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Antwort auf: Allgemaine Fragen zu LS design und hier verwendete Chassis

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HortusNanum

    Die Angabe 20Hz bis 20kHz deckt das Spektrum ab, in dem Schall für das menschliche Gehör wahrnehmbar ist. Das ist aber individuell unterschiedlich, insbesondere der Hochtonbereich nimmt mit dem Alter stark ab. Welche Frequenzen Du (noch) wahrnehmen kannst, kannst Du mit einem einfachen Test herausfinden: https://www.funkkopfhoerer-infos.de/artikel/hoertest-welche-frequenzen-hoerst-du
    Aber Musik besteht ja zum Glück nicht nur aus Sinustönen, deswegen macht der reine Frequenzumfang noch keinen guten Lautsprecher.

    Inwiefern ist das nun für Lautsprecher relevant? Kommt drauf an was Du hörst. Der tiefste Ton einer großen Kirchenorgel hat 16,4Hz (die 32 Fuß Pfeife – über 10m lang). Dieser ist aber in Natura eher spürbar als hörbar. Aber das Erlebnis ist aber durchaus „aufrüttelnd“. 😉
    Die Bässe bei synthetischer Musik gehen auch gerne mal runter bis 20 oder 30Hz. Aber was davon „braucht“ man nun in einem Lautsprecher? Im Zweifel ist natürlich haben immer besser als brauchen, aber tiefe Töne gehen halt nur mit ordentlich Membranfläche und großen Kisten. Das muss man halt auch stellen können. Außerdem ist guter Bass auch mehr als nur ein tiefer Ton (Impuls, „Druck“). Im Heimkino mag man es, wenn der Subwoofer ordentlich rummst und einem die Explosionen druckvoll um die Ohren bläst, auf einem Live-Konzert lässt man sich die bis zum Milzriss die Eingeweide durchschütteln.

    Die wenigsten Lautsprecher, die mit 20Hz angegeben sind, schaffen das auch tatsächlich. Schau Dir mal den Frequenzschrieb der Dir bekannten SB18 an (siehe https://www.acoustic-design-magazin.de/2011/03/15/sb-18-remastered/ ) und vergleiche den mit der Granduetta (siehe https://www.acoustic-design-magazin.de/2011/12/15/leserprojekt-granduetta/ ). Angegeben ist die untere Grenzfrequenz immer bei -3dB. Das bedeutet Du liest den dB-Wert ab, an dem die Linie in die Waagerechte geht und schaust, bei welcher Frequenz die Kurve 3dB unter dieser Waagerechte liegt.
    Was sagen nun diese Diagramme? Die SB18 ist ein hervorragend klingender Lautsprecher, dem zum Musikgenuss erstmal nichts fehlt. Hört man aber im unmittelbaren Vergleich eine Duetta (die Granduetta zu hören war mir noch nicht vergönnt), weiß man was die SB18 nicht kann. Und das findet sich auch auf dem Meßschrieb. Wie die beiden Lautsprecher klingen, findet sich auf dem Meßschrieb aber nicht.

    Warum wird nun bei einem Aktivlautsprecher die untere Grenzfrequenz begrenzt? Weil man es kann. Bei einem passiven Lautsprecher bräuchte man für einen steilflankigen Hochpassfilter in dem Frequenzbereich große und teure Spulen, weshalb man eher darauf verzichtet. Mit einem aktiven Verstärkermodul mit DSP ist es ein Klick in der Konfigurationssoftware, bei herkömmlicher Verstärkertechnik braucht man eine Handvoll Bauteile vor dem Leistungsteil. Frequenzen unter 18 oder 20Hz hört sowieso keiner und die übertragenen Leistungen sind in dem Bereich enorm. Im besten Fall beeinträchtigen die unnötigen Schwingungen nur die saubere Basswiedergabe, im schlimmsten Fall zerstören sie den Tieftöner.
    Zu Zeiten als Schallplatten nicht nur ein Statussymbol für Retro-Yuppies waren, hatten die meisten Verstärker einen sogenannten „Subsonic-Filter“, der Frequenzen unter 16 oder 18 Hz steilflankig gefiltert hat, damit unhörbar tieffrequente Rumpelgeräusche aus der Eigenresonanz des Tonabnehmersystems nicht bis zum Lautsprecher vordringen können.

    So, ist mal wieder länger geworden als beabsichtigt. Ich hoffe trotzdem, es hilft. Sollte ich Unsinn schreiben, bitte ich um freundliche Korrektur. Ich lerne auch gern dazu.

    Viele Grüße,
    Roland

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