17. April 2022

With a little help from a friend – SB 30 ACL

Autor: cgmeiner

Im Fünfjahres-Rhythmus ändern sich meine Interessen, und so gabs auch Jänner 2021 eine neue Thematik, in die ich mich reingefuchst habe. Winter und Lockdowns nacheinander – da wird einem schon langweilig. Durch einen guten Freund kam ich zu diversen DIY-Seiten wie lautsprecherselbstbau und ADW, wobei ich bei letzterem hängen geblieben bin, da das Forum einfach eine schöne Recherchemöglichkeit gibt. Man kann gustieren, man kann vergleichen (zumindest optisch, was die Kollegen so bauen) und bekommt so gute Eindrücke.

Durch Budgetbegrenzung, diversen Größenbegrenzungen (WAF und so..) sind wir dann bei schlanken SB30ACL gelandet, mit genug Bumms und Bang for Buck war es der perfekte Kandidat für einen Deepdive Einstieg ins Hobby.

Handwerklich bin ich nicht komplett minderbemittelt, jedoch ist eine professionellere Hilfe und eine Tischlerwerkstatt bei so einem Unterfangen nicht unpraktisch. Grobe Schnitzer konnten so gleich von vornherein verhindert werden, der Lerneffekt war größer und die Rückschläge hielten sich in Grenzen. Dadurch, dass ich den Kollegen eh schon lange besuchen wollte, da wir einige gemeinsame Hobbies haben, aber uns zu wenig treffen, war das der perfekte Anlass um sich zu sehen.

Aus geplanten 2-3 Tagen wurden 5 volle Tage (meist mehr als 8h am werkeln) und dann waren sie nur vorgeschliffen und noch weit nicht fertig. Abends wurde manchmal dem gemeinsamen Foto-Hobby gefrönt, daher auch 1-2 SW Bilder.

Beim Design hielt ich mich ein wenig an was Klassischerem, um nicht beim ersten Mal gleich zu eskalieren und Lautsprecher zu haben, die bei einem Umzug nicht mehr ins Umfeld passen. Die Lautsprecher orientieren sich stark an der Bauweise von den U_Do 9 von Kaditzjaner.  Jedoch war ich vorsichtig und ließ die dunkle Front weg, um sie weniger schwer wirken zu lassen (auch wenn mir das Dunkle gefällt, aber die Integrierbarkeit in den Wohnraum muss ja auch gegeben sein.

Wie man eine viereckige Box zusammenbaut, können sich die meisten selbst denken. Trotzdem hier ein paar Eindrücke. Der Zusammenschnitt ging sehr fix (wurde ja auch nicht von mir gemacht, sondern von wem, ders kann, dass es auch maßhaltig ist, Danke dafür!) was erheblich mehr Aufwand machte, war das Fräsen für die Lamellos. Ca. 100 Fräsungen pro Lautsprecher, dazu noch Test-Fräsungen, und manche doppelt, wenn das Brett vom Schüler wieder mal falsch angelegt wurde. Zusätzlich das ganze Überlegen, wo die Lamellomaschine angesetzt werden muss, dass die Löcher sich überlappen und die Bretter dann nicht versetzt sind.

Die Verbindung der Weichen zu der Steckeröffnung wurde vorbereitet, also ein Lautsprecherkabel luftdicht in die internen Platten eingeklebt.

Als dann alles richtig zusammengebaut war (zumindest fast, siehe später), gings in die beheizte Presse eines gut ausgestatteten Tischlers – es geht nix über gutes Werkzeug. Ich war sehr froh über die Unterstützung und die Möglichkeit dort werken zu können und mich nicht mit billigen DIY-Schraubzwingen rumzuärgern.

Ein kleines Schmankerl hab ich mir gegönnt, nämlich bei jedem Lautsprecher 8 Magnete, um die Abdeckrahmen wie mit Magie und ohne Löcher anhaften zu lassen. Dafür wurden Magnete mit 8mm Durchmesser und 3mm Dicke mit Harz eingeklebt, zuerst natürlich alles eingemessen, angezeichnet und die Löcher dafür vorgebohrt. Nachher verschwindet hoffentlich alles unter dem Furnier. Die Rahmen wurden per DIY CNC-Fräse gefräst, die Löcher waren auch schon vorgeplant. Es musste danach nur eine Fase auf der Tischfräse angebracht werden (siehe Bilder weiter unten).

Danach gings dran, das Furnier auszusuchen. Es sollte was Rötliches werden, nicht zu viel Muster, aber doch mit etwas Struktur. Gefunden wurde eine Elsbeere, leider etwas schmal, dadurch musste das Furnier (an den eigentlich verhältnismäßig schmalen Seitenteilen) zwei Mal genäht werden und besteht dadurch aus drei Teilen Furnier (wieder mal zwei großartige Werkzeuge aus dem Profi-Haushalt: Furnier-Schneidemaschine, um alles parallel zu bekommen und eine Furnier-Nähmaschine um die Teile schön zu fügen; macht das Leben erheblich leichter!).

