22. Dezember 2019

Martins Jahreswerk

Autor: Martin Fausehningen

Prolog

Den Selbstbauenthusiasten hier im Magazin muss ich kaum erklären, dass es so etwas wie zu viele Lautsprecher nicht gibt. Es sind immer zu wenig. Man muss nur die richtigen Gründe für neue Projekte finden. Als ich Anfang 2015 eine Zweitwohnung in München bezogen hatte, ergab sich dort der Bedarf an einem Paar neuer Lautsprecher mit bestimmten Anforderungen, die damals das Modell Symphony 5 ACL aus Udos Werkstatt hervorragend erfüllte. Durch eine persönliche Veränderung nun im Jahr 2019 entfiel die Notwendigkeit der Zweitwohnung wieder, wodurch die Sym 5 ACL in mein Dorf bei Stuttgart heimkehrten.

Was tun damit, war die Frage. Im Wohnzimmer unten und im Musikzimmer im Obergeschoss spielen schon größere Kaliber. Und wegen dort verteilter Möbelstücke passen die Sym25ACL auch nicht ins Gästezimmer. So habe ich die Sym 5 ACL letztlich rechts und links hinter mein Sitzmöbel im Musikzimmer gestellt. Zusammen mit den großen Eton4me, die ich Ende 2010 in Udos damaligem Magazin vorgestellt hatte, standen dort nun vier Lautsprecher im Raum, für Stereo zwei zu viel, aber für ein Heimkino mindestens einer zu wenig.

Projekt 1: Linie 72 Center

Nach einem kurzen Austausch mit Udo per Mail fiel die Wahl auf eine Linie 73 im geschlossenen Gehäuse einer Chorus 72. Das ist dann praktisch der Linie 72 Center, der bei der Neuvorstellung der Linie 7 im März 2017 aus Gründen der Baureihen-Nomenklatur-Konsistenz bewusst ausgelassen wurde.

Der Bau eines quaderförmigen geschlossenen Lautsprechers ist unkompliziert, vor allem wenn die gefräste Front gleich bei ADW mitbestellt wurde.

Damit das Projekt nicht zu schnell fertig wird, habe ich das Gehäuse weiß lackiert und anschließend noch an drei Seiten mit Paulownia-Leimholz dekoriert. Das Holz um die Box sieht zufällig wie ein TV-Tisch aus und wird daher auch als ein solcher verwendet werden. Paulownia-Holz ist wirklich faszinierend leicht. Ich kannte das Holz bisher nur von Sohlen japanischer Sandalen, welche ich meiner Frau mal spaßeshalber aus Tokio mitgebracht hatte. Inzwischen gibt es das Material als Leimholz in einigen Baumärkten und kann vom Hobbyschreiner zu massiven Möbeln verarbeitet werden, die sich locker einhändig am ausgestreckten Arm durch die Wohnung tragen lassen. Leider ist das Holz unbehandelt recht weich und wird auch gern stark verzogen vom Baumarkt verkauft. Die Verwindungen ließen sich bei der Montage durch Aufzwingen der Flächen auf gerade Kanten ausgleichen. Die nötige Oberflächenhärte ergab sich durch den dreifachen Auftrag eines 2K-Parkettlackes.

Vor der Vereinigung von Box und Paul?a durfte der Center im Duett mit einer der Standboxen zeigen, ob Tonalität und Pegel gut zum Set passen. Um es kurz zu sagen: Alles passt ausgezeichnet!

Projekt 2: RS100-4 ACL als Höhenlautsprecher für 3D-Soundeffekte

Noch beim Planen des Centers, auf der Suche nach einem aktuellen AV-Receiver, bin ich auf Technologien gestoßen, von denen ich bisher nichts gehört hatte. Dolby Atmos, Auro 3D, DTS:X, immersiver Sound. Es heißt, damit ließen sich endlich fliegende Hubschrauber und Regen räumlich-realistisch wiedergeben. Was es nicht alles gibt, was ich nicht brauche, durchzuckte es mich kurz. Aber Moment, um Brauchen geht es beim Hobby doch gar nicht. Und interessieren würde es mich schon, so ein Hubschrauber im Regen. Schon hatte ich genügend Motivation für ein weiteres Projekt, ein Paar Höhenlautsprecher. Allerdings wollte ich den finanziellen Aufwand dafür begrenzen. Es geht hier ja um Geräuscheffekte und nicht um Konzerte vom Mann am Klavier oder der Frau mit Gitarre, die im Film ganz zart vom Baukran singen. Falls sich das Ganze als Mumpitz erweist, möchte ich nicht 1000 EUR sinnlos an der Decke hängen haben, schönes Hobby hin oder her.

