6. Oktober 2024

Der Wanderpokal Chorus 85

Autor: Schülzken

Die letzten Gewerke, die zum Event Anfang Juni 19 fertig geworden sind, verrichten klaglos ihren Dienst und erfreuen den Hörer wie den Erbauer selbst. Jetzt kommt, was kommen musste: “Was wird als nächstes zu tun sein?” Umbaumaßnahme von GranDuetta wurde ja auch schon durchgeführt. Planungen für einen Center und Soundbars wurden zwar aufgenommen. aber bis auf Weiteres erst mal zurück gesetzt.

Sparky, Stefan und ich treffen uns regelmäßig in dem einen oder anderen Restaurant zum kulinarischen Zweck. Bei den oft stundenlangen Gesprächen wird so manche Idee diskutiert, über Sinn und Unsinn dergleichen. Dann kam die Frage von Stefan: “Sagt mal, hat Udo eigentlich die Chorus 85 im Laden?” “Nö, wurde komplett verkauft, soweit ich weiß.” Und jetzt? Keine zum Anhören da. Stefans Schwager, Kollege Ralf und andere hätten da schon Interesse einen wertigen LS mit 8“ zu hören, da die gehörten 6- und 7-Zoll nicht druckvoll genug zu Werke gingen.

Udo hatte sich immer vorgenommen, die Chorus 85 wieder neu aufzubauen. Aber wie so oft fehlte die Zeit, da er momentan mit diversen Aktivierungen zu Gange ist. Die Suche nach einer Lösung war da recht einfach. Stefans Gespräch mit Udo dauerte nicht lange, da war alles schon geklärt. Bauen wir einen Wanderpokal.

Ich baue die passive Variante auf und ziehe die Kabel für die aktive Variante gleich mit ein. Anschlussfahnen diesmal nicht löten, sondern Kabelschuhe aufkrimpen. Udo fräst eben mal die 22er MDF Fronten und gibt Stefan die kompletten Bausätze. Ich besorge den Rest in 19mm MDF bei unserem hiesigen Baustoffhandel. Fertig.

Freitags brachte Stefan das ganze Geraffel zu mir, abends bestellte ich noch die Zuschnitte, die ich Samstag gegen 11 Uhr abholen konnte. Jetzt noch Mittagessen, Einkaufen, Kaffeetrinken.

15 Uhr, jetzt geht‘s los. Die Zuschnitte mal eben trocken zusammen gelegt, sieht gut aus, passt. Wie jetzt 6 Bretter zzgl. Versteifungen zusammengeklebt werden, sollte jedem klar sein und muss jetzt nicht ausführlich bebildert und dokumentiert werden. Jedenfalls war gegen Abend die erste Kiste fertig geklebt. Sonntagnachmittags die gleiche Prozedur noch mal. Bei der Samstagskiste die Klebereste schon mal entfernt. Das warme Wetter kam mir sehr entgegen und schnell war der Leim durch getrocknet.

Am Montag den allseits geliebten Exzenterschleifer von unserer Firma mitgebracht. Von der Sonntagskiste auch erst die Klebereste entfernt, dann beide geschliffen. Nach etwas mehr als zwei Stunden war auch das erledigt. Grober Vorschliff mit 100er Gitternetzscheibe, feiner Vorschliff mit 320er Gitternetzscheibe. Dieses Werkzeug ist phänomenal, dem Erfinder sollte man einen Orden geben. Besten Dank dem Baustoffhandel Lieder für die perfekten Zuschnitte. Das erleichtert die Schleifarbeiten um Faktor X.

Da Stefan schon angefangen hatte, die Weiche zu löten, waren die Vorarbeiten fast erledigt. Die eigentlich fertigen Gehäuse ließ ich jetzt noch ein paar Tage stehen, da ich weiß, dass der Kleber noch nachquillt. So hatte ich noch Zeit, die Anschlusskabel mit Kabelschuhe vorzubereiten.

