Dass das Boxen-Bauen einen gewissen Suchtfaktor haben kann, ist wahrscheinlich keine neue Erkenntnis für jemanden, der regelmäßig auf dieser Seite landet und Bauberichte liest. Mich hat es also auch gepackt. Ich baue gerne Dinge aus Holz. Und wenn diese auch noch nützlich sind und gut klingen, ist das schließlich eine Win-Win Situation!
Nach der SB12 6L, einem U_Do 9 Center und einer Mona als kompakte Box wollte ich mich an einen Bausatz aus der Bluesklasse wagen. Vom Material und der Optik her hatte mich zunächst die Ceram-Serie gereizt. Nach der Wiederauferstehung von Eton im April 2024 und den Klangbeschreibungen der Chorus-Serie kam ich aber doch von der Ceram ab, die erste Entscheidung für die Serie war getroffen.
Die zweite Frage nach der Variante und Größe war ebenfalls schnell durch die räumlichen Gegebenheiten vorgegeben. Sie sollten nach Möglichkeit in ein Regal passen und eine bestehende Streaming Box durch etwas schönes Neues mit besserem Klang ersetzen. Es wurde also gemessen, gerechnet und gezeichnet. Heraus kam der Entwurf einer etwas breiteren, aber dafür niedrigeren Box, die, wenn ich meinen bayrischen Dialekt bemühen darf, im Vergleich zum Original etwas g’stumpfert (= gedrungen) daherkommt. Den Entwurf hat Udo dankenswerterweise und wie immer unkompliziert per Mail abgesegnet, mir aber auch den Kommentar „kannst Du so bauen, aber mir gefällt meine Variante besser“ mitgegeben. Aber was will man machen, wenn man ein bestimmtes Format nicht überschreiten möchte und das schlankere Original nicht passt?
Für die Materialauswahl war mir von Anfang an klar, dass ich schwarzes MDF verwenden möchte. Das hatte ich bisher noch nie genutzt, aber die Optik auf verschiedenen Bildern hier im Magazin gefiel mir sehr. Ansonsten hatte ich in Hinblick auf die Gestaltung keine klaren Vorstellungen – bis ich auf einen (hier in den Berichten auch schon das ein oder andere mal erwähnten) Mini-Röhrenverstärker gestoßen bin. Ja, ich weiß, das mag nicht der würdigste Verstärker für die Blues-Klasse sein, aber das Oldschool-Design mit dem analogen VU-Meter und die Farbwahl in Schwarz und Kupfer haben mich dermaßen angesprochen, dass ich zugegriffen habe und auch die Boxen entsprechend gestalten wollte.
Die Bestellung ging raus, die Lautsprecher kamen zügig an, der Bau konnte starten. Manche Schritte werde ich im Folgenden eher schnell und kurz beschreiben, weil es dafür viele, andere Beispiele in anderen Berichten oder im Forum gibt. Auf meine Fehler und Erkenntnisse gehe ich aber näher ein – vielleicht nützen sie ja dem ein oder anderen.
Die einzelnen Holzteile wurden auf Maß gesägt, wobei Front und Deckel mit einer 45-Grad Gehrung versehen wurden. Für die Ausschnitte für die Chassis, die Bassreflex-Rohre und die Anschlüsse kam die Oberfräse mit einem Fräszirkel zum Einsatz.