So fiel die Wahl auf ein simples 5.(1).2-Setup. Die 1 steht in Klammern, weil es erst mal ohne Subwoofer laufen soll. Die 2 steht für zwei RS100-4-Boxen in ACL-Bauweise für die Geräusche von oben. Warum ACL, mag man fragen. Dafür gab es zwei Gründe. Zunächst kann ein wenig Tiefton von oben sicher nicht schaden, damit die Hollywood-Brüllaffen in den Filmbaumwipfeln nicht wie Koboldmakis klingen. Zudem könnte ich die Höhenlautsprecher bei Nichtgefallen einfach wieder abmontieren und zur Beschallung im Gästezimmer verwenden, wozu mich auch der Beitrag „RS 100 ACL – Martins Werk inspired by Michael“ ermutigte. (Martin scheint ein verbreiteter Name unter Lautsprecher-Selbstbauern zu sein.)

Der geometrische Schnitt des Musikzimmers stellte eine gewisse Herausforderung in der Wahl von Bauform und Montageort der Höhenlautsprecher dar. Damit das Gekreisch des am Himmel kreisenden Flugsauriers eine Chance hat, auch wirklich als Bedrohung von oben wahrgenommen zu werden, müssten die Höhenlautsprecher auch gut von oben auf mein Sofa zielen. Ich hatte irgendwo eine Empfehlung von 80° über dem Sitzplatz gelesen. Bei 80° über meinem Sofa sitzen allerdings Vögel auf dem Dach, die mit dem Film in der Regel nichts zu tun haben. Durch die Dachschräge ist bestenfalls bei knapp 50° Schluss. Aber egal, das muss reichen.

Über die Jahre haben sich in meinem Keller einige Materialreste von anderen Projekten angesammelt, darunter MDF-Zuschnitte, 10mm stark, mit den Abmessungen 40 x 25 cm. Mit etwas Rechnen, einer Zeichensoftware und vor allem Udos Beratung per Mail ließen sich ein Bauplan und ein Schnittmuster für das vorhandene Material entwerfen, so dass das Chassis an einer abgeschrägten Ecke Platz findet und sich eine funktionierende Aufteilung ACLKammern ergibt.

Nach dem Sägen ging das Verleimen der Hamsterwohnungen recht fix. Ich arbeite gerne mit Gewichtscheiben, um beim Kleben einen Anpressdruck zu erzielen. Die paar Bauteile zur Frequenzgangkorrektur sind durch die Öffnung für ein Miniterminal bei Bedarf zugänglich. Der Dämmstoff kommt nur in die erste Kammer, worauf mich Udo dankenswerter Weise noch einmal hinwies.

Die Böden der Boxen habe ich vor dem Verleimen erst einmal temporär an die Wand geschraubt. Dadurch stimmen im weiteren Verlauf die Positionen der Halteschrauben und die der Aufhänger perfekt überein. Die durchgehenden Bohrlöcher in den Böden wurden mit ein paar Holzklötzchen abgedichtet. Hier musste ich nur darauf achten, dass die beim Zukleben innenliegenden Klötzchen sich nicht mit den Innenteilern überschneiden. Sonst gehen die Kisten nicht mehr zu.

Die schmalen Schallwände aus Birke-Multiplex kamen präzise gefräst zusammen mit den Chassis von ADW. Die Schallwände hatte ich zum Ausgleich eventueller Toleranzen mit Übermaß bestellt. Das überstehende Holz ließ sich bündig mit einer Japansäge von Hand absägen und so auch an die schräge Ecke anpassen.

