28. August 2022

RS 100 ACL als Soundbar

Autor: hermanillo

Dies wäre eigentlich Hermanns erster Baubericht in diesem Magazin gewesen. Doch manchmal entspricht die Reihenfolge der Veröffentlichungen nicht dem Ablauf des Kalenders. So ist es nun einmal, wenn die Berichte auch als Werbeträger herhalten. Dann richtet sich das Erscheinen halt nach dem Bedarf. Und wenn der Bausatz sich auch ohne Puschen ordentlich verkauft, ist die Wartezeit auch schon mal fast drei Jahre lang. Doch genug der Vorrede, das Wort hat Hermann.

Eine RS 100 hatte ich bereits gebaut. Gekauft hatte ich diese mal bei einem ehemaligen Geschäftspartner von Udo, als beide noch miteinander liiert waren. Mir ist die „normale“ RS 100 also bestens bekannt, welche nun im Kinderzimmer meines Sohnes ihren Dienst verrichtet. Wie kam es dann zu diesem Projekt?

Als Udo die ACL Variante vorgestellt hat, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich habe sie mir irgendwann einfach bestellt, ohne einen wirklichen Einsatzort dafür zu haben. Eingespielt habe ich die Treiber in meiner kleinen Werkstatt in einem Testgehäuse, dass ich noch von damals rumliegen hatte. Da ich ja keinen Einsatz für diesen Lautsprecher hatte, war auch das Gehäuselayout noch nicht klar. Das Eine hängt ja zwangsläufig mit dem Anderen zusammen. Also werkelte dieser Lautsprecher erst mal in meiner Werkstatt, als Nicht-ACL-Variante.

Auf der anderen Seite wollte ich immer unseren Fernseher im Wohnzimmer tonlich etwas aufpäppeln. Der Fernseher stand seit längerer Zeit auf einem etwas wackligem Massivholzregal eines nordeuropäischen Schlafmöbelherstellers.

Das Regal diente mal als Erhöhung, als noch die Spielkonsole davor im Weg war. Die Konsole fand eine neue Wirkungsstätte, das Regal blieb aber irgendwie unter dem TV. Nun reifte in mir irgendwann die Idee, dass man das Regal als Gehäuse zu einem Lautsprecher umbauen könnte. Einfach eine Frontplatte drauf, eine Rückwand dahinter, fertig. Allerdings war das Volumen etwas sehr klein, dafür gab es keinen (vernünftigen) Bausatz. Einfach zwei gleiche Regale voreinander kleben, war die zweite Idee, also das Volumen etwa verdoppeln. Dafür wären dann schon einige Bausätze in Frage gekommen. Aber dieses Regal war viel teurer als ich gedacht hatte. Dafür würde ich anderswo das Holz für ein komplettes Gehäuse bekommen.

Also war es doch angesagt, ein neues Gehäuse zu bauen. Das Design mit dem Massivholzrahmen wollte ich aber übernehmen, und ein Bausatz lag ja bereit. Das Projekt Soundbar von Ollum, hier als Ableitung der MiniACL, war meine Inspiration und der Leitfaden für dieses Projekt.

Das Polieren des Holzes erschloss sich mir nicht so ganz, daher hatte ich irgendwann versucht, via PM Kontakt zu ihm aufzunehmen. Und welche Langzeiterfahrungen hatte er mit dem Öl? Sind da Nacharbeiten nötig? Ich wollte es dauerhaft versiegelt wissen. Also vielleicht doch am Ende mit einer Schicht Klarlack überziehen? Nun ist der RS 100 theoretisch nicht ideal für eine Soundbar geeignet, da der Sweetspot etwas begrenzt ist, aber egal. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Das Design war so eine Sache für sich. Das kostenlose SketchUp lief zwar bei mir, aber ich kam damit irgendwie nicht klar. Also habe ich es wieder deinstalliert. Ich konnte zwei oder drei Linien auf den Bildschirm zaubern, aber kein ganzes und vor allem zusammenhängendes Gehäuse. Die Volumina der einzelnen Kammern mussten ja passen, das Ganze nicht zu tief, zu hoch oder zu breit werden. Die Vorgabe von max. 75cm Gesamtbreite musste dabei berücksichtigt werden.

Also habe ich einige DIN A3 Zeichenblätter bemalt, die Kammern hin und her geschoben und noch mal verändert. Der ein oder andere wird wissen, was ich meine. Und es sollte ja noch Platz für den Mini Amp übrigbleiben.

