. Sinn machen im Kino natürlich 1 – 2 Woofer und Satelliten, die Mains je nach Platz und Laune gerne auch etwas größer, der Center darf da meiner Meinung nach gerne mithalten.

So weit, so gut, Probehören stand also an. In die Probehören-Landkarte geschaut und gesehen, die Chorus waren kurz nach Erscheinen noch recht spärlich repräsentiert. Umso erfreuter war ich, dass ganz in meiner Nähe, bei Matthias (DA), die „Wallross“ zwar nicht als ausgewachsene Standbox zum Probehören ausgewiesen wurden, um sich einen Eindruck zu verschaffen, waren seine kleinen 2-Weger aber allemal ausreichend. Den Klangcharakter kann man meiner Meinung nach auch ohne tiefreichenden Bass beurteilen. Bei Matthias war ich schon öfter und es war jedes Mal ein sehr angenehmes Treffen, nicht zuletzt dank seiner hilfsbereiten und immer offenen Art. An dieser Stelle mal wieder herzlichen Dank an dich, Matthias!

Es brauchte nur wenige Töne, um zu erkennen, dass dies mindestens so gut war, wie ich mir erhofft hatte, eher noch etwas besser. Schnell war mir klar, das klingt so hervorragend, das möchte ich auch.

Also nichts wie nach Hause und überlegt, wie sich das für mich am besten umsetzen lässt. Im Hinterkopf wurde langsam eine Stimme lauter, die nicht so richtig damit einverstanden war, diese fantastischen Lautsprecher zum Kino-Ton „verkommen“ zu lassen, denn eigentlich höre ich mehr Musik, als ich vor der Flimmerkiste hänge. Macht also nicht so richtig Sinn, diese Perlen vor die TFT-Säue zu werfen, oder?

Nein, macht es nicht! Also weiter überlegt, ob man nicht doch lieber erstmal ein Stereo-Paar baut und die bisher dort verwendeten Töner (auch SB-Acoustics, aber ein Fremdprodukt) ins Filme-Zimmer ausquartiert…

Da es nun um Stereo-Betrieb ging, war klar, Satelliten werden nicht reichen und ein Woofer ist keine Option. Da mein Zimmer leider nur knapp 15 m² misst, benötige ich auch nicht unbedingt die Chorus 74, auch wenn ich die Optik sensationell finde (am liebsten mit Andres Vorschlag, den TML-Kanal nach hinten zu verlegen). Also, die Chorus 85 ausgewählt und direkt bei Udo bestellt. Die wie üblich fast sofortige Antwort war: Alles da, geht morgen raus!

Die Überlegung, welches Finish es werden sollte, war nicht zuletzt dank meiner sehr begrenzten Zeit schnell entschieden. Auch wenn es hier so viele wundervolle Ausführungen gibt, die Inspiration zu den abgefahrensten Formen bieten, sollte es für mich – vor allem aus Zeitgründen – die fast unveränderte Kastenform von Udos Vorschlag werden, aus MDF und furniert, mit aufgesetzter Schallwand.

Also schon mal zum Baumarkt getingelt und Holz grob in Auftrag gegeben. Den Rest säge ich mir zuhause passend zu, da es in meiner Nähe leider keinen Markt gibt, der genauer als 1 -2 mm arbeiten kann. Große Platten direkt zu verarbeiten, geht bei mir leider nicht, denn meine Hobby-Werkstatt ist noch um einiges kleiner als das Musikzimmer. Entschuldigt die Qualität der Bilder, in der Werkstatt habe ich nur mein Smartphone dabei.

Wenn man auf Gehrung sägt, ist der Zusammenbau später so schön einfach, also war dies das angestrebte Ziel. Bei kleineren Projekten hatte das schon zu meiner Zufriedenheit geklappt, Bretter, die über einen Meter lang sind, waren aber noch nicht dabei. Also ran ans Werk, erstmal die langen Seiten und die kleineren Teile zurechtgestutzt.

