Vorwort Janina:
Eigene, vernünftige Lautsprecher wollte ich ja eigentlich immer schon gerne haben. Irgendwie kam es dann dazu, dass mein Vater sagte, er würde mir welche bauen. Er besorgt das Holz und ich soll mich um die Chassis kümmern und Udo antackern. Erst mal musste ich googlen, wie man Chassis überhaupt schreibt und was genau das alles ist. Mein Vater war deutlich schneller in der Umsetzung als ich. Die Gehäuse war schneller gebaut, als ich gucken konnte. Nur ich kam nicht hinterher, die Chassis zu kaufen. Kostet ja auch viel. So zog ein wenig Zeit ins Land, Wasser den Rhein/ Ruhr runter und dann kam ich endlich aus der Hüfte und vereinbarte mit Vater und Udo ein Treffen. Wir plauderten über dieses und jenes und die alten Zeiten, als ich drei vier fünf Jahre alt war und Jonas noch mit dem Dreirad über den Garagenhof fuhr.
Planung und Bauphase Schülzken:
Es mag vielleicht 6 oder 7 Jahre her sein, als Udo zu einem meiner Events die U_Do13 mitbrachte. Schnell war klar, mit dem Ding geht was. Udo meinte, behalt die Box hier, weil im Laden damals kaum Platz war. Und wenn die verkaufen kannst, weg damit. Keine 14 Tage stand der Lautsprecher bei mir, da kam Nachbar Jens aufn Bier zu uns, hörte den Lautsprecher und ca eine Woche später stand die U13 eine Etage tiefer und wurde mit einem fetten Akai Verstärker betrieben.
Der ein oder andere weiß, das ich meine Kinder mit Lautsprecher versorge, so auch meine jüngste Tochter, Chorus73 steht im Kreis Steinburg. Jetzt wollte die ältere Tochter auch mal was neues Eigenes, aber Dampf sollte möglich sein und kostengünstig. Das Wohnzimmer hat eine stattliche Größe und die von mir bereitgestellte SB18 ist dann doch etwas verloren. So darf es ruhig größer sein. “3Weger gefällig?”, fragte ich. “Erklär es mir”, antwortete sie. “So ungefähr die Größe wie meine GranDuetta, etwas kleiner”, meinte ich. “Aber ich will das gleiche Gehäuse-Design, wie du es hast”, war ihr Einwand. Ok, gut, gesagt getan.
Udo paar Eckdaten getackert und das schwarze MDF war schnell durchlöchert. Birke MPX hatte ich parallel besorgt. Obwohl nicht wirklich nötig, hier die Bebilderung vom Gehäusebau. Ist im Prinzip nichts Neues und geht gut von der Hand.
Die Schrägen auf der Front und oben geben dem Gehäuse eine gefällige Note und sind im Prinzip identisch wie seinerzeit bei der SB285 für Stefan. Jetzt noch alles vorschleifen mit 120er Gitternetzscheiben, 240er/320er gleich hinterher und dann die übliche Prozedur mit drei Schichten OSMO. Ich würde sagen, recht ordentlich geworden.
Janina noch einmal:
Als die Chassis dann an endlich an Ort und Stelle (also bei Vater im Keller) lagen, wollten wir dann auch Gas geben. Papa bereitete alles vor, ich durfte löten. Das letzte Mal hab ich in der 8. Klasse im Technikunterricht gelötet. Ich hab mir größte Mühe gegeben, es hat nur so Semi geklappt. Vater war aber geduldig. Also wurden sämtliche Einzelteile zusammen gelötet und entsprechend eingebaut. Die Chassis ebenfalls. Spannendes Unterfangen, wenn man weiß, dass die Qualität der Lötung wichtig für die Qualität der gesamten Box ist. Ich habe mein Bestes gegeben und fand es spannend, wie das alles funktioniert. Es ist erstaunlich, wie viel Fummelarbeit das ist und mit wie viel Liebe man da vorgehen sollte. Nicht zu schlampen zahlt sich dann wohl aus. Mit meinem Vater zusammen zu sitzen und Musik zu hören ist wunderbar. So haben wir die beste Zeit zusammen und genießen es sehr. Bald können wir das auch bei mir machen!
