Nach schon einigen Bausätzen aus Udos Schmiede suche ich, zwischenzeitlich schon richtig vom Virus befallen, ständig nach Möglichkeiten, mir etwas Neues zu bauen. Einigen treibt diese Einleitung beim Lesen wahrscheinlich schon ein Schmunzeln in’s Gesicht, sowie verständnisvolles Nicken. Geht es ihnen ja wohl nicht anders als mir. An die anderen Leser sei gesagt, ja, wenn man mal Lautsprecher von Udo gehört hat, macht man um Fertig-Lautsprecher den Rest seines Lebens einen gekonnten Bogen. Denn entweder klingt es entsprechend dem leistbaren Budget, nämlich eher bescheiden, oder das Gegenteil ist der Fall, man kann und wird es sich niemals im Leben leisten können, damit es richtig gut klingt. Hier in diese Kerbe schlägt Udo. Unglaublich guter Klang für leistbares Budget.
Und so war es nun wieder einmal soweit. Langeweile machte sich breit und man durchforstet Haus und Umgebung nach Ecken, die besser beschallt werden wollen, wenn man so wie ich gerne und ständig Musik hört in allen Lebenslagen. Nach kurzer Suche hatte ich auch schon meinen „Tatort“ gefunden. Beziehungsweise eigentlich meine Liebste. Meine Lebensgefährtin Silke, die mich nun seit fast 21 Jahren begleitet, trat an mich heran. Ihr kennt das… „Ähhh Schatz, man(n) könnte doch…“
Ja, der Mann kann. In unserem Fall war es die Terrasse zu verschönern. Unter Verschönern verstehe ich nach 20 Jahren genau, was sie in Wahrheit damit meint – bitte alles komplett erneuern. Während sie irgendwas von Terrassenüberdachung Holzdecke unterseitig redet, male ich mir im Kopf schon das neue Soundsystem aus… ihre Stimme rückt stetig weiter in den Hintergrund, ihre Stimme wird leiser und leiser, verschwindet irgendwo am Horizont, hinter Bildern von Lautsprechern, Verstärkern, gemütlicher großen Lounge zum Abhängen, Kühlschrank mit Bierkühler… „Ey Alex, hörst du mir überhaupt zu?“ Ähhh, sorry Schatz, was sagtest du noch gleich? Jedenfalls ich, Schatz egal was du willst, ich mach‘s natürlich gerne!
Erste Tat, alte Terrassenmöbel, die aus EU-Paletten bestanden, abgebaut. Zweite Tat, mit Frau in den Möbelhandel eine neue große Gartenlounge gekauft. Dritte Tat, 40mm starke Weißtannenlatten bestellt im Sägewerk, um die Unterseite der Terrassen-Überdachung mittels Holzlatten zu verschönern, gemäß herangetragenen Wünsche der Herzdame. Vierte Tat, Seitenwände der Terrasse neu gemalt und dann? Ja, dann kam die fünfte Tat. Mich darüber bisschen geärgert, warum die eingebauten ETON Auto-Lautsprecher in der Terrassenwand doch nicht so toll klingen, wie ich es früher mal im Ohr hatte. Also, da war es. Doch neue Lautsprecher. Da geht was! Endlich!
Kurz das Denkzentrum angeworfen und nachgedacht, was die guten alten Etons im Austausch „klangverbessern“ könnte. Erster Blitzgedanke MiniACL. Die kenne ich bereits, schon 2x gebaut.
Vielleicht ist dies nun die Stelle, wo sich einige denken, der spinnt doch. Niemals können Lautsprecher der „Einsteigerklasse“ besser klingen, wie Eton Chassis. Doch können sie, meine Damen und Herren. Wenn die Eton in eine Terrassenwand eingebaut werden, ganz entgegen ihrem eigentlichen Bestimmungsort und hinter den Lautsprechern ein Windpapier ist, sowie eine Holzlattung mit 5mm breiten Schattenfugen. Also nach hinten nicht dicht und so gar kein Resonanzkörper vorhanden, damit schöner ausgewogener Klang überhaupt entstehen kann. Also, raus mit den Etons, die ich an einem Autoradio betrieben habe, das ebenfalls in der Holzwand eingebaut war. Dieses wurde durch ein 12V Labornetzteil angetrieben, was ebenfalls rausflog.