Die erste schmale Seite auf dem selbstgebauten Führungsschlitten im 45° Winkel abzusetzen, war noch kein Problem, denn da galt es noch nicht ein bestimmtes Maß einzuhalten. Das änderte sich erwartungsgemäß bei der parallel gegenüberliegenden Seite. Gehrungen machen aber nur Spaß, wenn sie genau gearbeitet sind. Soweit ließ sich der Parallelanschlag meiner Säge allerdings nicht ausziehen, also musste ein Behelf her. Leider hatte ich zu dieser Zeit wenig geeignete Hilfsmittel zur Hand und so mussten ein paar Zwingen, Brett und Kantholz als Anschlag dienen. Die Hoffnung, dass dies ein sauberes Kopieren der Endmaße zulässt, sollte sich später beim Verleimen zerschlagen. Aber das wusste ich da ja zum Glück noch nicht, auch wenn sich während des Sägevorgangs so eine Ahnung bei mir einschlich.

Da nicht nur Musikzimmer und Werkstatt von geringer Größe sind, wurde der Schritt des Zusammenfaltens der Bretter mit Hilfe von Klebeband und Leim zu meinen Eltern auf einen ausreichend großen Tisch ausgelagert. An dieser Stelle herzlichen Dank an meinen Vater, der mir die Bastelleidenschaft mitgegeben hat, mir immer mit Rat und Tat zu Seite steht und mir auch mal früh morgens um sechs – im Schlafanzug – in seiner größeren Hobby-Werkstatt etwas halten hilft.

Von der Verwendung von Gaffa-, Panzer-, Duct-, 200-miles-per-hour- oder wieauchimmer genanntem Tape werde ich künftig Abstand nehmen. Das hat fiese Klebe-Rückstände auf dem MDF hinterlassen und musste an manchen Stellen millimeterweise abgefitzelt werden.

Eine Seite hatte ich nur mit Klebeband befestigt, denn die Versteifungen mussten noch hineinfinden, ebenso die Kammer für die Mitteltöner. Es bestätigte sich nun die Befürchtung, dass die Gehrungen nicht wirklich perfekt waren. Dennoch waren sie im akzeptablen Bereich, denn es gibt ja glücklicherweise Dichtmaterialien. In meinem Fall war es Acryl, weil noch eine angefangene Tube in der Spritze war.

Nun fanden auch die Kammern und die Versteifungs-Bretter ihr Zuhause und die letzte Seite wurde aufgeleimt.

Bei vielen Bauten hier im Magazin haben mir aufgesetzte Schallwände gefallen, nicht zuletzt, weil man auf diese Weise recht einfach unterschiedliche Farben kombinieren kann. Also pro Lautsprecher zwei Rechtecke aus den Vorderseiten mithilfe der Stichsäge entfernt und nochmal alles schön gespachtelt, damit es ordentlich dicht ist. Hier die bewährte Leim-mit-Schleifstaub-Methode verwandt. Diesmal hatte ich die Bretter mit Malerkrepp abgeklebt, so dass es keine Kleberückstände auf der Box gab, die danach wieder mühsam entfernt werden mussten.

Bevor später irgendwas nicht passt, die Umrisse der Chassis ausgeschnitten und zur Probe aufgelegt…

…jupp, das könnte was werden. Die ein oder andere Stelle war noch zu spachteln. Dafür hatte ich noch etwas MDF-Spachtel herumliegen, den ich gerne verwende, da er sich gut schleifen und bearbeiten lässt. Dafür eignet er sich, besonders hart wird er aber nicht.

Zurück zur Schallwand. In aufgesetzter Form hatte ich noch keine angebracht und aus Angst vor austretendem Leim, der Verfärbungen nach sich ziehen würde, oder dass die Wand später eventuell nicht genau gerade sitzt, hatte ich mich entschieden, einen Falz in die Gehäuseausschnitte und die Rückseiten der Schallwände zu fräsen. Ganz ohne Hilfsmittel ging aber auch das nicht, denn es musste ein Anschlag her, um nicht aus Versehen seitlich zu weit hinaus zu fräsen. Flugs ein altes Brett zu vielen kleineren Versionen seiner selbst zerlegt und zusammengeleimt, ein etwas größeres darauf montiert, das Ganze mit Zwinge befestigt und schon konnte es losgehen.

