21. Februar 2021

U_Do19, Suboval 2 – Heimkino mit Druck

Autor: oelsi

Wer kennt nicht das Problem: Die Fernseher werden immer größer, das Bild immer brillanter, nur der Klang aus den eingebauten „Lautsprechern“ wächst irgendwie nicht mit. Nachdem nun der tolle, neue OLED an der Wand hing, war schnell klar: Da muss eine bessere Sound-Lösung her. Da ich noch aus früherer Basteltätigkeit zwei taugliche Boxen aus Udos ehemaliger Seas-Serie übrig hatte, wurden die gleich an den AVR angeschlossen und verbesserten so das Hörerlebnis schon mal signifikant. Allerdings nur in Stereo. Und was ist schon ein Heimkino ohne echten Surround-Sound?

Die Idee

Und so kam es, dass ich zum ersten Mal seit acht Jahren wieder das Acoustic Design Magazin aufrief, um mich über geeignete Bausätze zu informieren. Für mich als Großstadtbewohner ergaben sich für die Auswahl zwangsläufig einige feste Rahmenbedingungen:

Die Stadt ist zwar groß, Wohnraum jedoch knapp und entsprechend mein Fernsehzimmer mit netto 12qm recht klein. Die Boxen mussten also die akustische Quadratur des Kreises möglich machen: Bombastischer Sound aus kleinem Volumen.

Neben kleinen Zimmern bringt die Großstadt auch viele Nachbarn mit sich, wodurch extensive Holzarbeiten unter Einsatz lärmender Elektrowerkzeuge nicht in Frage kamen. Und zu guter Letzt ist das Leben in der Großstadt kostspielig, das Budget für das Bauvorhaben also entsprechend knapp bemessen.

Nach ein wenig Stöbern im Magazin bin ich auf die U_do 19 & 20 (bzw. nach neuer Nomenklatur U_doSub oval 2) aufmerksam geworden. Die U_do 19 sind mit 4l Volumen hinreichend kompakt, auch der Subwoofer bleibt mit 24 Litern von der Größe her überschaubar.

Meine Rückfragen unter dem Magazin-Artikel wurden von Udo und Mitgliedern der Community schnell und kompetent beantwortet. Allerdings musste ich meinen ursprünglichen Plan, die Satelliten an der Wand zu befestigen, auf Udos Rat hin aufgeben. Somit entschied ich mich, schlanke Ständer zu verwenden, die als weiteren Vorteil auch eine flexiblere Positionierung der Satelliten ermöglichen.

Das Design

Die Bausätze für ein 5.1 System waren schnell bestellt, in der Zeit bis zur Lieferung machte ich mir schon mal Gedanken zur baulichen Ausführung. Für den Sub kam dabei nur eine 1:1 Umsetzung nach Udos Skizze in Frage, da er mir dazu eine fertig gefräste Front mitliefern konnte und ich somit nur noch den Holzzuschnitt im Baumarkt besorgen musste – alles ganz ohne eigene Fräs- und Sägearbeiten (abgesehen von dem Loch für das Lautsprecherterminal).

Der Bau des Subs verlief entsprechend unspektakulär und war in gut einer Stunde erledigt, eine Bebilderung habe ich mir deshalb erspart. Die Optik der Oberflächen ist sicher noch ausbaufähig, vielleicht gehe ich das im Sommer noch an, sobald ich wieder draußen daran arbeiten kann.

Für die Satelliten hatte ich mir im Vorfeld schon überlegt, die Gehäuse als 3D-Druck herzustellen. Meine Schreibtischboxen, die CT 241 von Klang+Ton, habe ich bereits so ausgeführt und damit recht gute Erfahrungen gemacht. Insbesondere ließ mir das bei der Gehäusegestaltung viele Freiheiten, da mir Udos Originaldesign dann doch etwas zu kubistisch war – das Auge hört schließlich mit!

Also ran ans 3D-CAD und Gehäuse und Standfuß des Ständers entworfen. Deren Grundform folgt hierbei der rundgelutschten Quadratkontur des SB 13 PFC-4 Coax Chassis. Nach ein paar Iterationen und gedruckten Prototypen…

… sah der finale Entwurf dann so aus:

Wie man auf den Bildern vielleicht schon erkennen kann, habe ich mich dazu entschlossen, die Frequenzweiche im Standfuß unterzubringen. Das schafft Volumen im Lautsprechergehäuse und verlagert den Schwerpunkt weiter nach unten. Schon erstaunlich, wie schwer drei Luftspulen sein können…

Den Ständer komplettiert ein schlankes Stahlrohr mit 30mm Durchmesser, das es in verschiedenen Längen und Farben im Baumarkt als Möbelbein für wenig Geld zu kaufen gibt und das mit dem Standfuß verschraubt wird.