Hier bin ich auf ein erstes, kleines Problem gestoßen. Nach meinem Geschmack saß der BMT etwas zu tief in seinem Loch. Die Tiefenangabe hat zwar nach Maß gepasst, aber gefallen hat es mir nicht – also habe ich den Ausschnitt mit zwei Lagen aus 0,5mm starkem Furnier wieder aufgefüllt. Auf manchen Bildern sieht man es auf dem schwarzen MDF leuchten, später wurde auch das Furnier geschwärzt. Beim nächsten Mal messe ich also vorher noch einmal das Chassis und überlege dann, wie tief es sitzen soll.
So war ich jedenfalls mit den Ausschnitten zufrieden und konnte mit der Oberfräse Nuten für die Seitenteile und die Versteifung in der Box fräsen. Die Seiten der Box habe ich aus zwei MDF Platten mit 8 und 10 mm geplant, weil ich aus optischen Gründen schmale Seitenteile, aber in Summe trotzdem eine ähnliche Plattendicke haben wollte, wie beim 16 mm starken Rest der Box.
Das zweite, kleine Problem bei diesem Bau war, dass die Bretter für Front, Deckel, Boden und Rückseite aus dem Baumarkt beim Nachmessen zuhause ca. 1 mm zu schmal waren. Das sollte zwar eigentlich nichts ausmachen, aber mein innerer Monk wollte das etwas kleinere Innenvolumen nicht hinnehmen. Also habe ich in die Seitenteile noch kleine Taschen gefräst, um das Volumen wieder zu vergrößern.
Nach den Vorbereitungen der Hölzer konnte es ans Verleimen gehen. Front und Deckel wurden mit Klebeband verbunden, um die Gehrung sauber zu verbinden, die inneren Seitenteile und der Boden kamen hinzu und es wurde alles mit Zwingen fixiert.



Während das trocknen durfte, wurden die Weichen gelötet und die teilweise echt massiven Spulen mit Kabelbinder fixiert. Ich mache das gerne auf einer Leiterplatte und nicht auf einem Brettchen, da kommt wahrscheinlich der Elektro-Ingenieur zu sehr durch. Für die gewünschte Position der Weichen auf der Rückwand wurden kleine Unterleghölzer verleimt, auf die später die Elektronik einfach aufgeschraubt werden kann. Damit war dann auch die Rückwand bereit, verleimt zu werden.


Nachdem die Korpusse getrocknet waren, ging es an die Feinarbeit. Die Überstände wurden bündig gefräst, außerdem habe ich umlaufend den Korpus und die schmalen Seitenteile leicht mit 45 Grad abgefast. Damit beim finalen Aufsetzen der Seitenteile nichts verrutschen kann, habe ich vor dem Spachteln und Lackieren noch Holzdübel gesetzt, die mir die exakte Position definieren. Die Seiten wurden dann gespachtelt und geschliffen. Die schwarzen Mittelteile sollten geölt werden und wurden deshalb nur geschliffen. Trotz Absaugung war meine Werkstatt rund um die Arbeitsplatte danach von einer schwarzen Patina überzogen. Dass MDF ganz schön staubt, war mir klar, aber Dank des schwarzen Staubs wurde das diesmal mehr als sichtbar. Beim Schleifen also immer eine Maske tragen!


Das Lackieren der Seitenteile ging gut von der Hand und das Ölen der Korpusse mit seidenmattem Hartwachsöl auch – dachte ich zumindest. Hier war ich dann nämlich mit meinem dritten Problem konfrontiert. Offenbar hatte ich unterschätzt, wie schnell das Öl ins MDF zieht, so dass ich beim Abziehen mit einer klebenden Oberfläche kämpfen musste. Und dabei war das nicht das erste Mal, dass ich etwas geölt habe, eigentlich meinte ich, die Tücken zu kennen. Also habe ich noch einmal etwas nachgeölt und gleich wieder abgewischt in der Hoffnung, dass es nun sauber abtrocknet. Doch am nächsten Morgen war die Hoffnung dahin, die Oberfläche war leicht glänzend mit sichtbaren Wisch-Spuren. Ich war kurzzeitig verzweifelt – aber man darf sich nicht unterkriegen lassen!

Also rückte ich der Oberfläche per Hand und mit 400er Schleifpapier zu Leibe, um die Wischspuren zu beseitigen. Dabei kam die Hoffnung zurück, denn das ging schon einmal relativ gut (rechts auf dem Foto vor dem Schleifen, links nach dem Schleifen). Danach habe ich noch einmal sehr bewusst und dosiert eine Schicht Öl ins Holz einmassiert, anders kann man es nicht sagen. Aber auch das ging sehr gut, das Öl vom Vortag wurde so wieder angelöst und mit verteilt, so dass ich am Ende ein Ergebnis hatte, mit dem ich zufrieden war. Wer sich also einmal „ver-ölt“: Nicht aus der Ruhe bringen lassen!
Die letzten Schritte liefen dann problemlos ab. Die Seiten wurden mit Kupferlack lackiert und konnten nach dem Trocknen Dank der Holzdübel einfach positioniert und verleimt werden. Füllmaterial, Weichen und Chassis wurden eingesetzt und der große Moment stand kurz bevor.





