Immer wieder habe ich in den letzten Jahren mal den Drang gehabt, mir neue Lautsprecher anzuschaffen. Selbstbau war dabei eigentlich keine Option. Aber nachdem ich in letzter Zeit endlich wieder mein Hobby, Sachen mit Holz zu bauen, reaktiviert habe, bin ich im Sommer 2022 auf die Seite von Udo gestoßen.
Schnell wusste ich: Ich will GROSS, also die Bel Air 54 Big Lady. Quasi unter dem Motto: wenn schon, dann gleich groß. Zwei Punkte hielten mich jedoch davon ab. Einmal, dass ich wegen Wohnort Österreich nicht die Möglickeit habe, die Lautsprecher vorweg bei Udo zu hören (die Distanz ist dann doch zu groß). Und der zweite Grund – viel wichtiger – dass ich mich beim Holzbau (noch) nicht zu den wirklichen Könnern zähle und mir eigentlich alles durch Probieren oder Videos auf YouTube schauen selbst beibringe.
Um also jetzt nicht zu viel Geld in den Sand zu setzen, habe ich mich entschlossen, doch mal etwas kleiner anzufangen und mich für die U_Do_54 entschieden. Das Problem mit dem Probehören besteht hier ja auch, aber wie geschrieben, finanziell reißt dieser Bausatz kein so großes Loch in die Tasche wie die Bel Air 54 Big Lady. Nach den Berichten auf der Webseite zu schließen, sollte aber auch hier ORDENTLICH Qualität möglich sein.
Nachdem ich also eingehend die Pläne und Bauberichte studiert hatte, ging es darum, das Holz zu besorgen. Meine Online Recherchen haben mich diesbezüglich nicht wirklich glücklich gemacht. Das von mir favorisierte MDF Holz gab es Online beim Baumarkt nur in 18 mm Dicke und nicht wie gefordert 19 mm. Dann bin ich aber einfach mal in den Baumarkt gefahren und habe dort gefragt und siehe da – alles lagernd da und auch in 19 mm Dicke und die haben mir die Teile auch noch am selben Tag zugeschnitten. Auf dem Foto sieht man auch noch größere Platten, die ich für ein anderes Projekt gekauft habe. Erste Hürde – Holz besorgen – also mal genommen!
Parallel dazu habe ich das Lautsprecherkit bestellt, welches dann auch nach kurzer Zeit, wie auf der Homepage von Udo versprochen, angekommen ist. Das musste dann mal zur Probe auf die Schallwand aufgelegt werden.
Weil die Lautsprecher auch schön werden sollen, hatte ich den Plan, zunächst mal ein paar Probestücke zu bauen. Speziell die Dübelverbindung und das Fräsen der Löcher für die Frontplatte wollte ich üben, damit dann auch wirklich handwerkliche Qualität ins Wohnzimmer kommt.
Für das Dübeln habe ich mir das Standardwerkzeug von Wolfcraft gekauft und im zweiten Anlauf auch frische und vor allem scharfe Holzbohrer von Bosch mit Tiefenstopp, alles in zweifacher Ausführung, damit ich nicht ständig umstellen muss. Die ersten Versuche mit dem Dübler mit noch vorhandenem Werkzeug (alter Bohrer, kein Tiefenstopp, stattdessen ein Isolierband am Bohrer) gingen komplett schief. Da hatte einfach nix gepasst. Nach ein paar Übungsstücken sollte das für die Lautsprecher aber auch klappen.
Nächstes Problem: wie fräse ich die Löcher in die Front? Mein Plan war, die Löcher und auch die Vertiefungen für die Lautsprecher zu fräsen. Tja, nur wie, mit meinem Riesenfräser, der einen Lochdurchmesser von mindestens 12 Zentimeter benötigt, die kleinen Löcher für die Hochtöner fräsen? Damit wurde mir auch klar, warum im Shop von Udo die Fronten fertig gefräst angeboten werden. Da hat nämlich jemand offensichtlich das richtige Werkzeug (welches bei mir nicht vorhanden ist).
Nach Abwägen diverser Optionen wie z.B. die Chassis nicht versenkt einzubauen, habe ich doch noch eine Lösung gefunden: Ein selbst gebautes Tool, wo der große Fräser auf Schienen geführt und der Kreismittelpunkt durch einen Dübel realisiert wird. Damit kann ich jetzt Kreise bis runter zu einem Durchmesser von 38 mm fräsen – perfekt!
Für die eigentlichen Löcher habe ich mir einen verstellbaren Kreisbohrer besorgt. Den Umgang mit dem selbst gebauten Werkzeug für den Fräser musste ich auch noch üben.