Und schon ist wieder Freitag. Eigentlich sollten Polklemmen auf der Rückwand zum Einsatz kommen. Da die nicht vorhanden waren, musste ich Terminals nehmen. Also kurzerhand die Oberfräse aktiviert, Radius eingestellt und los. Erst die versenkte Spiegelfläche dann der Durchbruch, entgraten, fertig. Da die Klebestöße etwas nachgequollen sind, noch mal den Exzenterschleifer mobilisiert und die Gehäuse abgezogen. Wer die Stoßkanten nicht sehen will, kann 2-3mm dicke HDF-Platten auf Seiten und Deckel kleben oder gleich alles auf Gehrung sägen. Gehäuse fertig!

Nächster Schritt, Weiche einbauen und festschrauben, mit den vorbereiteten Anschlusskabeln war die Verbindung schnell hergestellt. Sonofil ins Gehäuse, Chassis anschließen (nicht vergessen, dass der Bass verpolt angeschlossen wird), ausrichten, anschrauben, Gummi-Füßchen nicht vergessen. Tags drauf die gleiche Prozedur mit der zweiten Box. Auch das ist fertig.

Obwohl nur Gehäuse in MDF roh zu sehen sind, machen sie einen wertigen Eindruck. Wo teste ich denn jetzt? Die Chorus 71 ACL etwas zur Seite gerückt, Kabel umgestöpselt, Yamaha C60 PreAmp, Yamaha M45 Endstufe und Marantz CD Player sollen es erst mal richten. Die ersten Töne waren in der Tat doch etwas scharf und meine Frau pöbelte mich im Vorbeigehen ironisch an. “Was hast da schon wieder gebaut, das schräbbelt ja nur. Da vorne stehen die dicken Trecker und du kommst mit sowas an.” “Nu bleib doch mal locker, das wird schon.” “Und nimm zum Testen mal andere Lala, ich kann das gleiche Genöhle nicht mehr hören!” hallte es weiter aus dem hinteren Wohnbereich. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, aber Recht hatte sie schon.

Trotzdem liefen, wie schon oft erwähnt, zuerst die üblichen Verdächten, Malia, Daft Punk, London Grammar, Dire Straits. Weiter ging es mit Beth Hart, Joanna Connor, Jocelyn B. Smith, Patricia Barber, Jeff Buckley, Ana Popovic, Betty LaVette, Stanley Clark, Fink, RY X, usw. Im Gegensatz zu den voran gegangenen Projekten sparte ich mir das Einwobbeln der jungfräulichen Chassis mit diversen Rauschdateien und überließ das der laufenden Musik. So konnte ich mal wieder live erleben, wie ein Lautsprecher sich tonal verändert. Zumal stand ja für mich noch der direkte A/B Vergleich mit C71ACL an. Wenn ich Rodschers Chorus 51 ACL jetzt noch hier stehen hätte, wäre es perfekt.

Verstärkerwechsel und DIY Umschalter: Yamaha CX70 PreAmp, SymAsym Endstufe, Technics CD Player, RasPi Streamer mit Volumio Software. Erster Klangeindruck: Chorus 85 HT-Bereich ist frecher, spielt lauter, was eher Geschmackssache ist. Vermutlich werden die meisten Hörer diesen HT in der Original Beschaltung lieben, für mich könnte er etwas leiser sein. Angemerkt sei, dass ich auch den Hochtöner meiner C71ACL etwas abgesenkt habe. Somit wundert mich das Ergebnis nicht.

MT-Bereich, das ist schon richtig gut, eher gesagt sehr gut, der 5“ weiß sehr zu gefallen. Gerade stimmlich passt das wie die besagte Faust aufs Auge. „When I need you“ von Jocelyn B. Smith bereitet mir da einen Putenparka sondergleichen, ebenso Beth Hart mit „I’d Rather Go Blind“. Ich finde es schlichtweg einen Hammer, wie da stimmlich zu Werke gegangen wird und das mit einer Dynamik, die mich fast umhaut.

Im Bass kann die C71ACL bis zu gewissem Pegel und Dynamik gut mithalten, auch vom Tiefgang her. Wird es lauter, zieht die C85 einsam ihre Kreise und ist auf und davon. Druckvoll und knurrend schiebt der 8“ bei “Hey Now” die tiefen Töne in den Raum. Da könnte man meinen, dass da eine dickere Kiste steht.

