18. April 2021

SymASym – klassischer Verstärker mit moderner Ansteuerung

Autor: Cornelius Reumuth

Nachdem ich die U_DO 4 Bausätze fertig aufgebaut hatte, brauchte ich noch einen passenden Verstärker. Nach einiger Recherche bin ich zum Entschluss gekommen, einen SymASym aufzubauen. Der Platinen-Rohling ist gut im Netz verfügbar gewesen und die einzelnen Bauelemente waren auch gut bestellbar. Dann ging es ans Löten.

Die Wahl für die richtige Einhausung ist auf ein schwarzes, mit großen Kühlkörpern versehendes Gehäuse von Modushop mit 10mm starker Frontplatte gefallen. Als Netzteile wurden zwei Ringkerntrafo von Müller-Rondo mit 2x 27V/2×3,7A bestellt. Diese wurden dann auf 2 Gummipuffer gesetzt und im Gehäuse befestigt. Die Gleichrichtung der Wechselspannnung vom Trafo habe ich auch selber zusammengelötet. Dazu wurde eine Brückengleichrichtung mit 16x 2200u Elko’s und 2 Induktivitäten verwendet.

Dadurch sollte auch für starke Bässe genug Impulsenergie zur Verfügung stehen. Der Trafo wurde nun mit der Siebung verbunden und der Ausgang der Siebung mit der SymASym Platine. Für die Lautstärkeregelung wollte ich unbedingt ein Motorpoti nutzen. Die Wahl fiel auf ein ALPS RK27112MC. Der Verstärker-Ausgang wurde dann auf 2 Bananenbuchsen auf die Verstärkerrückseite geführt. Dieses Setup würde jetzt schon reichen, um Musik mit LINE-Pegel auf den U_DO 4 zum Klingen zu bringen.

Da ich allerdings weder CD’s besitze, noch Lust habe, jedes Mal ein Abspielgerät über Cinch mit dem Verstärker zu verbinden, wurde ein bisschen modernere Technik in den Verstärker integriert. Ich habe mir dazu einen Raspberry Pi 3 genommen und darauf einen HiFiBerry DAC+ Pro gesetzt. Die GPIO Pins des Raspberry kann ich gut zur Ansteuerung verschiedener Elemente des Verstärkers nutzen. Zum Einen sind 2 Relais verbaut, welche zwischen Hifiberry und Line-In umschalten können. So bleibt die Möglichkeit der klassischen Verwendung bestehen. Zum Anderen haben beide Lautsprecherkanäle ein separates Mute-Relais.

Darüber hinaus kann das Motorpoti ebenfalls vom Raspberry angesteuert werden. Dafür wurde ein L293DNE Motortreiber verwendet, da die Ausgänge des Raspberry natürlich nicht so hoch belastbar sind. um den Motor direkt anzusteuern. Dann ist noch ein Relais zur Abschaltung des Verstärkerteils vorhanden. Der Raspberry soll dauerhaft eingeschaltet bleiben. Auf der Frontplatte wurde noch ein Knopf mit LED zur schnellen Bedienung und Zustandsanzeige angebracht. Dieser ist ebenfalls mit dem Raspberry verbunden.

Da der Raspberry nur mit 5V arbeiten kann, musste noch ein Netzteil her. Dazu könnte man fertige Module, meistens Schaltnetzteile, nehmen. Ich wollte aber so wenig wie möglich potentielle Störquellen im Verstärker haben, daher habe ich mich für einen klassischen Printtrafo mit Gleichrichtung und einem LM1085 IT-12 LDO-Spannungsregler entschieden. Dieser stellt 3A zur Verfügung. Es ist mit Sicherheit nicht das effizienteste Netzteil, aber erledigt seinen Job ohne Transformation der Frequenz.

Als Softwarelösung habe ich mich für Volumio entschieden. Diese wird stetig weiterentwickelt und besitzt gute Konnektivität. Zur Ansteuerung der Hardware habe ich eine Webseite mit HTML und ein Backend in Javascript mittels Node.js und Express.js geschrieben.