Nach dem Schleifen des Gehäuses habe ich den Korpus jeder Box weiß lackiert, einfach mit der Rolle und Farbrestbeständen aus dem Keller. Für die Fronten gab es ein paar Schichten Klarlack.

Vor der Wandmontage durften die RS 100 ACL in zwei verschiedenen Aufstellungen an zwei sehr unterschiedlichen Verstärkern in Stereo vorspielen. Los ging es im Musikzimmer, freistehend im Raum, an einem CD-Receiver einer Edel-Manufaktur vom Nordwestzipfel des Schwarzwaldes. Das war schon eine provokante Kombination. Ein quasi aus dem Vollen gefrästes Highend-Gerät mit einem Paar Eigenbau-Schuhschachteln der Spaßklasse, noch dazu gefüttert mit Musik eines Online-Streaming-Dienstes. Darf man das? Ich habe natürlich auch Schallplatten und CDs, ca. 300 davon auch auf Festplatte im unkomprimierten FLAC Format. Aber Hand aufs Herz (oder Ohr) bei stabilem Streaming mit 320 kbps über Breitbandmodem und Ethernet-Kabel höre ich keinen soooo gravierenden Unterschied im Vergleich zur Wiedergabe unkomprimierter FLACs oder der CD im Laufwerk. Die Unterschiede der Lautsprecher, der Verstärker und der D/A-Wandler finde ich, in der genannten Reihenfolge, wesentlich wahrnehmbarer. Dafür ist das Musik-Zapping per Streaming-App so viel komfortabler, dass ich nur noch selten auf die herkömmlichen Quellen zurückgreife.

Nach ein paar Tagen Stereotest im Musikzimmer habe ich die RS 100 ACL ins Gästezimmer gebracht, also in jene Umgebung, die den Kisten als Plan B droht, wenn sie mich nicht im Heimkino begeistern werden. Die Elektronik im Gästezimmer besteht aus einem einfachen Streaming-Internetradio und einem Class-D-Miniverstärker. Letzterer stammt aus durchaus namhaftem Hause und gibt vor, 2 x 20 W zu liefern. Es gab in beiden Setups gemischte Kost aus einer von mir zusammengestellten Playlist. Da geht es los mit Weckerrasseln in „Time“ von Pink Floyd und endet mit Franz Schuberts „Ave Maria“ . Immer wieder schön finde ich die „Diamonds on the Soles of Her Shoes“ von Paul Simon oder „Bubbles“ von Yosi Horikawa. Für den Zischlauttest empfehle ich „The Stars That Speak“ von Willy DeVille. Den Lauterdrehreflex stimulieren die Heroes del Silencio mit „Entre dos tierras Live“.

Die RS 100 ACL schlägt sich auch bei gehobener Zimmerlautstärke sehr ordentlich. Der Bass ist für das kleine Chassis beeindruckend und wird bei wandnaher Aufstellung im Regal sogar noch stärker. Bei freier Aufstellung und Ausrichtung auf den Hörplatz ist die räumliche Darbietung faszinierend. Im Regal im Gästezimmer verschwindet diese Plastizität leider wieder. Das liegt an den vielen frühen Reflexionen an Ecken und Kanten der Möbel und an den Seitenwänden in unmittelbarer Nähe der Boxen. Am Mini-Verstärker im Gästezimmer macht sich der geringe Wirkungsgrad der Breitbänder bemerkbar. Um laut zu hören, muss man schon sehr weit aufdrehen. Da geht dem Verstärkerchen bzw. seinem Steckernetzteil schnell die Puste aus. Die Helden des Schweigens im Live-Konzert klingen dann leider nicht mehr schön. An dieser Stelle kamen mir Zweifel an Plan B für die RS100 ACL. Für die schwachbrüstige Elektronik im Gästezimmer brauche ich wirkungsgradstärkere Schallwandler. Die RS100 ACL montierte ich jetzt an die Dachschräge im Musikzimmer, in der Hoffnung, dass sie für den als Plan A vorgesehenen Zweck funktionieren werden.