Das klappte auch zufriedenstellend, natürlich fehlte es dem Fräser an der Möglichkeit, einen 90°-Winkel zu erschaffen. Mit Hilfe eines Stemmeisens musste aber auch diese Rundung einer Ecke weichen.

Die Schallwand selbst war auf dem Frästisch innerhalb einiger Minuten gefalzt und die Wände durften schon mal probeliegen und sich an die Gehäuse gewöhnen.

Nachdem diese Arbeiten erledigt waren, konnte es ans Furnieren gehen. Das Fineline-Furnier von Saraifo hatte ich schon erfolgreich verarbeitet, daher kam dies wieder zum Einsatz. Dass dafür kein Regenwald abgeholzt wird, gefällt mir neben der unkomplizierten Handhabung besonders gut. Von „Black YS“ hatte ich noch Reststücke aus einem anderen Projekt übrig, das stellte ich mir gut als Oberfläche für die Schallwand vor.

Ihr erinnert euch an die kleine Werkstatt? Da mir die Pattex-Methode zu geruchsintensiv ist und ich beim Verarbeiten von Holz sowieso schon häufiger Atemmasken trage, als mir angenehm ist, wurde geleimt und gebügelt.

Die Schallwand ist etwas breiter und höher als die Box, also kam noch etwas Farbe auf die Rückseite, denn 1-2 mm Furnier aufbringen, das klingt mir, obwohl ich auch gerne filigrane Sachen mache, zu fummelig.

Das Furnier grob zurecht geschnitten und Leim drauf, ebenso auf die zu laminierende Seite der Schallwand, etwas antrocknen lassen und losgebügelt. Ich lege zur Sicherheit immer noch ein Backpapier zwischen Bügeleisen und Furnier, nicht dass irgendwo Leim durchkommt und sich verteilt. Das gäbe Flecken bei der Endbehandlung.

Zwischendurch immer die überstehenden Kanten abgeschliffen, dabei nicht zu viel Druck gegeben und immer mal das Schleifpapier gewechselt, dann dauert auch dieser Arbeitsschritt nicht sehr lange. Nun kamen die Gehäuse an die Reihe. Ebenholz schwarz-weiß-Dekor gefällt mir sehr gut, das sollte die restlichen, sichtbaren Gehäuseflächen zieren. Das Prinzip veränderte sich nicht: zurechtschneiden, leimen, trocknen, bügeln, schleifen, immer wiederkehrend, bis alle Seiten verkleidet waren.

Um nicht versehentlich Leim auf die bereits furnierten Flächen zu bekommen, klebte ich diese mit Malerkrepp ab, bis der Leimvorgang beendet war.

Jetzt mussten die Ausfräsungen für die Chassis gemacht werden. Dafür hatte ich die Schallwände auf zwei Behelfsbretter geschraubt, um diese festspannen zu können. Anders hätte ich mit dem Fräszirkel keine 360° am Stück geschafft. Das ständige Umspannen wäre mir zu nervig gewesen. Vorher wurde alles geschliffen, 180er, danach 240er Körnung, fertig.

Um die letzten Millimeter zu entfernen, habe ich die Stichsäge von hinten einmal pro Loch im Kreis geführt, mit einer Raspel den Hochtöner-Anschlussfahnen Platz geschaffen und schon waren die Schallwände fertig zur Endbehandlung mit Osmo-Hartwachsöl. Im allerletzten Moment fiel mir noch ein, die Ausschnitte zu schwärzen, damit keine MDF-Stellen durchscheinen.

Osmo ist mir wegen der Einfachheit der Handhabung und des souveränen Endergebnisses mindestens so lieb wie Saraifo.

Die Gehäuse bekamen noch den Ausschnitt für die Reflexrohre, die ich aus optischen Gründen auf die Rückseite verlegt habe. Damit auch hier nichts unschön durchscheint, kam auch wieder schwarze Farbe zum Einsatz.

Nachdem die Gehäuse vorgeschliffen waren, durften sie sich auch im Osmo baden und trocknen. Zwischenschleifen mit 320er Körnung, dann nochmal Osmo drauf.

