3. Juli 2022

TGIS‘ U_Do 41 Sat

Autor: Monti

Mein Sohn (13) träumt von einer Karriere als Youtuber. Jungs in seinem Alter werden magisch von Spielekonsolen, Computern, Tablets und Smartphones angezogen. Als Eltern machen wir uns natürlich Gedanken, wie man diese Leidenschaft (zumindest zeitweise) auch in – aus unserer Sicht – sinnvolle Bahnen lenken kann. Angefangen bei Minecraft – ich bin echt beeindruckt, was er da inzwischen mit Redstone alles programmiert – über Internetseiten mit Bugs, bei denen er schon Fehler im Java-Coding gefunden hat, bis zur kreativen Beschäftigung mit dem Schnitt von Bild und Ton unterstützen wir das Hobby in diesen Bahnen gerne und geben Anregungen. Die Fähigkeiten hat er sich alle autodidaktisch mit Hilfe von YouTube und Onkel Gurgl angeeignet und inzwischen hat er auch ausreichend Verständnis für Urheberrechte und Datenschutz. Seine beiden ersten Podcast-Folgen sind veröffentlicht und mit Mama und Papa als QS-Instanz schrauben wir aktuell an seinem ersten Youtube-Video. Mit den steigenden Fähigkeiten wachsen natürlich auch die Anforderungen an die Hardware. So hat die Familie zu Weihnachten und Geburtstag für einen passenden Rechner zusammengelegt und vom Taschengeld hat er sich ein Kondensator-Mikrophon gekauft. Vom Filius selber kam im Spätsommer aber auch der Wunsch: „Papa, ich bräuchte dann aber auch ein paar Lautsprecher für meinen Schreibtisch.“ Und da steht ein grinsender Papa…

Zuerst habe ich ihn nach seinen Vorstellungen befragt und ihm dann die URL von Udos Shop genannt, wo er sich etwas aus der U_Do-Reihe aussuchen sollte. Seine Wahl fiel auf die U_Do 41 Sat, der Lautsprecher sollte so klein wie möglich sein und ich wollte gerne einen 2-Wegerich für ihn bauen. Mona und Mini-ACL waren also aus dem Rennen. Udo gab bei der Bestellung zu bedenken, dass der kleinen, geschlossenen Box das Bassfundament fehlt und dafür der passende Sub erfunden wurde. Am Schreibtisch wird aber tatsächlich sehr wenig Musik gehört und er braucht die Lautsprecher für Skype-Sessions mit seinen Kumpels oder für besagte Youtube-Videos. Und notfalls können wir den Sub auch noch nachordern. Unter dem Weihnachtsbaum lag dann ein Karton mit vielen Einzelteilen. Da hat er nicht schlecht geguckt…

Als nächstes stand die Designfrage im Raum. Das Gehäuse wollte er nach verschiedenen Ideen wie im Original haben, allerdings sollten die Seitenkanten eine 45-Grad-Fase erhalten. Last but not least musste noch die Frage nach dem Finish beantwortet werden. Bei einem Winterspaziergang bei -10 Grad an und teilweise auf der zugefrorenen Berliner Dahme haben wir das Konzept „entwickelt“. Holz wollte er nicht, damit waren alle Platten- oder Echtholz-Werkstoffe raus, die nur noch eine Oberflächenbehandlung benötigt hätten. Furnieren wollte er auch nicht. Zuerst stand lackieren ganz hoch im Rennen, aber dann sind wir auf Folie geschwenkt.

Sein Label bzw. sein Künstlername TGIS (sprich [ti:dschis]) hat zwar keine Bedeutung, aber klingt cool und er hat ein eigenes Logo entworfen. Der Schlachtplan stand, das Logo sollte auf die Seiten und als Formel-1-Fan sollte der Rest des Lautsprechers mit einer Folie in Carbon-Look beklebt werden.

