11. Februar 2024

Marks SB 30 STC mit Resteverwertung

Autor: Markus Manlik

Zwar habe ich mir das Verfassen dieser Zeilen schon vor Langem fest vorgenommen, aber leider doch auch viel zu lange vor mir hergeschoben. Stets habe ich mir eingeredet, es gäbe doch anstatt dem herrlichen Frühling auch eine viel passendere Zeit für das Schreiben eines (Bau-)Berichts, wie den von schwüler Hitze geplagten Sommer, den nasskalten Herbst oder den frostigen Winter. Nur um wieder im Frühjahr angekommen feststellen zu müssen, dass das Wetter dann eigentlich doch nie schlecht genug war, um den Gedanken daran wieder aus dem Hinterkopf hervorzuholen und endlich alles niederzuschreiben. Nach nicht ganz einem Jahr also ist es soweit.

Doch zuerst noch eine Aufzählung der Gründe, wieso meine Wahl genau auf die SB 30 STC fiel. Da ich zuvor bereits zwei geschlossene Visaton Studio 2 zusammengezimmert habe, wollte ich dieses Mal auf jeden Fall Bassreflex-Boxen ausprobieren.

Neue Lautsprecher für die Front mussten unbedingt her, da ich mit dem Klang der Visaton-Boxen zu diesem Zeitpunkt nicht zufrieden war (was aber wohl an meinem Gehör und der zu hohen Positionierung der Lautsprecher lag, mehr dazu später). Die Idee mit Bassreflex überschnitt sich praktischerweise mit dem Wunsch nach möglichst tief spielenden Lautsprechern für die Front, die nicht unbedingt Sub-Unterstützung für die meisten Musikstücke benötigen. Dazu noch ein hoher Wirkungsgrad und das Abstrahlverhalten sollte auch weitestgehend gleichmäßig sein. Und das alles möglichst kompakt.

Über den Frequenzgang hinaus sind das so ziemlich alle Eigenschaften eines (guten) Lautsprechers, die mir als Laie spontan einfallen. Den Frequenzgang wiederum habe ich in meiner Entscheidung auch nicht gänzlich außer Acht gelassen, weswegen ich stark in Richtung der BelAir-Linie schielte, welche sicherlich gerade im Hochtonbereich die Nase vorne haben.Allerdings überlegte ich mir, dass Udo wohl kaum einen Bausatz kreiert, der seinen Ansprüchen nicht gerecht wird, die Einmessung meines AV-Receivers Notfalls auch gewisse Möglichkeiten bietet und in dem dafür vorgesehenen Raum das volle Potenzial der BelAirs sowieso nicht ausschöpfbar wäre. So fiel die Entscheidung also zugunsten der SB´s.

Folglich machte ich mir Gedanken, welches Material ich für die Gehäuse verwende. Möglichst in Richtung Resteverwertung sollte es gehen, da in der Werkstatt sowieso viel zu viel Holz von alten Möbeln Platz raubte. So waren Spanplatten eines ausgedienten Badschranks für die Schallwand parat, das umschließende Gehäuse sollte aus stabilen Tischlerplatten aus Fichte entstehen und mit Leimbrettern aus Buchenholz die Boxen rückwärtig verschlossen werden.

Bevor die elektronischen Bauteile der Lautsprecher bei mir eintrafen, begann schon mal das Zuschneiden der Bretter. Um eine umlaufende Maserung auf der Außenseite der Boxen zu erhalten, wurden die Ober- und Seitenteile in Gehrung geschnitten. Leider musste ich dabei feststellen, dass die Längsschnitte der Kreissäge (wohl durch einen leicht schiefen Anschlag bzw. durch ein, nicht präzise fluchtendes Sägeblatt) nicht ganz im 90°-Winkel waren. Die Behelfslösung für das Problem war folgende: Anstatt das Holz durch das Sägeblatt zu schieben, das Sägeblatt durch das Brett zu ziehen um einen geraden Schnitt zu erhalten. So mussten also die Ober- und Unterseiten der Boxen nochmal aus anderen Brettern zugeschnitten werden weswegen leider die Maserung nicht völlig mit der der Seitenteile übereinstimmt.

