Zwar habe ich mir das Verfassen dieser Zeilen schon vor Langem fest vorgenommen, aber leider doch auch viel zu lange vor mir hergeschoben. Stets habe ich mir eingeredet, es gĂ€be doch anstatt dem herrlichen FrĂŒhling auch eine viel passendere Zeit fĂŒr das Schreiben eines (Bau-)Berichts, wie den von schwĂŒler Hitze geplagten Sommer, den nasskalten Herbst oder den frostigen Winter. Nur um wieder im FrĂŒhjahr angekommen feststellen zu mĂŒssen, dass das Wetter dann eigentlich doch nie schlecht genug war, um den Gedanken daran wieder aus dem Hinterkopf hervorzuholen und endlich alles niederzuschreiben. Nach nicht ganz einem Jahr also ist es soweit.
Doch zuerst noch eine AufzĂ€hlung der GrĂŒnde, wieso meine Wahl genau auf die SB 30 STC fiel. Da ich zuvor bereits zwei geschlossene Visaton Studio 2 zusammengezimmert habe, wollte ich dieses Mal auf jeden Fall Bassreflex-Boxen ausprobieren.
Neue Lautsprecher fĂŒr die Front mussten unbedingt her, da ich mit dem Klang der Visaton-Boxen zu diesem Zeitpunkt nicht zufrieden war (was aber wohl an meinem Gehör und der zu hohen Positionierung der Lautsprecher lag, mehr dazu spĂ€ter). Die Idee mit Bassreflex ĂŒberschnitt sich praktischerweise mit dem Wunsch nach möglichst tief spielenden Lautsprechern fĂŒr die Front, die nicht unbedingt Sub-UnterstĂŒtzung fĂŒr die meisten MusikstĂŒcke benötigen. Dazu noch ein hoher Wirkungsgrad und das Abstrahlverhalten sollte auch weitestgehend gleichmĂ€Ăig sein. Und das alles möglichst kompakt.
Ăber den Frequenzgang hinaus sind das so ziemlich alle Eigenschaften eines (guten) Lautsprechers, die mir als Laie spontan einfallen. Den Frequenzgang wiederum habe ich in meiner Entscheidung auch nicht gĂ€nzlich auĂer Acht gelassen, weswegen ich stark in Richtung der BelAir-Linie schielte, welche sicherlich gerade im Hochtonbereich die Nase vorne haben.Allerdings ĂŒberlegte ich mir, dass Udo wohl kaum einen Bausatz kreiert, der seinen AnsprĂŒchen nicht gerecht wird, die Einmessung meines AV-Receivers Notfalls auch gewisse Möglichkeiten bietet und in dem dafĂŒr vorgesehenen Raum das volle Potenzial der BelAirs sowieso nicht ausschöpfbar wĂ€re. So fiel die Entscheidung also zugunsten der SBÂŽs.
Folglich machte ich mir Gedanken, welches Material ich fĂŒr die GehĂ€use verwende. Möglichst in Richtung Resteverwertung sollte es gehen, da in der Werkstatt sowieso viel zu viel Holz von alten Möbeln Platz raubte. So waren Spanplatten eines ausgedienten Badschranks fĂŒr die Schallwand parat, das umschlieĂende GehĂ€use sollte aus stabilen Tischlerplatten aus Fichte entstehen und mit Leimbrettern aus Buchenholz die Boxen rĂŒckwĂ€rtig verschlossen werden.
Bevor die elektronischen Bauteile der Lautsprecher bei mir eintrafen, begann schon mal das Zuschneiden der Bretter. Um eine umlaufende Maserung auf der AuĂenseite der Boxen zu erhalten, wurden die Ober- und Seitenteile in Gehrung geschnitten. Leider musste ich dabei feststellen, dass die LĂ€ngsschnitte der KreissĂ€ge (wohl durch einen leicht schiefen Anschlag bzw. durch ein, nicht prĂ€zise fluchtendes SĂ€geblatt) nicht ganz im 90°-Winkel waren. Die Behelfslösung fĂŒr das Problem war folgende: Anstatt das Holz durch das SĂ€geblatt zu schieben, das SĂ€geblatt durch das Brett zu ziehen um einen geraden Schnitt zu erhalten. So mussten also die Ober- und Unterseiten der Boxen nochmal aus anderen Brettern zugeschnitten werden weswegen leider die Maserung nicht völlig mit der der Seitenteile ĂŒbereinstimmt.