Während der Trocknungsphasen konnte es an die Weichenbraterei gehen. Als gelernter Elektriker hatte ich schon viele elektrische Bauteile in der Hand. So schön wie die Jantzen-Bauteile waren sie aber selten. Da machte es sogar mit der Smartphone-Kamera Spaß, mit der Tiefe der Bilder zu spielen.

Genug rumgealbert, jetzt wurde gelötet. Bei der ersten Weiche meines Lebens hatte ich extra Lochrasterplatinen genommen, um es auch ordentlich zu machen. Nicht bedacht hatte ich allerdings, dass diese dann auch durch die Chassis-Öffnungen ins Gehäuse kommen müssen. In dem damaligen Fall waren es nur wenige Zentimeter, es waren die High Jacks. Nach einer verzweifelten Mail an Udo und der Antwort „Schmeiß weg das Gelumpe und nimm Brettchen als Untergrund“, habe ich dies bis heute beherzigt und denke auch meistens daran, VORHER mal über die Größe der Weiche nachzudenken.

Da dies nun alles vorbereitet war und die Gehäuse genug Zeit zum Durchtrocknen hatten, wurden nun Löcher für und anschließend die Terminals selbst eingebracht. Die Weichen wurden eingeschraubt, um sie bei Bedarf wieder demontieren zu können, die Kabel verlegt und mit Heißkleber fixiert. Dämmwolle rein und…

…rauf mit der Schallwand!

Nach dem Abbinden des Leims mussten nur noch die Chassis angelötet werden. In einem Baubericht hatte ich gelesen, dass jemandem – ich erinnere mich nicht an den Namen, habe ihn aber sehr bemitleidet – Lötzinn auf die Membran getropft war. Seitdem lege ich beim Anlöten der Kabel an die Chassis immer etwas unter. Ein gebranntes Kind bin ich dennoch, denn ich bin mal beim Festschrauben eines Lautsprechers abgerutscht und habe die Membran zerstochen…

Nachdem die Chassis eingeschraubt waren, galt es nur noch die Lautsprecher ins heimische Wohnzimmer zu tragen, anzuschließen und zu testen, ob sie denn auch so tun, wie man es gerne hätte.

Jeder, der selbst Lautsprecher gebaut hat, kennt das Gefühl, wenn sie die ersten Töne von sich geben. Wer das noch nicht getan hat, sollte allein schon für dieses Gefühl mal welche fertigen. Dass sich diese Empfindung noch steigern lässt, wenn sie erst eingespielt sind, ist ein Bonus, der oben drauf kommt, ganz zu schweigen von den unzähligen Stunden, die sie einen ab da beglücken.

Dieses war dann auch endlich ein Projekt, für das sich das Anfertigen von einem Paar verdrillter Kabel lohnte. Da noch unklar war, wo die Lautsprecher endgültig stehen würden, sollten die Kabel vorsichtshalber etwas länger werden. Das Flechten war nicht ganz ohne, dank der kompetenten Hilfe meiner Freundin stellte aber auch das kein Problem dar. An die Enden noch die Bananen-Stecker angelötet und für die Optik etwas Schrumpfschlauch drum. Da sah man schon, wie toll das später klingen würde.

Ich war unentschlossen, wie ich die Anbindung der Lautsprecher an den Boden realisieren sollte, wollte aber, dass sie auf einer Art Spikes angekoppelt auf den schweren Metallplatten stehen, die schon länger gute Dienste verrichtet hatten. Wackelfrei geht am besten als Dreibein, allerdings bringt das die Gefahr des Kippens mit sich, zumal der Schwerpunkt solcher Standlautsprecher relativ hoch ist. Nach etwas Überlegung kam ich auf die Idee, einfach Madenschrauben in eine Einschlagmutter zu schrauben, die ich kurzerhand im heimischen Wohnzimmer umsetzte.

Da diese nur wenige Millimeter herausstehen, ist die Gefahr des Kippens minimiert und es sieht aus, als würden sie schweben. Ja, das passte. Fertig!