Udo kurz per Mail angeschossen, was er von meiner Idee hält. Die eigentliche Aufgabe dieser Mail-Korrespondenz war jedoch, ihm zu entlocken, wie sehr darf ich das Gehäuse vergewaltigen durch „Umkonstruktion“ bis er mir entgegnet, nein Alex, geht nicht, oder würde ich nicht machen. Obwohl ich ihm mitteilte, dass die Wand wo die MiniACL „flächenbündig eingebaut“ werden sollen nur 120mm dick ist, kam seinerseits kein „Stop“. Eigentlich kam gar nichts bezüglich dieser Anforderung. Und wer Udo gut genug kennt, weiß, nichts geäußert ist genug geäußert zum Thema – somit Freigabe seinerseits erteilt.
Somit ging ich an das Skizieren von neuen Gehäusen für die MiniACL. Der originale Bauvorschlag war für meine Zwecke völlig ungeeignet. Die „lange Version“ für die Soundbar schon eher. Aber es war mir zu einfach und zu langweilig, einfach eine Soundbar nachzubauen und diese in einer Wand zu versenken. Denn ich wollte aufgrund der Optik tatsächlich die Lautsprecher fast flächenbündig in die vorhandene Wand einbauen. Und ich wollte experimentieren. Mein Gehirn beschäftigen. Neues wagen und schauen was dabei rauskommt. Somit war dies mein erster Bausatz, bei dem ich nicht einfach laut Bauvorschlag baute und mich nur um das eigene Design kümmerte, sondern wo ich komplett eigene Gehäuse entwerfen wollte.
Die Vorgaben waren klar. Obere Kammer mit Chassis 1,5 Liter, die unteren drei Kammern jeweils 1 Liter. Die Länge des Reflexrohres verunsicherte mich dann ein wenig aufgrund der angedacht sehr flachen Gehäuse, darum fragte ich sicherheitshalber bei Udo nach, wieviel Mindestabstand ich vom Ende des BR-Rohrs zur Innenrückwand einhalten soll. Antwort, bitte mindestens 30mm.
Nach paar Handskizzen und Taschenrechner-Skills war mir klar, optisch geht das in Richtung SB15 Inwall. Aber ich wollte es noch kleiner, optisch etwas homogener ausgeglichen und ich hatte ja ein BR-Rohr, die MiniACL kommt nicht in ein geschlossenes Gehäuse wie die SB’s die im Heimkinoeinsatz klangtechnisch eine andere Bestimmung hatten wie das, was ich wollte.
Und so wagte ich es, die ACL-Kammern so anzuordnen, dass die Luft sich tatsächlich komplett durchwurschtelt durch das Gehäuse. Von oben nach unten, dann links nach rechts, um dann wieder nach oben zu gehen, usw… kann sowas funktionieren? Spannend! Aber bei 14 Euro Kosten für den 12mm MDF Zuschnitt, mache ich ohne schlechtes Gewissen Experimente. Sollte es nicht so klingen wie gewohnt, bau ich eben andere Gehäuse, solange bis ich die Ziellinie schaffe. Und dies war dann mein entworfener Gehäuseplan, den ich dann in Angriff nahm.
