Nun ist es also soweit mit meinem ersten Baubericht. Die SB´s sind zwar schon das dritte Lautsprecherpaar, das ich gebaut habe. Mit ihrer Größe aber nicht vergleichbar und so auch ein wenig Neuland für mich. Vom Bau selbst gibt es nicht viele Bilder und die sind auch nicht einmal gut geworden. Im Rausch des Bauens habe ich die Dokumentation etwas vernachlässigt.
Ein Wenig zu mir:
Ein paar Jahre, in denen ich regelmäßig Livemusik in einer Kirche abgemischt habe, haben dazu geführt, dass meine Ansprüche an Musikwiedergabe nach und nach gestiegen sind. Zu Beginn meines Studiums 2021 war dann endlich genug Geld für die CT227 XT da, die seitdem noch immer auf meinem Schreibtisch stehen und sehr gut klingen. Drei Jahre später hat mich dann wieder die Lust gepackt und diesmal sollten neben dem Budget auch die Lautsprecher größer werden.
Die vielen begeisterten Berichte in diesem Forum haben dazu geführt, dass ich mein anfängliches Budget von 200€/LS verdoppelt habe. Ein Probehören war leider nicht möglich. Die Anreise aus Darmstadt erschien mir doch etwas weit. Aber ich hatte keinen Zweifel daran, dass ich unabhängig vom Bausatz zufrieden sein werde. Also nach kurzem Schriftverkehr mit Udo die SB 36/3 bestellt.
Neben der Größe wollte ich mir noch eine weitere Herausforderung in Form eines auf Vollgehrung verleimten Gehäuses machen, in der Annahme, dass ich früher oder später wieder Lautsprecher bauen werde und diese vielleicht lackieren will. Dieses Projekt wollte ich nutzen, um dahingehend Erfahrung zu sammeln.
Am Design habe ich mich an dem der SB 36/3 von Joerg und dem der SB 30 von Hortusnanum orientiert: Aufgesetze Front in Kirschholz mit einer Phase an der Rückseite wie bei Joerg, aber mit einem dunkel furnierten Korpus wie bei den SB 30, da ich mit Furnier schon bei meinen CTs positive Erfahrung hatte.
Am 6.3. dann endlich das Holz beim Baumarkt bestellt und netterweise vom Vater nach Hause geliefert bekommen. Ich habe das Glück, dass ich jemanden mit einer Kapp-&Gehrungssäge, einer Tauchsäge und einer Oberfräse kenne. Vor allem ohne die Fräse wäre das alles so nicht möglich gewesen. Auf zwei Tage verteilt habe ich mit der Hilfe eines Bruders die Gehrungsschnitte gemacht. Leider waren die Zuschnitte entgegen meiner Erfahrung aus der Vergangenheit nicht sehr genau und teils 1-2mm zu lang. Außerdem haben wir es nicht hinbekommen, mit der Kappsäge wiederholgenau zu arbeiten. Das alles hat zu sehr ungenauen Gehrungsschnitten geführt:
Mit zwei helfenden Händen und zwei Rahmenspannern dann angefangen, die Gehäuse zu verleimen. Beim Verleimen der ersten Seitenwand hat man dann schon die Ungenauigkeit der Gehrungsschnitte gesehen. Neben dem Trenner für die MT-Kammer dann noch Versteifungen eingeleimt:
Anschließend mit der letzten Seite das Gehäuse verschlossen. Dann war Spachteln und Schleifen angesagt. Gut, dass ich furnieren und nicht lackieren wollte…
Das Holz für die Fronten hatte ich etwas zu spät bestellt, was zu einer Verzögerung im Bauablauf führte. Als es dann endlich ankam, musste andere Arbeit meiner Ungeduld weichen und ich habe die Ausschnitte für die Chassis gefräst:
Die Frequenzweichen dann noch fix verlöten:
Jetzt fehlte nur noch das Furnier. Das Kirschholz wollte ich Ölen. Da ich mich erst für ein Furnier entscheiden wollte. Nachdem ich ein Probestück geölt habe, hätten die Lautsprecher unfertig noch 2 weitere Wochen im Keller gestanden, ohne zu spielen. Dafür war ich aber viel zu gespannt, die Lautsprecher endlich zu hören. Also kurzerhand zusammengebaut…
… und mit freundlicher Genehmigung der Eltern im Wohnzimmer aufgestellt:
Zu diesem Zeitpunkt war die Mietpartei in der Wohnung darunter im Urlaub. Größeren Pegeln stand in den ersten 2 Wochen daher nichts im Wege. Für die Lautsprecher habe ich vor Beginn des Baus schon einen Sansui AU-X 501 mit Eversolo DMP A6 als Zuspieler gebraucht erstanden. Ob zweiteres Gerät nicht ein wenig Perlen vor die Säue (meine Ohren) ist, muss ich noch mit mir ausmachen. Vielleicht kommt doch noch ein etwas günstigeres Gerät daher.