Also machten wir uns am Nachmittag im Intanetz auf die Suche nach Anbietern, bei denen man entsprechende „Aufkleber“ in Kleinserie drucken lassen konnte. Eine Freundin half noch bei der Erstellung einer Vektorgrafik-Datei und dann war die Bestellung raus.

Kleiner Exkurs: Beim Stöbern im Forum bin ich im November über Udos Artikel vom Zyklonabscheider gestolpert. Das wollte ich doch auch schon lange mal bauen. Bevor ich Holz für die Lautsprecher-Gehäuse im heimischen Keller schneide, ist erst mal das kleine Zwischenprojekt dran. Gesagt getan, eine viereckige Kiste zusammengedengelt, Rollen drunter und beim Bezos einen fertigen China-Zyklon geordert. Mit gleicher Bestellung habe ich noch ein Stromrelais geordert, das beim Einschalten eines Verbrauchers einen zweiten Verbraucher ebenfalls einschaltet, für den man auch noch eine Ausschaltverzögerung einstellen kann. Soll heißen: Mein Absauger hat zwei Steckdosen. An der ersten wird das Werkzeug angeschlossen und an der zweiten der Staubsauger für die Absauganlage. Wenn das Werkzeug eingeschaltet wird, schaltet das Relais auch den Staubsauger an, für den ich nach dem Ausschalten des Werkzeugs eine Ausschaltverzögerung von 15 Sekunden eingestellt habe, sodass die Absaugschläuche noch leer gesaugt werden. Das Ganze ist mit einem eigenen Sicherungsautomaten in einem Kleinverteiler untergebracht.

Nun ging es gemeinsam an den Gehäusebau. Viele Fotos haben wir nicht gemacht, aber das ist hier auch echt unspektakulär. Mangels Platz habe ich immer noch keine Tischkreissäge, aber aus anderen Anlässen bin ich inzwischen stolzer Besitzer einer Tauchsäge mit Führungsschiene und einer Kappsäge. Aus einer noch vorhandenen MDF-Platte konnten wir so die passenden Teile sägen, wobei Front und Rückwand aufgesetzt sind und Deckel, Seiten und Boden werden mit Gehrungen verleimt. Das Schneiden der Gehrungen mit der Kappsäge hat meinem Sohn richtig Spaß gemacht und er war stolz wie Oskar.

Am nächsten Tag haben wir gemeinsam die Ausschnitte für die Chassis und die Anschlussterminals gefräst. Hat richtig Spaß gemacht, ihm den Umgang mit dem Werkzeug zu zeigen und zu erklären, wie wir den Fräszirkel einstellen müssen, um die Ausschnitte im passenden Radius zu bekommen. Die Oberfräse habe ich aber lieber selber bedient, falls da was verkantet…

Das Verleimen so kleiner Gehäuse ist eine Sache von Minuten, geholfen hat uns wieder die Methode mit den Drahtstiften, um ein Wegschwimmen der Teile auf dem noch feuchten Leim zu verhindern. Front und Rückwand haben wir mit ein paar Millimetern Überstand geschnitten, die wir hinterher mit dem Bündigfräser abgenommen haben. Und dann hieß es warten auf die Folien…

Die Wartezeit konnten wir uns noch mit dem Aufbau der Frequenzweichen verkürzen. Auch hier habe ich ihm wieder kurz erklärt, was wir für Bauteile haben und wie der Schaltplan zu lesen und auf das Brettchen zu übersetzen ist. „Papa, aber löten machst Du!“ „Nö.“ Und das geht echt gut, zu zweit, einer hält, der andere lötet. Okay, der Versuch, meinen kleinen Finger an die Spule zu bekommen, endete mit einem Kühlpad beim Abendessen, aber ansonsten hat alles super funktioniert.

Als die Folien zwei Wochen später endlich da waren, habe ich noch einen Freund gefragt, ob er das MDF vorbehandeln würde, bevor die Folie draufkommt. Einmal überlackieren und vorsichtig schleifen war seine Empfehlung. Hmm, aber dann muss ich ja wieder warten, bis der Lack anständig durchgehärtet ist, bevor wir die Folien kleben können. Na wird schon schiefgehen, dachte ich mir, also am Wochenende alles vorbereitet und dann haben wir foliert, ohne vorher zu lackieren. Erst die Seiten mit dem Logo und dann einen langen Streifen um die Box.