Der Heimkinotest musste noch warten, weil ich die Investition in den AV-Receiver und einen größeren Fernseher auf nach dem Sommer verschoben hatte. Bei schönem Sommerwetter möchte ich statt Fernsehen lieber raus an die frische Luft, abends grillen und Zigarren rauchen, wobei die Luft dann natürlich nicht mehr ganz so frisch ist.

Projekt 3: Caldera ohne Krater

Zwischen Steaks und Zigarren im Frühsommer war noch etwas Zeit für die Lösung des Soundproblems im Gästezimmer. Gästezimmerlautsprecher wäre ein ziemlich lahmer Projektname gewesen. Es halten sich dort auch kaum Besucher auf, die Musik auf Partylevel fordern. Aber ich habe in diesem Raum mein Fitnessgerät aufgestellt, bei dessen Benutzung ich gerne kräftigen, musikalischen Anschub habe. Also nannte ich das Projekt meine „Sportbox“.

Auf der Suche nach Wirkungsgrad in kompakten Abmessungen bin ich im aktuellen ADW-Angebot auf die Caldera gestoßen. Deren relativ hohe Anschlussimpedanz kommt schwachen Verstärkern sehr entgegen. Das war also genau das, was ich brauchte. Nach ein paar Mails mit Udo war ein kleineres Gehäuse als das der CalderaOriginalvorstellung genehmigt. Ich zitiere dazu wie folgt:

Die Caldera kann auch in 14 Liter eingebaut werden, doch dann hätte sie lieber einen Reflexkanal mit 38 cm² Fläche und 19 cm Tiefe. So kommt sie auf -3dB um 60 Hz und macht einen kleinen Buckel um 100 Hz. Es funktioniert auch mit 17,5 cm², dafür sagt meine Simulation 7,3 cm Tiefe und -3dB bei 65 Hz.

Ich habe das dann auf 28cm² Fläche und 13,3cm Länge umgerechnet, da ich mit diesen Maßen weitere MDF-Reste aus meinem Keller optimal verwenden konnte. Das bunte Bild zeigt das individuelle Sägemuster und wo die Einzelteile in der Box zum Einsatz kommen. Der Bassreflexkanal wird, um wirklich das Letzte aus dem vorhandenen Material heraus zu holen, sogar aus zwei Teilbrettchen zusammengesetzt.

Beim Aufräumen einiger Kisten, fand ich zwei französische Hochtöner mit 34mm-Gewebekalotte wieder, die ich 2005(?) aus noch älteren Selbstbauboxen ausgebaut hatte. 20 Jahre habe ich die Dinger bestimmt schon. Die Beschichtung der Kalotten sah noch gut aus. Ferrofluid war nicht ausgelaufen oder eingetrocknet, weil diese Hochtöner so etwas nie hatten. Der Frequenzgang sowie die elektrischen und die dynamischen Parameter passten zur spontanen Idee, diese Hochtöner mit dem Caldera-Tieftöner zu kombinieren und den Caldera-Hochtöner zu ersetzen. Die nötigen Veränderungen an der Frequenzweiche habe ich selbst berechnet und nebenbei ein wenig Python-Programmierung gelernt. Die Möglichkeiten, dort direkt mit komplexen Zahlen zu arbeiten und schnell mal ein paar Amplituden- und Phasenverläufe grafisch auszugeben, sind wirklich großartig.

Die Oberfläche wollte ich diesmal furnieren. Auch hier konnte ich auf Restbestände zurückgreifen, ein paar Bögen Indischer Apfelbaum von einem Projekt im Jahr 2008. Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich mit all dem Recycling einen wesentlichen Beitrag zur Schonung der Ressourcen des Planeten geleistet habe, aber man muss ja nicht wegschmeißen, was noch gut ist. Beim Leim habe ich es mit dem Aufarbeiten von Resten etwas übertrieben. Es ist offenbar keine gute Idee, angebrochene Gebinde verschiedener Produkte zusammen zu kippen. Der Cocktail aus Fugenleim und Holzleim Express wurde schnell zäh und klumpig, ließ sich aber mit etwas Wasser und Geduld wieder einigermaßen cremig quirlen. Ich habe damit zunächst die Fronten furniert und diese Udo zum maschinellen Fräsen geschickt.