Aber nun zum ersten Klangeindruck:
Waaaahnsinn! Ich konnte nicht aufhören mit dem Grinsen. Als erstes fiel der druckvolle und sehr tiefe Bass auf. Durch den Aufstellort bedingt sind Frequenzen bis etwa 35Hz hörbar. Es gibt jedoch zwei sehr unangenehme Raummoden bei ca. 95Hz und 41Hz. (Klangeindruck, keine Messungen). Anfangs zwar unterhaltend, wurden diese auf Dauer aber anstrengend und übertönten einiges.
Neben dem Bass haben mich im Vergleich mit meinen Schreibtisch-Lautsprechern aber vor allem die Mitten sehr beeindruckt. Vor allem Stimmen – egal ob in der Musik oder in Filmen – kommen sehr plastisch rüber. Auch die Höhen wissen zu überzeugen und sie klingen einfach ihrer Größe entsprechend sehr dynamisch und im Gegensatz zu den kleinen CTs auch bei hohen Lautstärken noch unangestrengt. Einzig die Tiefenstaffelung ist nicht auf der Höhe der CTs. Ich gehe aber davon aus, dass das einfach an dem akustisch unbehandelten Wohnzimmer liegt, was einiges an Interferenz bedingt. Die Bühne gewinnt nämlich schon an Tiefe und Breite, wenn der Abstand zwischen Hörposition und Lautsprechern ein wenig verringert wird.
Das Problem der Raummoden kann ich beim Musikhören mit dem internen EQ des Streamers eindämmen. Wenn jedoch ein Film angeschaut wird, hat dieser keinen Einfluss mehr. Mein Budget werde ich wohl für einen DSP noch etwas weiter überstrapazieren müssen. Eine Behandlung mit Absorbern ist leider unerwünscht und eine andere Möglichkeit fällt mir nicht ein.
Ich hoffe, es kam aber trotzdem rüber: Ich bin sehr begeistert von den Dingern. Und das hat es auch schwer gemacht, die Anlage nach einer Woche wieder abzubauen, um das Furnier aufzubringen und die Fronten zu Ölen.
Am nächsten Tag dann endlich der finale Zusammenbau:
Sie machen sich ziemlich gut an ihrem Platz, wie ich finde:
Ein weiteres leidiges Thema ist der Verstärker, dessen Kondensatoren und Lautstärke-Poti ich früher oder später noch werde tauschen müssen. Aber das ist ein ganz anderes Thema und gehört ja nicht hier rein.
Vorerst bin ich jedenfalls sehr glücklich. Einziger Nachteil dieser Lautsprecher: Voll ausspielen können werde ich sie nicht oft in der aktuellen Wohnung. Und ob sich das in einer eigenen Wohnung in der Zukunft noch zum Positiven ändert, wage ich ein wenig zu bezweifeln. Trotzdem bin ich aber jetzt schon gespannt, wann sich wohl wieder die Möglichkeit zum Bau für die nächsten Lautsprecher ergibt. Ein Bruder hat jedenfalls schon sein Interesse ausgesprochen…
Michael
Zur SB 36/ 3 im Online-Shop
Hallo Michael,
wirklich beeindruckend schön deine SB36/3.
Ich habe ein Paar SB36. Da die Gehäuse mir nicht mehr so gefallen überlege ich nun, nicht nur die Gehäuse zu erneuern, sondern gleich auf die SB36/3 zu erweitern.
Kannst du mir sagen (oder jemand aus dem Forum) was eine Box so ca. wiegt?
Meine SB36 in MDF liegen bei 21,4 kg je Box.
Viele Grüße, Uwe
Hallo Uwe,
durch die Mittelton-Kammer und die beiden 12er werden die 36/ 3 grob 5 kg mehr wiegen.
Gruß Udo
Hallo Michael,
das sind wirklich schöne Lautsprecher! Die geölte Vollholzfront mit dem dunkel furnierten Korpus gefällt mir sehr gut, auch der abgesetzte Sockel passt einwandfrei. Glückwunsch!
Auffällig im Bericht zeigt sich der monströse Schrank, der einseitig eine Ecke bildet und Deine Lautsprecher an einer breiteren Aufstellung hindert. Er macht aber auch nicht den Eindruck, dass er da mittelfristig weichen möchte. Man sieht auch ein Foto mit einer vorgezogenen freien Aufstellung und Du schreibst auch, dass die Bühne an Tiefe und Breite gewinnt, wenn Du den Hör-Abstand zu den Lautsprecher verringerst. Mit kleinen Rollen unter den Lautsprechern könntest Du sie hin und wieder in ein besseres Stereodreieck ziehen.