Bausatz bestellt, Zuschnitt bestellt und paar Tage später gings auch schon los. Was ich hier jedem „Newbie“ empfehlen kann, der sich an das Thema Selbstbau wagt. Die Drahtstiftmethode. Hierbei werden die Stoßseiten des MDF vorgebohrt, dann 1mm starke Nägel hineingeklopft. Diese dann mittels Seitenschneider auf ca. 1,5mm Länge gekürzt. Warum das Ganze? Weil dann die Bretter nicht verrutschen beim Anziehen der Schraubzwingen. So ist es möglich, sehr exakt zusammenzuleimen ohne Überstände und Ähnlichem, was mühevolles Nachfräsen mittels Bündigfräser oder alternativ wilde Schleiforgien erspart. Probiert es aus, der kleine Mehraufwand lohnt sich. Für Geübte im Umgang mit Brett und Leim, kann man sich das auch gerne sparen.
So nahmen die Gehäuse dann auch schon Brett für Brett ihre gewünschte Form an.
Die Terrassenwände wurden neu wieder in Weiß gemalt, da die alten schon eher grau als weiß waren. Daher sollten auch die Gehäuse Weiß werden, sagte die Designchefin des Hauses. Passt mir gut, mir geht’s nämlich um das, was da rauskommt aus den Dingern, nicht wie sie aussehen sollen.
Und schon standen sie da, meine „alternativen“ MiniACL’s in ihrem neu erfundenen Gehäuse.
Natürlich war ich über die gesamte Bauzeit von 3 gemütlichen Abenden gespannt wie ein Bogen, wie das nun klingen wird. Wird es Unterschiede geben zu den von Udo entworfenen Gehäusen, deren Bauplan dem Bausatz beigefügt ist? Und macht es einen hörbaren Unterschied, wenn die drei ACL-Kammern nicht brav untereinander oder nebeneinander angeordnet sind?
Zum Glück hatte ich die „originalen“ MiniACL schon für meine Kids gebaut und diese somit zugänglich im Hause. Rauf in’s Kinderzimmer und meine Gehäuse neben den bestehenden Mini’s aufgebaut. Soundcheck los!
Hmmm… klingen nicht schlecht, aber dezente Unterschiede sind schon zu bemerken. War mein Experiment etwa missglückt? Man soll den Teufel nicht gleich an die Wand malen. Die Chassis sind schließlich zwei zarte Jungfrauen. Also Youtube angeworfen und Voodoo angewendet. Lautsprecher einbrennen Playlist gesucht. Einbrennen… was für ein doofer Begriff! 24 Std. lang unterschiedliche Frequenzgänge auf meine zwei Jungfrauen losgelassen, bis die zwei eingespielte Profis waren, die ihr Geschäft verstanden. Und ja, Voodoo hat geholfen! Sie klangen nun tatsächlich 1:1 ident, wie die originalen Gehäuse aus Udo’s Hand. Welch eine Freude !!!! So habe ich mir das gewünscht. Eigentlich hatte ich schon Zweifel, ob diese Gehäuseform zum Ziel führt. Die zwei Gehäuse sind ja in Bezug auf die Innenkammern nur 88mm tief, damit ich sie in die 120mm tiefe Wand versenken kann.
Aber alles im grünen Bereich. Sie haben getan, was sie tun sollten, wie MiniACL gaaaaanz groß aufspielen. Weitere Klangbeschreibungen sind hier sinnlos. Wer die Minis kennt, weiß, was hier abgeht. Wer sie nicht kennt, kauft und baut sie einfach! Mehr Klang für so wenig Investition kriegt ihr auf der ganzen, weiten Welt nicht! Nicht mal weitergedacht, im gesamten Universum nicht.
Wer aber die Überschrift des Bauberichts aufmerksam gelesen hat, weiß, da kommt nun aber noch was. Richtig. Der U_DoSub10. Brauchts den? Nö! ACL macht Bass. Hierfür wurde ACL von Udo entwickelt. Warum dann doch? Weil ich das Ganze im Freien betreibe. Und weil ich zu 80% Musik in alltäglicher Lautstärke höre, um die Nachbarn nicht zu stressen mit meiner Sound-Terrasse. Aber die Differenz zu 100 sind somit rechnerisch die verbleibenden 20%. Und die stehen für … ich kann einfach nicht, ich muss aufdrehen, soooo ne geile Nummer der Song… Attaaaaackeeeeee !!!!