Aber dann ging es los und ich konnte ohne große Schwierigkeiten die beiden Gehäuse bauen.
Vorteil hier war, dass das Holz vom Baumarkt perfekt geschnitten war. So genau hätte ich das daheim mit meiner Tischkreissäge niemals hinbekommen. Nach dem Leimen ging es ans Schleifen der Kanten und Stöße, was auch schnell erledigt war.
Ich habe die Lautsprecher dann mit einer Rolle gestrichen, weiß und matt.
Insgesamt bekamen die Boxen drei Anstriche und das Ergebnis ist nahezu perfekt und absolut ausreichend. Aus einem Meter Distanz sehen die Lautsprecher aus wie von einem Profi gemacht. Der Einbau der Chassis und vor allem das Löten war mühsamer als gedacht, vor allem bei der ersten Box.
Aber irgendwann war auch das erledigt und die Lautsprecher konnten ins Wohnzimmer übersiedeln, aufgestellt auf den Spikes, die ich dafür extra bestellt hatte.
Zu Beginn habe ich ein paar Hörtests mit Musik von einigen meiner Lieblingsbands gemacht: Dire Straits, Pink Floyd, AC/DC usw. Ich war hellauf begeistert vom Klang. Einzig eher bassarme Musik klang etwas flach. Dies könnte aber auch am Quellmaterial gelegen haben.
Jedenfalls jetzt, nach einem Monat fleißigem Musikhören mit den neuen Lautsprechern, gefällt mir der Klang der Lautsprecher immer besser. Alles, was ich höre, klingt für mich viel besser als vorher, auch wenn das Quellmaterial noch nicht optimal ist, da ich hauptsächlich mit Spotify streame bzw. von meinen CD’s selbst erzeugte FLACs höre. Hier gibt es also noch ordentlich Luft nach oben. Dennoch entdecke ich bei vielen Liedern schon jetzt Sachen, die ich vorher gar nicht gehört hatte.
Auch beim Anwendungsfall Heimkino sind die Lautsprecher klanglich perfekt. Aktuell spielen sie noch mit einem Subwoofer, einer Centerbox und Satelliten von Energy. Das funktioniert nicht optimal, da die U_Do_54 offensichtlich einen deutlich höheren Wirkungsgrad hat als meine alten Lautsprecher. Effekt: Die Dialoge sind beim Film deutlich leiser als der Rest, was sehr anstrengend ist. Über kurz oder lang werde ich mir zumindest auch noch die passende Centerbox bauen.
Zusammenfassend kann ich sagen: Ich bin zu 100% begeistert von der Qualität der Lautsprecher. Der Bausatz von Udo kam perfekt verpackt an, alles drin, was man braucht. Bis auf ein paar Schrauben ist nix übrig geblieben, also wirklich gut durchdacht. Großes Lob an Udo!
Ich bin natürlich auch stolz, dass mir der Selbstbau so gut gelungen ist. Ich habe während der Bauphase einiges Neues gelernt, was ich mit Sicherheit in einem meiner nächsten Projekt einsetzen kann (Dübelverbindungen, Fräsen, etc.). Apropos nächste Projekte: Jetzt, nachdem ich weiß, dass ich Lautsprecher in dieser Qualität bauen kann, gibt es natürlich auch schon einen Plan für die Big Lady. Der nächste Winter kommt bestimmt…
Wolfgang
Zur U_Do 54 im Online-Shop
Glückwunsch!
Ein Tipp noch: Udo liefert oft etwas mehr Watte als benötigt – nimm mal bei einem der beiden Lautsprecher ein Drittel raus und vergleiche, da kann man noch etwas an die eigenen Begebenheiten anpassen.
Für’s ideale Ergebnis: bei einem die Hälfte raus und vergleichen – und der der schlechter klingt wird angeglichen am den anderen. In 10% Schritten jeweils etwas raus bzw dazu bis in beiden die gleiche Menge ist und beide gleich optimal klingen. Möglichst am aufstellort, der redet mit 😉
Dann mal viel Freude bei der Planung der dicken Lady
Matthias
Hallo Wolfgang,
schönes Projekt & zeitlose Umsetzung. Top!
Hör erstmal bissel und schau dann wie es weiter geht.
Als kleiner Hinweis:
Wenn du AVR hörst – versuch mal nen anderen Verstärker. Kann auch mal ein alter analoger sein. Vielleicht gibt das noch nen Schub.
Und mit der Aufstellung kannst du probieren.
Mal die LS nicht einwinkeln, oder weniger.
Mal die LS etwas aus der Ecke raus holen.
Versuch macht kluch.