Die Beschreibung des Klangs fällt mir schwer, daher schreibe ich dazu auch keine Romane, sondern kurze Eindrücke zu den Liedern, die ich anfangs darauf gehört habe, zumindest zu einer Auswahl davon, denn der Abend wurde lang. Diese möchte ich euch nicht vorenthalten, denn die Musikauswahl interessiert mich auch bei anderen Berichten brennend. Ich habe versucht, die Lieder bei Youtube zu finden, ob der Qualität dort kann ich keine Aussage treffen, bei mir zuhause laufen sie von LP oder CD. Bei passendem Quellmaterial nimmt man die Lautsprecher nicht mehr als Schallquelle wahr, der Klang wird auf einer Bühne im Raum verteilt wiedergegeben.

Ich startete mit sanfteren Tönen von Sungha Jung – Flaming und Ulli Bögershausen – Driving Down to Scarborough, beide schon auf Wohnzimmerkonzerten mit ca. 30 Zuhörern live gehört. Ich fühlte mich direkt dorthin versetzt, zumal sich beide bei den Ton-Aufnahmen viel Mühe geben.

Einzelne Instrumente stellten natürlich noch keine gesteigerte Anforderung an diese Lautsprecher dar, also nahm ich zwei weitere Musiker dazu und kam zum John Butler Trio mit Funky Tonight. Dass man bei Banjo, Bass und Schlagzeug mit Gesang nichts weiter vermisst, liegt nicht zuletzt am begnadeten John Butler selbst, die Musik geht stellenweise schon ordentlich vorwärts, die Musiker standen in meinem Wohnzimmer und rissen mich mit.

Wieder etwas ruhiger ging es mit basslastigerer Musik weiter. Dub begeistert mich seit meiner Jugend. Zion Train war eine der ersten Bands, die ich bei dieser Musikrichtung kennenlernte und noch immer mal auf den Drehteller auflege, hier das Album Homegrown Fantasy.  Wahnsinn, da fehlte nix, zumindest nicht bis zu der Tiefe, die hier wiedergegeben werden sollte. Man bedenke an dieser Stelle die Größe des Zimmers. Ich bin gespannt, die beiden Chorusse mal in einem größeren Raum zu hören. Das steht demnächst bei einem Freund an, der die Linie 43 gebaut hat, und ich bin schon sehr neugierig, denn hier bei mir ist die Aufstellungssituation alles andere als perfekt und gefällt mir trotzdem schon so gut.

Nach dem Dub war es nur ein kleiner Schritt zum Reggae. Rebelution – Safe and Sound. LEM gefällt mir gut, auch wenn der Titel des vorherigen Album-Stückes besser zu meiner Stimmung gepasst hätte: Feeling alright. „Oh ja“, dachte ich mir, „everything‘s alright!“

Etwas Jazz zur Abwechslung. Das Kora Jazz Trio bietet eine ungewohnte Besetzung, der Name verrät es aber bereits, eine Kora ist dabei. Chan Chan. Ketil Bjornstads Album Seafarer’s Song kam darauf in den Player, Dreaming of the North  hat es mir besonders angetan, trotz des traurigen Textes. Coco Rosie (nicht vom Artwork der Cover verschrecken lassen) folgte darauf. Fairy Paradise  und Child Bride  suchte ich mir als kleine Auswahl heraus. Sie haben auch viele ruhige Titel im Programm, die Aufnahmequalität überzeugt bei allen Alben, die ich besitze.

Sprechgesang hatte ich auch noch nicht getestet. Käpt’n Peng hat ein Soloalbum und zwei mit der Band „Die Tentakel von Delphi“ herausgebracht. Die Aufnahmequalität ist nicht unbedingt als herausragend zu bezeichnen, dennoch machte es Spaß, diese Musik zu hören, fernab von MC-Gedisse und maskuliner Überheblichkeit. Die Texte sind überwiegend so tiefgründig, dass man die Lieder mehrfach hören muss, um alles aufzunehmen. So schön kann deutscher Hip Hop sein! Sockosophie Sie mögen sich (auch Spaßlieder sind vertreten)

Stilwechsel: Frauenstimmen waren noch gar nicht dabei. Tori Amos‘ – Caught a light Sneeze  begeistert mich nicht zuletzt wegen des Cembalos (Wer Cembalo mag, sollte unbedingt auch mal hier reinhören: Yann Tiersen – La Jetée. Klingt das abgefahren!). Anna F. mit Friedberg  und danach noch Lauryn Hill in der MTV -unplugged Version, nur mit Gitarre und Gesang. Da kamen nicht nur ihr selbst die Tränen, bei mir war es aber Begeisterung.

