22. September 2024

SB 36 Dappo

Autor: Udo Wohlgemuth

Es ist mal wieder an der Zeit, einen neuen Bausatz mit den altbekannten SB-Chassis hier im Magazin vorzustellen. Viel zu lange hatte ich für diese Serie keine Idee, was ich da noch neu erfinden könnte. Doch als ich vor ein paar Wochen in den Bau-Dokus die SB 36 von Max wieder fand, war die Sache klar: Obwohl schon häufig nachgebaut, gab es bis heute keine offizielle Vorstellung der Center-Variante als eigenständige Stereobox. Yoga hatte vor acht Jahren angefragt, ob der Center denn auch zum SB 36 Stereocenter in Standversion taugt, weil ihm die D’Appolito-Optik so gut gefiel. Mein “Ja” reichte ihm, einen belastbaren Beweis durch Messungen hat er nicht verlangt. Dabei blieb es dann, als nach der Vorstellung weitere Nachbauten folgten.

Nun hatte ich vor Kurzem die Ceram 417 vorgestellt, für die ich als nachhaltig denkender Mensch auch die schon in der Ceram 34 genutzten Chassis verwendete. Noch nachhaltiger wär es, auch noch die recht ordentlich aufgebauten Gehäuse einem guten Zweck zuzuführen. Ach ja, die Anordung war ok, die Ausschnitte für die Chassis identisch und die SB 36 Dappo gab es noch gar nicht – naja, eigentlich.

Für die SB 36 hatte ich damals 36 Liter Volumen vorgesehen, die Ceram-Boxen haben jedoch 47 Liter. Das ist gewaltig größer. Unten 11 Liter abzusägen, war keine Lösung, denn dann wär der Hochtöner zum Bauchstrahler degradiert worden. Auch eine Rückenoperation war keine Option, eine aufgesetzte Rückwand mit rundum sichtbarer Schnittkante hätte sogar mir nicht gefallen. Herausschneiden könnte ich den Boden und durch ein höher gelegtes Brett ersetzen. So entstünde ein gut 25 cm hohes Weichenfach, das ich mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten rechtfertigen könnte. Die beste Möglichkeit war tatsächlich, nichts zu ändern. Gehäusemaße kennen kein auf drei Stellen nach dem Komma festgezurrtes Ideal-Volumen, sondern werden nach den Vorstellungen des Erbauers ausgelegt.

Was passiert, wenn das Gehäuse größer wird? Nun, der Bass kommt tiefer herunter, verliert dafür etwas früher Pegel. Zum Ausgleich schneidet man vom Reflexrohr ein Stück ab und alles ist wieder im Lot. Alternativ freut man sich, dass der Bass etwas tiefer herunterreicht und dafür etwas Pegel verliert. Bekannt ist, dass die SB 36 den Oberbass leicht betont. Was spricht dagegen, wenn sich die Dappo hier vornehm zurückhält?

Leicht hatten wir es mit der Freecad-Zeichnung, sogar das Umbenennen in SB 36 Dappo haben wir uns gespart. Wer es jedoch ordentlich mag, kann das “Ceram 34” sicher selbst ersetzen.

Da wir das Gehäuse aus dem Ceram 34-Bericht nutzen, müssen wir den Zusammenbau eigentlich nicht mehr an dieser Stelle dokumentieren. Doch das Zusammenkleben der Bretter gehört nun mal zu einem Baubericht. Sicher helfen die Fotos dem einen oder anderen Neuling, der gerade zum ersten Mal ins Magazin schaut und noch nicht weiß, wo er die Bilder suchen soll.

Auch für das Einlegen des Dämmstoffs muss niemand diese Seite verlassen. Die gelieferte Matte mit 40 x 160 cm pro Box wird in vier Teile mt 20 x 80 cm geschnitten, den Rest erklären die Fotos und der Dämmplan.

An die heraushängenden Kabel wurden nun die SB-Chassis angelötet und schon konnte die bekannte Centerweiche für die Messungen an das Biwiring-Terminal angesteckt werden.

Im Hörraum durften die SB 36 Dappo dann ihre musikalischen Fähigkeiten beweisen und sie machten es gut. Der Bass kam etwas knackiger und marginal tiefer als beim Zweieinhalb-Weger SB 36, die Stimmwiedergabe war wie gewohnt makellos, nur ganz oben fehlte mir (altersbedingt?) ein wenig Glanz. Also schnell den Widerstand vor dem Hochtöner rausgelötet, gut 1 dB Pegel gewonnen und alles passte nun auf den Punkt. Die Musik löste sich völlig von den Boxen und erklang auf einer großen Bühne, die leicht hinter den Lautsprechern begann.

