Hallo liebe Gemeinschaft,
aufgrund des typischen Werdegangs über unzählige Bauberichte und Foreneinträge, die man still und heimlich vor der Entscheidungsfindung konsumiert hat, möchte auch ich nun meinen recht unbedarften Senf dazugeben und somit der Community etwas zurückgeben.
Zunächst zu mir:
Ich bin Thomas, 35 Jahre alt, lebe im Berliner Umland und habe schon von Kinderzeiten an großes Interesse an der Musikwiedergabe. Dabei geht es gar nicht so sehr um die bestmögliche Performance von erstklassigen Aufnahmen, wie es die audiophile Gemeinde immer so gerne macht, sondern schlicht um den Spaß und die Beschäftigung mit dem Thema.
Den Weg zum Selbstbau würde ich als recht klassisch bezeichnen: Als Kind und Jugendlicher hatte man wenig Geld, dafür aber viel Zeit. So entstanden einige erste Projekte, wie etwa die Tenöre oder die Needle. Mit dem ersten Job kam dann auch etwas Geld in die Kasse, dafür knabberten Frau, Kinder und Beruf dann ordentlich am Zeitbudget. Daher liefen lange Zeit zwei Kompaktlautsprecher einer sehr bekannten dänischen Lautsprecherschmiede. Das taten sie auch weitestgehend zufriedenstellend. Aber das Bessere ist ja bekanntlich der Feind des Guten. Eine klangliche Steigerung ließe sich vornehmlich durch bessere Lautsprecher bewerkstelligen. Für einen Sprung nach oben wäre man hier aber bereits deutlich im vierstelligen Bereich gewesen und so wie die Preise in der Vergangenheit angezogen haben, war der Geiz einfach zu groß.
Bereits vor 2 Jahren stellte ich die erste Anfrage für eine Beratung im Forum. Nachdem aber die Kinder völlig unerwartet meinten, einen Großteil meiner Freizeit zu rauben, wurde der Plan zunächst etwas verschoben. Aber sie wurden unweigerlich größer und auch die zur Verfügung stehende Zeit wuchs wieder. Die Frau setzte dazu noch einige Rahmenbedingungen an das Äußere und schon konnte die Entscheidung losgehen: weiß sollten sie sein, nicht zu groß, denn sie mussten auf das Sideboard passen und nicht zu bassig.
Warum fiel dann die Wahl auf die Chorus-Reihe?
Nun, ich suchte einen Lautsprecher, der finanziell in den Rahmen passt (<1000Euro). Da wäre die Udo-Reihe natürlich prädestiniert. Jedoch war der Wunsch da, gleich eine Serie höher einzusteigen. Hinzu kam, dass die Chorus 71 als „einfacher“ Bassreflexlautsprecher daher kam, also lediglich aus 6 Brettern und ohne zusätzliche Kammern zusammengeleimt wird.
Und dann finde ich die Proportionen dieses Lautsprechers aufgrund der Optik der Chassis auch außerordentlich gelungen. Alles in allem empfand ich es als geeignetes Anfängerprojekt und da die Bausatzkosten einen nun nicht in finanzielle Notlage stürzen, landete das Ganze dann auch promt im Warenkorb. Der Versand und dessen Bestätigung verlief absolut unproblematisch und nachvollziehbar. Die Tage des Wartens verbrachte ich in verschiedenen Baumärkten, um die geeigneten Materialien ausfindig zu machen. Ich entschied mich letztendlich für MDF in der Stärke 22mm, nicht weil es notwendig wäre, sondern einfach, weil es vorrätig war.
Hierbei traf mich dann auch gleich der erste Anfängerfehler: Schon so oft gelesen und trotzdem nicht beachtet – Mann sollte im Baumarkt jedes Maß direkt an der Säge nachmessen. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, aber der Mann an der Säge kann auch mit einer Striebig nicht rechtwinklig sägen. In der Werkstatt bemerkte ich das Problem bei zwei Seiten und war natürlich erstmal gefrustet, da die Abweichung auch so groß war, dass ich beim Nachschneiden zu viel Material verloren hätte. Zum Glück kostet auch MDF in dieser Plattenstärke nicht die Welt, nur war es eben die Zeit und die Mühe, nochmal zum Baumarkt zu fahren, die ich als Lehrgeld betrachte. Die Fronten hatten glücklicherweise die passenden Maße, sodass ich mit den Fräsungen für die Chassis beginnen konnte.
