8. März 2020

SB 18 CB für Heimkino und aufgeblasene Musik

Autor: Udo Wohlgemuth

Wer sein Heimkino im Wohnzimmer aufschlägt, muss notgedrungen Kompromisse eingehen. Fünf bis elf Boxen müssen sich soweit irgend möglich im Raum verstecken, dass der eigentliche Zweck des Zimmers im Auge aller Nutzer weiterhin erhalten bleibt. Das ist auch in den meisten Fällen und aus verständlichen Gründen besser für das Zusammenleben, das auch für den Filmfreund nicht notgedrungen immer ein reines Single-Dasein sein muss. So sind riesige Türme mit unendlichem Schallpegel eher nicht die erste Wahl. Besser greift man da zu kleinen Gehäusen, die weitaus leichter integriert werden können.

Da war er also schon, der dicke SB 29 Sub im Minikleid, angetrieben vom Hypex FA 251, das ihm untenrum anschob, was sein geschlossenes Gehäuse nicht freiwillig hergab.  Zugegeben, doppeltes Volumen und ein Reflexkanal hätten es auch geschafft, aber es ging um klein trotz großer Membranfläche.

Hiermit lassen sich unsere kompakten SB’s platzsparend unterfüttern und es herrscht Frieden im Kino-Wohnzimmer.  Schaden kann es aber nicht, auch die Satelliten zu schrumpfen. Sie müssen nicht unter 80 Hz herunter reichen, um sauber an den Brumm angekoppelt zu werden. Das geht am besten geschlossen.

Schnell mal LSPCad angeworfen und geschaut, was dort vorhergesagt wird. Nun, der SB 12 NRX-4 schafft es in 6 Litern gerade mal auf 120 Hz (-3dB), dem SB 15 reichen 8 Liter für 100 Hz. Die sind also besser in Reflex aufgehoben, zumal sie auch kleine Membranen haben und Pegel über Hub machen müssen. Fündig wurden wir beim SB 17 NRX2C-8: genügend große Abstrahlfläche, 10 Liter und 78 Hz traf es doch genau. Also schnell eine Zeichnung erstellt

und im ADW-Stil zugeschnitten. Hierbei sind die inneren Bretter immer aus schwarzem MDF, die Seiten aus 21 mm Multiplex, das rundum zum leichteren Aufbau mit einer 3 mm Fase versehen wurde. Bilder vom Bau sparten wir uns, obwohl später im Forum sicher gefragt wird, wie die Platten zu verkleben sind. Drei Fragen beantworten wir aber hier schon vorweg: Nein, es gibt dazu keine App. Wer die Form verändern will, muss Höhe x Breite x Tiefe entsprechend anpassen, damit wieder das annähernd gleiche Volumen vom Werkstoff umgeben ist. Anderes Material ist auch ohne Klangeinbussen möglich. Die vierte Frage: “Schlitz zu Rohr” wird mangels Reflex eher nicht kommen.

Nun sind wir wieder an der Stelle, an der die Weiche entwickelt wird. Getreu dem Motto: “Was interessiert es die Trennfrequenz, nach welcher Theorie das Gehäuse gebaut wurde”, hängten wir die bewährten Bauteile der “normalen” SB 18 vor die Chassis und maßen, welchen Einfluss sie auf die Diagramme hatten.

Mit den sechs Bauteilen war der Sack schon zu. Die halbierte Lautstärke lag bei knapp unter 80 Hz, keine Probleme  fanden wir unter Winkel und in der Zweigdarstellung. Je nach eigenem Geschmack kann der Subwoofer mit einem der von uns voreingestellten Presets 1 – 3 darunter werkeln.

Bei uns erwies es sich als passend, den Subwoofer bei Aufstellung mittig zwischen den Satelliten phasengedreht anzuschließen. Auf sich allein gestellt, klingen die SB 18 CB durchaus knackig, aber auch etwas dünn im Bass. Immerhin verabschieden sie sich gegenüber der Reflexversion eine Oktave früher. Aber im Heimkino haben sie mit dem SB29 Sub FA einen mächtigen Freund, auf dessen Kraft sie bauen können. Ihre große Membranfläche hilft ihnen zudem, die im Heimkino notwendigen Pegelsprünge ohne heftigen Hub souverän zu meistern.  Wie war das noch mal? Achja, Fläche x Hub = Pegel.