Das Lautsprechergehäuse wird einfach auf die obere Seite des Rohrs aufgesteckt und ist somit drehbar relativ zum Standfuß. Die Kabel werden dabei von der Frequenzweiche durch das Rohr nach oben ins Gehäuse geführt. Für einfacheren Zusammenbau und spätere Wartung habe ich das Kabel zwischen Standrohr und Gehäuse getrennt und per Bananenstecker löslich verbindbar gemacht.

Der Bau

Los ging es mit dem Drucken der Einzelteile,  was sich über mehrere Wochen hinzog. Gehäuse und Ständer habe ich in vier Druckstücke aufgeteilt. Dies war vorteilhaft, um die Verwendung von Stützstrukturen beim Druck zu vermeiden.

Und dann ging es an den Zusammenbau. Erst die Einzelteile des Lautsprechergehäuses verkleben und das Chassis einbauen.

und dann den Ständer zusammenbauen:

Um den Standfuß noch weiter zu beschweren, habe ich ihn mit trockenem Sand aufgefüllt und den Deckel dann zusammen mit vier Gummifüßen verschraubt.

Das Ergebnis

Und so sieht dann ein fertiger Satellit auf seinem Ständer aus:

Hier noch ein Gruppenbild ohne …

… und mit Subwoofer:

Das Fazit

An dieser Stelle möchte ich mich nicht in blumigen Klangbeschreibungen verlieren, das können andere besser. Außerdem verabscheue ich die exzessive Verwendung von Superlativen, was hier leider unvermeidbar wäre 🙂

Ich bin jedenfalls ordentlich geflasht von dem Klangerlebnis. Surround-Effekt, Bühne und Objektortung sind spitze. Sprache ist bestens verständlich, was bei Surround-Systemen keinesfalls selbstverständlich ist. Höhen, Mitten, Tiefen, alles kommt präzise, fein aufgelöst, je nach Bedarf druckvoll, punchy oder zurückhaltend leise. Der heimliche Star des 5.1 Systems ist für mich allerdings der Subwoofer. Er passt von der Grösse perfekt zum Zimmer und erreicht Tiefen von Kino-Format. Dabei wird er weder wummerig noch anderweitig nervig.

Ich hatte schon öfters die Gelegenheit, vielfach teurere Surround-Systeme von den Großen der Branche bei Bekannten zu erleben, und keines dieser Setups hat auch nur halb soviel Eindruck hinterlassen wie meine U_do 19/20 Kombi. Inzwischen ertappe ich mich auch immer öfter dabei, das System in Stereo einfach nur zum Musikhören zu verwenden. Die Abstimmung ist durch den Sub sehr spaßig, was gut zu der Musik passt, die ich gerne höre.

Also, das Fazit:

Bastelspaß – CHECK
Bombastisches Klangerlebnis – CHECK
Kosten – CHECK
Die Nachbarn sprechen noch mit mir? – na ja, aber das hat andere Gründe…

Insgesamt bin ich bei den Kosten dreistellig geblieben und damit bequem im gesetzten Budgetrahmen. Und deshalb reicht es jetzt sogar noch für das Netflix-Abo.

DANKE UDO!

Martin (oelsi)

Zur U_Do 19 im Online-Shop
Zur U_DoSub oval2 im Online-Shop

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Hallo Martin,
Ich kann mich da den anderen nur anschließen, das Ergebnis sieht wirklich wahnsinnig gut aus!
Wäre es möglich die 3D-Modelle zu bekommen? 😀
Boxen mit so hohem “meiner Freundin gefallen sie – Faktor” findet man selten 😉
Würde mich freuen von dir zu hören!
Danke schon mal!
Gruß,
Descents

Hallo Martin,

ich hätte auch Interesse an den 3D-Modellen.
Und auch ich kann mich nur anschließen, bei diesen Lausprechern “hört das Auge” wirklich mit.

Viele Grüße
Jörg

Moin Namensvetter. Mit Deinem Entwurf in der Hand bekäme ich direkt die Freigabe zur Anschaffung eines Druckers. Aaaaaber: ich zweifle, ob ich die Energie habe, mir das ganze Thema anzueignen. Zu Deinem Werk kann ich nur sagen: alle Daumen hoch. Das Design erinnert ein bisschen an die Scheinwerfer eines französischen Kleinwagens.
Mir gefällt es sehr! Das mit der Weiche im Fuß merke ich mir mal.
Gruß Martin

Wow, saubere Konstruktion und perfekte Ausführung!
Wie stark sind denn die Außenwände, also nicht nur der Perimeter, sondern die gesamte Wand? Wenn Du da aufdrehst, vibriert da etwas oder dämpft das Infill die Schwingungen ausreichend?