Die schon fertig gelöteten Weichen konnten schnell ihren Platz finden, sehr übersichtlich das Ganze. HT-Weiche und Bass-Weiche mit jeweils zwei Bauteilen, MT-Weiche hat noch einen Sperrkreis. Kabel zu den Chassisöffnungen durchziehen und kennzeichnen, bei mir durch Knoten am Pluspol HT, Bohrungen mit Heißkleber verschließen, Polyester-Watte ins Gehäuse, eine Matte für MT, sechs/sieben Matten für den Bass. Chassis rein, fertig. Ohmsche Last messen und mit 1,5V Batterie die Auslenkung der Chassis überprüfen, die Bässe müssen verpolt sein.
Rauf auf die Sackkarre mit den Klötzen, einmal ums Haus rum und rein ins Wohnzimmer. Die Test-Elektronik mit Yamaha C60/ M45/ SymAsym/ Technics CD hatte ich schon 30 Minuten warm laufen lassen.
Eigentlich lass ich die Lautsprecher erst mit braunem Rauschen 24 Stunden laufen, aber diesmal war ich zu neugierig und begann mit Al Stewart – On The Border. Hoch- und Mittelton ist sehr präsent, der Bass eher verhalten, bei Chris Rea – Auberge fällt sofort die Räumlichkeit ins Ohr, aber irgendwie wollte der Bass nicht so richtig, es klang eher verhalten. Bei Marla Glen, Simply Red und Malia war es ähnlich, komisch das Ganze. Mittlerweile war schon 23 Uhr, also doch die Rauschdatei 20 Hz – 20 kHz in Dauerschleife bis zum anderen Morgen laufen lassen. Dazu die Lautsprecher bis auf 5cm gegenüber gestellt, L/ R verpolt angeschlossen, akustischer Kurzschluss sozusagen, zwei Decken drüber, Lautstärke so hoch gedreht dass es nicht stört, und ab ins Bett.
9Uhr, Frühstück schon beendet, gleiche Prozedur wie am Vorabend. Ah man soll’s nicht glauben, HT ist etwas ruhiger, der MT spielt mit mehr Wärme und was höre ich, der Bass lebt tatsächlich, das war schon deutlich besser als 10 Stunden zuvor, aber mir reichte es immer noch nicht. Hey Now von London Grammar sagte mir, da geht noch mehr. Verstärkerwechsel auf SymAsym, der Bass spielt strammer, mehr auf den Punkt, aber weniger Bauch. Was tun? Sieben Matten Polyester-Watte im Basshaus sind wohl doch etwas viel. Ich entschied, eine Matte rauszunehmen. Alles wieder auf Anfang mit Hey Now. Was jetzt zum Ohr kam, war genau das, was ich erwartete. Wuchtig drückten mich vier Achtzöller in den Sessel, die Tür der Anrichte und die Gläser drinnen klapperten hörbar. Eigentlich könnte ich jetzt die entnommene Matte wieder einbauen, aber das später.
An diesem Samstag lief der Lautsprecher fast ununterbrochen 12 Stunden lang und je länger er lief, umso besser kamen Feinheiten ans Ohr. Nicht nur die üblichen Verdächtigen ließ ich laufen, auch Metallisches und Proggiges durfte nicht fehlen. Metallica, Apocalyptica, Tool, und – wer mir momentan sehr gut gefällt – Damian Wilson (Threshold), der jetzt bei Arena singt. Ob laut oder leise, es klingt einfach stimmig. Überrascht hat mich die dynamische Qualität des Lautsprechers, das geht richtig nach vorne. Da wo die NRX Chassis weich und bauchig werden, gerade bei höherem Pegel, bleiben die PFC Chassis knurriger und spielen meiner Meinung nach knackiger.
Mein Fazit: U54 ist ein Lautsprecher, der zurecht in der Aufsteigerklasse angesiedelt ist. Für diesen Preis ist die Kiste eine Wucht. So, und jetzt? Jetzt wird auch dieser Lautsprecher mich verlassen und von Ennepetal nach Hattingen umziehen.
Kaum bei meiner Tochter angekommen, kommt mein Enkel und fragt, ob er helfen könne. Tragen braucht er nicht, aber er kann schon mal die Boxenkabel mit hochnehmen und Musik raussuchen. Er war schon ganz aufgeregt weil er seine Lieblingsmusik hören wollte. Alles angeschlossen und los geht’s mit der
“Schule der magischen Tiere”
“Kann mich irgend jemand hör‘n“
Ich sah ihm an, wie er sich freute und seine Augen strahlten, Kinderaugen eben.