Was kann ich anderes sagen außer: Wow! Ein Standardstück, das ich immer gerne zum Testen höre, ist „Liquid Spirit“ von Gregory Porter. Man hört das sanfte Zupfen am Bass und das Wischen der Saiten, während sich die Bläser mit Druck, aber unaufdringlich aus dem Hintergrund dazugesellen. Es ist eine wahre Freude, das aus diesen Boxen zu hören. Der Eindruck setzt sich auch beim weiteren Hören fort. Ich höre Details in manchen Stücken, die ich bisher nicht wahrgenommen habe. Der Klang ist weich, aber präzise. Die Bandbreite reicht tief genug hinunter, um auch basslastige Musik wiederzugeben, bedient gleichzeitig aber wunderbar die Mitten und Höhen, dass es stets homogen klingt und einen nicht erschlägt, wie es manchmal ein Subwoofer tut.

Ich bin begeistert vom Klang! Und ich bin auch sehr zufrieden mit der Optik, so dass ich mich abschließend sagen traue: Meine g’stumpferte Variante der Chorus gefällt mir mindestens so gut, wie Udos schlankeres Original.
Daniel
Zur Chorus 51 im Online-Shop



Moin Daniel, ich möchte mich anschließen. Ich finde die Proportionen sehr gelungen. Die präzisen Fräsungen in Kombination mit der Optik machen Lust auf sichtbares schwarzes MDF. Da hab ich bis jetzt immer einen großen Bogen drum gemacht… Deine Wahl zum Antreiber unterschreibe ich. Die Sachen von Nobsound/Douk-Audio sind schwer in Ordnung. Bin ich auch Fan von.
Viele schöne Stunden beim Hören! Good Job!
LG Andreas
Hallo Andreas,
Danke Dir für das Lob!
Der kleine Verstärker begeistert mich tatsächlich noch immer. Ich habe inzwischen auch einen weiteren (ohne Röhren) beschafft, auch der leistet einen tollen Dienst. Für diesen Preis macht man da absolut nichts verkehrt.
Das schwarze MDF war bei mir ja auch ein erster Versuch. Es lässt sich eigentlich auch prima verarbeten, nur beim Ölen hat es mich geärgert – aber da lag der Fehler vielleicht auch eher bei mir… 😀 Ich werde das aber sicher in weiteren Bastelprojekten verwenden, weil es wirklich eine tolle und „unerwartete“ Optik bietet.
Schönen Abend,
Daniel
Guten Morgen Daniel,
da hast Du Dir sehr schöne Lautsprecher gebaut.
Das dazu passende „Bankerl“ für die Elektronik ist eine gute, edel wirkende, Idee,
Hattest Du auch einen Entwurf mit einem Reflexkanal gezeichnet, oder wäre der mit der größeren Gehäusebreite zu schmal geworden? (Strömungsgeräusche)
Für mich sind die Chorus TMT optisch sowas von ansprechend, einfach schön.
Viel Spass beim Musik geniessen mit den „gstumpatn.
Wir lassen noch ein paar Laute mehr weg 🙂
Servus Peter
PS: Der Fräszirkel? Schaut präzise aus. Wo gibt es einen Bauplan?
Hallo Peter,
Danke für die netten Worte zu meinen Lautsprechern! 🙂
Optisch haben mich die Chorus Chassis auch unglaublich angesprochen und der Klang ist einfach fantastisch.
Für einen Reflexkanal hatte ich mir nur einmal die Front skizziert, mir haben aber die beiden runden Auslässe in dem Fall deutlich besser gefallen. Insofern habe ich dann auch gar nichts in diese Richtung gerechnet.
Der Fräszirkel begleitet mich schon relativ lange, ich habe ihn aber auch nur nachgebaut. Zum Glück scheint es die Seite noch zu geben:
https://www.hobbyholzwuermer.de/werkzeug/werkzeug-im-eigenbau/fraeszirkel-auch-fuer-kleine-kreise-im-eigenbau/
Viele Grüße,
Daniel