… zwei bis vier Lieder habe ich mir natürlich noch gegönnt, abrubtes Beenden von Wohlgefühl ist nicht so richtig mein Ding. Doch dann ging es mit einem kleinen “Ach ja” runter vom Sofa. Die aktiven Duetta Top NG wurden abgebaut und der Messständer an seinen vorgegebenen Platz geschoben. Die Basskiste und das Oberteil der Duetta NG packte ich darauf, das Mikrophon stellte ich in der üblichen Messentfernung auf Hochtönerhöhe davor. Wie schon vor einer Woche beschrieben, hatte ich keine Arbeit mit dem Gehäusebau. So mussten nur die externen Weichen entfernt und die Kabel – diesmal vom FA 123 – eingesteckt werden.
Wie üblich wurden die Chassis ohne jede Filterung auf Achse, 30 und 60 Grad im Gehäuse gemessen, die Frequenzgänge übereinander gelegt und die sinnvollen Trennfrequenzen grob festgelegt. Ein paar Vorgaben hatte ich durch die alte Duetta, die damals mit dem 7-360 als Mitteltöner bestückt war. Auch die Duetta Top NG war ein guter Ideengeber für den Übergang von Mittel- auf Hochtöner. Hier musste tatsächlich nur wenig modifiziert werden, um ER4 und 7-212 zusammenzubringen.
Den Hochtöner koppelte ich um grob 200 Hz tiefer an, sein Pegel durfte um 3 dB höher liegen. Den Grund sehen wir in den folgenden Diagrammen.
Die Absenkung des Mitteltöners um 800 Hz ist flacher und schmaler, die Trennung zum Hochtöner um 100 Hz nach oben verschoben, wodurch bis 2 kHz gute 2dB Pegel dazu kommen. Als Hochpass sehen wir ein Filter 2. Ordnung, das unterhalb von 220 Hz greift.
Sehr ähnlich sind die Basseinstellungen der alten und neuen Duetta aktiv, allerdings habe ich der NG zwischen 40 und 100 Hz etwa 1dB mehr Pegel gegönnt. Begleitet wurde die Filter-Programmierung selbstverständlich von den Clio-Messungen und dem Zwischenhören. Und hier sind die entstandenen Diagramme.
Nun brauchen wir nur noch den Bauplan für die aktive Duetta NG. Weiter verwenden konnte ich den Plan vom Bassteil, daran wurde aktiv nichts geändert. Für das Oberteil musste ich den Plan der Duetta Top NG aktiv etwas umbauen, ich klaute das Reflexrohr und 4 cm Höhe. So passt das FA 123 gerade noch in die Rückwand. Um das Bassabteil mit seinem Verstärkerzweig zu verbinden, wird ein Polklemmen-Paar in 10 mm Bohrungen seitlich neben das Modul geschraubt.
Selbstredend kann der Bausatz auch einteilig aufgebaut werden, dafür habe ich ebenfalls eine Freecad-Datei angelegt. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen: Niemand muss sich sklavisch an meine einfachen Konstruktionen halten. Falls noch nicht gelesen, empfehle ich diesen Artikel aus der ADW-Wiki. Diesem Umstand verdanken wir viele, wunderschöne Interpretationen meiner Projekte. Eine Matte Dämmwatte (1,0 x 1,6 Meter) wird mitgeliefert und in acht Teile mit 50 x 40 cm geteilt, von denen zwei in das Oberteil und je sechs unter und hinter dem Bass eingelegt werden. Beide Gehäuseteile sind damit locker gefüllt. Es muss nichts angeklebt oder getackert werden, die Watte hält sich selbst an ihrem Platz. Zur genauen Verteilung findest du hier ein paar erklärende Worte.
Kommen wir nun zum Teil, den jeder Leser für den wichtigsten einer Bausatz-Vorstellung hält, der Klangbeschreibung. Weshalb sie für den Schreibenden, der zugleich auch der “Erfinder” ist, der schwierigste ist, lässt sich leicht erklären. Niemals würde ich eine Box auf den Markt werfen, die nicht den angemessenen Ansprüchen gerecht wird. Selbstverständlich erfüllen im Besonderen meine Premium-Produkte alle Kriterien, die mir als offenbar nicht ganz selbstverständliche Anforderungen kürzlich gemailt wurden:
Plastische, kräftige Stimmen, die greifbar im Raum stehen und man die Person atmen hört.