Ein kurzes Wort noch auf die Schnelle zu meiner bevorzugten Aufstellung: Meine Boxen stehen mit mindestens 50 cm Platz dahinter parallel zu den seitlichen Wänden auf einer Basis mit Faktor 3 bei einem Sitzabstand mit Faktor 4. Verständlich ausgedrückt heißt das, bei 3 m zwischen den Lautsprechern sitze ich 4 m entfernt. So wird die Bühne genügend breit und tief. Mit untergeschraubten Möbelrollen lassen sich die Schallwandler leicht an diesen klanglich optimalen Platz rollen. Nach der Hörsitzung schiebt man sie dorthin, wo sie am wenigsten stören.

So, Arbeit erledigt, jetzt gibt es die SB 36 Dappo endlich auch offiziell und mit eigenem Namen.

Aber da war doch noch was und das heißt aktiv. Hierzu wird dem Bassmittelton und dem Hochton jeweils ein eigener Verstärker-Kanal zugeteilt, die passive Frequenzweiche wird durch Digital Sound Processing bauteillos per Software geformt. Meine Zweiweg-Module habe ich extern in einen gemeinsamen Kasten gesetzt, das erspart den Kabelsalat für Strom, Signalquellen und Weiterleitung vom Master zum Slave an den Boxen. So führen nur je zwei Kabelpaare vom Verstärker dorthin.

Also schnell die Kabel aus dem Terminal gezogen, ein Hypex FA 122 angeschlossen und schon konnte mit einfachem Mausschubsen der Frequenzgang positiv verbogen werden. Erstellt wurden drei Presets – linear, Hochton leicht abgesenkt und bassbetont. Die üblichen Diagramm zeigen, dass die Abstimmung handwerklich recht gut gelungen ist.

Zurück ging es in den Hörraum, wo meine Festplatte via PC meine SB 36 Dappo aktiv mit Musik versorgte. Schon bei Allan Taylors “Colour to the moon” sorgte die direkte Kopplung der Boxen an den Amp für noch mehr Live-Atmosphäre der Studio-Einspielung. Die Stimme des Sängers war wie gewohnt schmeichelnd voll, doch die kleinen Nebengeräusche wie das leichte Rutschen der Finger über die Gitarrensaiten waren vom letzten, kleinen Schleier befreit. Erwarte das jedoch nicht bei der verlinkten Youtube-Version, hier konnte ich aktiv und passiv im Selbstversuch nicht unterscheiden.

Als ich gerade wieder auf meine Festplatte umschalten wollte, stach mir ein “Thunderstruck” ins Auge, das ich hier nicht vorenthalten kann. Gespielt wird es von einer jungen Chinesin namens Moyun auf einem traditionellen Saiteninstrument namens Guzheng, klanglich zwischen Gitarre und Harfe angesiedelt. Gleichzeitig dient es ihr aber auch als Schlag- und Rhythmusinstrument, indem sie seinen Resonanzkasten händisch bearbeitet. Diese tolle Musik gibt es leider nicht in besserer Qualität, also kann ich mit dem Dargebotenen die guten oder schlechten Eigenschaften meiner Lautsprecher ehrlicherweise nicht bewerten. Aber es hat enormen Spass gemacht, den unvertrauten Klängen zuzuhören. Ich habe mir auch die anderen Titel von Moyun angehört und viel Freude gehabt beim Eintauchen in eine bisher völlig ungewohnte Musikwelt. Ist es nicht das, was gute Boxen auszeichnet?

Wer sich selbst einen Eindruck vom Klang der SB 36 Dappo in beiden Versionen machen möchte, ist gern nach Terminabsprache zum Hörtest auf dem legendären Sofa im Bochumer Zeitloch willkommen. Nicht möglich ist das jedoch vom 08. bis 11.11.24. Da machen die Lautsprecher eine nette Reise zum Jahrestreffen in Nordhausen.

Udo Wohlgemuth

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Hi Udo
Sehr schöne Möglichkeit meine “grünen schlanken” upgraden zu können. Wann kommt denn das Kit bzw. was wird es denn kosten? Möchte ja nicht als Sparfuchs rüberkommen, aber gebe es denn auch eine Option mit Arylic .
Grüße aus Neidlingen
Jörg

Hallo Udo,

bei sonnigem Wetter im Garten sitzend lese ich gerade was du schreibst.
In der Tat fühle ich mich zurück versetzt in den Herbst 2017 (wie schnell die Zeit rennt), zum vorhandenen SB36C einfach aus zwei SB18 eine weitere SB36C Standversion gebaut.

SB36C Standversion klingt für mich heute noch langzeittauglicher als die normale 36er. Für mich haben aber beide Lautsprecher ihre Berechtigung und das nicht nur als Stereo Kombi, sondern auch gerne im Heimkino eingesetzt.

Gruß Schülzken

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