SpĂ€ter folgte das ZusĂ€gen der Frontseiten und der Bretter fĂŒr die Reflex-KanĂ€le, die auch gleich noch mit Hilfe von FlachdĂŒbeln verleimt wurden, bevor die FrĂ€sarbeiten begannen. Da ich damals fĂŒr das Paar der Studio 2 nur einen ziemlich unprĂ€zisen Anschlag hatte und die FrĂ€sungen dementsprechend grob wurden, bastelte ich aus einem StĂŒck Acrylglas eine FrĂ€sschablone. Sehr entgegen kam mir des Weiteren, dass es sich bei dem Holz um Pressspanbretter handelte und die FrĂ€ser neu waren. Dadurch gingen die weiteren Schritte problemlos ĂŒber die BĂŒhne
AbschlieĂen bearbeitete ich vor allem die seitlichen Fasen noch mit einer Schleifmaschine, um kleine Unebenheiten zu entfernen und frĂ€ste noch die Schlitze fĂŒr die FlachdĂŒbel
Beim Lackieren kam mir dann der Umstand zugute, dass die Schleifpapierscheiben genau den Durchmesser der Tieftöner hatten, und so ein Abdecken der FrÀslöcher vereinfacht wurde
Dabei war der Hintergedanke, ein ĂŒbermĂ€Ăiges Auftragen von Lack in den AusfrĂ€sungen zu vermeiden, wodurch die Tieftöner aufgrund der verringerten FrĂ€stiefe möglicherweise ĂŒber die Schallwand hinausragen könnten. WĂ€hrend die Frontseiten am Trocknen waren, versah ich die AuĂenteile schon mal mit einer Nut fĂŒr die rĂŒckwĂ€rtigen Deckel
Nach einer ersten Probe, ob auch wirklich alles zusammenpasst, wurden die restlichen DĂŒbelschlitze gesetzt und die SchallwĂ€nde mit den AuĂenteilen verleimt
Letztere erhielten darauf noch eine OberflĂ€chenbehandlung mit OberfrĂ€se und Tellerschleifer. Die bis dahin noch naturbelassenen Fichtenbretter polierte ich anschlieĂend mit Bienenwachs um die Optik etwas aufzuwerten
AbschlieĂend erfolgte das Einbauen der Treiber,
der schon vorgefertigten Frequenzweichen und der Verschluss der RĂŒckseite. Da waren sie nun, die ersehnten Lautsprecher
Die erwartete Offenbarung blieb vorerst aber leider aus. An dieser Stelle muss ich ausfĂŒhren, dass das Problem jedoch bei mir lag und ich zu dem Zeitpunkt Probleme mit dem Gehör hatte. ZusĂ€tzlich, um gegebene Unebenheiten im Frequenzgang (vor allem Raummoden im Bassbereich) auszugleichen, nutze ich die Einmessung meines AVR mit Audyssey. Zu beachten ist dabei, dass sich die Hochtöner auch wirklich auf Ohrhöhe bzw. Höhe des Messmikrofons befinden, da das System sonst eine (durch Interferenzen verursachte) Senke im Bereich der Trennfrequenz zwischen Hoch- und Tieftöner wahrnimmt und die entsprechenden Frequenzen zum Ausgleich verstĂ€rkt, was wiederum zu einer unangenehmen, auf Dauer anstrengenden Ăberhöhung fĂŒhrt. Als sich meine Ohren jedoch wieder erholt hatten und die korrekte Ohrhöhe dank einer zweiten Person per Meterstab ermittelt wurde, spielten die SBÂŽs endlich wie erwartet auf. Der Bass gewann durch ausreichende Einspielzeit ebenfalls an Tiefe und erfĂŒllt alle Erwartungen vollends. Stimmen sind klar und deutlich und Musik einfach nur ein Genuss. In Summe ein grandioses Paar Lautsprecher, das man jedem wĂ€rmstens empfehlen kann.
Ein seriöser Nachfolger fĂŒr meinen Center-Lautsprecher mit diesen Eigenschaften wĂ€re mit Sicherheit auch nicht verkehrtâŠ
Beste GrĂŒĂe
Mark M.
Zur SB 30 STC im Online-Shop
Da hat sich das Warten auf den Baubericht doch definitiv gelohnt! Kurzweilig geschrieben und man sieht, dass man mit Resten und KreativitĂ€t tolle Sachen bauen kann. Mir gefĂ€llt die Ansicht von vorne mit dem sichtbaren Stirnholz am besten. Die meisten hĂ€tten die wahrscheinlich ĂŒberdeckt, so geben sie den LS Charakter. Ich âover-engineereâ meine Projekte meist, von dem her gefĂ€llt mir dein Ansatz sehr sehr gut!
Bin schon auf den Bericht zum Heimkino gespannt đ
VG Alex
Danke fĂŒr das Lob đ
Bei einem anderen Projekt hatte ich festgestellt, dass der polierte Querschnitt von Tischlerplatten durchaus seinen Reiz hat. Auch wirken die GehĂ€use fĂŒr mich dadurch weniger massiv.
MfG Mark
Da gebe ich Alex absolut Recht! Das sichtbare Stirnholz und die AbrundfrÀsung von AussengehÀuse und Schallwand ergeben einen tollen Effekt! Das inspiriert mich. Da muss ich unbedingt auch mal experimentieren!
Toll umgesetzte Resteverwertung!
LG, Stefan