Beim Zusammenbau haben die Sportboxen reichlich Gewichte gestemmt. Nach dem Verleimen mit den gefrästen Fronten wurden die restlichen Seiten furniert. Den Bassreflexkanal hatte ich zuvor noch mit mattschwarzer Farbe angestrichen, damit der Blick in diesen hinein nicht unschön auf nacktes MDF fällt. Die bereits erwähnte Japansäge funktioniert auch super als Furniersäge. Nach dem Lackieren mit Klarlack ging es an den Test und die Optimierung der Frequenzweiche nach Gehör. Mein Gehör ist für den Eigenbedarf gut genug. Ich muss mein Konstrukt ja vor niemandem mit perfekten Messungen rechtfertigen.

Dann gab es einige Hörproben am Edelverstärker in optimaler Aufstellung mit bewährter Playliste. Das kickte sehr ordentlich bei „(Nothing But) Flowers“ der Talking Heads. Die Elektronikbässe in Boris Blanks „Time Tunnel“ wabern gefühlt fast so tief hin und her wie auf den großen Boxen. Die Darbietung von Arne Domnérus „High Life“ vom „Jazz at the Pawnshop“ gelingt überaus fluffig – man wähnt sich mittendrin in der Jazzkneipe, vielleicht so zwei – drei Tische von der Bühne weg. Jedes Mal, wenn ich diesen Titel so live-haftig höre, möchte ich sofort ein Bier bestellen. Leider stelle ich dann enttäuscht fest, dass ich selbst zum Kühlschrank laufen muss.

Nach der gelungenen Vorstellung der Sportbox im Musikzimmer habe ich sie ihrer bestimmungsgemäßen Verwendung zugeführt. Im Regal im Gästezimmer bringt sie den erwarteten Mehrpegel am Miniverstärker und erfüllt nun ganz ausgezeichnet die Aufgabe des Antreibers für meine Trainingseinheiten. Vielleicht fehlt noch ein schönerer Sockel unter der rechten Box.

Meine Sportbox ist keine Original-Caldera und wird man so nicht kaufen können. Der Bericht an dieser Stelle soll nur zeigen, dass man im Selbstbau vieles an eigene Sonderwünsche anpassen kann. Der Support von Udo hierbei ist einzigartig. Man muss natürlich auch bereit sein, an einem gewissen Punkt einfach mal loszulegen und etwas auszuprobieren, statt sich in endloser, theoretischer Betrachtung aller Eventualitäten zu verlieren. Ein Liter Volumen hin oder her, den Reflexkanal 1cm länger oder kürzer, ein Bauteilwert links oder rechts neben dem ausgerechneten Wert – es wird selten total falsch klingen und es macht auf jeden Fall Spaß, etwas Eigenes geschaffen zu haben.

Zurück zu den Hubschraubern

Es fehlt zum Abschluss von Projekt 1 und 2 noch der Heimkinotest. Der Sommer war vorbei und der Elektronikhändler konnte sich über meinen Einkauf eines smarten Fernsehers und eines AV-Receivers freuen. Nach monatelanger Recherche fiel meine Wahl auf eine Kombination von aktuellen 4K-Geräten mit eARC-HDMI-Schnittstelle. Auch bei Filmen setze ich vorrangig auf Streaming, wofür ich die entsprechenden Dienste bei zwei einschlägig bekannten Anbietern abonniert habe. Wenn der Fernseher so smart ist, diese Dienste direkt abzuspielen, möchte ich keine weiteren Geräte als Medienquelle und auch nur ein Kabel zum Audiosystem, deswegen war mir eARC wichtig. Die erste Erkenntnis war dann, dass einer der beiden Streaming-Anbieter seine Filme in Dolby Atmos derzeit offenbar nur auf hauseigener Hardware verfügbar macht und nicht auf meinem Fernseher. Ja, dann eben nicht. So habe ich erst mal ein paar Action-Kracher in HD mit herkömmlichem 5.1-Ton angeschaut. Das war schon ein fantastisches Erlebnis. Zwischen all dem Geballer und Getöse sind Dialoge – auch die leisen – hervorragend verständlich und der Klang der Stimmen passt jeweils zur Statur der Protagonisten, egal ob sie vom Rand oder in der Mitte des Bildes sprechen. Der Line 72 Center verrichtet seine Arbeit offenbar ausgezeichnet und passt sehr gut zu den Stereo-Frontboxen, die ebenfalls mit 7 -Etons und dem Keramik-Hochtöner ausgestattet sind. Bass, auch sehr tiefen, und ordentlich Druck gibt es in meinem Setup mehr als genug, so dass ein Subwoofer nicht benötigt wird. Hier spielt der AV-Receiver sicher auch eine große Rolle, welcher mit Messmikrofon und Testtönen meinen Raum und meine Lautsprecher akustisch ausgeleuchtet hat, und nun weiß, welche Frequenzen er anheben und absenken muss und wie die Signal-Timings zwischen den Kanälen zu gestalten sind.

