Ich möchte versuchen, den Schwerpunkt im Bericht auf handwerkliche Details zu legen und die Probleme ansprechen, die auf mich warteten. Ich möchte auch die Fragen aufzeigen, die mich als Neuling in Sachen Lautsprecherbau umtrieben. Aber glücklicherweise gibt es für jedes Problemchen ein Lösungchen oder ein Googlechen.
Mich trieb die Frage nach dem Werkstoff um, die Wahl fiel aber recht schnell auf 22er MDF. Hauptgrund war die Verfügbarkeit im hiesigen Baumarkt und der Zuschnitt-Service, der übrigens auf den Millimeter genau und von feinster Rechtwinkligkeit war. Das erfreute mich, denn für den Mechaniker ist der Millimeter ja ein Urknall, ließ mein Gitarrenbauer mal verlauten.

Die MDF sollte nicht lackiert oder vorgefärbt sein, deshalb die Entscheidung, die Stücke zu furnieren. Bei Designholz.com bekommt man tolle Furniere (auch nachhaltig), die auf der Rückseite mit Vlies verstärkt sind.

Zum Furnieren selbst schaute ich ein paar Videos an und entschied mich mangels Presse und Geduld zur Bügeleisenmethode. Als stolzer Mitarbeiter der Firma Türmerleim kommt mir natürlich kein anderer Leim als Türmerleim ins Haus. Vielen Dank an dieser Stelle an unseren Geschäftsführer für die Spende.
Das Furnier habe ich grob vorgeschnitten, damit rundherum noch etwas Überstand vorhanden war. Der Leim wird mittels Leimspachtel beidseitig aufgetragen und antrocknen gelassen. Der Spachtel ist möglichst im rechten Winkel zu führen, der Rand verdient besondere Fürsorge.

Der Leim wird beim Trocknen glasig und leicht trocken/ gelartig. Dauert ca. 10 Minuten je nach Wärme, Luftfeuchte (22 °C ca. 40%) und Leimsorte.

Das Furnier wird auf die Platte gelegt und mit dem Bügeleisen von innen nach außen aufgepresst wie beim Folieren. Dabei versucht man Blasenbildung zu vermeiden. Man hört Hohlstellen, wenn man mit den Fingernägeln über das Holz streicht. Das Bügeleisen läuft hierbei auf der höchsten Stufe. (Die Redaktion empfiehlt eher eine mittlere Temperatur). Der Druck darf anfangs nicht zu hoch sein, sonst kann das Furnier verrutschen. Ruhig Zeit lassen bei der Vorschubbewegung. Ein leichter, warmer Holzduft signalisiert eine meiner Meinung nach ausreichende Verweilzeit. Das furnierte Werkstück sollte man bis zum nächsten Tag ruhen lassen, bevor man die Kanten abschneidet. Ich habe festgestellt, dass es noch etwas schrumpft, bis alles ausgehärtet ist. Hier alles sauber abkleben und gegen die Kante schieben beim Schneiden.

Ich habe festgestellt, dass die MDF-Platte nach dem Furnieren eine Wölbung aufweist, wobei die beklebte Seite eine leichte Konkavität angenommen hat, deshalb sollte man genügend Schraubzwingen zum Verleimen der Gehäuseteile einplanen. Es wäre durchaus möglich, dass ein Furnieren nach Zusammenbau die sinnvollere Methode gewesen wäre. Bevor das Gehäuse verleimt wurde, ging es ans Ausfräsen mittels selbstgebautem Zirkel.

Die Maschine und das Werkzeug freuten sich über eine angemessene Zustellung von 4 mm bei einem 10er Fräser. Zur Drehzahlberechnung fand ich die Empfehlung einer Schnittgeschwindigkeit von 50 m/s, an der ich mich orientierte.Je nach Stabilität von Maschine und Werkzeug ist Luft nach oben, oder unten. Die Tiefe und den Durchmesser Einfräsung habe ich vorab mit dem Messschieber eingestellt. Da Holzstaub krebserregend ist, war eine Absaugung und FFP3 Maske angebracht. Meine alte 750 Four hats mir ebenfalls gedankt, die Partikel einzufangen.