Wir überlegten viel, um die Flammen und die Struktur schön um die Ecken zu wickeln, damit die dunkleren Stellen die Kanten schön einfassen. Dadurch musste von der Front (zwei Blätter) ausgegangen werden, dann links und rechts jeweils 3 nach hinten. Diese mussten aber immer aufeinander folgen, um das Spiegelbild der geschälten Furnierblätter beizubehalten. Dann sollte auch noch was für hinten und oben überbleiben. Ich denke das Ergebnis bezeugt, dass sich die lange Planung ausgezahlt hat.

Der Überstand des Furniers wurde jeweils nach dem Furnieren mit einer speziellen Säge abgeschnitten, damit an der Kante weiter furniert werden konnte. Wir sind leider etwas zu spät draufgekommen, dass ein Stanley Messer die Arbeit viel weniger problematisch verrichtet, da die einzelnen Fasern weniger ausreißen. Wieder was gelernt – nach dem Schleifen sieht es eh wieder viel weniger dramatisch aus, man sieht es nur, wenn man weiß, wo man danach suchen muss.

Montag Mittag war Ankunft, Donnerstag Abend waren mal die vier langen Seiten der Lautsprecher in der Presse furniert. Dann kam mal leichter Stress auf.. ich musste Samstag wieder zurück in Österreich sein.

Also viele Teststücke per Bügeln furniert und vorsichtig den Boden gebügelt. Leider trocknete das Bügeln die Furnierblätter ziemlich aus, sodass beim Auskühlen und Trocknen die Blätter bei den gefügten Stellen einen kleinen Spalt bildeten. Ist verschmerzbar und bei den Oberseiten konnten wir ein bisschen gegen arbeiten, aber trotzdem etwas schade.

Freitagfrüh gings ans Eingemachte. Waren alle internen Platten richtig eingelegt? Waren alle Seiten richtig beschriftet? Wo war oben, wo war unten? Wurde das Furnier richtig angelegt, oder ist die seitliche Flamme oben und nicht neben dem BR Rohr?

Die Klopfprobe machte uns dann doch Hoffnung, es klang satter an den eingemessenen Stellen laut Plan – puuh. Also ran an die Oberfräse, zuerst Testfräsungen an den Testplatten mit den Testfurnieren, nur so als Test, damit alles passt, nix ausreißt, alle Durchmesser genau sind. Mit der selbst gebauten Lehre ging alles echt gut, und der erste Testfit macht schon sehr stolz! Uns fiel aber auf, dass eine Platte, nämlich die oberste der inneren, um 19 mm (ja genau, um die Plattenstärke vermessen), die unter dem unterem MT sitzt, zu hoch eingeklebt ist. Laut Udo kein Problem, ein Eck weggefräst, dass sich das Chassis schön ausgeht und einfach nicht drüber ärgern, immerhin ist es Freitagnachmittag, es muss noch alles geschliffen werden und ich muss noch nach Österreich heimfahren.

Das Schleifen ging dank Profi-Werkzeug schnell, besonders wenn man vom Werkzeug zwei Stück hat und zwei Lautsprecher bearbeiten kann. Mir passierte ein Hoppala: beim vorsichtigen Schleifen um die dünne Stelle zwischen HT und MT schliff ich an der Kante das Furnier so weit nieder, dass das MDF raussieht. Der Tischlermeister beriet mich, ich behielt mir noch Tests für zu Hause auf. Entweder Furnier einsetzen, einfach MDF lassen (es sollte drüber geölt werden) oder rötliches Ausbesser-Wachs verwenden. Die Lautsprecher wurden eingepackt (der günstig geschossene Denon 3313 musste leider unbenutzt wieder mit heim, für die Weichen war keine Zeit mehr) und es ging heim. Ankunft: 01:00 Samstags. Es war eine anstrengende Woche.

Die Weichen wurden klassisch auf kleinen Brettchen festgeklebt und gelötet, die Verkabelung mehrfach überprüft. Die kleine Hitachi passte genau durch die 5“ Öffnungen – macht das Bohren und Schrauben natürlich angenehm.

Die Boxen sollten mit Auro Grund und Hartöl behandelt werden, hatte damit schon gute Erfahrungen bei einem Gehäuse eines Plattenspielers. Es gibt ein seidenmattes, aber hartes Finish. Nicht ganz so hart und steril wie Lack, aber dennoch wirkt es, als würde es einen gewissen Schutz bieten.