Eigentlich ist jetzt alles gesagt, warum man die SB 18 CB für sein  Wohnzimmer-Heimkino braucht. Doch sie hat auch andere Qualitäten, die sich durch die Verbindung mit dem FA 251 ergeben. Die Messungen der Subwoofer offenbarten die Fullrange-Fähigkeiten des Moduls, also sollte es doch auch als preiswerter Monoblock nutzbar sein. Seine 130 Watt an 8 Ohm und die zusätzlichen Features DSP-Filterung und Equalizing lassen dabei sogar noch viel Platz für Anpassungen. Die SB 18 CB war das ideale Experimentierfeld, also schaun wir doch einfach mal, was damit geht.

Dies ist die Ausgangssituation der Passivbox in ihren geschlossenen 10 Litern:

Per HFD-Software nannten wir dem FA 251 seine Grenzen:

Im Filter Design setzten wir als Erstes einen 24dB-Hochpass und ein Low-Shelf 2. Ordnung, um den Bass elektrisch anzuheben.

Wer kann, der soll. Also bogen wir noch ein wenig an kleinen Peaks, die von der passiven Filterung nur unter großem Materialeinsatz gerade zu biegen sind.

Auf Achse ergab sich ein fast perfekter Verlauf (blau), nun noch schnell unter Winkel gemessen.

Naja, um 2 kHz ergab sich eine Aufwölbung, die uns nicht gefiel. Ein weiterer Filter bog das sauber gerade.

Natürlich wirkt sich das auch wieder auf das Achsdiagramm aus.

Auch wenn es nun für das Auge nicht mehr so schön aussieht, hat das Ohr dennoch seine Freude daran. Eine leichte Schärfe, hervorgerufen durch die kleine Überhöhung unter 30 Grad, ist gewichen, wie ein schneller Klangvergleich schon im Messraum zeigte. Im Filter Design sah es dann so aus:

Abschließend noch das Winkeldiagramm und die Presets (PS2: Hochton abgesenkt, PS3: Bassanhebung für HK ausgeschaltet).

Wer mag, sich aber nichts irreparabel an den Presets verbiegen mag, hat auch noch den EQ zur Hand, um seine eigenen Vorlieben auszuleben. Doch auch hier gilt: Viel hilft viel, setzt aber auch schneller das Ende. Anhebungen kosten Belastbarkeit. Wird im Bass um 6 dB angehoben, wird die vierfache Leistung vom Amp abgerufen.

Kommen wir zur entscheidenden Frage: Für wen lohnt die Über alles-Aktivierung der SB 18 CB oder auch jeder anderen passiven Box? Eine wirklich hörbare,  klangliche Verbesserung gegenüber der SB 18 Reflex ist eher nicht gegeben, dafür ist das Gehäuse um die Hälfte kleiner. Wegen der Bassanhebung ist der Maximalpegel geringer, die Physik kennt halt kein Win – Win. Den Preis für die FA 251 zu zahlen, ist nur sinnvoll, wenn man eh einen neuen Verstärker braucht (oder wenigstens unbedingt mal wieder haben will, mit dem man auch mal ein wenig herumspielen darf).  Fertigware mit ähnlich gutem Klang ist um einiges teurer und kaum so flexibel einsetzbar.

Anpassungen an den eigenen Hörgeschmack – ohnehin das Maß aller Dinge –  sind mit ein paar Mausbewegungen und ohne großen Aufwand möglich. Mit der optionalen Fernbedienung lassen sich Pegel und Presets vom Sofa aus wählen.  Musikstreamer, Raspi oder Nas sind heutzutage die Zuspieler, die nicht mehr neben dem dicken Amp im Rack stehen. Dann darf der auch platzsparend hinter die Boxen gehängt werden. So ist auch der ewige Streit um Klang und Anlagengröße beendet und im Wohnzimmer herrscht Harmonie in jeder Hinsicht. Und keine Sorge, “Shine on you crazy diamond” ging auch in den 42 m² des Ladens laut genug. Hat der Nachbar gerade bestätigt.