VG, Roland

Danke 🙂

Moin,

leider sehr geil. Mir gehts da wie vielen, der haben-wollen-Faktor ist bei diesen Druckerteilen deutlich vorhanden, aber auch mir fehlt der sinnvolle mehrfache Anwendungszweck. Ich kann dir nur raten, sichere die Druckdateien, da ist bestimmt der ein oder andere sehr interessiert.

Respekt und viel Spaß damit.

Grüße

Ach, Fang einfach Mal ne Liste an was man so drucken könnte… Kommt schnell was zusammen 😉

Mahlzeit Martin,

ja, wie geil ist das denn?
Gehäuse aus dem 3-D Drucker, mit gedruckten Spulenträgern und alles.
Dieses 3-D Gedöne wird ja langsam immer erschwinglicher wenn man erst mal nur ein Einstiegsgerät zum Probieren haben will, einige Bekannte haben so was und drucken damit irgendwelchen Nippes oder auch Ersatzteile, wenn irgend was aus Plaste kaputt gebrochen ist. Ich selbst finde die Technik interessant, habe aber noch keinen Anwendungsfall wo ich sage, ich brauch sowas. Für nur zum spielen kaufen und dann steht die Kiste in der Ecke und setzt staub an isses mir zu teuer, soll ja wenn auch was anständiges sein.

Aber was Du da aus dem Extruder gezaubert hast, Hut ab!
Schickes Design, durchdachte Konstruktion, alles tofte.

Gruß,
-Sparky

Moin sparky,
Kommt Drucker, kommt Anwendung 😉
Ordentlich aus China: 150€ für Ender 3pro
Sehr ordentlich China: Ender 5 für grob 300€
Da jeweils paar Kleinigkeiten zu pimpen.
Box auf los drucken: der hier genutzte Prusa, ca 700€
Oder ab 800€ einen hypercube Evolution selbst bauen. 4 Wochenenden und etwas Frust Toleranz reichen 😉

Das wirklich knifflige ist es, das ganze Software seitig in den Griff zu bekommen, das kann paar Monate dauern.
Kannst dir vorstellen wie 7 Gleichungen mit 15 Unbekannten.
Manches ist logisch, für manches muss man sich ne Intuition erarbeiten.
3D Drucker sind Schweine. Und Schweinegeil 😉
Ein Markus Zeller dabei Gold wert

Liebe Grüße
Matthias

Hallo Martin,

das sind echte Designer Teile geworden. Haben so einen Retro-Ufo-Chic, sehr individuell. Aus dem möglichen das Beste gemacht. Daumen hoch!
Viele Grüße
Marc

Glückwunsch, schick geworden 🙂 und den Prusa auch ordentlich ausgenutzt.
Mit welchen Wandstärken und infill hast du bei den Gehäusen gearbeitet?
Lieben Gruß

Grosse Klasse Dein Heinkinoset. Respekt vor der 3D-Druckerei und den verausgehenden Konstruktionsarbeiten am Computer.

Der stehende Sub wirkt sehr elegant.

Die Auslagerung der Frequenzweichenbauteile in den Sockel mit Sandfüllung habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Neben Erzfeinden der Bauteilmikrophonie freut sich hier noch mehr der Freund des tiefergelegten Schwerpunktes.

Ausserdem nochmal 5 Sterne für den Mut auch mal was kleines, günstiges passend für ein kleines Zimmer zu bauen.

Sehr gut.

Servus Peter

Schöne Satelliten sind das geworden. Mal ” schnell ” aus dem 3D Drucker, Respekt. Ich hadere ein kleines bisschen mit den geraden Füßen (Prinzipiell ) die hätte ich geschwungen gebaut. Geschmacksache
Viel Spaß beim hören…..👍

Moin Moin,

ich liebe die Kombination von 3D-Druck und Lautsprecherbau!!
Sehr schönes Design und grandiose Umsetzung! Hut ab!
Deinen Drucker scheist Du ja gut im Griff zu haben… und schön durchdachte Konstruktion.

Viel Spass mit der Kombi!

Gruß, Markus

Uff … 😱… Ersetz Mal gedanklich das scheist gegen ein scheinst 😁

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