Und der Raum spielt mehr mit als man möchte.. 😉
in diesem Sinne:
Viel Spaß beim Hören und eine schöne Weihnachtszeit!
Servus Carver,
Interessante Tipps, die Du da hast. Also ehrlich gesagt wollte ich ja schon mal den Verstärker austauschen bzw. eine Zeit lang hatte ich mir überlegt, einen zweiten Verstärker mit einer Switchbox anzuschließen, damit ich eine einfache Umschaltmöglichkeit habe (Heimkinoanwendung vs. Musik hören). Aber dann habe ich mich von der Idee wieder verabschiedet, weil ich mir im Moment den Aufwand nicht antun und ehrlich gesagt mir auch das Wohnzimmer nicht mit Verstärkern zustellen möchte. Und nur für’s Musik hören einfach umzustöpseln, dafür war ich bisher zu faul. Aber wer weiß, vielleicht habe ich ein wenig Zeit jetzt in den kommenden Weihnachtstagen, und dann probiere ich das aus. Im Keller steht ja eh noch mein alter Kenwood KA-660D Stereo Verstärker.
Auch das mit der Bewegung der Boxen aus der Ecke raus ist mir klar. Aber das ist halt wieder das leidige Thema, dass die Trümmer dann im Weg sind. Mein Wohnzimmer ist zwar groß, aber leider nicht soooo groß. Aber einen Versuch ist es durchaus mal wert und mir ist bewusst, dass ich da wahrscheinlich noch einiges an Klang rausholen kann.
So oder so, gegen das Setup was ich vorher hatte (alter Yamaha 5.1 Verstärker aus dem Jahr 2000 ca. und die schon erwähnten Mission 763 Boxen aus dem Jahr 1990) ist das was jetzt da steht (Denon AVR-S760H und die U_Do’s) DEUTLICH besser und das genieße ich in vollen Zügen.
LG Wolfgang
Hallo Wolfgang,
für das Umplatzieren von Lautsprechern gibt es Möbelrollen. Dummerweise sind bester Platz zum Hören und der ort, wo sie am wenigsten stören nie identisch 😉
Gruß Udo
Hallo Udo,
Na jetzt wo Du es sagst, fällt es mir auch wieder ein. Da war doch noch was. 🙂
Danke für die Erinnerung.
LG
Wolfgang
Hi Wolfgang,
weiße Lautsprecher haben was! Ein schöner Bericht und viel Spaß mit den Schätzen. Solltest Du Dich doch noch in Richtung BelAir steigern, kannst Du ja schauen, ob Du zumindest einen Teil der Chassis z.B. für die Rears nutzt oder Du stellst die LS ins Gartenhaus oder einem guten Freund ins Wohnzimmer.
Zwei Punkte sind mir noch aufgefallen:
1. auf dem einen Foto sieht es so aus, als wäre die Dämmwatte direkt hinter dem Reflexrohr. Dieser Bereich sollte immer frei bleiben. Kann aber auch täuschen…
2. kannst Du bei Deinem AVR den Pegel für den Center manuell anheben, wenn der einen schlechteren Wirkungsgrad hat? Bei meinem geht das…
Ciao Chris
Hallo Chris,
Weiß wollte ich deshalb, weil ich bisher immer nur schwarze Lautsprecher hatte. Und ich finde, die schauen in weiß sehr edel aus, anders als eben “normale” Lautsprecher, die meistens schwarz sind.
Das mit der Dämmwatte muss ich mir nochmal anschauen. Es kann gut sein, dass dort Watte ist.
Und mit meinem AVR habe ich mich auch schon gespielt, Pegel rauf, Pegel runter, aber leider keinen Unterschied gemerkt.
LG
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
super Einstiegsprojekt, was du sehr schön umgesetzt hast. Manche bauen eine Needle, manche machen es direkt richtig! Und das bringt dich klanglich weit nach vorne. Manchmal braucht man ein wenig um sich auf Udo’s ausgewogene Lautsprecher einzustellen. Danach will man aber nix anderes mehr. Geht mir auch so und ich muss mich an neue Lautsprecher immer eine weile gewöhnen. Oder es ist die benötigte Einspielzeit der Chassis? In Summe bestimmt von beidem etwas.
Auch schön durch die verschiedenen Herausforderungen beim Selbstbau durchgekämpft. Wenn man beim Lackieren zwischen-schleift, macht das Ergebnis noch mehr Spaß und man bekommt ein Gefühl für’s Material und die Arbeitsschritte. Möchte ich jedem gerne an’s Herz legen.