Der MiniAmp, oh Mann. Den habe ich nach langen Recherchen in einem bekannten Onlineversandhaus (woher auch das Foto stammt) gefunden. Der Amp sollte kompakt sein, und möglichst einen optischen Anschluss für die Verbindung zum TV-Receiver haben. Zwischendurch habe ich sogar bei Autoendstufen gesucht. Dafür wäre dann aber ein externes Netzteil nötig gewesen, das wäre dann wieder sehr teuer geworden. Am Ende fiel die Wahl auf den Sabaj A3. Etwa 40W pro Kanal waren für dieses Modell ausgelobt. Das sollte für eine etwas gehobene Zimmerlautstärke genügen.

Also habe ich mich nach Holz im I-net umgeschaut. Meine Wahl fiel auf Akazie massiv in 19 mm für den Deckel, Boden und die Seiten. Das Innenleben wurde in 12 mm MDF ausgeführt, die Front in 16 mm schwarzem MDF. Eine klassische Rückwand gab es nicht, da ich noch den kleinen Mini-Amp integrieren wollte. Und dieser sollte auch später von hinten erreichbar sein.

Der Zuschnitt war leider nicht ganz so genau, wie es anderswo hier beim Internetkauf angepriesen wird. Der Boden und Deckel waren etwa 1 mm zu kurz. Das ist nicht viel, stört aber trotzdem, wenn man alles bündig zusammenbauen möchte. Also musste die Schallwand etwas eingeschliffen werden, da diese leider genau passend auf Länge gesägt war.

Die Schallwand wurde um etwa 14 mm nach hinten versetzt. Der Rahmen für den Stoff war 9 mm dick, dann 2 mm für Filz, und nochmal etwa 1-2 mm der Stoff. Der Bau der Front ging so weit problemlos von der Hand, der neue, selbstgebaute Fräszirkel kam erstmalig zum Einsatz. Die Bassreflexrohre wurden berücksichtigt, genauso wie eine Öffnung für den kleinen Verstärker. So sieht das Ganze dann ohne Holzleim aus, nur um mal einen Eindruck vom Aufbau zu bekommen:

Weiter ging es mit dem Abdeckrahmen für die Bespannung. Verwendet habe ich eine Siebdruckplatte. Die Ausschnitte wurden großzügig bemessen und flugs mit der Stichsäge ausgesägt. Ein schwarzer Akustikstoff sollte der Front ein unauffälliges Gesamtbild verleihen. Der Rahmen war etwa 2 mm kleiner als die Front. Den Verstärker stört es nicht, wenn er vom Stoff verdeckt wird. Er nimmt die Signale der Fernbedienung problemlos an, das hatte ich schon vorher probiert. Und da der Verstärker ein kleines Display hat, sieht man durch den Stoff ganz gut, ob er an oder aus ist. Er soll ja auch keine weiteren Eingänge bekommen, man muss ihn nur ein- und ausschalten oder laut und leise stellen.

Der Abdeckrahmen wurde passend über die Front gelegt und mit einem 1 mm Bohrer durchgebohrt. So waren die Bohrungen für die Magnete in Flucht, und sollten genau übereinandersitzen. Danach wurden die Magnete in der Front versenkt und mit einem Klecks Heißkleber fixiert, verspachtelt und plangeschliffen. Die Magnete im Abdeckrahmen standen etwa 1 mm vor, dazu später mehr.

Das Finish war für mich eine harte Nuss. Zwischendurch habe ich kleine Bereiche des Akazienholzes mit Hartöl und Klarlack zu Testzwecken behandelt, um ein Gefühl für das Finish zu bekommen. Diese „Probestellen“ würden dann innen sein und wären später unsichtbar. Das Hartöl macht einen super Effekt, man sieht hier ganz deutlich den Unterschied. Nur Klarlack war auf dem unbehandelten Holz unspektakulär. Die Stellen, an denen später die Bretter zusammengeklebt werden, habe ich versucht nicht einzuölen, nachher hält der Kleber nicht richtig….

Zwischendurch habe ich mir noch eine günstige Lamellofräse besorgt. Meine Skepsis war enorm, da dieses Gerät keine guten Bewertungen erhalten hatte. Allerdings wollte ich auch nicht 150 Euro oder mehr für ein Werkzeug ausgeben, für das ich nur alle Jubeljahre Verwendung habe. So schlimm war es dann Gott sei Dank doch nicht. Man muss etwas üben, auf YouTube gibt es praxisnahe Videos dazu. Gedübelt wurden nur die Front und das Massivholz.

Bauchschmerzen bereitete mir der Zusammenbau, ich meine die Reihenfolge. Ich wollte das Massivholz einölen, eventuell später polieren, oder sogar klar lackieren. Die Front war schon schwarz matt lackiert worden.

