18. Juni 2023

Es ist nie zu spät … für die MiniACL

Autor: Gastautor

Manche brauchen einfach ein bisschen länger, um auf den Trichter zu kommen. Bei mir hat es dann aber doch über 50 Jahre gedauert, bis ich meine ersten Lautsprecher selbst gebaut habe. Ausgangspunkt war der Wunsch, ein gut klingendes Weckradio auf meinem Nachtkästchen zu haben, das mit meinem Handy zusammen spielt. Die kleine würfelförmige Aktivbox, die dabei entstanden ist, klingt schon recht gut, aber jetzt hatte ich Blut geleckt und wollte unbedingt herausfinden, was man mit so einem kleinen 9cm Breitbänder noch alles anstellen kann.

Im Netz stieß ich auf Berichte über die MiniACL von Udo. Neugierig geworden bestellte ich flugs zwei Bausätze und zerrte eine der verbliebenen Bankirei Bohlen heraus, die nun seit über 20 Jahren in unserer Garage vor sich hin dämmerten und vom Terassenbau übrig geblieben waren.

Da dieses Brett nur 140 mm breit war, passte ich kurzerhand die Maße von Udo’s Bauplan ein wenig an, so dass das Volumen und die Acoustic Chambers in etwa gleich blieben, und ging mit Plan und Brett zu meinem Lieblingsschreiner, meinem Papa, um ihn zu bitten, die Planke auf die notwendigen Maße zu bringen. Schon kurz darauf waren die Brettchen für die zwei MiniACL auf die passende Dicke gehobelt und geschnitten und die nächsten Bauschritte standen an.

Da ich selbst noch nie gefräst hatte, beschlossen wir, dass ich zum „Assistieren“ zu meinem Papa komme und wir gemeinsam die Fräsarbeiten und danach das Zusammenleimen der beiden Boxen durchführen. Vier Hände sind da einfach besser als zwei und mein Papa hat auch viel mehr Zwingen als ich. Aber zuerst ging es ans Leimen der rechtwinklig aufeinander stehenden Teilerbrettchen.

Während der Leim trocknete, haben wir mit dem Fräsen begonnen.

Leider ist der erste Versuch daneben gegangen, da unser Fräszirkel selber gebaut und nicht so präzise zentriert war, wie er sein sollte. Mein Papa musste also nochmals zwei Frontbrettchen hobeln, die er aber dann sicherheitshalber gleich selber fräste. Die Fräsöffnungen für die Terminals haben dann aber auf Anhieb geklappt.

In der Zwischenzeit war auch das Päckchen von Udo mit den Bauteilen angekommen, sowie zusätzlich eine Bluetooth Class-D Verstärkerplatine von Amazon, die ich in eine der beiden Boxen einbauen wollte. Leider stellte sich bei der Inbetriebnahme der Verstärkerplatine heraus, dass diese sowohl über Bluetooth, als auch über den Miniklinken-Eingang Verzerrungen und Störgeräusche produzierte und sie somit für meine Zwecke ungeeignet war. Sie ging umgehend wieder zurück. Ich verabschiedete mich erstmal von dem Gedanken, die Boxen intern aktiv zu machen und bestellte den vorgeschlagenen Nobsound Verstärker.

Damit konnte ich nun die Sperrglieder in der vorgeschlagenen Weise auf den Terminals aufbauen, was die interne Verkabelung und die Rückwand zumindest einer Box einfacher machte, da ich keine Anschlüsse und Durchführungen für Spannungsversorgung und zusätzlichen Miniklinkeneingang für eine Verstärkerplatine mehr vorsehen musste.

Ein weiterer Besuch bei meinem Papa stand an, die Boxen mussten ja noch verleimt werden. Hier kamen dann die vielen Zwingen seiner Werkstatt zum Einsatz.

Die Rückwand der Boxen habe ich verschraubt, vielleicht baue ich später doch noch in eine davon einen Bluetooth-Verstärker ein.

Nach dem Verleimen haben wir die Minis verschliffen. Ein prima Trick, den mir mein Papa zeigte, war dabei, ein breites Band Schleifpapier mit doppelseitigen Klebeband auf eine Platte zu kleben und die fertigen Boxen darauf hin und her zu rutschen. Damit bekommt man immer eine gerade Fläche.

Danach durften die MiniACLs für das Finish mit nach Hause. Dort habe ich sie noch einmal sauber mit feinem Schleifpapier verschliffen und vor allem die Ecken und Kanten gerundet. Bankirei ist sehr hart und das verwendete Material war ja 20 Jahre gelagert, dadurch sehr trocken und neigte deshalb zum Ausreißen. Da sind bei scharfen Kanten Verletzungen vorprogrammiert. Außerdem finde ich, dass runde Kanten und Ecken schöner aussehen.

Hartwachsöl bringt das wunderschöne Bankireiholz sodann bestens zur Geltung. Ich habe beide Boxen dreimal dünn eingelassen, bevor es an die letzten Schritte ging.