Durch die doppelte Front werden die Chassis-Öffnungen nach innen in gleichem Durchmesser ungezwungen verlängert. Tief- und Mitteltöner sitzen so ein Stück weit in einer engen Röhre, was nicht förderlich ist, dass sie rückseitig möglichst frei atmen können. In den Bildern vom provisorischen Zusammenbau sieht man, dass die Front im Bereich der Falzvertiefungen aufgeschraubt ist. Wenn dem noch so ist, könntest Du die Öffnungen im Korpus noch vergrößern und die Front anschließend aufleimen.
Viel Freude beim Musikhören und viele Grüße,
Jo
Hi Jo,
vielen Dank! Bisher bin ich auch noch sehr zufrieden mit der Designauswahl 🙂
Der Schrank wird in der Zeit, in der ich noch in dieser Wohnung bin, nicht mehr verschoben.
Rollen habe ich auch schon überlegt, aber dann werden die LS noch höher. Im Moment stehen sie auf dünnen Filzmatten, auf denen sie sich auch recht einfach verschieben lassen.
Die Front ist aufgeschraubt und ließe sich noch entfernen. Aber ist das den Aufwand Wert nochmal alles abzubauen und die Ausschnitte zu vergrößern? Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Unterschied in einem akustisch unbehandeltem Zimmer wahrnehme.
Aufleimen will ich die Front ungern, weil ich nicht weiß, ob das Holz noch Feuchtigkeit verliert und schwindet, was dann evtl. zu Rissen/Schäden führen könnte. Korrigiere mich gerne, wenn ich falsch liege! Ich bin kein Schreiner.
Viele Grüße
Micha
Hi Micha,
das Holz würde kein Problem machen. Längs zur Faser von unten nach oben schwindet quasi nichts. Quer zur Faser etwas mehr, aber bei der Breite Deiner Lautsprecher auch kein Problem. Am ehesten schüsseln Vollholzplatten, aber Deine ist ja stabverleimt, also da auch safe.
Ich will Dir aber keinen Floh ins Ohr setzen, vor allem wenn ich länger drüber nachdenke: Fünf Chassis sind ja nicht mal flugs ausgebaut, die Schraublöcher könnten etwas ausleiern, Dreck macht eine Vergrößerung auch, in der Box will man das gar nicht haben und ob Du einen Unterschied hören wirst, zumal ohne direkten Vergleich, ist sehr fraglich. Also lass besser alles so. Als ich Deine Lautsprecher-Kabel gesehen hatte, dachte ich halt: Hey, da ist jemand durchaus perfektionistisch 🤗
PS: Je öfter ich Deine Boxen anschaue, umso besser gefallen sie mir 👍
Viel Spaß damit und viele Grüße,
Jo
Hi Jo,
das mit dem Holz ist gut zu wissen für die Zukunft. Ich denke, dass ich da nicht nochmal dran gehe. Die Zeit stecke ich lieber woanders rein.
Für das Geld wollte ich halt auch was fürs Auge haben und mir Mühe geben. Und weil die Lieferung für die Fronten so lang gebraucht hat, hab ich mir zum Zeitvertreib ein Kabel geflochten und das in einen gewebten Kabelmantel aus Kunststoff gesteckt.
Spaß habe ich allemal damit! 🙂
Grüße
Micha
Hallo Michael,
herzlichen Glückwunsch zu den beiden Perlen!
Wenn man die Ungenauigkeiten bei den Gehrungsschnitten sieht, glaubt man gar nicht was man durch Wegschleifen noch erreichen kann! 😉 Und die Fronten sehen richtig wertig aus.
Raummoden kann man natürlich mit DSP-Programmen mildern. Aber manchmal hilft auch das Verschieben um 10 cm und der Buckel der Raummode am Hörplatz ist weg. Ich wünsche dir ganz viel und lang anhaltende Freude mit den beiden!
Grüße aus OWL
Uwe
Hallo Uwe,
danke!
Der Nachteil ist, dass das Schleifen der Arbeitsschritt ist, der mir am wenigsten Freude bereitet. Daher hatte ich mir vorgenommen, möglichst präzise zu arbeiten und mir viel Schleifarbeit zu ersparen. Hat nicht so ganz geklappt, aber man lernt ja nie aus und das war auf jeden Fall nicht das letzte Projekt!
Gruß
Micha