Nun vertragen sich Lack und Öl wahrscheinlich nicht so ganz miteinander, wenn eines von beiden noch frisch ist. Am besten wäre es gewesen, das komplette Gehäuse zu bauen, und dann die Front nachträglich einzubringen. Das wäre aber schwierig, weil das Gehäuse ziemlich genau gefertigt war, da ist kein mm Luftspalt. Die Front hätte ich reinzwingen müssen. Ich hatte mir überlegt, folgendermaßen vorzugehen: erst alle Massivholzteile einzeln ölen, und evtl polieren und danach alles zusammenbauen. Als letztes käme der Deckel drauf. Wenn dann am Ende noch eine Schicht Klarlack auf das Massivholz kommt, müsste ich nur die Front abkleben. Das sollte schon klappen. Ich war mir unsicher, ob dieser Weg klug war. Um es vorwegzunehmen, es hat so ganz gut funktioniert.

Weiter ging es, das Holz wurde geschliffen, nochmals geschliffen und wieder geschliffen. Zwischendurch wurde immer mal wieder das Holz etwas angewässert, damit sich die Fasern aufstellen. Das hatte ich hier mehrfach in den Bauberichten gelesen. Zumindest hatte ich das so in Erinnerung behalten. Geschliffen wurde bis zu einer Körnung von 400. Das sollte reichen. Das hat sich jedenfalls saugut angefühlt. Danach habe ich das Holz mit Hartöl mehrfach behandelt, ab und an mit Zwischenschliff.

Vorher hatte ich ein Probestück schon seit Tagen eingeölt, sodass ich mich mal ans Polieren wagen konnte. Ich hatte verschiedene Aufsätze für meinen Deltaschleifer bestellt und auch einen Flauschaufsatz für den Winkelschleifer. Mit niedriger Drehzahl hatte ich alles mal durchgetestet, allerdings wollte sich kein weiterer Glanz einstellen – Sackgasse! Also habe ich es bei meinem Gehäuse mit dem Polieren sein gelassen. Eventuell würde ich später, wenn das Öl durchgehärtet ist, mich doch noch an einer Schicht Klarlack probieren.

Das Gehäuse konnte montiert werden. Mit den Flachdübeln war das weiter kein Problem. Davon habe ich keine weiteren Bilder gemacht, der Rohbau ist ja weiter oben im Bericht gut zu erkennen.  (Aber die Redaktion ließ es sich nicht nehmen, zwei Ausschnitte aus dem großen Ganzen zu machen)

Das ging auch problemlos von der Hand. Lautsprecherterminals habe ich statt der Federklemmen eingebaut. Das innen verlaufende Kabel habe ich zweimal mit Heißkleber auf dem Boden fixiert. Nun konnten die Treiber aus dem Testgehäuse entfernt werden und alles nach Udo´s Bauplan eingebaut werden. Da gab es weiter keine Abweichungen von den Vorgaben, bzgl Dämmung etc. Die „Weiche“ habe ich an der Rückwand der ersten Kammer hinter dem Treiber mit einem Klecks Heißkleber befestigt.

Fehlte nur noch der Rahmen mit dem Stoff. Der wurde auch einmal mit matt-schwarzer Farbe eingenebelt und flugs bespannt. Da gab es weiter keine Probleme. Die Siebdruckplatte splittert nicht sofort, wenn man die Klammern reintackert. Und flexibler als MDF oder Schichtholz ist sie auch. Ich hatte ja die Magnete etwa 1 mm vorstehen lassen. Ein 2 mm dicker Filz direkt neben jedem Magneten trennt den Rahmen von der Front. Da der Magnet nun nicht auf die Schallwand aufliegt, sollte diese nicht verkratzen. Und die Klammern reiben sich auch nicht an dem Lack der Front.

Jedenfalls hält das bombenfest, man muss schon einiges an sanfter Gewalt aufwenden, um den Rahmen von der Front zu trennen. Das nächste Mal reichen auch nur vier Magnetpaare, jetzt sind es 8 in der Größe 8x3mm.

Jetzt musste ich mich um den Verstärker kümmern. Dieser musste mit etwa 18 mm Holz unterfüttert werden, um auf Höhe der Aussparung der Front zu kommen. Die Platte wurde auch kurz grundiert und matt-schwarz eingenebelt. Ein kleines Brettchen hinter dem Mini-Amp verhindert ein nach hinten rutschen, wenn man vielleicht doch mal von vorne mit Hand ran muss. Als Lautsprecherkabel habe ich ein 2-adriges 1,5mm Kabel genommen und miteinander verdrillt. Das eine Kabel war sogar lang genug, um etwas dekorativen Schlauch überzuziehen. Schöne Bananenstecker sorgen für ordentlichen Kontakt. – Fertig.