Seine kleine Schwester steht auf die Eiskönigin, da durfte “Lass jetzt los” nicht fehlen
und als Spaßlied brannte es bei Müllers
Mama darf jetzt auch mal:
Taylor Swift – Exile
My tears ricochet
Lady Gaga – Always remember us this way
Beth Hart – Thankful
Vaya Con Dios – What’s a Woman
Wir hörten noch einiges quer und die Playstation durfte auch nicht fehlen. Mehr will ich auch jetzt nicht mehr sagen, beseelt von den Eindrücken der Kinder trat ich den Heimweg an.
Und was kommt als nächstes? Ich glaube ich werde mal was mit KOAX machen.
Gruß Schülzken
Zur U_Do 54 im Online-Shop
Danke für den tollen Bericht. Vor allem für den Unterschied der PFC und NRX Chassis. Trotzdem siehst du die NRX klanglich weiter vorne oder? Wagst du einen Vergleich zwischen SB285 und Udo54 aus dem Gedächtnis?
Hallo Alechs,
285er oder 54er, das ist die Frage?
PFC oder NRX, kommt drauf an, würde ich sagen.
Habe beide vor kurzem noch gehört an verschiedenen Verstärkern.
Bei den NRX ist die 5″/SB26 MT/HT Kombi bei Klassik und Blues vorteilhafter weil etwas mehr Details hörbar sind als bei der 5″/SB19 PFC Kombi.
Im Bass bei gemäßigter Lautstärke klingen die NRX bauchiger als die PFCs, was aber nicht unbedingt als Vorteil zu sehen ist. Die PFCs spielen knackiger, was bei Rock/Metal vorteilhafter ist. Gibt man ordentlich Pegel Richtung 95-100dB bekommen die NRX im Bass die große Flatter.
Die PFCs kommen auch in Bewegung, die Impulse empfinde ich aber als hörbarer.
Im Prinzip ist es wie bei vielen Lautsprechern, es bleibt Geschmacksache.
Und nicht unerheblich von Bedeutung ist der Raum in dem der Lautsprecher spielt.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
Gruß Schülzken
Die sind wirklich gelungen; gefallen mir optisch doch echt gut (und das obwohl ich absolut gar kein Fan von rohem Multiplex bin) 🙂 .
Besonders die breite Fase im oberen Bereich hat was.
N’Abend,
vergangenen Samstag noch von gesprochen, dass es zum Osterfest nen hübschen Bericht gibt, hab ich jetzt mal Zeit, da auch etwas Senf zuzugeben.
Abgesehen davon, dass Schülzken und ich langjährige Arbeitskollegen sind und Hobby und Humor teilen, zeigen mir solche Berichte immer etwas Wichtiges auf:
WAF kann es geben, muss es aber nicht. Ich gehe so weit zu sagen, die Frau, die Lautsprecher ernsthaft nur nach der möglichst kleinen Größe auswählt, hat kein großes Interesse an Musikwidergabe oder einen sehr unkomplizierten Anspruch an deren Darstellung. Es sind nicht immer nur die Kerle, die Hubraum durch mehr Hubraum ersetzen wollen und wer jammert, dass die bessere Hälfte nichts oberhalb einer Needle genehmigt, muss sie mal mit nach Bochum nehmen und den hörbaren Unterschied demonstrieren, was die entsprechend größere Box an “Mehr” kann. Jeder kann (fast) alles lernen. Es gibt, ganz unabhängig von der aktuellen Debatte mit irgend welchen Sprachanpassungen, keine typischen “Männer-” oder “Frauenberufe” und es würde mich sehr freuen, wenn gerade die Ladies sich mehr trauen würden, zum Lötkolben, Oberfräse oder was weiß ich zu greifen. Ganz zu schweigen davon, dass uns in der Industrie jede menge Fachkräfte fehlen und da viel Potential verloren geht, solange es jene gibt, die sagen, “Dat soll der Kerl machen, kann ich eh nicht” Bezogen auf Punkt 2: Kinder. Wie entwickelt man Spaß am Handwerken? Indem man mit den Eltern oder Großeltern dieses macht und mithilft. Was prägt den persönlichen Musikgeschmack? Nicht zuletzt das, was man in der Jugend gehört hat. Wer also rumjammert, die Bälger säßen nur vor der Konsole und hören seltsame Musik, muss auch Alternativen schaffen. Ich selbst hatte nen Großvater ähnlich Schülzken und jeder darf sich glücklich schätzen, so jemanden in der Familie zu haben, der Spaß an Dingen hat und das auch weiter gibt. Jede Reise beginnt immer mit dem ersten Schritt, in dem Sinne, kauft euren Kindern / Enkeln nen kleinen Lautsprecher-Bausatz, zimmert das Teil gemeinsam zusammen, hört was halbwegs anständiges damit und schon sind wichtige Weichen für die Zukunft gestellt.