Es fehlte ja nur noch das Einpassen der Bassreflexrohre und das Anlöten der Chassis, sowie das Einschrauben derselben in ihre Aussparungen. Nicht vergessen habe ich vorher das Auspolstern der Chassiskammern mit reichlich Dämmwatte. Die Monacor Lautsprecher sollen es ja weich und gemütlich haben, damit meine Ohren sich hinterher wohl fühlen.

Mittlerweile war auch der Nobsound Verstäker eingetrudelt und ich konnte erstmals den Klang meiner MiniACL erproben. Zum Test hatte ich mir Tracy Chapman, Dire Straits, Eva Cassidy und Vivaldi (Die vier Jahreszeiten) mit Anne Sophie Mutter herausgesucht.

Der erste Eindruck war aber leider enttäuschend, der Klang war irgendwie dünn und besonders Stimmen klangen in meinen Ohren pappig und blechern. Außerdem scheint mir der Nobsound Verstärker für die beworbene Leistung etwas sehr leise. Glücklicherweise hatte ich vor kurzem selbst aus Modulen von Hailege einen Bluetooth Verstärker zusammengelötet. Das klang nun schon deutlich besser, war aber immer noch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Also stöpselte ich kurzerhand meine großen Elac vom Onkyo Receiver ab und die MiniACL an, und das war es dann…

Damit klingen sie absolut toll, ich vermisse überhaupt keinen Bass, im Gegenteil. Es erstaunt mich, wie erwachsen und voluminös die kleinen Dinger klingen.

Da die MiniACL aber bei mir unter dem Dach am Computer-Arbeitsplatz ihren Dienst tun sollen, habe ich es nochmals mit dem Nobsound Verstärker versucht und irgendwie klingen sie jetzt mit genügend Hörabstand damit auch recht gut. Nobsound schreibt, dass sich Boxen und Verstärker bis zu 8 Stunden aneinander „gewöhnen“ müssen, bevor es gut klingt… Wie das gehen soll, kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen. Den Verstärker habe ich dann noch mit Klettband an der Rückwand einer der Minis befestigt. So geht er nicht im Weg umher.

Auf jeden Fall hat es unglaublich Spass gemacht, die kleinen Dinger zu bauen und das Ergebnis ist erstaunlich gut. Das ACL Prinzip ist beeindruckend. Ich habe, während ich diesen Baubericht fertiggestellt habe, die ganze Zeit Musik (Laura Fygi) mit den Minis und dem Nobsound Verstärker gehört und es sehr genossen, obwohl ich den Klang von dem Nobsound am Anfang nicht mochte. Vielleicht passt der Verstärker sich ja doch an… oder ich gewöhne mich…

Mal schauen, wann es mich wieder in den Fingern juckt…

Birgit Julia

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Ui, ui, ui – tolle Lautsprecher, schön gewordne.

Als Fan von Breitbändern muss ich mir diesen Bausatz mal genauer anschauen.
Scheinen ja von der Größe her gerade noch schreibtischtauglich zu sein.

Deine Idee die Terrassenbohlen ein neues Leben einzuhauchen finde ich super.
Hab selber noch eine Bankirei Terrassenbohle liegen. Danke für die Inspiration.

Bei meinem Nobsound mini Amp lag schwachbrüstiges 12V Netzteil bei. Es hat nach knapp 18 Monaten seinen Dienst eingestellt. Da der mini Amp deutlich mehr Spannung verträgt habe ich ein wesentlich besseres Netzteil besorgt.
Mit dem besseren Netzteil klingt die miniACL viel satter und die Stimmen haben mehr Volumen als Vorher.
Das Meanwell GST90A19 kostet zwar mehr als der miniAmp, jedoch ist mir das Ergebnis jeden einzelnen Cent Wert.

Viele Grüße
Rincewind

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Last edited 1 Jahr her by Rincewind

Danke für den Tipp. Ich hatte auch den Eindruck, dass der Nobsound die Schwachstelle in der Kette ist. Bin gespannt wie er sich mit dem Netzteil macht 🙂

Hallo Rincewind,
vielen Dank für den Tip, das mit dem Netzteil werde ich mal ausprobieren.
Liebe Grüße
Birgit Julia

Sehr, sehr schön geworden! Ich mag es besonders wenn man Reste verarbeitet. Bei meinen RS 100 PC war es ein alter Tisch. Da hatte ich das gleiche Phänomen des blechernen Klangs. Abhilfe hatte bei mir ein kleiner Röhrenvorverstärker gebracht.
Bin gespannt wann du die nächsten Paare baust. Einmal angefangen lassen einen Udos Lautsprecher nicht mehr los!

LG Alex

Danke Alex :-),
Du hast Recht, so eine Bel Air ACL würde mich schon reizen, in Kirsche…
Naja vielleicht nächstes Jahr, mal sehen…
Liebe Grüße Birgit Julia

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