Noch kurz zu meinen Arbeitsumständen: Ich bin Lehrer an einer Schule, die eine schön ausgestattete Werkstatt besitzt. Die Konsequenz ist, dass alle Arbeiten innerhalb der Pausen oder höchstens in einer Freistunde erledigt sein müssen. Was erstmal ziemlich stressig klingt, half mir, die Arbeitsschritte gut zu überdenken. Zusammen mit dem Trick 17 (eines extra gekauften Fräszirkels) verlief der Bauprozess somit sehr entspannt und ohne Komplikationen. Mein Tipp für Kompaktlautsprecher: In vielen Bauberichten wurden bereits Spanngurte als Mittel der Wahl für einen guten Anpressdruck genannt. Bei mir in der Werkstatt lagen einige Rahmenspanner, die man eigentlich für Bilderrahmen benutzt herum. Die gibt es auch im Baumarkt für den Preis einer guten Schraubzwinge. Ich habe zwei davon benutzt und mir viele Zwingen erspart. Als Bonus gab es ein perfekt rechtwinkliges Ergebnis.
Dann folgte die Oberflächenbehandlung. Hier gab es auch gleich die nächsten beiden Lehren, die ich beim nächsten Projekt beachten muss:
1. Immer einmal feiner schleifen, als man denkt.
2. Wenn die Experten im Forum sagen, dass sich MDF-Kanten immer durchdrücken, dann haben sie recht und man sollte nicht meinen, dass man es als Laie besser weiß.
Die Auswahl der Oberfläche war durch die Regierung eigentlich ziemlich festgelegt. Weißer Acryllack, der so matt aussehen sollte, wie es geht. Ich entschied mich für die günstigste Baumarktfarbe und diese hat ihren Job auch gemacht. Hierbei zeigten sich die besagten 40 Minuten-Pausen als erfreulich förderlich. Ich trug über 2 Wochen hinweg jeden Tag eine dünne Schicht mit der Rolle auf. So kam ich auf 10 sehr glatte Schichen, die zusammen ein deckendes Ergebnis lieferten. Ist es ein perfektes Ergebnis? Natürlich nicht! – Aus einem Meter Entfernung zufriedenstellen? Check!
Parallel arbeitete ich am Aufbau der Weichen.
Ich kann es jedem nur raten, dies selbst zu tun. Jeder, der halbwegs strukturiert arbeiten kann, wird das mit Udos Anleitung hinbekommen. Ich habe mir zunächst ein Pappmodell aufgezeichnet und es dann auf zwei Holzreste übertragen. Beim nächsten Mal würde ich auf jeden Fall die Bauteile enger zusammenrücken.
Dann ging es auch schon an den Zusammenbau. Auch hier muss eigentlich nicht viel gesagt werden. Sofern man sich an den Plan hält, dann fügen sich alle Komponenten problemlos zusammen und das ganze Projekt wird mehr als nur die Summe seiner Teile. Beim Fertigstellen habe ich mir kurzfristig herausgenommen, das von Udo geschickte Terminal gegen einzelne Stecker zu ersetzen, damit die Rückseite etwas dezenter wirkt. Ich hoffe, er verzeiht es mir. Aber hier sehe ich gerade die Stärke des Selbstbaus, die Umsetzung individueller Präferenzen.
Da stehen sie nun, schneeweiß mit den tollen Chassis als Akzent. Sie wirken leider an dem vorgesehenen Platz etwas wuchtig. Aber auch hier geht man zum Wohle der Liebe halt Kompromisse ein. Die Beiden spielen auf deinem Sideboard in einem fast nicht vorhandenen Stereo-Dreieck ziemlich dicht am Fernseher. Das ist also alles andere als ideal. Dennoch bin ich sehr zufrieden. Alles funktionierte auf Anhieb: kein Klappern, augeglichener Frequenzgang, keine übermäßigen Raummoden … Was will man mehr?