Nun kann man von jedem Gerät, das eine Webseite öffnen kann, den Verstärker ein- und ausschalten, die Lautstärke regeln, die Audio-Quelle auswählen und Mute aktivieren.

Da der Raspberry einen Bluetooth-Chip mit an Board hat, wollte ich noch eine Lösung schaffen, auch darüber Musik abzuspielen. Dazu habe ich auch eine Anleitung im Netz gefunden. Die Einrichtung hat ein bisschen gedauert, läuft aber jetzt stabil. Dazu konnte ich noch einen Teil selber programmieren, sodass beim Herstellen einer Bluetooth Verbindung der Verstärker automatisch aktiviert und beim Trennen automatisch deaktiviert wird. Also so, wie man es heute von allen Bluetooth Lautsprechern kennt.

Durch die Möglichkeit der freien Programmierung kann man zukünftig auch Alexa & Co oder was einem sonst noch einfällt in den Verstärker integrieren. Große Musik-Dateien bspw. im FLAC-Format kann man über USB an den Raspberry anschließen oder ein Netzlaufwerk einbinden.

Die Anbindung in das Heimnetz erfolgt über den Ethernet-Port. Volumio bietet mittlerweile auch gegen eine Gebühr das Abspielen von Tidal oder Qobuz. Auch das Abspielen über Bluetooth und einige andere Features sind in dem “MyVolumio Virtuoso” genannten Paket enthalten und müssen somit nicht händisch eingerichtet werden. Ich selber nutze das Paket allerdings nicht.

Es ist sicherlich möglich, durch hochwertigere Komponenten den gesamten Aufbau noch zu verbessern. Preis-Leistung sollte bei dieser Variante allerdings akzeptabel sein. Da mir leider kein anderer, guter Verstärker zur Verfügung steht, konnte ich noch keinen Vergleich hören. Das Äußere sollte möglichst schlicht bleiben und ist auf das Minimalste reduziert.

Ich hoffe ein paar Anregungen gegeben zu haben und konnte aufzeigen, wie man einen klassischen Class A/B-Verstärker mit modernen Webanwendungen zu einer Sym(ASym)biose zusammenführen kann.

Cornelius

Hier geht es zur Seite von Birger Maaß (SymASym)

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Hallo Cornelius,

saubere Arbeit, chapeau! Benötigst du eine Einschaltstrombegrenzung für die RKT’s?

Komme gerade aus der Werkstatt, im lang vernachlässigten Projekteregal liegt noch eine Stapelbox “Weitere_Projekte_PowerNetzwerkplayer”, eingemottet durch die aktuelle Gesamtsituation. ;-(
Da ist schon alles drin, der 600 VA Ringkerntrafo, ein Bolide von CLC-Siebung samt Gleichrichterblock plus zwei analoge Burmester Clone oder auch UCD Module von Hypex. Und ein Modushop Gehäuse. Alles reingeschmissen in die Box.
Durch deinen Beitrag habe ich die Box rausgekramt. Ich sehe sie jetzt immer. 😉

Aber sag mal, mein Punkt in entsprechenden Pflichtenheften war immer der das ich solch einen Player mit in die elektrifizierte Berghütte schleppe, kilometerweit entfernt von irgendwelchen WLANs. Ich schließe dort meine ADW-Boxen an den Player an. Im Player oder außen an einer seiner USB Buchsen ploppe ich ein dicken USB Stick an, gefüllt mit vielen audiophilen FLAC Dateien.
Diese möchte ich meiner Zuhörerschaft präsentieren. Ohne WLAN, wie gesagt.

Welche aktuellen Lösungen gibt es jetzt, im April 2021? Raspi natürlich als Hardware, oder schon was neues? Wieder ein Display im Gehäuse? Volumio o.ä. mit Add-Ons als Software?

Ich habe keine Ahnung.

Es grüßt freundlich
Rundmacher

Hallo Cornelius,

genau, darum geht es kategorisch.