Etwas Blues zwischendurch. Hugh Laurie, bekannt aus der Serie „Dr. House“, macht neben der Schauspielerei auch Musik und schreibt. Sein Buch „Bockmist“ gefiel mir gut, ebenso das Album Didn’t it rain, davon besonders der Titel The Weed Smoker‘s Dream.  Dieser hat mich schon als Kind im Kinofilm „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ begeistert, damals gesungen von Roger Rabbits Frau Jessica. Darauf folgten Siyou’n’Hell mit Mallberry Moon.

Genug entspannt, es folgte etwas Progressiveres: Elektro in den CD-Player gelegt. Neelix – Call Me (Jacob Remix) und Vini Vici mit Veni Vidi Vici im Future Frequency Mix. Da zeigten die Chorusse, dass sie auch das richtig gut beherrschen und natürlich macht diese Art der Musik noch mehr Spaß, wenn sie weit über Zimmerlautstärke hinausgeht – kein Problem für die C 85, souverän gingen sie mit, bis die Ohren schmerzten (wegen der Lautstärke, nicht wegen der Verzerrungen) und ich doch wieder leiser machte.

So, dann fehlte es noch an Rock. Red Hot Chili Peppers – Give it away  habe ich früher sehr häufig gehört, aktuell landen sie nur noch selten vor meinen Ohren, da die Alben entweder nicht gut aufgenommen oder aber totgemastert wurden. Sehr schade, für so großartige Musik. Bei Motörhead z.B. Ace of Spades kam schon etwas mehr Freude auf, wenngleich auch hier die Qualität nicht viel besser ist. Das muss sie aber auch nicht, Lemmy gab sein Leben lang immer alles und ich finde das hört man grundsätzlich. Seine Autobiografie liest sich sehr kurzweilig. Dass er bei Hendrix Roadie war, dürfte einigen bekannt sein.

Der Punk durfte nicht ganz vernachlässigt werden, z.B. Muff Potter, um etwas zahmere Vertreter dieser Zunft zu repräsentieren, mit Alles nur geklaut.  Von Bühne nichts zu merken, die Lautsprecher konnte ich sehr deutlich wahrnehmen. Dennoch machte es mit den Chorus Spaß, was ich bei so schlecht aufgenommener Musik auf den Eton Hexagone-Chassis in Kombination mit ER-4 nicht attestieren kann. Die sind für meine Ohren um einiges wählerischer, lösen dafür aber unter optimalen Verhältnissen mehr auf.

Einer meiner absoluten Lieblinge ist Dave Matthews mit seiner Band. Hier fiel es mir schwer zu entscheiden, womit ich beginnen wollte. Also erst mal eines der vielen Live Alben einlegen und von den allesamt äußerst begabten Musikern mitnehmen lassen, abrocken, träumen, tanzen, begeistert sein. The Dreaming Tree.

An dieser Stelle sei Schluss, der Text ist um einiges länger geworden, als ich vorhatte. Ich hoffe, das Lesen war kurzweilig genug, um bis zu dieser Stelle durchzuhalten. Wer sich ein genaueres Bild von Musik auf der Chorus 85 machen möchte, sei nach Ende der Kontaktsperre herzlich zu einem Probehören eingeladen, darf die Musik seines Geschmacks mitbringen und sich selbst davon überzeugen, wie fantastisch diese Lautsprecher ihr Werk verrichten.

Danke Udo, immer wieder, die Töner begeistern mich nahezu täglich. Wenn ich ein paar freie Minuten habe, sitze ich davor. Meist wird es dann später, als ich eigentlich beabsichtigt hatte, auch das spricht für sich. Mein Dank gebührt aber nicht alleine Udo. Allen, die zum Forum beitragen, gilt er ebenso. Dieses ist für mich Inspiration und Unterhaltung zugleich. Euer großartiges Engagement geht weit über das hinaus, was ich aus anderen Foren (nicht nur im musikalischen Bereich) kenne.