Jetzt hast du das Flaggschiff aus der unteren Preisklasse gebaut. Wobei die Betonung eher auf Flaggschiff liegen soll. Der Preis spiegelt nicht die Qualität des Bausatzes wieder. Da fallen mir nur noch 2-3 Lautsprecher ein die danach kommen dürfen ohne einen Rückschritt zu machen. Die BelAir54 ist sicherlich einer davon. Sie hat bisschen weniger Membranfläche im Bass, nach Datenblatt aber eine in etwa gleiche Resonanz. Aber der Fokus liegt da sicherlich auch eher auf Hoch und Mittelton. Da können die Satori’s noch was rausquetschen und der AMT nochmal mehr Details auf’s Ohr zaubern. Der kostet aber auch 10x so viel wie der HT der U-Do’s. Aber wer mit einer U-Do54 einsteigt, muss damit leben! Sonst hättest du die Needle nehmen müssen 🙂
Also alles in allem ein steiler Einstieg mit einem tollen Ergebnis. Auf jeden Fall eine weis(s)e Entscheidung!
Gruß Knutbox
Vielen Dank für die lobenden Worte und die Bestätigung, dass ich mit meiner Auswahl nicht so verkehrt lag. Mittlerweile sind ja ein paar Monate ins Land gezogen und ich habe mich an die Lautsprecher gewöhnt und dennoch: Es ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit und JEDEN Tag freue ich mich über die Tonqualität, die ich da jetzt im Wohnzimmer stehen habe! Erst vor zwei Tagen habe ich mir eine 12” Playlist von Depeche Mode angehört und obwohl ich diese Lieder alle auswendig kann (weil gefühlt tausende Stunden gehört!) war es eine Riesenfreude, diese Musik in dieser Klarheit zu hören. Und eigentlich kann ich mir auch gar nicht vorstellen, wieviel “mehr” an Qualität die BelAir54 noch bringen kann. Aber sobald ich wieder mehr Zeit für mein Hobby habe, werde ich es drauf ankommen lassen…. 🙂
Ach ja, und Deinen Tipp mit zwischenschleifen beim Lackieren werde ich bei den nächsten Projekten auch beherzigen.
LG Wolfgang
Hallo Wolfgang,
herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Projekt! Dein Ansatz verdient Respekt. Zwar groß denken, aber nicht gleich das ganze Pulver verschießen und erstmal mit den U-dos beginnen. Und schön sind sie dann auch noch geworden!
Jetzt kommt die schwere Entscheidung: einen Center aus der gleichen Reihe bauen oder doch gleich die nächste Stufe beim Hörgenuss nehmen?
Viele sagen ja, fang gleich mit dem Besten an. Dann sparst Du am Ende Geld. Ich bin ähnlich vorgegangen wie du. Es macht einfach zu viel Spaß sich zu steigern, sowohl bei der Qualität als auch bei seinen eigenen Fähigkeiten.
Ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg riesig viel Spaß! Dein erster Aufschlag jedenfalls ist wirklich klasse!
Liebe Grüße
Uwe
Hallo Uwe,
Vielen Dank für Dein Lob.
Ein wenig verzweifelt war ich dann doch, als das U_Do 54 Projekt fertig war. Natürlich nicht, weil ich den Klang der Lautsprecher nicht mochte (im Gegenteil!). Sondern weil ich mir damit selber bewiesen hatte, dass ich so ein Projekt in hoher Qualität durchführen kann. Und eben WEIL das Ergebnis so gut war, haderte ich ein wenig mit meiner Entscheidung, nicht gleich die BelAir54 gebaut zu haben.
So oder so, es ist wie es ist und ich habe jetzt einmal hervorragende Lautsprecher im Wohnzimmer, bin quasi in der Neuzeit angekommen, nachdem ich über dreißig Jahre mit meinen alten Mission 763 Standboxen (damals gehobene Mittelklasse) verbracht habe.
Und die BelAir54 ist nach wie vor geplant, mal sehen, wann ich dafür Zeit finde.
LG
Wolfgang
Moin Wolfgang, na dann, kannst ja beim Center schon mal in die obere Kiste greifen. Der passt zwar nicht 100% dazu – aber beschleunigt dann den Wunsch in Stereo nachzurüsten 😉
Übrigens, bei mir sind die Lautsprecher am Stereo Verstärker angeschlossen. Bei Filmen dient dieser dann als Endstufe, braucht also keinen Umschalter. Alles nur ein Druck auf die Fernbedienung.
Spätestens in der Blues Klasse lohnt sich das.
Und ich hab den X7200 als AVR, der war mal das beste was Denon zu bieten hatte… In Stereo durchaus OK, aber nicht mehr. Also zu wenig 😉
Vorsicht Suchtgefahr.
Matthias