5. Dezember 2015

Andis SB 30

Autor: Gastautor

Ich war 16, als ich mir vom Ferienjob die erste Anlage leistete. Philips CD Spieler (Toploader!), Aiwa Tapedeck, Harman Kardon Verstärker, T&A Boxen. Tolle Sache damals und alles noch in Betrieb. Naja, was ich halt noch habe davon. Alles war gut soweit, bis die zwei erbarmungslosen K (Katzen und Kinder) sich an den Boxen gütlich taten und unbarmherzig die strukturelle Integrität der Sicken auf eine harte Probe stellten. Die Sicken verloren übrigens. Gut, dann halt die zum Schrott, die Kollegin hatte mindestens genauso alte Cantöner bei mir abgestellt.

Die gingen halbwegs. Halbwegs. Die Familie und das Leben drumherum legten mir Ruhe bewahren auf. Aber die T&A mit neuem Gehäuse wurden dann doch wieder hingestellt mit abenteuerlich geklebten Sicken. Furchtbar. Es kam ja Ton raus. Und man hat ja eh keine Zeit zum Hören.

Wir holten nen neuen Fernseher. Tolle Funktionen, (wer braucht Internet am Fernseher?!) aber der Ton ist den Begriff nicht würdig. Keine Stimmverständlichkeit und alles Matsch. Ich wollte zumindest die Tagesthemen anständig verstehen.

SB30 Center war mir nach reichlich Lektüre hier klar. Und nen Yamaha Verstärker, damit ich den Fernseher überhaupt vertonen kann. Nicht falsch verstehen, ich schau pro Woche genau 1 Stunde fern. Montag Abend DMax. Die Kenner wissen, was ich meine, ansonsten eben Nachrichten und der Rest der Zeit gehört der Familie. Den Center schön ins Board integriert und TV-Ton war zur vollsten Zufriedenheit aller erledigt.

Alles gut soweit. Nur wuchs in mir nachvollziehbar der Drang, das hässliche Konstrukt, das rechts und links Töne von sich gab, deutlich aufzuwerten. Heißt, zwei Frontlautsprecher.

Ein Großauftrag brachte unerwartet das Budget für die Erneuerung der Frontlautsprecher mit sich. Auch hier nicht lange überlegen müssen und 2x die SB30 herbestellt. Das Design der Magni hat mir enorm gut gefallen und der Christian hatte nichts gegen mein Plagiat seiner guten Idee.

Aber der Reihe nach. Mein erster Entwurf sah eine Reflexöffnung nach unten vor. Kurze Mail an Udo, geht nicht. Also weiter gemalt. (Ich mach gerne so gut wie alles (beruflich und privat) am Mac, doch Ideen skizzieren geht mit Bleistift und Papier immer noch am besten. Reflexöffnung nach oben und ans Ende des Gehäuses. Kurze Antwort von Udo: „Passt!”

Dann die nächste, logische Frage, die viele bewegt, wo nimmt man das Holz her? Die ortsansässige Schreinerei hatte sich knapp zwei Wochen Zeit gelassen mit einer Antwort. Der Preis? Naja. Es ging bitte nur um 18mm Multiplex, kein Alabaster mit Intarsien!  Gehen wir also zum Biber um die Ecke. Dazu muss erzählt werden, dass die örtlichen Baumärkte eine große Bandbreite an Zuschnittsexperten bereithalten. Im Laufe der Jahre kennt man seine Pappenheimer, weiß, welches Maß man wie beaufschlagen muss und ob man gegebenenfalls nicht doch  gleich umdreht und zum nächsten Laden geht.

Der “gute” Säger war gerade vom Urlaub zurück und hat sich sichtlich gefreut, dass ich mich freute. Und – oh Wunder – 18er Birke war da. Genügend sogar! Zuschnitt prima und ab, heim. Der sehr konservative Boxen-Entwurf war für so ungeduldige Zeitgenossen wie mich ideal.