Der zweite Movie-Anbieter streamt zu meiner Freude auch Filme in UHD-Auflösung mit Dolby Vision und Dolby Atmos, allerdings noch nicht in riesiger Auswahl, da die Technologien noch relativ neu sind, und in der Regel nur in der englischen Originalfassung. Letzteres stört mich nicht. Immerhin kann man so selbst dem tumbesten cineastischen Machwerk wenigstens einen Wert als Sprachkurs anerkennen. Welchen Film sollte ich nun als erstes anschauen, der 3D-Effekte dermaßen intensiv enthält, dass ich relativ schnell höre, ob das Ganze mit meinen RS100 an der Wandschräge funktioniert oder nicht? Die Use Cases für Geräusche von oben fallen schnell in wenige Kategorien: Wetter, Fluggeräte und Tiere sowie Schiffsschrauben aus der Perspektive eines Tauchers … habe ich etwas vergessen? Ich habe auf die Schnelle keinen Film gefunden, wo all das zusammen vorkommt. Jedoch sind Hubschrauber und Gewitterregen ein erstaunlich häufig verwendetes künstlerisches Mittel. Und da war er dann auch, der 3D-Effekt. Der eine oder andere Donner kam tatsächlich von oben und nicht von rundherum wie mit 5.1-Ton. Ich habe erst wenige Filme gesehen, kann aber schon sagen, es funktioniert tatsächlich, im Großen und Ganzen aber eher subtil. Ich bin gespannt, welche Effektperlen ich noch für mich entdecke und wie sich das Angebot an Filmen in den nächsten Jahren entwickelt.

Braucht man das alles? Nicht wirklich. Aber wie ich eingangs geschrieben hatte: um Brauchen geht es doch gar nicht.

Martin F

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Holla die Waldfee, was für ein Bericht. Außerordentlich passend als Jahresabschluss.
Ich muss gestehen, mir gefallen am besten die Nebenprojekte, das Furnier der gepimpten Caldera sieht klasse aus und ist sehr schön “um die Kante” gearbeitet. Ok, der Tisch aus Spanplatte…Schwamm drüber. ..
Und die kleinen RS100 ACL in dieser ungewöhnlichen Form als Effektlautsprecher (heißt da so im HK Bereich?) unter die Schräge zu hängen, das hat was, sehr innovativ.
Was die Zahl der Lautsprecher angeht die man braucht, das ist nun wirklich einfach, das lässt sich ausrechnen. Die Formel lautet n+1 mit n = Zahl der vorhandenen Lautsprecher. Insofern viel Spaß in 2020.
Grüsse
Thomas

Ich musste erst schmunzeln als ich Deinen Bericht las und dann im vorletzten Bild den Fernseher gesehen habe…bis ich das letzte Bild gesehen habe 😉

Toller Bericht!

Toll, was man alles in einen einzigen Bericht packen kann! War schön zu lesen. Und bewundernswert, die angemessene Verwendung von Kurzhanteln 😉

Welch angemessene Morgen-Lektüre zum 4.Advent. Viel Spaß mit Deinen Neuen.
Bin mal gespannt auf Dein 2020- Jahreswerk.
LG
Hermann

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