Mittllerweile ist auch die Schärfe des HT verblasst und er spielt sehr angenehm fürs Ohr. Zwar immer noch lauter als in der C71ACL, der Grund dafür wurde ja genannt. Betätigt man jetzt den Umschalter, ist der Unterschied durchaus hörbar, aber der Effekt verpufft nach wenigen Augenblicken.

So, und jetzt bin ich schon am Ende angekommen, denn der Wanderpokal Chorus 85 BR wird seinen nächsten Boxenstopp machen. Stefan kommt die Tage aus dem Urlaub und wird mir die liebgewordene C85 vor der Nase wegholen. Adieu liebe Chorus, werde dich vermissen, aber wir sehen uns in der Förderstrasse.

Bin gespannt, was die anderen sagen, denen dieser Lautsprecher vorgespielt wird.

Gruß Schülzken

Der nächste Stepp der Chorus 85

Ich bekam einen Anruf von Martin, die Chorus sind fertig. Ein Abholtermin und die erste Hörprobe bei Martin nach der Arbeit waren schnell abgestimmt. Also auf zum LKZH (Lautsprecher-Kompetenz-Zentrum Halver). Martin hatte die Verstärker schon mal warmlaufen lassen und so könnte es direkt in die Vollen gehen.

Als die ersten Töne aus den Wandlern erklangen, war ich sehr angenehm überrascht. Es war verblüffend, wie sicher und leicht die Chorus hier aufspielt. Nichts fehlte, schönes Bühnenbild, klare Ordnung der Instrumente, Bassfundament alles da. Nach 5 oder 6 Stücken fiel dann doch ein wenig der Hochtonbereich auf. Aus meiner Sicht ein klein wenig zu dominant. Ja und dann war ich mir sicher, in diesem Setup aus Raum und Verstärker könnte der HT ein wenig leiser spielen. Eine Veränderung der Weiche hätte uns vor kein Problem gestellt, ein etwas größerer Widerstand vor und ein etwas kleinerer parallel zum Hochtöner wären vorhanden gewesen. Wir entschlossen uns dennoch, erst einmal alles für die Hörtests in anderen Umgebungen so zu belassen.

Die Chorusse wurden schnell in den Kombi verladen und auf ging es nach Dortmund. Am gleichen Abend wurden sie dann bei mir mit noch vorhandenem Symasym und einem RasPi-Himbeere befeuert. Ich war gespannt, wie es sich nun in meiner Umgebung anhören würde. War der HT auch hier zu laut? Als die ersten Klänge zu hören waren, war für meinen Hörraum die Entscheidung schnell gefallen, HT passt bei mir perfekt. Eine Woche habe ich sie nun fast jeden Abend gehört und ich kann sagen, passt.

Als ich meinem Bekannten Willi von dem Testlautsprecher erzählte, war er natürlich auch sehr neugierig und interessiert. Auch hier war an einem Samstagabend der Standort schnell gewechselt und schon standen die beiden bei Willi im Wohnzimmer. Hier durften sie sich an einem Twinsound Röhrenverstärker einmal austoben. Gespannt war ich auf Willis Meinung bezüglich HT. Aber auch bei Willi passte alles perfekt. Glasklarer Klang, schön lebendig und frisch. Was soll ich sagen, Willi hat sie auch gut eine Woche bei sich spielen gehabt und sie ungern wieder ziehen lassen.

Nun hätten die Wanderfalken eigentlich weitere Stationen anfliegen sollen, aber da fiel die Pandemie über uns her. Und weil das allein nicht schlimm genug war, brach auch noch die Chassis-Produktion bei Eton weg. Nach nunmehr fast fünf Jahren ist alles wieder im Lot und Udo hat uns gefragt, was aus dem Experiment geworden ist. Gern haben wir ihm alles zukommen gelassen, was noch auf unseren Rechnern schlummerte. Die Chorus 85 BR hat nach ihrem langen Schlaf ein wenig Werbung verdient. Machen wir dann doch glatt!