Dann ging es an das erste Probehören. Dabei kam die wertvollste Einschätzung von meiner Schwiegermutter, die gerade für die Kinderbespaßung zu Besuch war. Sie ist normalerweise der unaudiophilste Mensch, den es gibt. Bei ihr ist es egal, ob die Musik aus dem Handy, einem Kofferradio oder sonst irgendetwas kommt . „Es klingt alles gleich.“
Als ich aber das erste Lied mit den neuen Lautsprechern laufen ließ, kam sie extra ins Wohnzimmer und wunderte sich, dass sie auf einmal verstehen würde, was da gesungen wird. Damit war also das Hauptziel erreicht. Anno dazumal hatte ich im Forum nämlich extra nach Lautsprechern gefragt, die gut für Fernsehton geeignet sind, da man die Sprache in vielen Filmen schlecht versteht. Mission erfolgreich abgeschlossen!
Alles in Allem bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe klanglich eine deutliche Steigerung zu meinen gekauften Kompaktlautsprechern zu einem sehr guten Preis. Ist das Äußere perfekt? Ganz klares nein … Muss es das bei zwei neugierigen und stifteschwingenden Kindern im Haushalt? Die inneren Werte zählen und da hat Udo ganz klar abgeliefert.
Was würde ich anders machen? Neben dem baulichen Erfahrungsgewinn gibt es eigentlich nur einen Kritikpunkt: Ich habe erfahren, wie gut die Kalotte in der Chorus klingt, nur leider kann ich das nicht über den Satori AT 60 NC sagen. Ich würde also beim nächsten mal definitiv noch eine Etage höher ins Regal greifen, damit keine Zweifel mehr bleiben. Aber dafür gibt es ja evtl. zukünftige Projekte. Vllt. möchte der Sohnemann ja demnächst auch mal richtige Lautsprecher.
Ich bedanke mich bei allen!
Beste Grüße,
Thomas
Zur Chorus 71 im Online-Shop
Moin Thomas,
mit gefallen Deine C71 und der Erstehungsbericht dazu.
Respekt vor Deinem Langmut bis zur Fertigstellung, das könnte ich nicht aushalten, wenn es bauartbedingt wie hier, nicht unbedingt nötig wäre. Allerdings kann ich in jeder freien Minute in meine Kellerwerkstatt und weitermachen. Beim Gang in den Garten muss ich da auch durch, und bleibe dementsprechend oft hängen.
Wichtig ist, dass der Spass und die Kreativität gelebt bzw. zum Werden im fertigen Projekt kommen.
Die TMT´s der Chorusreihe sind für mich optische Glanzlichter.
Als ich die C85 für meinen Schwippcousin baute, hätte ich sie gerne auch gehabt.
Wie ich damals erwähnte, haben sie akustisch alles geboten, was ich will.
Ein Sprung zur Duetta besteht, klar, der Unterschied ist halt da, aber ist auch nicht gnadenlos.
Die SB 36 war/ist auch klasse.
Bei Udo gibt´s für jeden Hörgeschmack eine Spitzenlösung. (für weitere Projekte😉)
Alles Gute und Spass mit der C71.
Peter
Hallo Thomas
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinen Chorus 71. Passen sehr gut ins Umfeld.
Aber was mir an deinem Baubericht am meisten gefallen hat, ist die Aussage deiner Schwiegermutter. Meine Mutter meckert auch immer, dass sie im Fernseher nichts versteht. Gut, sie wird jetzt auch schon 84. Eine MiniACL mit Subwoofer ist auch schon etwas länger am TV. Die Aussage deiner Schwiegermutter lässt mich nachdenken, ob ich da auch mal eine Chorus 71, vielleicht auch eine Chorus 51 (ACL), was meinste Udo, wegen der Größe?, anschließen sollte.
@shamanic
Ich denke, dass er sich etwas falsch ausgedrückt hat. Über den Satori AT 60 NC kann er nichts sagen, weil er ihn noch nicht gehört hat. Da er im Regal etwas höher liegt, denkt er, dass er vielleicht noch besser klingt. 😊
Ich war beim ersten Hören auch Buff. Ich dachte immer, dass die schlechte Abmischung der meisten Filme einen Center-Lautsprecher unbedingt nötig machen. Mit den Chorus verstehe ich jedoch jeden Dialog glasklar, ohne unendlich laut drehen zu müssen.
Sehr, sehr schick! Ich finde es immer grandios wenn sich die Lautsprecher in den Wohnraum integrieren. Und das hast du perfekt hinbekommen!