Es grüßt euch euer Thomas

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Hi Thomas,

auch wenn sie “nur” die Form der Original-Kisten haben, sind sie Dir doch wirklich sehr gut gelungen. Mir gefallen Deine Lautsprecher und vor allem das Furnier finde ich toll!

Spätestens bei der Dave-Matthews-Band hattest Du mich, eines meiner Lieblingsalben ist übrigens die Live Trax 19 in Rio. Da gefällt mir die transportierte Atmosphäre richtig gut! Außerdem war an dem Abend auch die Band echt von der Muse geküsst.
Es gibt übrigens noch eine Anekdote, die mir beim Lesen Deines Berichtes eingefallen ist: es soll ein legendäres Konzert der Band Emerson, Lake & Palmer gegeben haben, bei dem Keith Emerson seine Keyboards mit Messern der Hitlerjugend bearbeitet haben soll. Diese Messer hat er sich von seinem Roadie, einem gewissen jungen Mann namens Kilmester, ausgeliehen.

Viel Spaß weiterhin mit den Chorussen, ist denn das HK inzwischen komplett?

Ciao
Chris

Hallo Thomas,

da hast schicke Kisten gebaut, gefällt mir gut.

C85 ist in der Tat nen klasse Lautsprecher, für mich das tragende Element ist der 5″, sensationell gut in der stimmlichen Darstellung. Der HT ist mir etwas zu vorlaut, aber das kann ja angepasst werden.

Auch wenn ich mich wiederhole, die Chorus Reihe ist durchweg einfach klasse.

Gruß Schülzken

Hallo Thomas,

herzlichen Glückwunsch zu diesen wunderschönen Lautsprechern.
Wenn bei mir nicht schon zwei – äußerlich nicht ganz so schöne – Duettas rumstünden, könnte ich neidisch werden.

Als langjähriger Gaffatape-Nutzer und Fan liegt es mir am Herzen, etwas zur Ehrenrettung des Gaffatapes zu schreiben. Ich habe das Band in über 25 Jahren als Hobby-Tontechniker (und damit meist auch eigener Roadie) zu lieben gelernt. Eine unterhaltsame Würdigung dieses wunderbaren Klebebandes findet sich z.B. beim Deutschlandfunk in der Serie “Musikers Handwerkzeug: Gaffer-Tape”, wenn auch leider falsch geschrieben.
Zwischen echtem Gaffatape und den anderen erwähnten Klebebändern ist der entscheidende Unterschied, dass richtiges Gaffatape in aller Regel wieder rückstandsfrei zu entfernen ist, auch nach längerer Klebedauer. Habe es selbst beim Bau kleiner Lautsprecher zum Fixieren des MDF genutzt und alle Streifen ließen sich rückstandsfrei und ohne Holzbestandteile vom MDF lösen.

Von Panzertape und billige Gaffa-Kopien würde ich dafür allerdings ebenfalls dringend abraten, denn Panzertape heißt nicht umsonst genau so. Und über die Klebe-Reste von Gaffa-Kopien kann man sich ebenfalls lange “freuen”.

Ich wünsche Dir viel Spaß mit den beiden Ohren- und Augenweiden!

Viele Grüße aus dem Norden,
Rolf

Hallo Thomas,

was für schöne “Trümmer”! Hammer Furnier.

Wie auf den Fotos deiner Bleibe unschwer zu erkennen ist, für dich gibts kein Leben ohne Musik.

Und wenn dich der Lautsprecher so begeistert, weiß man auch als Laie… wie gut der sein muss.

