Bei der Recherche nach Lautsprecher-Bausätzen stößt man über kurz oder lang auf die Bausätze von ADW. Ich habe viele Bauberichte und Lautsprechervorstellungen gelesen und mir von günstig bis teuer meine Wunschkonfigurationen zusammengestellt. Beim Lesen werden die Bausätze, die man haben möchte, zwangsläufig immer größer und teurer. Am Ende ist die Entscheidung zwischen SB 240/ SB 36 und U_Do 54/ U_Do 72 auf die U_Do’s gefallen. Die Lautsprechervorstellung der U_Do 54 fasst meine Anforderung kurz und knapp zusammen: “Rock in Stereo und Heimkino für alle Altersgruppen …”
Also die Bausätze für zwei U_Do 54 und einen U_Do 72 in den Warenkorb gelegt, inkl. gefräster Fronten und aufgebauter Weichen. Außerdem noch ein bisschen Akustikstoff, Rahmenhalter und Füße. Den Zuschnitt habe ich laut Holzliste in 19mm MDF online bestellt. Das ging erstaunlich unkompliziert und die Maße stimmten auf den Millimeter genau.
Gehäuseaufbau
Beim Aufbau der Gehäuse habe ich mich an die Baupläne gehalten. Aber da war doch noch was. In den Sketchups liegt der Boden der MT/HT Kammer am unteren Rand der Öffnung des unteren MT. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht und mich an den Plan gehalten. Beim Probesitzen der Chassis hat der Boden jedoch das Chassis berührt. Also musste ich den Überstand etwas wegfräsen. @Udo: Soll das so sein?
Einschub: Natürlich nicht, deshalb hab ich den Fehler schnell korrigiert. Hier ist der makellose Bauplan samt der Sketchup-Datei U_Do54neu.
Einschub Ende
Mit Fugenleim lassen sich die Better schnell und unkompliziert zusammenleimen. Der Center diente dabei immer als Versuchsobjekt. So konnte ich als Anfänger für die beiden großen Standlautsprecher schon etwas an Erfahrung sammeln.
Nachdem der Leim ausgehärtet war, ging es zum Schleifen der Gehäuse auf den Balkon.
Hier wartete einiges an Arbeit auf den Exzenterschleifer und mich. Zum einen hatte ich zwar beim Durchstöbern der Magazin-Seiten mal etwas von Leimzugabe gelesen, dies aber gekonnt ignoriert. Das hatte zur Folge, dass ich die großflächigen Seitenteile um ca 1mm abschleifen musste. Leichter wäre es gewesen, überstehenden Schnittkanten bündig zu schleifen oder zu fräsen. Zum anderen habe ich mangels Erfahrung die Bretter nicht ganz sauber ausgerichtet.
So mussten die Gehäuse mit 80er, 120er und 180er Körnung in Form geschliffen werden. Größere Löcher und Fugen wurden mit 2k Autospachtel gefüllt und anschließend nochmals mit dem 180er geschliffen.
Jetzt, da alle Seiten glatt waren und die Kanten messerscharf, sahen die U_Do 54 für meinen Geschmack doch ganz schön wuchtig aus. Daher hatte ich die Idee die Kanten abzurunden und sie so optisch etwas weicher aussehen zu lassen. Da eine Oberfräse nicht Teil meiner spärlich ausgestatteten Werkzeugkiste ist, stellte sich die Frage: Mit der Hand rund schleifen oder in eine Oberfräse investieren?
Da ich mit der Variante “Handschliff” sicherlich nicht glücklich werden würde, legte ich mir kurzer Hand einen Kantenfräser zu. An einem Probestück wurden 3 mm und 6 mm Radius sowie 45° und 25° gefräst. Anschließend entschied ich nach kurzer Rücksprache, dass es der 6 mm Radius werden sollte. Das Ergebnis sah gut aus und hatte den gewünschten Effekt.
Zwischenzeitlich haben auch die Rückwände die Aussparung für das Terminal erhalten. Mit meinem “Hochleistungsakkuschrauber” fraß sich die 8 cm Lochsäge nur so durch die 19 mm MDF – oder auch nicht. Aber das Loch hatte die richtige Größe, einen sauberen Rand und erfüllt seinen Zweck.