Du meintest, dass du aufgrund der Aufstellung Abstriche im Klang machen musst. Hast du schon Absorber unter den Boxen probiert? Da empfehle ich Silikondämpfer, etwas rumprobieren ist aber kein Fehler.
Und die LSP‘s an die vordere Kante des Sideboards stellen verändert den Klang auch schon ordentlich. Vor allem beim Rechten.
Wahrscheinlich würde ich unter den Fernseher auf voller Breite des Sideboards sogar noch einen weißen Absorber anbringen. Dann verschwindet auch das Stromkabel zum Fernseher.
So oder so wünsche ich viel, viel Spaß beim Hören und Genießen! 😉
Liebe Grüße aus dem Schwobaländle
Alex
Vielen Dank für die Rückmeldung.
Weitere Veränderungen, welche die Optik betreffen sind von der Regierung leider nicht gestattet.
Mit Hall oder Dröhnen habe ich eigentlich auch keine Probleme. Es geht hier vornehmlich um das Stereodreieck, das fehlt. Alles andere passt soweit.
Falls die Familie mal ausfliegt, habe ich aber 2m Kabel hinter dem Sideboard liegen gelassen, sodass ich die Lautsprecher dann auf provisorische Ständer stellen kann für eine gemütliche Hörsession. Für den Alltag passt es aber so auch ganz gut.
Hallo Thomas,
schöne LS hast du dir hier gebaut. Die kleine Schwester meiner Chorus 52 ACL. Und ja, die Choruse klingen wahnsinnig geil.
Leider verstehe ich jedoch die letzte Aussage deines Bauberichts nicht ganz, sorry.
„Ich habe erfahren, wie gut die Kalotte in der Chorus klingt, nur leider kann ich das nicht über den Satori AT 60 NC sagen. Ich würde also beim nächsten mal definitiv noch eine Etage höher ins Regal greifen, damit keine Zweifel mehr bleiben.“
Heißt dies tatsächlich das was hier steht? Du ziehst den HT der Chorus Baureihe klanglich dem der BelAir Baureihe vor?
So eine Aussage höre ich tatsächlich das erste Mal und macht nachdenklich, den ich denke schon länger über eine mögliche Steigerung zu meiner C52ACL nach, obwohl dies wohl wissend Perlen vor die Säue geworfen ist.
Grüße
Alex
Tut mir leid, wenn ich mich da unverständlich ausgedrückt habe.
Ich meinte es so, wie es weiter oben bereits beschrieben wurde:
Die Qualität der Chorus macht mich natürlich neugierig auf die BelAir und die Frage ist … geht da noch mehr?
Hallo Thomas,
also wenn man das verneinen würde, das wäre doch wirklich sehr traurig. 😉
Ich war wohl der Erstbauer der Chorus 71, damals, vor Eschborn 2017. Udo ging mit ihr schwanger, es gab keine Weiche, wie auch. Er hatte sie aber schon im Visier. Auf dem Ledersofa sagte er „Bau sie!“, na toll, ich baue etwas was noch gar nicht existiert. Tatsache ist das der Leim bei mir in der Werkstatt noch nicht richtig getrocknet war als der Postbote die Weichenteile ablieferte. Solche Erinnerungen bleiben…
Ja, dann wie bei dir, sie waren zuerst am Fernseher und mit einmal war der Ton ein anderer. Am Stereo-Verstärker kam die nächste Qualitätssteigerung.
Mittlerweile ist sie ihrem Status als (hochwertige) Werkstattbox treu geblieben, mein Arbeitstier. Sie hat Nagerbefall klaglos überstanden und klingt wie am ersten Tag. Verkaufen? Nie und nimmer.
Das wichtigste passierte damals im Anschluss in Eschborn beim großen Probehören. Der direkte Vergleich mit ähnlichen Boxen, ACL gab es zwar noch nicht, es war unheimlich interessant die Eigenheiten der einzelnen Exemplare vor Ort zu erhören.
Es geht mehr. 🙂
Es grüßt freundlich
Rundmacher
Hallo Rundmacher,
Der Vergleich der kompakten 17er-Boxen aus allen Lautsprecher-Serien hat dank Nordhausen mittlerweile schon Tradition. Auch in diesem Jahr werden wir sie wieder im Treppenhaus aufstellen. Ich denke, besser kann man sich die klanglichen Unterschiede der Reihen kaum ans Ohr bringen.
Gruß Udo