Und so sieht sie nun aus, die neue Terrasse inkl. gewünschtem Soundsystem. Und es klingt um Welten besser als die alten Etons ohne Resonanzkörper. So wie ich es angedacht habe. Superschöner Klang der süßen Breitbänder aus dem Hause Monacor. ACL-Prinzip für die Bässe ohne Subunterstützung und bei Zuschaltung des U_DoSub10 und richtiger Trennfrequenz ein völlig homogenes, mit breiter Bühne gestaffeltes Klangbild, wo der/ die Sänger/in mitten auf meiner neuen Terrasse steht und sein Bestes gibt. Angetrieben wird das Ganze nun durch den recht neuen Fosi Audio BT30Pro 2.1, für den ich wie im Foto links unten beim Katzenturm ein Klappenfach eingebaut habe in der Wand.
Ach ja, wem’s aufgefallen ist… Sorry Schatz, deine gewünschten Weißtannenlatten wurden noch nicht fertig gesägt, du musst mit deinen Vorstellungen bzgl. Terrassendach noch bisschen Geduld haben, sorry. Und ja, Katze liegt nun täglich gechillt in ihrer Hängematte und genießt Musik aus hervorragenden Lautsprechern, während sie aus dem Fenster schaut. Danke Udo, für dein stetiges Zutun, mich und viele andere richtig glücklich zu machen mit deinen Bausätzen.
Euer Shamanic
PS: Fertig wurde die Decke am Ende aber doch noch.
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Darf man(n) die folgenden Zeilen überhaupt schreiben? … ich finde den Umbau mega gut gelungen! Sieht aus wie in einem sehr, sehr schönen Zimmer. Die Decke wirkt auch wie akustisch optimiert.
Da rückt der Lautsprecherbau für mich fast in den Hintergrund. Andererseits bin ich immer wieder erstaunt, wie man das Gehäuse mal so eben, speziell bei ACL umrechnen kann. Ich breche mir schon bei simplen Bassreflexkisten einen ab.
Hut ab vor dem gesamten Umbau!
VG Alex
Hallo Alex,
hier spricht auch ein Alex ;-). Danke für die Blumen. Ja, diese Holzdecke hat mich viel Zeit und Nerven gekostet. 40mm Lattung und 4mm Schattenfugen. Keine einzige Schraube sichtbar.
Aber nun zu den ACLs… ja, war sehr überrascht, dass ich die Gehäuse komplett umbauen konnte, ohne jegliche Klangeinbußen. Solange man sich an das Volumen hält, ist alles gut.
LG
Alex
Tja das mit dem Volumen… meine letzten drei Lautsprecher hatten alle mehr oder weniger die Form eines Trapezes oder noch schlimmer. 😉 von dem her scheitere ich (fast) immer schon an der Grundfläche.
In den halben Raum (ich denke er ist zur Seite komplett offen) würde ich zu gerne mal reinhören. Ich denke die Decke ist ein recht guter Diffusor.
Viel, viel Spaß mit eurer „Lounge“, vor allem sobald es wärmer wird
Hallo Alex,
die Terrasse wurde Juni 2023 schon umgebaut. Der Baubericht lag bisher im Archiv :-).
Ja du hast Recht, nach vorne ist komplett offen, die eine Seitenwand zu zwei Drittel offen. Die Decke sowie das Panel mit dem Bild an der verputzten Wand, wirken sich sehr positiv auf das Klangverhalten aus. Sämtliche Gäste die bisher in unserer Lounge saßen, äußerten sich sehr positiv zum Klangverhalten der Hintergrundmusik. Eine schöne Bühne, schöner Breitbänderklang und ein gutes Fundament durch den Sub. Party geht damit nicht, aber dies war nicht Sinn der Sache. Die Nachbarn haben auch ihre Ruhe verdient. Dafür lassen sie uns bis mitten in die Nacht sitzen, grillen und quatschen.
LG
Alex