Der Klang? Ausprobiert habe ich das Ganze natürlich zuerst in meiner Werkstatt via Bluetooth. Die Verbindung klappte auf Anhieb. Wie immer habe ich als Erstes bei einem neuen System ein Stück von Genesis parat. Das ist meine Marotte, mein persönlicher Glücksbringer sozusagen. Habe ich schon ´87 so gemacht, als ich mein erstes Autoradio eingebaut habe. “Tonight tonight tonight” lief also als Erstes. Allerdings war der Klang etwas fad. Das Klangbild war so ganz anders, als ich es noch von meinem Testgehäuse gewohnt war. Nun gut, in meiner Werkstatt verrichtet ein 80W Denon Stereoverstärker seinen Dienst, dieser ist wohl kaum mit dem kleinen Sabaj zu vergleichen.

Aber trotzdem war ich erst enttäuscht. Zum Glück aber funktionierte alles. Dann wanderte die Soundbar an ihren Bestimmungsort. Aber auch dort war der Sound immer noch etwas „schräg“. Der TV-Receiver wurde angeschlossen und auch hier war noch alles etwas schwammig. Bis sich mein 17 Monate junger Sohn die Fernbedienung geschnappt und blind drauf rumgedrückt hat. Plötzlich war der Sound ganz anders, mit einem Echo belegt. Was ich nicht wusste: der Amp hat eine Art Equalizer. Auf dem Display wird das Soundprogramm nach Umschalten nur ganz kurz angezeigt und verschwindet dann wieder.

Durch Probieren fand auch ich die dafür vorprogrammierte Taste und habe dann mal alles auf neutral gestellt. Und da war der bekannte Sound plötzlich. Das ACL Gehäuse brachte dann noch eine Schippe mehr Tiefgang, so sollte es ja auch sein. Die Sprachverständlichkeit war viel besser, als über die kleinen Lautsprecher des Fernsehers. Die Soundbar bringt natürlich reichlich mehr Fundament mit.

Gewaltige Bassorgien und kinoartige Pegel sind mit diesem Setup natürlich nicht drin, dafür habe ich dann aber auch einen größeren HK-Receiver mit zwei ausgewachsenen TL-Lautsprechern danebenstehen. Die Soundbar soll für den täglichen Gebrauch sein. Bauartbedingt ist auch der Sweetspot etwas eingeschränkt, da könnte evtl ein gaaaaanz kleiner Hochtöner (hallo Udo? ?) Abhilfe schaffen.

Für meinen Geschmack wird diesem Bausatz, ob nun in ACL oder nicht, zu wenig Beachtung gespendet. Es ist verblüffend, wie erwachsen dieser kleine Treiber zu Werke geht. Weiter möchte ich mich nicht über den Klang auslassen, das ist nicht so meins. Und jeder empfindet ja bekanntermaßen Sound ganz anders.

Fazit: Operation gelungen, der Fernseher steht nun viel stabiler und hat nebenbei ein Soundupgrade erhalten. Alles richtig gemacht.

Und jetzt? Es fehlt Beschallung in meiner kleinen Werkstatt. Die U_Do18 als BR Version würde mich reizen. Schau´n mer mal.

P.S. Der Klarlack wird witterungsbedingt wohl noch bis zum nächsten Frühjahr warten müssen, der Oktober steht vor der Tür. Vielleicht hat ja hier im Forum jemand Erfahrungen damit, wie der sich mit Hartöl verträgt. Für Tipps wäre ich in den Kommentaren dankbar.

Bis zum nächsten Projekt,
Hermann

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Eine sehr schöne und elegante Kiste hast Du da gezimmert!
Das Akazienholz gefällt mir sehr gut, das behalte ich mal im Hinterkopf.

Außerdem erinnert mich Dein Bericht daran, dass ich die RS 100 schon lange mal fürs Büro bauen wollte… jetzt bin ich noch etwas neugieriger.

VG Ollum

Hallo Hermann,

Das sieht doch sehr schick aus Der Stoffrahmen macht einen richtig guten Eindruck.
Was den Klarlack angeht sagt mein Schreinerwissen Lack auf Öl hält nicht.
Da ich meinem Schulwissen vertraue, hab ich es nie ausprobiert. Ob z.b ein Bootslack auf vor nem Jahr geölter Fläche hält. Ich würde es nicht riskieren. Im schlimmsten Fall musst du alles wieder runter schleifen .

LG Thomas

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