14. Februar 2014

Uwes Multikanal mit SB 15 und 30

Autor: Dilettant

Da war dieses Zischeln bei S-Lauten. Nicht wirklich laut und für den unbedarften Hörer nicht auffällig, aber eben doch eine unnatürliche Klangfärbung. Ich kann mich in so etwas hineinsteigern und höre dann in jedem Stück diesem Fehler nach. Ich hatte die Boxen mit dem Alu-Breitbänder und dem dazu passenden Bass-Chassis gebaut, weil ich mir davon eine ausgeprägte räumliche Tiefe versprochen hatte. Die war auch da. Außerdem eine beinah schon übertriebene Klarheit in den Mitten, die von einem mächtigen nicht allzu differenzierten Bass untermalt wurde. Es war also schon viel Schönes dran, wenn nicht, ja wenn…

Es war nicht mein erstes Bauprojekt und somit hatte ich mir auch bei der Formgebung einiges vorgenommen. Das Ergebnis war schon recht ansehnlich. Aber es blieb das leise Zischeln. Auch in meinen Kopf.

Nun also alles auf null und noch einmal ganz neu überlegt. Was will ich übernehmen, was anders machen. Meine Frau erklärte mich zu diesem Zeitpunkt zwar für verrückt, da ich wahnsinnig viel Zeit in das letzte Projekt gesteckt hatte und sie mit dem Ergebnis sehr zufrieden war. Aber wie immer, wenn es um Holzarbeiten geht, habe ich freie Hand und ihre volle Unterstützung!

Wir hören hauptsächlich Jazz und Klassik. Das letztere fast nur von der SACD im Multichannel-Modus. Es sollten also fünf möglichst gleichwertige Boxen sein. Vor allem die drei Exemplare vorn sollten möglichst identisch sein. Das ist fürs anständige Musikhören von der SACD ein ganz wichtiger Faktor, wie ich finde. Wieder sollte eine gute Räumlichkeit ins Pflichtenheft, aber eben auch ein unverfärbter, homogener Klang stand jetzt ganz oben auf der Liste. Das letzte Quäntchen Bass müssen die Neuen nicht können. Dafür habe ich mal einen guten Sub gebaut mit geschlossenem Gehäuse und einer hervorragenden Endstufe. Mit ein bisschen Erfahrung kann man den Woofer an jede Box anpassen. Da sind meine Frau und ich schon ein eingespieltes Team. Sie sitzt am Regler, ich vor den Boxen…

Eins wollte ich ganz sicher nicht: Noch einmal eine Box ungehört kaufen! Zu schnell lässt man sich von schönen Bildern verleiten. Der Aufwand beim Heimwerken sollte auch mit dem gewünschten Klang belohnt werden. Also hat es mich ins Hörstudio gezogen. Ich wurde herzlich empfangen und ich hatte wirklich alle Zeit der Welt, meinen extra für diesen Zweck zusammengestellten Hörtest-CD´s an verschiedenen Lautsprechern zu lauschen. Natürlich sind die Bausätze mit den Eton-Chassis über jeden Zweifel erhaben. Aber die Dinger haben halt ihren Preis – den wollte ich unserer Familienkasse denn doch nicht zumuten. Es gibt jedoch noch andere Boxen in der Bluesklasse, die für eine Handvoll Dollar weniger in zumindest ähnliche Klangwelten vorstoßen. Und so kam ich dann zur SB 30 für die Front und die SB 15 für den Rear-Bereich. Aus den 30igern habe ich für die Front Standboxen gemacht. Bei ihrer Länge hätten sie auf Ständern etwas pummelig gewirkt.

Lautenförmig sollten die neuen sein. Allein für das Umrechnen des Volumens auf der Grundlage des Originalbauvorschlags habe ich viele Abende verwandt. Ich meide in meiner Freizeit die Zusammenarbeit mit dem Computer, wo immer es geht. Daher habe ich auch keine Sympathien für CAD-Programme oder ähnliches. Meine Arbeitsgrundlage ist Millimeterpapier und dazu Lineal und ein spitzer Bleistift. Ich habe mich für einen Spantenaufbau entschieden. Der Deckel und der Boden jeder Box wurden verdoppelt, um eine noch größere Versteifung zu erreichen.