Als nächstes standen die Lautsprecherabdeckungen auf der Agenda. Ich hatte mir zwar ein paar Rahmenhalter mitbestellt, der Gedanke an die “schwarzen Punkte” für die Rahmenbefestigung wollte mir aber nicht so recht gefallen. Daher sollte die Befestigung mit Neodym-Magneten (8 mm Durchmesser/ 6 mm Höhe/ N52) erfolgen. Für den Rahmen wurden 17mm Kiefern-Vierkantleisten auf die richtige Länge gebracht und mit Fugenleim zusammengeklebt.
Damit die Magnete im Rahmen auch die in den Gehäusen treffen, habe ich den Rahmen auf dem Gehäuse ausgerichtet, mit Zwingen fixiert und mit einem kleinen Bohrer durch den Rahmen ins Gehäuse gebohrt. Anschließend wurden die kleinen Löcher auf 8 mm aufgebohrt.
Da ich ja nun im Besitz eines Kantenfräsers war, wurden die Kanten auf der Rahmenoberseite mit einem 6 mm Radius und die auf der Unterseite mit einem 3 mm Radius abgerundet. Jeweils 10 bzw. 4 Magnete wurden im Rahmen und dem Gehäuse mit einem 2k Kleber eingeklebt. Die Löcher im Gehäuse wurden anschließend noch gespachtelt und geschliffen. Der Rahmen wurde schwarz gebeizt, damit dieser nicht hell durch den schwarzen Stoff durchscheint. Um den Stoff auf dem Rahmen zu befestigen, habe ich mich für doppelseitiges Klebeband entschieden. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass Tackernadeln die spätere Oberfläche beschädigen. Zuerst wurde der Stoff an einer der kurzen Seiten befestigt und auf die gegenüberliegende Seite gespannt. An den Ecken wurde die Schutzfolie des doppelseitigen Klebebands auf ca. 3 cm zunächst noch nicht abgezogen. Es folgten die langen Seiten. Zum Schluss wurden die Ecken sauber aufgespannt.
Die Rahmen sitzen bombenfest auf den Gehäusen und schließen sauber ab. Neben dem funktionalen Nutzen, dem Schutz vor neugierigen, spitzen Fingern, machen die Abdeckungen auch optisch was her.
Oberflächenveredelung
Wie geht es nun weiter? Lackieren, folieren oder doch furnieren? Aufgrund der abgerundeten Kanten fiel letzteres schon mal weg. Nach mehreren Tagen Recherche hat mich der Bericht “SB 36, das Upgrade” von ProRealCode dazu ermutigt die Gehäuse zu folieren. Aufgrund der Höhe von 125cm sind sie üblichen Möbelfolien jedoch zu schmal, um diese in einem Stück um das Gehäuse zu kleben. Bei den Autofolien wurde ich jedoch fündig. Also ein paar Muster bestellt und mich für die “3M 2080 Car Wrap” in Satin Weiß entschieden.
Nachdem ich das Muster zur ersten Probe auf das MDF geklebt habe und neu positionieren wollte, sind die obersten Fasern der Platte an der Folie kleben geblieben und die Folie klebte nicht mehr. Das war natürlich suboptimal.
Die Gehäuse von ProRealCode waren komplett gespachtelt. Somit würde sich das Problem sicher lösen lassen. Da der 2k Spachtel aber höllisch stinkt und ich diesen nicht wirklich gut verarbeiten kann, wollte ich es mit MDF Grundierung versuchen. Nach zweimaligem Anstrich mit jeweils einem Zwischenschliff mit 180er Körnung hielt die Folie und ließ sich auch beliebig oft repositionieren, ohne dass die Oberfläche an der Folie haften blieb.
Wie schon zuvor habe ich am kleinen Center auch meine Klebetechnik geübt. Auf der Rückseite angefangen ging es über die lange Kante auf den Deckel, die Vorderseite und über den Boden zurück auf die Rückseite. Die Flächen haben sich super einfach und blasenfrei folieren lassen. Hier merkt man die Qualität der Markenfolie. Durch die abgerundeten Gehäusekanten konnten diese ohne Hitzezufuhr umgelegt werden. Auf der Rückseite wurde die Folie auf Stoß geklebt.
Beim Center habe ich die Folie von den langen Seiten über die Ecken auf die Seitenteile gezogen. Das hat allerdings nicht so gut funktioniert, sodass ein paar kleine Falten nicht von mir glatt gezogen werden konnten.