Nachdem die Schweinerei überstanden war, ging es ans Verleimen der Gehäuse. Das Ausrichten war etwas knifflig, aber die Abbundzeit des Leimes lässt die Möglichkeit der Korrektur zu. Hier auch auf einen gleichmäßigen Leimauftrag mittels Spachtel achten. Da sich die Zuschnitte wie bereits erwähnt ein wenig verzogen hatten, ist auf die richtige Reihenfolge zu achten, um die Durchbiegung gegeneinander auszumerzen.

Der Gehäusebau war weitestgehend erledigt, blieb noch mein alter Feind…Die Elektrik. Die Mehrheit derjenigen, die eine Ausbildung als Mechaniker oder Elektriker absolviert haben, ist mit dem ständigen Wettstreit vertraut, den diese beiden Berufe, zum Glück nicht allzu ernst genommen, miteinander ausfechten. Als Team-Mechaniker sieht mein Weichenaufbau aus wie Hund, davon bekommt ihr kein Foto zu sehen, das möchte ich euch nicht antun. Gutes Abisolierwerkzeug hilft für die Kabelgeschichten, auf eine saubere Lötverbindung ist zu achten. Das Lot fließt immer zur wärmsten Stelle und eine mit Lot benetzte Spitze leitet die Wärme besser.
Über den Schaltplan sollte man sich nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. Manchen hilft es, sich das ganze wie Wasserleitungen vorzustellen. Eine größere Hilfestellung ist mir als Schlosser leider nicht möglich. Bevor die Chassis montiert wurden, habe ich das Furnier mit Hartöl behandelt, um die Farbe der Walnuss herauszuarbeiten.
Bei den unbeschrifteten Chassis ist der kleinere Anschlusspin der Minuspol. Der Heißkleber geht mit dem kalten Metall der großen Spulen keine belastbare Bindung ein, deshalb liegt alles geschützt auf den Versteifungsbrettern. Zum Ende erfolgt die Hochzeit… Die saubere Fräsarbeit zahlt sich aus, die Schrauben werden behutsam mit der Hand im MDF angezogen. Aufstellung. Anschluss. Ausrichtung. Einschalten.

Als die Röhren rot glühend ihre Betriebsbereitschaft signalisieren, geht es los. Der erste Song, den sie spielen sollten, wurde lange diskutiert und wohlüberlegt. Pink Floyd – Shine On You Crazy Diamond. Und so war der Klang auch… Brilliant. Eine Räumlichkeit tat sich auf, die mich bis hinter beide Ohren grinsen ließ und noch heute lässt. Weiter geht es eine Gangart härter: Tool – Lateralus. Das ganze Album in neudeutsch „gebinged“. Hier zeigt sich, dass diese Lautsprecher eine ausgezeichnete Aufnahmequalität verdienen und auch fordern. Den letzten Dynamiktest erledigte Metallica mit Murder One. Danach musste ich abschalten. Nackenschmerzen vom Kopfwippen und die Gefahr, eine Moshpit zu eröffnen.
Danke für dieses Erlebnis, Udo.
Kevin
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Moin.
Ich möchte mich Uwe anschließen und nach der Kantenbearbeitung fragen, gerade vorab stelle ich es mir schwierig vor hier präzise zu arbeiten. Hat ja trotzdem augenscheinlich hervorragend funktioniert…😉👌
Ich wünsche viel Freude und rockige Stunden!
Beste Grüße
Andreas
Hallo Kevin,
sehr schöner Bericht – kurz und knackig! Wenn das dein Erstling war, hast du optisch alles richtig gemacht.
Ein Bild von der Seite wäre noch schön gewesen. Wie hast du die Übergänge gemacht, wenn du die Bretter schon vorm Verleimen furniert hast?
Ich wünsche dir ganz viel Freude mit den beiden Klangriesen!
Gruß
Uwe