In meiner Gartenlaube habe ich kein WLAN. Ich schleppe den Player, welcher bei mir zu Hause einwandfrei funktioniert (ich habe ihn per LAN oder WLAN eingerichtet, ein tolles Gerät) hinaus ins Feld.
So.
Jetzt möchte ich meine Titel abspielen. Sie sind im Stick gespeichert, zu Hause in der WLAN Wohlfühlzone habe ich das alles eingerichtet, das funktioniert.
Jetzt bin ich im Feld.
Wie soll ich ihn bedienen, per App? Über mein Handy? Ich habe kein WLAN, per Bluetoth?
Oder dann doch local am Gerät, was ein Display erfordert.

Ein Netzwerkplayer welcher auch autark abspielt, ohne Netzwerk.

Es grüßt freundlich
Rundmacher

Hallo,

nettes Projekt. Mich würde eine Kostenaufstellung interessieren.

Ich kann es auf den Bildern nicht genau erkennen, aber ich glaube du solltest noch eine 230V Sicherung nachrüsten.

Gruß
Justus

Ach, sorry, habe gerade gesehen, dass die Sicherung in der Kaltgerätebuchse integriert ist.

Boah Cornelius,

Klasse Gerät, sag mit ja nicht wo du wohnst, nicht dass es dann fehlt! 😉

Respekt, das wollte ich in diesem Umfang auch können!

Ich habe eine Albs-Doppel-Mono-Endstufe, da sind jeweils zwei große Koppelkondensatoren als Siebkapazität verbaut. Verbessert sich was mit dem Einsatz mehrerer parallelgeschalteter kleinerer C´s?.

Ich sehe es nicht als Glaubensfrage.

Was hattest Du vorher an den U_Do 4 als Verstärker dran? Was hat der SymAsym verbessert?

Viel Spass beim Hören.

Peter

Hallo Peter,

ein dicker Elko (also mehr als 10.00µF) hat eine höhere Induktivität als ein kleinerer Elko (z.b. 2.000µF). Dadurch reagiert ein dicker Elko etwas träger als ein kleinerer.

Grüße
Rincewind

Danke für Antwort Rincewind.

Die Induktivität wirkt sowohl beim Lade-, als auch beim Entladevorgang? Oder?

Hallo Peter,
der parasitären Induktivität ist ziemlich wurscht in welche Richtung der Strom fließt.
Grüße
Rincewind

Hallo, es gibt auch Ansätze zu den “großen Elkos” jeweils einen Folienkondensator (?) parallel zu schalten. Konkret habe ich 100nF an 4,7µF schon gesehen.
Mein Plan ist Schaltnetzteile zu verwenden und man spart sich das ganze Zeug rum um Transformator und Gleichrichtung. Zudem ist es, und das ist in diesen Zeiten wichtiger als sonst, gesundheitlich deutlich sicherer. Das soll hier jedoch keine Grundsatzdiskussion anstoßen, dafür gibt es andere Foren und Threads.
MfG

Auch in dieser Ecke gibt’s passenden Faden: https://www.acoustic-design-magazin.de/Lautsprecher-selber-bauen/Thema/pimp-my-miniamp/

Ich habe das Zusammenschalten von Elko und Folienkondensator als “V_Udo-Device” benannt.

V_Udo – lustig! Zur allgemeine Info: Ich habe mich bei einem Hersteller für Schaltnetzteile erkundigt. Für meinen Favoriten wurde gesagt: es ist eine Ausgangskapazität von 560µF integriert und man sollte diesen Wert als zusätzliche Kapazität nicht überschreiten.

Hallo,

ich finde deine Raumaufteilung und -nutzung sehr gut!
Das ist ja doch schon ein recht kompaktes Gehäuse…

Moin, erst dachte ich so „ach mal wieder sym asym“ aber die Integration vom Pi in Zusammenhang mit dem Webinterface sind echt mal was neues! mir gefällt vor allen die Möglichkeiten der Steuerung über das Webinterface. Das Pi ist aber immer an, oder?

Hab’s nochmal gelesen. Damit erübrigt sich meine Frage. Gefällt mir aber immer noch außerordentlich gut 😊

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