Ich startete nach kurzer Prüfung der Maße mit der Rundung der Wangen. Zwar hätte ich Christian fragen können, wie er sie gefertigt hat, besann mich dann auf mich selbst und zeichnete die Rundung mit Hilfe eines ausgedienten 10“ Chassis an. Da das Ding nicht von Intertechnik/ ADW stammt, habe ich es mal nicht ins Bild aufgenommen. Dafür gibt´s Schleichwerbung für das verwendete Werkzeug. Ausgezeichnetes Gerät, die Rundung ist bei allen vier Brettern auf das Zehntel genau geworden!

Die normalerweise unnötigen, weil banalen Bilder vom Akt des Leimens (warum hatte mir vor Jahren niemand Fugenleim empfohlen? Udo, wo warst Du, als ich Dich brauchte?) muss ich hier doch einschieben, weil die Aussentemperatur von knapp 40°C um etwa 15° höher war als die in der Lagerstätte des Holzes. Multiplex neigt ja eher weniger zum verziehen, hier aber …

Letztendlich habe ich alles so hinbekommen, wie es auch geplant war. Bis auf den an und für sich banalen Fehler: Ich vergaß, die Öffnungen für das Terminal am unteren Abschlussbrett anzubringen, bevor ich leimte. Danach is nicht mehr. Gut, also der Ungeduld beigeben und das Terminal wie gehabt auf die Rückseite.

Wie Christian entschloss ich mich auch für eine Lasur. Vorher allerdings schliff ich und trug eine weiße Beize auf. Das allein sah schon klasse aus. Als Fan von schönen Maserungen zahlt sich aus, wenn man dem Virtuosen an der Säge offen Respekt zollt. Richtig schick geworden.

Es ging an die Frequenzweichen. Aus gutem Grunde stelle ich davon keine Bilder bereit, sowas will kein Mensch sehen. Soviel nur: Sie funktionieren. Nach etwas „herumspielen“ und dem Versuch, meinem Hirn etwas Logik zu entlocken, entlohnte mich der Lautsprecher dann mit Klang. Das führt einen zum wichtigsten Punkt: Warum man sich sowas antut.

Das Wort meines Sprösslings war schlicht und alles auf einen Nenner gebracht „Alter!” Nun, mir selbst blieb anfangs nicht viel mehr zu sagen, war ich doch sehr erstaunt und erfreut. Das darf man sich mal vorrechnen. Ein Bausatz kostet 233, ergo beide Seiten 466 Euro. Das Holz dazu vielleicht nochmal 90 Euro. Der Klang dieser Teile ist aber weitaus besser als was Vergleichbares aus dem Geizmarkt.

Ich ahnte ja schon durch den Center, was da geht, aber das dann in Stereo zu genießen. Seal erklang so mächtig, erdig und glanzvoll, wie lange nicht mehr. Joe Jackson Live in Stuttgart (soweit ich weiß ist die Aufnahme recht selten) röhrt atmosphärisch und wirklich LIVE. Er sitzt leibhaftig vor mir. Unglaublich der Effekt, man hört Musik, überlegt sich, welche Scheibe man als nächstes auflegt und verfängt sich eine Sekunde darauf völlig im Klang. Ok, da muss doch mal der AVR dran. Unglaublich, wo bei den alten Boxen unverständliches Gebabbel herauskam, ist das der pure Genuss! Die Eingangssequenz von „A Quantum Solace“ ist atemberaubend. Feine Momente wie Adele live in der Royal Albert Hall zaubern einem Gänsehaut auf die Arme, als ob man dabei wäre.

Fazit:
Man HÖRT Musik. Kann einem was Besseres passieren?
Mein Sohn braucht jetzt ja dringend auch Lautsprecher …

Andi

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Hi Andi,
coole Lautsprecher!

Hi Udo,

Welches BR-Rohr passt für die SB30 – HP70/160, ggf leicht gekürzt?

Ein Spetzl hat sich in meine SB36 verguckt, selbige sind aber ne Spur zu groß – die SB30 müsste als Standversion genau passen.
Die Schlitz-Fläche liegt zwischen HP50 und 70…

Gruß Max

Hallo Max,
ein HP 70 hat etwas mehr Öffnungsfläche und muss daher länger sein. Im Shop findest du ein HP 70/ 220, das du auf 18 cm kürzen musst.

Gruß Udo

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