Bei den Großen habe ich daher eine andere Vorgehensweise versucht. Hier habe ich zunächst die kleine Deckelfläche foliert und die Folie über die Ecken nach unten gezogen und gekürzt. Fürs Kürzen habe ich ein 15 mm T-Profil auf die Oberkante gelegt. Damit konnten die Schnitte parallel zur Kante gesetzt werden und alle Seiten hatten den gleichen Abstand.
Anschließend wurde die große Fläche wieder in einem Stück von hinten über die Seite nach vorne und die andere Seite zurück nach hinten geklebt. Mit dem T-Profil wurde die Folie an der Oberseite an der gleichen Stelle wie die Deckelfolie gekürzt. Auf der Unterseite habe ich die Folie über die Kante auf den Boden gezogen. Die kleinen Falten fallen unten nicht auf. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.
Endspurt
Zum Schluss wurden noch die Löcher für die Chassis vorgebohrt, Kabel ausgemessen und an die Weiche gelötet, Weichen eingeklebt, Kabel in die MT/ HT Kammer gelegt und Löcher verschlossen, Dämmmaterial zugeschnitten und in den Gehäusen verstaut, Chassis angelötet und verschraubt. Füße drunter und FERTIG.
Optisch gefallen mir die Lautsprecher schon mal sehr gut. Daneben sehen meine bisher genutzten Heco Victa richtig lächerlich aus
Soundcheck
Jetzt müssen sie nur noch besser klingen als das alte Setup. Schnell die drei an meinen Onkyo AV Receiver angeklemmt und ein bisschen Blues aufgelegt. Und sie liefen auf Anhieb. Nochmal an jedes Chassis mein Ohr gehalten, um sicher zu gehen, dass auch alle einen Ton von sich geben. Und was soll ich anderes sagen als … ein Unterschied wie Tag und Nacht zu den alten! Glasklare Höhen, ausgewogene Mitten und satte Tiefen. Der Aufwand hat sich mehr als gelohnt. Als nächstes möchte ich parallel noch einen alten Kenwood Stereo-Verstärker anschließen, den ich vor dem Schrott gerettet habe. Vorausgesetzt mir gefällt der Kenwood-Sound besser als der Onkyo.
Grüße
Martin
Hallo Martin!
Endlich! Noch einer mit einer urbaner freiluft Bastelmöglichkeit (Balkon 😀 )
Was hast Du genau als MDF Grundierung genommen?
Viele Grüße
Rincewind
So hat man den Schleifstaub wenigstens nicht in der Wohnung 🙂 Die Nachbarn freuen sich.
Grundiert habe ich mit “Schöner Wohnen MDF Grundierung”.
Vielen Dank für die vielen positiven Rückmeldungen zu meinen Lautsprechern 🙂 Freut mich wenn ich den ein oder anderen damit inspirieren kann.
Inzwischen hat es der Kenwood Verstärker in mein Setup geschafft. Es ist ein KA-4060R. Kein Oldie aus den 70/80ern, aber im Vergleich zum Onkyo AV Receiver, bilde ich mir ein, dass der Sound satter und vollkommener ist.
Um nicht ständig die Kabel umzustecken, habe ich mir auch direkt mal einen Verstärkerumschalter gebaut.
Noch ein Infizierter …… aber Lautsprecherbau ist vollkommen ungefährlich
Hallo Martin,
beim Thema Verstärkerumschalter werde ich hellhörig. 🙂
Was hast Du Dir gebaut?
G Jörg
Hallo Jörg,
ich habe mir einen Umschalter gebaut, mit dem ich zwischen den beiden Verstärkern umschalten kann. Gleichzeitig wird auch ein Cinch Eingang umgeschaltet.
Den Schaltplan hatte ich im Forum mal gepostet:
https://www.acoustic-design-magazin.de/Lautsprecher-selber-bauen/Thema/verstaerker-umschalter/#post-47827
VG Martin
Hallo Martin,
stimmt kann ich mich dran erinnern.
Die Relais sowie die LED Amp2 sind übrigens parallel geschaltet. 😉
G Jörg
Hallo Martin,
ich habe in dem Bericht so viel wiedererkannt, das hat mich gefreut.