Von den Arbeitsschritten haben wir keine Fotos gemacht, aber ich habe mich an die Anleitung von Stefan (Esage) gehalten. Mit einer Heatgun haben wir die Folie erwärmt, allerdings hatte ich das Gefühl, dass mein Rakel Kratzer auf der Folie hinterlässt, also hab ich die Folie nur mit der Hand angedrückt. Ganz schön warm, so ne Heatgun…

Das klappte alles so lala und wie so häufig macht erst Übung den Meister. Das Abschneiden der Folie mit dem Cuttermesser ist tricky und wenn man zu vorsichtig dran geht, ist es hinterher um so mühseliger, die hauchdünnen Streifen noch abzuschneiden. Ich fand auch die Idee charmant, die Folie in den Ausschnitten überstehen zu lassen, damit sie sich beim Versenken der Chassis reindrückt und das MDF darunter verdeckt. Die Idee ist gut, leider hat sich die Folie an den Rändern teilweise abgelöst und noch mal mit der Heatgun ran bei eingebauten Chassis traue ich mich nicht.

Aber mein Sohn ist glücklich und zufrieden und freut sich über die neuen Schmuckstücke auf seinem Schreibtisch. Den kleinen Nobsound dran und mit dem PC verbunden, lauschten wir am Abend den ersten Tönen. Bemerkenswert an dieser Stelle: er wählte als erstes Lied “Din Da Da” von George Kranz. Als das Stück in den Charts auftauchte, war ich in seinem Alter…

Monti

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Hallo ihr beiden,
Die Lautsprecher sind echt klasse. Gerade mit dem Logo. Mehr Unikat geht nicht.
Danke für den Bericht!

Gruß
Niklas

Ja, ist doch Hammer geworden!

Ich finde die 45° Ecken echt klasse! Hab ich mir noch nie Gedanken gemacht sowas zu versuchen. Ich fand immer abgerundet schön. Jetzt, wo ich das sehe, finde ich das aber richtig schön. Moderner, technischer Look! Und dann noch die Folie dazu. Echt Klasse geworden!
Und ich freu mich, dass ich immer noch Anreize geben kann, obwohl meine Videos schon so alt sind 🙂 Danke!

Die Lackierung/Grundierung von MDF ist zwar nicht unbedingt nötig für das aufkleben von Folie, aber durchaus sinnvoll. Und zwar aus 2 Gründen: Zum einen zieht so ein Lack auch etwas in die Fasern des MDF ein und dadurch wird die Oberfläche härter. Dann ist es nicht mehr gar so druckempfindlich und dann wäre das mit dem Rakel vermutlich problemlos gegangen.

Zum Zweiten haftet die Folie dann satter. Ohne Grundierung kann sie sich leichter “bewegen” und das kann sich dann schnell bemerkbar machen, wenn die Folie sich etwas zusammenzieht. Warum sie das tut weiß ich nicht so recht. Altersbedingt oder Temperaturbedingt kann das schon mal sein.

Ich wünsche Euch viel Freude mit den Teilen!

Stefan aka esage

Ja moin!
Deine Videos haben mir auch geholfen. Nächstes Jahr stehen bei mir die Kinderzimmerbeschallungen an und ich wollte mich im Folieren versuchen. Infos bekommt man da aber schwer. Dank dir hab ich die Basics, jetzt fehlt nur noch Praxis.

Na dann viel Erfolg! Ich freue mich schon auf den Bericht 🙂

Hallo Monti und Sohn

Ein echt schönes pärchen Lautsprecher habt ihr da gebaut. Den Carbonlook mit den weissen Seiten zusammen gefällt mir. Und mit dem aufgedruckten Logo siehts professionell aus. Toll gemacht.
Gruss Adi

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