Später folgte das Zusägen der Frontseiten und der Bretter für die Reflex-Kanäle, die auch gleich noch mit Hilfe von Flachdübeln verleimt wurden, bevor die Fräsarbeiten begannen. Da ich damals für das Paar der Studio 2 nur einen ziemlich unpräzisen Anschlag hatte und die Fräsungen dementsprechend grob wurden, bastelte ich aus einem Stück Acrylglas eine Frässchablone. Sehr entgegen kam mir des Weiteren, dass es sich bei dem Holz um Pressspanbretter handelte und die Fräser neu waren. Dadurch gingen die weiteren Schritte problemlos über die Bühne

Abschließen bearbeitete ich vor allem die seitlichen Fasen noch mit einer Schleifmaschine, um kleine Unebenheiten zu entfernen und fräste noch die Schlitze für die Flachdübel

Beim Lackieren kam mir dann der Umstand zugute, dass die Schleifpapierscheiben genau den Durchmesser der Tieftöner hatten, und so ein Abdecken der Fräslöcher vereinfacht wurde

Dabei war der Hintergedanke, ein übermäßiges Auftragen von Lack in den Ausfräsungen zu vermeiden, wodurch die Tieftöner aufgrund der verringerten Frästiefe möglicherweise über die Schallwand hinausragen könnten. Während die Frontseiten am Trocknen waren, versah ich die Außenteile schon mal mit einer Nut für die rückwärtigen Deckel

Nach einer ersten Probe, ob auch wirklich alles zusammenpasst, wurden die restlichen Dübelschlitze gesetzt und die Schallwände mit den Außenteilen verleimt

Letztere erhielten darauf noch eine Oberflächenbehandlung mit Oberfräse und Tellerschleifer. Die bis dahin noch naturbelassenen Fichtenbretter polierte ich anschließend mit Bienenwachs um die Optik etwas aufzuwerten

Abschließend erfolgte das Einbauen der Treiber,

der schon vorgefertigten Frequenzweichen und der Verschluss der Rückseite. Da waren sie nun, die ersehnten Lautsprecher

Die erwartete Offenbarung blieb vorerst aber leider aus. An dieser Stelle muss ich ausführen, dass das Problem jedoch bei mir lag und ich zu dem Zeitpunkt Probleme mit dem Gehör hatte. Zusätzlich, um gegebene Unebenheiten im Frequenzgang (vor allem Raummoden im Bassbereich) auszugleichen, nutze ich die Einmessung meines AVR mit Audyssey. Zu beachten ist dabei, dass sich die Hochtöner auch wirklich auf Ohrhöhe bzw. Höhe des Messmikrofons befinden, da das System sonst eine (durch Interferenzen verursachte) Senke im Bereich der Trennfrequenz zwischen Hoch- und Tieftöner wahrnimmt und die entsprechenden Frequenzen zum Ausgleich verstärkt, was wiederum zu einer unangenehmen, auf Dauer anstrengenden Überhöhung führt. Als sich meine Ohren jedoch wieder erholt hatten und die korrekte Ohrhöhe dank einer zweiten Person per Meterstab ermittelt wurde, spielten die SB´s endlich wie erwartet auf. Der Bass gewann durch ausreichende Einspielzeit ebenfalls an Tiefe und erfüllt alle Erwartungen vollends. Stimmen sind klar und deutlich und Musik einfach nur ein Genuss. In Summe ein grandioses Paar Lautsprecher, das man jedem wärmstens empfehlen kann.

Ein seriöser Nachfolger für meinen Center-Lautsprecher mit diesen Eigenschaften wäre mit Sicherheit auch nicht verkehrt…

Beste Grüße

Mark M.

Zur SB 30 STC im Online-Shop

zum Thema

Ähnliche Beiträge

Community

Kommentare

Subscribe
Benachrichtige mich zu:
3 Comments
neuste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments

Da hat sich das Warten auf den Baubericht doch definitiv gelohnt! Kurzweilig geschrieben und man sieht, dass man mit Resten und Kreativität tolle Sachen bauen kann. Mir gefällt die Ansicht von vorne mit dem sichtbaren Stirnholz am besten. Die meisten hätten die wahrscheinlich überdeckt, so geben sie den LS Charakter. Ich „over-engineere“ meine Projekte meist, von dem her gefällt mir dein Ansatz sehr sehr gut!
Bin schon auf den Bericht zum Heimkino gespannt 😁

VG Alex

Da gebe ich Alex absolut Recht! Das sichtbare Stirnholz und die Abrundfräsung von Aussengehäuse und Schallwand ergeben einen tollen Effekt! Das inspiriert mich. Da muss ich unbedingt auch mal experimentieren!
Toll umgesetzte Resteverwertung!

LG, Stefan

3
0
Kommentar schreibenx
Nach oben scrollen