Beim Aufbau habe ich in Front und Rückseite die Spanten ein wenig eingelassen, so dass ein stabiles Grundgerüst entsteht. Das Einfräsen hat zudem den Vorteil, dass beim Verleimen alles schön lotrecht bleibt. Die erste Schicht habe ich dann mit Fuma-Sperrholz beklebt. Dadurch habe ich mir ein möglichst „geschlossenes“ Gehäuse versprochen.

Die weiteren zwei Auflagen je Gehäuseseite haben meine Frau und ich mit selbst eingeschnittenen 8mm starken MDF-Platten beklebt. Da waren dann 20 Platten zu schneiden, in jede im 3mm-Abstand mit der Kreissäge Fugen zu ritzen und diese direkt vorm Kleben mit einer Sägespäne-Leimmischung auszufüllen. Anschließend haben wir Spanngurte gezurrt, bis der Arzt kommt. Bewährt haben sich die auf den Bildern zu sehenden Abstandhalter an der Front- und Rückseite, die den Zugwinkel der Spanngurte so verändern, dass die Ränder der Platten genau auf den Spannten aufliegen. Die Platten hatten wir so zugeschnitten, dass genug Überstand vorhanden war. Die Platten entdecken nämlich beim Aufkleben die Wanderlust und verschieben sich auf ihrer Leimschicht in jede ungewünschte Richtung. Die frisch eingeleimten Platten mussten mit der Blumensprühflasche angefeuchtet werden. Dann erfolgt mit viel Kraft und unter Einsatz einer Heißluftpistole der Widerspenstigen Zähmung solange, bis wir ohne Bruchgefahr die Gurte langsam anziehen konnten. Das alles unter einem gewissen Zeitdruck, da ja der Leim zu trocknen droht. Da lagen bei mir dann schon manchmal die Nerven blank, aber meine niemals verzagende Gattin behält auch in solchen Situationen noch den Überblick!

Falls ich jemals wieder ein ähnliches Projekt angehe, würde ich vorgefertigte Biege-MDF-Platten verwenden. Das dürfte eine Menge Zeit sparen…

Als dann alle überstehenden Ränder abgeschliffen waren, konnte man schon so etwas wie eine Box erkennen.

Für die Oberfläche haben wir das Biegefurnier von EasyWood gewählt, das bei einem erträglichen Preis eine sehr gute Qualität bietet und durch das Vorbrechen der Furniers und dem Flies auf der Rückseite eigentlich super zu verarbeiten ist. Eigentlich.

Hier muss ich vielleicht kurz einschieben, dass ich von vielen Dingen, die ich mit Holz mache, keine Ahnung habe. Ich bin im normalen Leben Schreibtischtäter. Aber ich bin der Überzeugung, dass man sich alles aneignen kann und aus Fehlern lernt. Jedesmal gelingt einem dann ein Werkstück etwas besser. Auf diese Weise habe ich fast all unsere Möbel in der Werkstatt meines Schwiegervaters (an dieser Stelle herzlichen Dank dafür an Hartfried!!!) gebaut und mich langsam „hochgearbeitet“. Nur furniert hatte ich eben noch nie.

Der erste Versuch mit den kleinen SB15-Boxen sah schon sehr gut aus. Wir haben Kontaktkleber auf das vorgeschnittene Furnier und die Box verteilt und die Front als erstes belegt. Dann haben wir mit der Tapeten-Andrückrolle beide Schichten miteinander „verschmolzen“. Nachdem die Front einen gleichmäßigen Eindruck machte, haben wir schnell die Box gedreht und uns an den Seiten hochgearbeitet. Auf der Rückseite kam es zu einer Überlappung. Hier hatten wir zuvor Backpapier zur Trennung eingelegt. Dann schneiden, das Papier herausziehen und die verbleibene Kante vorsichtig wegschleifen.

Die Probleme tauchten dann bei den größeren Boxen auf. Die kann man nach Verkleben der Front nicht gerade mal umdrehen. Das Ergebnis waren nicht richtig verklebte Stellen mit „Blasen“ unterm Furnier beim Center-Speaker. Ich habe das Furnier in Teilen wieder abgehobelt, mit Flüssigholz aufgefüllt und so eine erneute Furnierschicht vorbereitet.

