9. März 2013

SB Heimkino von Klemens

Autor: Gastautor
 

Begonnen hat alles damit, dass meine Frau den Wunsch nach “Rundum-Sound” beim Filmschauen geäußert hat. Und los ging’s: Tage-/ nächtelanges Foren-/ Bericht-Lesen. Das Ergebnis der Internet-Recherchen ist wahrscheinlich schon den meisten Leser bekannt: Je mehr das man liest, desto mehr weiß man, dass man noch mehr lesen muss. Ich werde zuerst den Weg der Erkenntnisfindung bis zur Bestellung der Selbstbau-Komponenten schildern. Als Ausgangsbasis hatte ich ein in meiner Jugend (vor ca. 20 Jahren) angeschafftes Sterreo-Set bestehend aus Acoustic Research Vollverstärker, Goodmans Regalboxen und Harman Kardon CD-Player. Damaliger Schilling-Set-Preis: 15000,-.

Dass der Stereo-Verstärker nicht für 5.1 geschaffen war, versteht sich von selbst. Die bestehenden Boxen könnte man doch weiter verwenden? Ja schon, nur gibt es Goodmans schon etliche Jahre nicht mehr und Lautsprecher, die klanglich dazu passen, werden auch sicher nicht so leicht zu finden sein. Angeregt durch Internet-Community und Test-Berichte schafften es Lautsprecher der Marken Wharfedale und Dali in die Endausscheidung. Zum Glück gibt es auch einen Händler in Linz, auf den ich durch Zufall gestoßen bin, der beide Marken (vor-)führt. Nach der ersten Hör-Session mit Regal-LS wurde die Dali Zensor Serie für gut befunden. Die Stand-LS waren leider nicht vorrätig, somit wartete ich noch, bis der Händler diese wieder in der Vorführung hatte.

Zum Pech des Händlers war ich inzwischen auf die Kreationen von Lautsprecherbau.de gestoßen und es stand schnell fest, dass es Selbstbau werden muss, vor allem auch, weil ich in Vaters Werkstatt das benötigte Umfeld bereits hatte. Dass hier die Beratung ganz große Klasse ist, ist zwar schon weitreichend bekannt, was aber noch lange nicht heißt, dass es unerwähnt bleiben sollte. Nach ein paar Emails war die Entscheidung zugunsten SB36, SB30 Center mit SB-26-STC und SB15PC gefallen.

Der nächste Schritt war die Planung der Boxenform. Die Ursprungsform der SB36 kam nicht in Frage, weil die räumlichen Gegebenheiten nach einer Frontbox mit ca. 70cm Höhe verlangten. Um die Front der SB36 nicht zu wuchtig werden zu lassen, entschied ich mich für runde Seiten. Mit welchem Mehraufwand das verbunden ist, konnte ich bei meinem ersten Selbstbauversuch noch nicht wissen. Nach Absegnung durch Udo stand der Grundriss  und somit die Bauform der SB36 fest. Bei einer Innengrundfläche von 598cm² ergibt das ca. 63cm Innenhöhe (unter Berücksichtigung der innenliegenden Verstrebungen). Die SB15PC und den SB30-Center durften im ersten Anlauf ihre Originalform behalten.

Nun schreiten wir zur Bauphase. Den Holzzuschnitt ließ ich im lokalen Baumarkt machen – 19mm MDF war die Vorgabe. Zu meiner Überraschung ist der Zuschnitt kostenlos. Auf den Bau der Rear-Boxen (SB15PC) werde ich nicht näher eingehen und einfach ein paar Bilder für sich sprechen lassen.