Gruß,
-Sparky
Wenn da nicht die Enkelin noch zur Boxenauerin wird, fress ich ˋnen Besen.
Bei der musikalischen Familie kommt Freude auf.
Hallo Gipsohr,
ich hoffe dass die musikalische Früherziehung über SB und GD-Heimkino erfolgreich wird. Die kleine will meistens das ich die schwarzen Scheiben laufen lasse. Die findet es einfach spannend das da Musik rauskommt. Einmal sagte sie mir ganz irritiert, da kommen Stimmen aus dem Fernseher obwohl der gar nicht an ist.
Momentan läuft ja viel Lego Bionicle, NinjaGo, Action Pack, Dragons, früher Miraculous/Ladybug, Paw Patrol, usw.
Ich kann da schon gar nicht mehr hingucken bei dem ganzen BlinkBlink. Dann besser die Sendung mit der Maus, wie heute, nach dem Eier suchen und Grillen.
Beste Grüße
Hallo Schuelzken, ich kann das BlinkBlink nachvollziehen. Meine Enkelin ist da schon fast drüber ☺️.
Das nenne ich mal einen in der Praxis nachgewiesenen WAF dieser Bauform. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Daumen hoch und allen Beteiligten viel Spaß damit.
Schönes Osterfest noch und beste Grüße,
Martin F
Hallo Martin,
der sogenannte WAF ist in der Tat für manch einen Zeitgenossen ein Problem. Gut das wir dann hier vom MAF sprechen können.
Die Entscheidung für einen Lautsprecher dieser Größe war relativ leicht. Wir haben uns im Vorfeld von klein nach oben gehört. Vielleicht wäre sie auch mit einer U73/74 zufrieden gewesen, aber ausschlaggebend war Membranfläche und Dynamik.
Gruß Schülzken
Wünsche Euch ein schönes Osterfest,
in der Tat ein durchaus gelungenes Projekt.
Ergänzend sei gesagt,
meine Tochter meinte, nachdem die Lautsprecher einige Zeit bei ihr spielten, dass der Bass ihr zu mächtig ist, selbst bei geringer Lautstärke. Die Kinder gucken schon mal Netflix und erschrecken sich hin und wieder über Töne die vorher nicht zu hören waren.
Also was tun? Ich habe es mir beim darauf folgenden Besuch angehört und “Ja” der Bass muss etwas ruhiger werden, also wieder eine Matte Polyester-Watte ins Basshaus rein. Anhören und eine weitere halbe Matte rein. Dann meinte sie, so ist es gut.
Nur dabei blieb es nicht, einen SACD Spieler hat sie mir dann auch noch abgeschwatzt und die Cinch/HDMI und LS-Kabel mussten auch noch erneuert werden. Die ersten Anspielungen zum Verstärker oder Vor/Endstufen Kombination lies sie auch schon durchblicken.
Wer einmal damit anfängt findet kaum ein Ende.
Unterschiede zu hören die nicht nur Einbildung sind, hat immer die Tendenz weiter nach oben.
Gruß Schülzken
Schöner Bericht 👍
Ja wenn der Virus zuschlägt. Erst ist es etwas Dämmwolle, dann der SACD Spieler, danach die Vor-Endkombi… Was kommt als Nächstes? Zum Glück gibt es ja in Udos Portfolio noch Luft nach oben. So schnell werden dir die Projekte also nicht ausgehen. Neid!
Frohe Ostern allen.
Hermann
Hallo Herrmann,
wie oben angedeutet hab ich mit dem SB16PFC KOAX angefangen. Ein Bluetooth fähiger MiniAmp wartet schon auf seinen Einsatz im Kinderzimmer eines fast neunjährigen. Aber Löten muss erst noch gelernt werden.
Gruß Schülzken
Schöner Bericht – Danke dafür!
Frohe Ostern euch allen!
Mal wieder ein echter Schülzken, gut so und viel Freude der Tochter!
Frohe Ostern