Dann bin ich auf die Wahnsinnsidee verfallen, den Kontaktkleber durch Sprühkleber zu ersetzen. Das fühlt sich zwar beim Auftragen besser an, weil alles schneller und gleichmäßiger geht. Aber im Moment des Trocknens merkt man, dass keine Verbindung zwischen Holz und Furnier zustande kommt. Da hilft dann auch ausdauernd wildes Anrollen nicht mehr. Zudem führt die Feuchtigkeit des Sprühklebers dazu, dass sich das Furnier wellt und richtige Blasen entstehen. Das ist der Moment, an dem man sich spontan für neue Hobbies begeistern kann. Kochen oder Modelleisenbahn wäre jetzt nicht schlecht…

Letztlich war alles noch rettbar. Mit dem Bügeleisen auf einem alten Handtuch habe ich die Blasen in die Knie gezwungen und zumindest im „sichtbaren Bereich“ alles richten können. Der Rest war reine Freude. Löcher fräsen, dreimal wachsen, Weiche brutzeln und alles zusammen setzen. Ich hatte mich für je zwei Reflexrohre auf der Rückseite entschieden, was die Unterbringung der Dämmwolle (der Platz vor den Rohren soll ja immer frei bleiben) etwas erschwert. Aber hier siegt die Optik. Aus dem gleichen Grund habe ich das Terminal unter die Boxen verlegt.

Der Klang entspricht nach einer gewissen Einspielzeit – anfangs ist der Hochtöner noch etwas vorwitzig – genau meinen hochgesteckten Erwartungen. Als erstes fällt einem die absolut runde Vorstellung auf. Das kann ein Breitbänder nicht besser! Vielleicht liegt´s an der d´Appolito-Anordnung bei der SB30. Alles klingt wie aus einem Guß. Die Räumlichkeit ist sehr gut, wobei mir im Vergleich zu anderen Systemen auffällt, dass noch weit vor der Linie zwischen den Boxen etwas passiert und bei entsprechenden Aufnahmen auch rechts und links neben den Gehäusen einiges passiert! Frauenstimmen hört man direkt vor der eigenen Nase – quasi in Spucknähe. Das ist absolut beeindruckend. Meine geliebten SACD´s klingen nun dank der drei baugleichen Boxen in Front unglaublich luftig und homogen. Der Eton ER-Hochtöner kann natürlich oben herum alles noch feiner darstellen. Aber ohne den direkten Vergleich fehlt wirklich nichts! Der Bass ist mehr als erwartet konturiert und geht auch ohne Woofer hörbar tief. Gibt es etwas zu bekritteln? Allenfalls der kleine Platz auf dem Sofa, an dem die Musik richtig einrastet. Daneben klingt es immer noch gut, aber die Räumlichkeit geht ein wenig verloren.

Alles in allem ein Lautsprecher für Genießer, die vielleicht auf die letzte Grobdynamik verzichten können aber nicht auf die berühmte Gänsehaut, egal ob bei der jazzigen Frauenstimme oder dem großen Mahler-Orchester. Und das Zischeln kann ich in keiner Aufnahme mehr entdecken.

Herzlichen Dank für diese Chassis-Traumkombination!

Uwe

Die SB 15 Front und SB 30 Center wurden durch die SB 15 STC und SB 30 STC ersetzt.

Zur SB 15 STC im Online-Shop

Zur SB 30 STC im Online-Shop

 

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Hallo Uwe,
könntest du vielleicht noch die Zusammensetzung der Sägespan-Leimmischung kundtun? 🙂 Wäre super!
Ansonsten sind das auch sehr schöne Lautsprecher!
Und es stimmt, bei jedem Versuch oder jedem Werkstück lernt man neues dazu 🙂
Grüße

Hallo Gregor,

zu der Zusammensetzung kann ich aus der Erinnerung gar nicht mehr viel sagen. Ich habe Leim mit dem Sägemehl verrührt, bis es so „cremig“ war, dass man es mit dem Spachtel gut in die Ritzen der Platten schmieren konnte.

Learning by doing sozusagen…

Liebe Grüße
Uwe

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