Ebenso unspektakulär war der Bau des Center mit zwei Ausnahmen. Ich musste feststellen, dass mein ursprünglicher Plan, die optische Qualitätskontrolle nicht bestand und er in das Regal integriert werden musste. Des Weiteren war das geschenkte Buchenfurnier dermaßen bockig, dass es nur mit Rissen an den Rändern verarbeitet werden konnte. Diese Macken besserte ich mit einer Buchen-Spachtel-Masse aus, sodass es beim Endprodukt kaum auffällt. Im Nachhinein, wären diese Risse selbst bei dem Buchenfurnier mit mehr Übung zu vermeiden gewesen…




Der Bau der Custom-SB36 war gegenüber den anderen Boxen schon ein ganz anderes Kaliber. Zuerst übertrug ich die Innen-Grundfläche und schnitt diese grob mit der Bandsäge aus. Dann spannte ich alle Deckel-, Boden- und Spantenplatten mit Schraubzwingen zusammen und mit dem Bandschleifer waren diese in wenigen Minuten in der Form identisch.

Die Löcher für Chassis fräste ich mit einem auf Ebay erstandenen Fräszirkel. Mit diesem Zusatzwerkzeug ist das wirklich sehr einfach, aber auch sehr zeitintensiv. Ich verbrachte sicherlich einige Stunden bis die acht Löcher der Fronten fertig waren. Um das Skelett beim Verleimen mit Fugenleim im rechten Winkel zu halten, hab’ ich dem Deckel eine zusätzliche Verstrebung gegönnt. Das überstehende MDF auf Front und Rückseite habe ich mit dem elektrischen Handhobel beseitigt. Dabei muss man wissen, dass der Hobel am Ende der Bahn recht leicht das Holz ausreißt. Bei einer später furnierten oder lackierten Oberfläche ist das nicht so schlimm, weil man solche Stellen ja noch spachteln kann.

Auf den runden Seite entschied ich mich für eine Kombination aus 3mm HF-Platten und 19mm Biege-MDF. Die Biege-MDF-Platten stellte ich auf der Kreissäge selbst her, indem ich die Platten im Abstand von ca. 1,2 cm, 1,5 cm tief einschnitt. Zuerst wurden die 3mm HF-Platte in Form gebracht. Sogar bei diesen vergleichsweise dünnen Platten musste aufgrund des kleinen Kreisradius von ca. 33 cm schon massive Gewalt angewandt werden. Bei diesem Arbeitsschritt ist es gut, wenn man vier Hände zur Verfügung hat. Nach einer Aushärtezeit von min. einem Tag wurden Schritt für Schritt dichte Gehäuse gefertigt. Innenseitig habe ich an allen Kanten noch sicherheitshalber großzügig Fugenleim verteilt. Beim Biege-MDF wurden die „Biegerillen“ mit einer Mischung aus Schleifmehl und Leim gefüllt. Diese Methode hat meiner Meinung die Vorteile, dass der Leim nicht gleich wieder herausläuft und man den Leimverbrauch in Grenzen hält. Es wurden dennoch über 2kg Leim für beide Boxen verbraucht. Beim Biegen musste abermals rohe Gewalt angewandt werden. Zusätzlich wurden die immer wieder verruschtenden Seitenplatten mit Spax fixiert. Nach dem Aushärten wurden die Schrauben wieder entfernt und die Löcher verspachtelt.

Da die Boden- und Deckeloberfläche mit dem ausgetretenen Leim dermaßen schlecht zu schleifen war und ich mir das Spachteln ersparen wollte, entschied ich mich 3mm HF-Platten aufzuleimen. Eine im Nachhinein sehr gute Entscheidung. Die HDF-Platten wurden mittels Bandsäge grob ausgeschnitten und mit der Oberfräse nach dem Aufleimen bündig gefräst. Ach ja, die schon oft verbauten Magnete zur Befestigung eines Spannrahmens hab’ ich auch in der Front versenkt.

Das Satinnuss-Furnier habe ich beim lokalen Dealer, der Fa. Keplinger in Traun, erstanden. Dieser  Großhändler hat auch ein Echtsteinfurnier im Angebot, welches eine Wahnsinnsoptik hat. Da es sicherlich sehr tricky zu verarbeiten ist, hab’ ich mich beim meinem Jungfernprojekt nicht drübergetraut – auch weil es x-mal teurer als das auch nicht billige Furnier ist.