Gruß Stefan

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Ich kann den Vorrednern nur zustimmen. Zum Glück hat Udo sie wieder in sein Programm aufgenommen. Ich höre seit ein paar Wochen die Chorus 51ACL und der Klangcharakter trifft voll meinen Geschmack. Ob es aber die 85 oder vielleicht doch die 73 in Zukunft wird, weiß ich nicht 😀

Na das ist doch mal ein Dornröschen wo sich das wach küssen gelohnt hat 🙂

Schöne Aktion, unglaublich dass der ganze Mist schon wieder fünf Jahre her ist…

Die Chorus Sachen spielen für mich jedenfalls ganz oben mit, unglaublich was da für das Geld geboten wird, dicke Empfehlung!
🌹

Moin,

mir fallen immer die Kabelschuhe ins Auge. Möchte man mal ein Chassis wieder abnehmen ist das manchmal ein gemurkse weil er dann doch irgendwie zu fest sitzt.
Es gibt soge nannte „ VIBRATIONSFESTE „ Kabelschuhe die wie ein Feder wirken aber trotzdem sicher sitzen. Der grosse Vorteil ist das mn Sie durch herunterdrücken der Halteklammer einfach und schnell wieder lösen kann.

https://www.conrad.de/de/p/te-connectivity-160773-6-flachsteckhuelse-vibrationssicher-steckbreite-6-35-mm-steckdicke-0-81-mm-180-unisoliert-silb-1243960.html?hk=SEM&WT.mc_id=google_pla&utm_source=google&utm_medium=cpc&utm_campaign=Performance+Max+-+Steckverbinder+%26+Kabel&utm_id=17937931844&gad_source=1&gbraid=0AAAAAD1-3H4ektwtN0GkJkpdoC3pFcNNZ&gclid=EAIaIQobChMIg-aug5b5iAMVu5ODBx0yZzdiEAQYAiABEgJo9fD_BwE

wer es vollkommen Highendig haben möchte bekommt diese auch vergoldet von WBT zum 10x Preis 😄

gruss Dirk

Hallo Dirk,

die beste Verbindung ist immer gelötet. Alles andere ist Murks, der zusätzliche Übergänge in verschiedene Metalle bedingt. Deshalb biete ich Kabelschuhe gar nicht erst an. Das gilt übrigens auch für Platinen, die aus dem selben Grund ebenfalls völlig unnötig sind.

Gruß Udo

Lieber Udo,

technisch gebe ich Dir voll und ganz recht. Aber gerade für Anfänger ist der Kabelschuh/die Steckverbindung ein geeignetes Mittel zum Zweck die Lötverbindung zu umgehen. Ich möchte da natürlich auch aus Erfahrung sprechen.😉

Mittlerweile, auch nach etlichen wieder gelösten Lötstellen, ist es mir möglich ansehnliche thermische Verbindungen herzustellen. Das Auge baut ja schließlich auch innen mit… das ganze ohne elektrotechnische Ausbildung.😁 Ich bin dann doch eher der Gehäusemann.

An die Bauenden, schöner Bericht und schöne Idee!

LG Andreas

Last edited 1 Monat her by Der Handwerk

Moin,

LKZH gefällt!
Wobei daraus ja mittlerweile ein LKZE bzw. LKZV wurde, jetzt wo Schülzken und
ich ja beinahe direkte Nachbarn sind seit gut einem Jahr.

Ja, viel ist geschehen, seit dem die oben genannten Lautsprecher gebaut wurden.
Manches davon gut, manches weniger gut, aber dass Eton jetzt wieder die passenden Chassis liefert,
dass ist definitiv eine von den guten Sachen! Denn die Chorus-Reihe hat einen schönen Klang, gerade der Mittentonbereich gefällt mir persönlich sehr gut, etwas Werbung hat die Reihe daher durchaus verdient, um den Staub von den Gehäusen zu pusten. Wer einst Ideen mit diesen Chassis verwirklichen wollte und durch den Lieferstopp überrumpelt wurde: Hergehört! Vorbei sind die Zeiten des durchforsten der Kleinanzeigen, hier gibt es wieder brandneue Ware vom Lautsprecherhändler unseres Vertrauens! 🙂

Also munter ans Werk

Gruß,
-Sparky

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