Auch ich habe keine vollausgestattete Holzwerkstatt und mein Keller dient als Lagerraum.
Somit kenne ich das Fräsen und Schleifen auf dem Balkon.
Ich glaube viele Nachbarn haben sich gefreut als ich mit den Fräsarbeiten durch war 🙂 und die Staubentwicklung bei MDF ist auch nicht ohne.
Die Lösung mit Folie finde ich sehr gelungen, mir gefällt die gesammte Komposition in dem Wohnzimmer, schön einfach und gerade, da fügen sich die Lautsprecher toll ein, sowohl mit als auch ohne Abdeckung.
Großartige Klangbeschreibungen brauche ich hier auch nicht, ich weiss das sich alle Kreationen von Udo hervorrragend anhören.
Gruß
Tomas
Hallo Martin, das sind sehr schöne Lautsprecher geworden.
Richtig schönes Design mit den schwarzen Abdeckungen.
Die jetzt runden Chassis der U_do Reihe gefallen mir optisch wesentlich besser als die vorherigen. Die runde Sache sieht einfach edler für mich aus.
Zwei Deiner Ideen werde ich verinnerlichen, die Alu-T-Schiene und Folie auf grundiertem MDF.
Welchen Kenwood meinste?
Viel Spass beim Abrocken, den Hinterhof kannste jetzt hochwertig beglücken. 🙂
Servus Peter
Moin Martin,
das ist mal ne amtliche Front, sehr gut. Die runden Chassis machen richtig was her.
Was mir auch gut gefällt,
endlich mal Lautsprecher die nicht in eine Ecke oder Nische gequackt wurden und ein Center der nicht (fast) auf dem liegt. Klanglich sehr von Vorteil. Jetzt brauchst dich nur noch an den schallharten Flächen abarbeiten.
Gruß Schülzken
ein Center der nicht (fast) auf dem Boden liegt.
Moin Martin!
Tolle Arbeit 🙂 ich find’s immer wieder großartig zu sehen, wie die Menschen hier tolle Lautsprecher ohne Werkstatt in den heimischen Gefilden produzieren! Würde das System zu gerne hören. Dazu noch zwei kleine unscheinbare U_Do 19 in den Nacken, einen kleinen Hühnerschrecker (Sub) dazu und du machst so manchem Heimkinoausstatter ordentlich Konkurrenz. Bravo!
LG Helge
Ein 5.1 System wäre schon nett. Und Lust noch ein paar Lautsprecher zu bauen hätte ich auch. Leider fehlt mir dazu der nötige Platz neben bzw. hinter dem Sofa. Somit wird das System eher in Richtung Stereo optimiert 🙂
Moin Moin,
Kompliment .. die sehen sehr gut aus, ob mit oder ohne Abdeckung.
Lass mal lesen wie der Kenwood-Test sich geschlagen hat.
Gruß, Markus
@Udo: Die 54 ist im Shop nicht mehr zu finden … nur die 13.
Vielen Dank für das Lob. Der Kenwood ist in Betrieb. Wie oben geschrieben bilde ich mir ein, dass er besser klingt. Ist eben auch ein Stereo Verstärker.
Hallo Markus,
die Mitteltöner der U_Do 54 sind momentan nicht lieferbar. Deshalb haben wir vorübergehend den Nachfolger durch den Vorgänger ersetzt, damit niemand lang auf das Klangerlebnis warten muss.
Gruß Udo
Sehr schön! Eines der wenigen male wo mir ein Lautsprecher mit Abdeckung richtig gut gefällt 😉
Allzeit viel Spaß damit!
Großes Lob für das klassische zeitlose Design. Mir gefällt die weiße Oberfläche, welche durch die schwarzen Abdeckungen kontrastiert wird. Die Variante mit den Magneten habe ich bei meinen Udo’s damals auch gewählt. Sehr elegant. Ich selber habe ebenfalls 2 54er auf dem Zettel und den entsprechenden Center dazu. Freue mich daher sehr über den Bericht und wünschte man könnte direkt in den Klang reinhören… Viel Spaß mit deinen Boliden
VG Marcel
Vielen Dank. Habe lange überlegt, ob schwarze oder weiße Lautsprecher. und bin mit der Farbwahl immer noch sehr zufrieden. Am Klang erfreue ich mich jeden Tag. Macht Lust auf mehr 🙂