Um eine schöne “Schmetterlings-Optik” zu erreichen, musste man das Furnier fügen. Dazu hab’ ich zuerst den Blättern mit den Cutter schön vorsichtig gerade Schnittkanten verpasst. Das geht auch längs zur Maserung gut, solange man ganz leicht andrückt und pro Furnierblatt min. dreimal drübergeht. Zusätzlich wurden anschließend die beiden zusammenpassenden Blätter zwischen zwei 45° 19mm Holzlatten eingespannt und eben geschmirgelt. So kann man dann die beiden Blätter leicht überlappen lassen. Gestückelt hab’ ich mittels Furnierklebeband, welches ich beim Furnierhändler gekauft hatte. Besonders wichtig ist es IMO, das Furnier vor dem Aufbügeln auf der Stirnseite noch mit Malerklebeband zu verstärken, so ist ein Ausreißen wie bei Center zu vermeiden. Das Aufbügeln an sich ist bereits mehrfach beschrieben worden und nach dem Howto der Wekstattpraxis gelingt es mit etwas Übung perfekt. Einzig die Methode mit der Dreiecksfeile habe ich bei mir durch 120er Schleifpapier abgelöst, welches über eine 90° Kante gespannt war. Geschliffen wurde abschließend mit 120er, 240er und 320er Papier und als Versiegelung habe ich drei Schichten Clou Hartwachs-Öl farblos verwendet. Vor der letzten Schicht wurde mit 400er drübergeschliffen. Das ergab eine matt-glänzende Oberfläche.

Eine Geschichte, die vermutlich nur mir passieren kann, will ich auch nicht unerwähnt lassen: Ein 17er Chassis ist während der viermonatigen Bauzeit abhanden gekommen und bis jetzt ist es auch noch nicht wieder aufgetaucht. “Zum Glück” kann man ja eines nachbestellen… 😉 Naja, vielleicht will ja irgendwann auch die SB18 gebaut werden.

Der abschließende Einbau der Weiche, welchen mit Heißkleber an der Rückwand fixiert wurde, der Dämmung, der Chassis, dem Terminal und des BR-Rohres ist dann nur noch Fun.


Zum Klang:

Ich hab’ bis auf meine alten Goodmans-Boxen keinen Vergleich in den eigenen vier Wänden, aber was die SB-Teile da von sich geben, kann sich hören lassen. Im Heimkino-Surround-Betrieb ist der Sound, die passende Quelle vorausgesetzt, schon der Hammer. Man hört Details, die einem vorher noch nie auffallen sind. Stimmen kommen sehr gut herüber und können auch bei sehr lauten “Nebengeräuschen” klar herausgehört werden. Ich glaube aber, dass es die Bluesklasse für Heimkino wirklich nicht sein “muss”.

Für den Stereo-Betrieb will ich mich zu erst über die SB15PC äußern. Diese war doch zirka zwei Monate im Einsatz, bevor sie durch die SB36 abgelöst wurden. Die Kleinen sind absolute Klasse! Ich hätte mir nie gedacht, dass aus dieser kleinen “PC-Box” dermaßen viel herauskommt. Als ich sie gegen die SB36 auswechselte, muss ich gestehen, dass ich von den SB36 etwas enttäuscht war – was aber zwei Gründe hatte: Erstens meine zu hohen Erwartungshaltung und zweites die Uneingespieltheit der Chassis. Zur Verteidigung der SB36: Warum sollte sie auch so viel besser als die kleine SB15PC klingen? Abgesehen vom Bassbereich, kann und soll sie kaum anders klingen. Nachdem sich die Chassis mittlerweile nach eineinhalb Monaten viele Stunden eingespielt haben, bin sehr zufrieden: Der Klang ist bei jeder mir zugänglichen Musikrichtung spitze, egal ob Massive Attack, Manowar, Metallica, Reinhard Mey oder Maria Callas in Schall umgewandelt wird.

Fazit: Die DIY-Gemeinde hat ein neues Mitglied. Ich bin schon am Überlegen, welche Boxen als nächste dran sind. Vorher muss aber erst ein g’scheiter Sterreo-Amp gebaut werden. 😉

Dank an das Magazin für die Vorstellung der Kreationen und Support, an die Vorbauer und deren Berichte und an meine Familie die mich lange entbehren musste…

Klemens

 

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