Hier sieht man das ausgeschnittene Furnier, mit scharfem Messer, damit eine schöne Kante entsteht und das Wachs schön glatt gestrichen werden kann. Hier sieht man noch schön den Unterschied zum ungeölten Zustand. Die Erfahrung des Meisters hat sich ausgezahlt. Das Wachs war die beste Lösung und ist auch im Nachhinein nicht sichtbar.

Die gefrästen Multiplex-Rahmen wurden ebenfalls mit Magneten bestückt (immer schön aufpassen, dass die Polarität stimmt, ansonsten gibt’s danach eine Überraschung – wäre unter dem Furnier nicht gut gewesen), geschliffen, schön schwarz lackiert und mit Lautsprecherstoff bespannt. Wenig Arbeit, macht aber echt was her und zahlt sich aus!

Hier Vergleiche mit Blende und ohne – mit Öl und ohne.

Es war eine tolle Erfahrung, und die Lautsprecher sind echt ein Traum! Bei uns wird immer, wenn man im Raum ist, der AVR mit den SB30ACL aufgedreht, weils einfach Spaß macht. Egal ob den komprimierten Radioempfang oder mit CD bzw. BT Empfänger vom Handy – es ist alles so viel satter, die Höhen viel klarer, ich denke, mir sind noch nie so viele Triangeln und Tambourines aufgefallen. Im TV-Betrieb muss ich erst testen, aber ich denke, auch dort wird er sich sauber behaupten können. Derzeit spielen sie in einem offenen Wohnzimmer (ca 40m²) mit halb hoher Mauer in die Küche (14m²), insgesamt also fast 55m² Fläche bei 2,5m Raumhöhe und einer Holzbalkendecke. Ich denke, sie müssen sich dabei nicht mal anstrengen, sie waren noch nie ganz aufgedreht!

Vielen Dank an die Community für die Beratung, Danke Udo für das tolle Set! Vielleicht gibt’s bald was Neues.

Chris

Zur SB 30 ACL im Online-Shop

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Hallo Chris,

die SB30ACL waren eine exzellente Wahl. Ich habe als Auftragswerk letztes Jahr auch ein Paar gebaut und kann die Begeisterung für den Klang für’s Geld nur bestätigen. Ich kenne Menschen, die dadurch sound-süchtig geworden sind.

Die Notwendigkeit solcher Lamello-Orgien sehe ich im Lautsprecherbau persönlich nicht, obwohl ich so eine Fräse hier rumliegen habe. Ich bin aber auch kein Schreinermeister 😉

Egal, dein Ergebnis sieht sehr gut aus.

Beste Grüße,
Martin F

Zack, infiziert…
Geht schneller als mit Omikron und den nächsten 20 Iterationen.
Als “Eton-GD-Verseuchter” steht mir hier eigentlich keine Meinung zu, aber ich kann nur sagen: Die BelAir Serie kann was. Stell sie Dir wie ein Gulasch mit mehr Chili vor. Lang geköchelt, in der schärfe fast gleich abgemischt, es fehlt etwas Umami. Wer jetzt große Augen macht, Klangbeschreibungen sind genau so “doof” wie Geschmacksbeschreibungen 😀 Aber ich denke, die “Richtung” ist klar.

Gruß,
-Sparky

Und wenn sich die Frage auf den Vergleich zwischen “normal” SB und BelAir bezog: Die BelAir löst im Hochton mehr auf, ist generell etwas feiner, im Bass kein Krawallbruder, dadurch auf den zweiten Blick aber Langzeit hörbarer. Der Sprung von SB zu BelAir klingt erst mal etwas “dünner”, bis man merkt, dass Bass nicht nur brummt, sondern Kontur hat. So würd ich das beschreiben

…und damit will ich keine einzige SB “runtermachen”, ich hab bis heute mein Erstlingswerk SB12ACL, im zweiten Gehäuse, und mag die.

Sowas gibt man nicht mehr her 🙂

zur BelAir Lady kann ich nichts sagen, hab sie nicht gehört. Ich baue gerade an einer BelER 92 (kein Schreibfehler). Das ist aber eine andere Geschichte und hier off-topic.

Moin,
schöne klassische Umsetzung. Auf diese Art von Lautsprechern stehe ich. Die Frontabdeckung wirkt auf den Fotos schön dünn. Für meinem Geschmack hätte ich bei der Frontbespannung den Stoff in anderer Farbe gewählt, was weniger Kontrast zum Furnier hätte. Dennoch ist deine Variante klassisch Stimmig. Schöne Lautsprecher sind es geworden.
Viele Grüße
Rincewind

Moin Chris,
Meine Güte … sind die schön geworden! Das Furnier gefällt mir besonders gut!
Ich wünsche dir viel Spass damit! Meine verzaubern mich immer noch wie am ersten Tag🙂
Viele Grüße und frohe Ostertage
Markus

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