Udo Wohlgemuth

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Warum kam mir der Gedanke zurMini-Duetta auch sofort als ich das Trio sah 😉

Wäre aber machbar und würde sicher sehr viele weitere Käufer finden.

Ich reibe mir verwundert die Augen…

Geschlossene Lautsprecher, denen man im Bass elektrisch unter die Arme greift?
Nachträgliche Korrektur des Frequenzgangs eines bereits passiv gefilterten Lautsprechers?
Manipulation der Tonalität im parametrischen Equalizer?

Die Klanginquisition wird Dich noch der Ketzerei bezichtigen! Tolles Projekt!

Eine Sache ist leider nicht ganz korrekt: im Shop hat der Verstärker digitale Eingänge, ich nehme an dass es sich um einen Kopierfehler handelt. Den FA251 kann man nur analog füttern, leider.

Ja Mensch,
Die nächste Evolutionsstufe, aber sag Mal,
Ein Foto fehlt, das wo die 18CB 2* je auf einem 11er CB steht 😉
Oder hebst du dir das für das drei Wege Modul auf?

Bin sicher die geschlossene Version findet Freunde.

Spannend finde ich noch die Frage nach dem Bass-Verhalten. Die ventilierte SB18 hat sich bei mir immer unten herum etwas”dick” gezeigt, wie knackig wird es denn geschlossen?

Liebe Grüße
Matthias

Hehe, mein erster Gedanke war: Mit zwei Subs und dem FA123 gibt das eine kleine Mini-Duetta mit SB-Charakter. Gäbe Schlimmeres :).

Hi, Matthias,
ich hatte 18l geschlossen. Im Solobetrieb ohne Sub´s ohne das “Dicke” untenrum, bissl weniger Bass, aber immer noch mit dem runden, weichen Klangcharakter. In 10 Litern wirds halt unten rum nochmal weniger werden.

Die Subs waren auch geschlossen, AXT12 CB in 55litern, steuerten dann ihr trockenes Bassfundament dazu.
Punchig oder knackig wurde es im Gesamten nicht, ich denk mal der Oberbassbereich von der SB 18 ist halt mal “Rund und weich”.

Peter

Danke dir für die kuschelige Einschätzung 🙂

Hi Matthias,
Ich habe seit ein paar Jahren einen SB36C in 20l CB und dort den direkten Vergleich zur sb36 BR. Klingt in meinen Ohren tonal äußerst ähnlich, nur fehlt untenrum eben ne Oktave oder zwei, die anderweitig ergänzt werden muss. Aber ab der Übernahmefrequenz kenn ich kaum nen Unterschied im Bassverhalten.
Die (v.a. im Vergleich zu eton) eher etwas fettere Basswiedergabe der SBs liegt glaub eher an den Chassis (Aufhängung etc), als an der Abstimmung.

Guten Morgen allerseits,

ein schnuckeliges Set hast Du da entwickelt, Udo. Für beengte Aufstellsituationen super.
Mit zwei Subs nicht so groß wie eine SB240, wenn die nicht gestellt werden kann.
In der Bauphase meiner Küchen-SB 18 hatte ich die Chassis in geschlossenen Arbeitsgehäusen in der Werkstatt mit zwei 12er Sub´s bei relativ hoher Trennung (120Hz) in Betrieb.
Das ging saugut.
Wenn ich mir nun das “sortenreine” Set vorstelle, wird das wohl noch feinere Klänge reproduzieren.
Bah, das machts wieder mal schwerer sich zu entscheiden. 🙂

Wartet am Entwicklerhorizont schon der nächste 17ner auf seinen Umzug? Ein Chorus-Sub steht ja noch verwaist da.

Schönen Sonntag noch,
Peterfranzjosef

PS: Mein Fernsehzimmer ist “winzig”, somit muss ich mir keinerlei Gedanken machen, was größeres reinschrauben zu wollen.

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