Viele Details, aber so abgestimmt, dass man auch lange hören kann, ohne müde zu werden. Dabei sehr klare, feine Höhen, aber ohne Schärfe oder nervige Zischlaute.
Eine große Bühne mit klarer Ortung und hoher Räumlichkeit.
Die Lautsprecher sollen im Bass tief, präzise und sauber spielen.
Leicht wär es, wenn ich unbestreitbar vorhandene Mängel beschreiben könnte: Die Sängerin wirkte lustlos, die Musiker kannten ihre Noten nicht und der Bühne fehlte die Tiefe. Doch statt dessen laut zu rufen, dass ich noch niemals solch eine tolle Darbietung erlebt habe, glaubt keiner dem Entwickler der Box. “Das muss der ja schreiben, er will das Zeugs halt verhökern!” wär noch eine milde Strafe für stinkendes Eigenlob. Andererseits kann aber auch schnell ein nicht vorhandenenr Mangel im Sinn von: “Der schreibt ja gar nichts von beeindruckender Emotionalität, die er beim Hören der Musik empfand” vom Leser vermutet werden, wenn ein “nie so plastisch wahrgenommen” fehlt. Heinz Schmitt, dessen wesentliche Rolle bei der Entstehung der Duetta hier noch einmal in jeder Form gewürdigt werden soll, wollte eigentlich immer eine Klangbeschreibung aus nur zwei alles sagenden Worten verfassen: Klingt gut!
Nun denn, ich habe wieder einmal das “Köln Concert” auf den Plattenteller gelegt und mich mehr als eine Stunde lang mit geschlossenen Augen und drei kleinen Unterbrechungen wegen schwarze Scheibe drehen und wechseln an Keith Jarretts einzigartiger Demonstration von emotionaler Klavierkunst ergötzt. Bedenkt man die Umstände, unter denen das Konzert stattfand, glaubt man kaum, dass so etwas Großes dabei heraus kommen konnte. Mein alter Freund Jörg – selbst und live dabei gewesen – erzählte mir schon vor 40 Jahren, dass gefühlt der Klavierstimmer länger auf der Bühne war als der Pianist. Gerade habe ich ihn wieder einmal um sein Erlebnis beneidet.
Udo Wohlgemuth
Zur Duetta NG aktiv im Online-Shop
Hallo Udo,
wenn ich nicht so viele schöne Verstärker hätte und nicht auch seit 20 Jahren selbst auch mal einen bauen wöllte (das Projekt steckt seit 19 Jahren auf LtSpice-Ebene fest), wäre aktiv bestimmt mal was für mich.
Eine Frage aber zu den Presets: wenn ich richtig verstanden habe, gibt es „linear“, „Bass-Boost“ und „reduzierte Höhen“. Braucht die Duetta NG noch Bass-Boost? Wäre nicht für die Ü50-Hörerschaft ein Höhen-Boost ab ca. 10kHz eine gern genommene Option?
Grüße, Martin F
Hallo Martin,
wenn man oberhalb von 10 kHz nicht mehr gut hört, nützt auch ein 3dB-Boost nichts. Der Wahrnehmungsverlust liegt dann eher bei 20 – 30 dB. Solch eine Anhebung zerschießt ganz schnell den Hochtöner. Zum Glück gibt es aber Hörgeräte-Akustiker, die durch ein fast unsichtbares Stöpselchen Abhilfe schaffen. Der kann auch feststellen, welcher Frequenzbereich tatsächlich betroffen ist und die Hörhilfe speziell darauf justieren.
Der Bass-Boost ist für Obertonhörer sinnvoll, da sie sich weniger am Grundton orientieren. Hier kannst du dich selbst testen. Axel Hurow hat bei einem Jahrestreffen in Eschborn dazu mal Interessantes aus Sicht des Tanzlehrers erzählt und Yoga hat immer auf den richtigen Ton geklatscht 😉
Gruß Udo
Moin und schöne Grüße aus Bodenfelde,
ich sitze als Schatzmeister vom DLRG bei einem Lehrgang und werde in einer neuen Vereinsverwaltung geschult. Da ist der Blick in die neuen Beiträge eine schöne Ablenkung.
Sehr schön und klingt bestimmt toll. Ich kann mir zumindest nichts anderes vorstellen.
Damit genug der vielen Worte, noch einen Schluck Kaffee und weiter im Text. Gleich ist die Mitgliederverwaltung dran. Es lebe das Ehrenamt.
Schöne sonnige Sonntagsgrüße
Enrico