Auch einen exzellenten Musikgeschmack nennst du dein eigen… quer durchs Gemüsebeet.
Da ist vieles dabei, was auch meinen Zehen wippen lässt, dies als Vollblut Elektronik-er…

Blieb der Blumentopf echt auf dem Mülleimer stehen bei Vini Vici? *lach*

cheers
Shamanic

Hallo Thomas,
sehr, sehr schöne Lautsprecher hast Du da gebaut. Wirklich toll! Das Furnier mit der aufgesetzten Schallwand sieht klasse aus! Ich kenne dieses Ebenholz schwarz-weiß aus dem Netzt. Ich hab mich allerdings letztens nicht getraut es zu verarbeiten, weil ich es auf dem Bildschirm zu unruhig fand. Aber so wirkt es auf Deinen Bildern kein bisschen! Im Gegenteil, alles sehr stimmig!
Tolles Projekt, toller Bericht und weiterhin viel Spaß mit den Hübschen!
Gruß aus dem Süden
Harald

Moin Moin,

da ist er ja, der Bericht 😀. Sehr ausführlich. Die Musikliste muss ich mal mal zu Gemüthe führen.
Du sagst zwar immer Deine Werkstatt sei klein … wenn ich aber sehe was da alles drin steht … und was da raus kommt … werd ich neidisch 😉

Auf jeden Fall freue ich mich schon darauf deine Schätze mal zu hören … Auch wenn es dank Corona später wird, und wir nicht dazu kommen ein Gemeinschaftsprojekt anzugehen … freu ich mich schon darauf Euch wiederzusehen!!!

@Matthias (da->MZ) … war das nicht ein StarWars Marathon?

Viel Spaß beim Umbau, und bleibt gesund!

Grüße aus der Eifel … Markus

Ach was, wenn wir hdr, Hobbit und Star wars am Stück gucken haben wir schon fast unsere 2 Wochen gemeinsame Quarantäne zusammen, dann ist’s auch jetzt schon vertretbar 😅

Ja grandios, da ist der Bericht – wie gut, das er jetzt etwas mehr Werbung für die C85 macht, höchste Zeit, dass die sich mehr verbreitet…

Und immer wieder gerne Willkommen, jedes Mal eine Freude mit Dir gewesen – und der HdR Marathon mit Rodscher und Markus wartet ja auch noch 😉
Da freue ich mich doch glatt schon auf Deinen nächsten Bericht, genial was du immer so mit Furnier zauberst
herzliche Grüße
Matthias

Moin Thomas, moin Selbstbauergemeinde.
Den Worten von Yoga kann ich mich nur anschließen.
Sehr lesenswerter Bericht, toller LS.
Hier kann man erkennen, dass das Auge beim Hören durchaus aktiv beteiligt sein will
Daumen hoch.
Sollte Yoga zu einem Besuch kommen, lade ich mich gerne mit dazu ein 🙂

Rodscher

Hallo Thomas,

was ein toller Bericht und was für eine schöne Box! Das Furnier ist sensationell und die Umsetzung perfekt. Ich bin wie Du über die SB-Boxen zur Chorus gekommen und kann Deine Klangeindrücke sehr gut nachvollziehen! Bei mir laufen die Dinger neben der Stereowiedergabe auch im Multichannelbetrieb. Lass Dir gesagt sein: Da ist noch Luft nach oben für Dein Heimkino 😉

Viel Spaß beim Hören und den weiteren Planungen!

Liebe Grüße
Uwe

Hi Thomas,
ein sehr schöner, interessanter und kurzweiliger Baubericht.
Ich hab Dich kennengelernt und Deine Herangehensweise und Dokumentation zeigt Deinen Hang zum Perfektionismus. Was Du angehst, machst Du richtig und perfekt. Halbgar gibt es nicht.

Auch Deine Einschätzung des Klangs mit den unterschiedlichen Genres in Deinem Raum find ich sensationell. Manch einer übernimmt dies 1:1 und glaubt seinen Lautsprecher gefunden zu haben. Da muss ich leider sagen, weit gefehlt. Jeder müsste den Lautsprecher in seinem Raum hören.

Die Wahl des Furniers ist Dir gelungen, auch die Entscheidung der aufgesetzten Front finde ich gut.

Alles in allem ein sehr schönes Exemplar. Ich wünsche dir noch viele schöne Stunden mit den Lautsprechern.
Wenn die Zeit der Pandemie vorbei ist, möchte ich mir mal deine Chorus 85 in deinem Raum anhören. Selbstverständlich müssen wir dann auch deine Werkstatt anschauen. Ich bin gespannt.
Bis bald

Yoga

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