16. Februar 2025

Duetta NG – die nächste Generation

Autor: Udo Wohlgemuth

Fertig! Kommen wir nun zur Klangbeschreibung, auf die alle schon gewartet haben:

Zugegeben, auf dem Weg in den Hörraum stellten wir uns schon innerlich die Frage, ob sich denn der hohe finanzielle Aufwand für Chassis, Gehäuse und Weiche wirklich gelohnt hat. Nach den ersten Takten Musik aber wurde sie zur lächerlichen Nebensache.

Es gibt bestimmt viele Boxen, die beeindruckend Musik und andere Schallereignisse wiedergeben, doch die lässige Selbstverständlichkeit, mit der die Duetta zur Sache ging, übertraf unsere Erwartungen und Hoffnungen bei Weitem. Da holte eine Sängerin einfach Luft ohne asthmatische Nebengeräusche, bevor sie die Stimme erhob, und die Berliner Philharmoniker zerrissen beim Umblättern ihre Notenblätter nicht, wie von vielen Boxen behauptet. Die Basswiedergabe wurde dabei dem Qualitätsanspruch mehr als gerecht. Tiefe Töne ließ die Duetta nur dann hören, wenn sie vom Verstärker geliefert wurden, aber dann mit Ehrfurcht gebietendem Druck und faszinierender Präzision. Kein dröhnig lästiges Dauergebrummel störte den Musikgenuss.

Was immer sich auch im CD-Spieler drehte, je besser die Aufnahme war, desto besser war die Wiedergabe. So fielen der Hörprobe wieder einmal zahlreiche bislang für gut gehaltene CDs zum Opfer, während andere nie gehörte Zwischentöne offenbarten. Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ dabei der ER4. Selten wurden höchste Töne so differenziert, harmonisch, luftig, aber nicht lästig, in allerfeinsten durchstrukturierten Gespinsten dargeboten wie von der Duetta.

Fazit
Mit den Klangbeschreibungen könnten wir noch mehrere Seiten füllen. Doch Worte können im Vergleich zur eigenen Hörprobe nur wenig vermitteln. Eins soll jedoch nicht unerwähnt bleiben: Für Räume unter 20 Quadratmeter ist die Duetta nicht konzipiert. Außerdem geht sie erbarmunglos mit der angeschlossenen Elektronik um. Sie findet deren Grenzen, wie hoch die immer liegen mögen. Und noch eine Warnung zum Schluss: Duetta macht süchtig!

Heinz Schmitt/ Udo Wohlgemuth

Oh, oh, da bin ich glatt in der Zeile verrutscht und habe meine Klangbeschreibung aus der K+T 1/ 02 erwischt. Damals hatten wir die “Eva” zur Referenz erweitert, um für unsere Arbeit an allen weiteren Bauvorschlägen ein Vergleichsnormal heranziehen zu können. Warum Duetta diese Aufgabe mühelos erfüllte, steht oben. Gibt es mehr dazu zu sagen?

Oh ja, es sind fast 25 Jahre ins Land gezogen, die Produktion der Eton-Chassis ruhte grob drei Jahre, in denen es mir gelang, mit den BelAirs eine neue Premium-Klasse zu generieren. Trotzdem habe ich mich sehr gefreut, als die Fertigung in Limbach anlief und ich die ersten Etons wieder in den Händen hatte. Weil mir die vor einem Monat vorgestellten Duettatop2 (mittlerweile in Duetta Top NG umbenannt) seither jeden Feierabend versüßt, war es konsequent, auch die altbekannten 11-Zöller zu ordern und die nächste Generation Duetta anzupacken. So kann dann auch die unendliche Geschichte bald weitergehen.

Das Duetta-Oberteil – seit einem Monat als Duetta Top NG im Einsatz – wurde auf geschlossen umgebaut, was mittels fest zusammengerollter Dämmwatte im Reflexrohr recht einfach war. Auf dem Foto übernahm das Photoshop, in der Freecad-Datei wurde das Loch für das Reflexrohr gelöscht und die Boxeninnenhöhe auf 35 cm reduziert.

 

Das Bassgehäuse stand etwa zwei Jahre geduldig auf erneuten Einsatz wartend im Laden herum. Also schnell die 100 x 160 cm Matte Dämmstoff in acht Teile mit 50 x 40 cm geteilt, von denen zwei in das Oberteil und je drei unter und hinter dem Bass eingelegt wurden. Der Reflexkanal blieb frei. Wem das nun zu schnell ging, kann sich nicht auf die sonst üblichen Baubilder freuen. Aber mit Hilfe der Freecad-Datei gelang es dennoch, die Zusammensetzung des Bassgehäuses selbsterklärend zu dokumentieren.

Mit der fertig aufgebauten Duetta NG ging es nun im Messraum an die Weichenentwicklung. Üblich sind Schaltungen mit parallel liegenden Chassis, die mit 6, 12 oder 18 dB/ Oktave getrennt sind. Erschrocken war ich neulich, als ich auf Nachfrage den Weichen-Preis für die alte Duetta ausgerechnet hatte. Statt der vor drei Jahren veranschlagten 100 Euro kamen nach dreimaligem Nachrechnen immer noch gut 200 Euro pro Stück heraus. Verantwortlich waren dafür vor allem die dicken Spulen und Kondensatoren, die Bass und Mitteltöner trennen. Deren Preis ist mittlerweile in astronomische Höhen gestiegen, eine Rechtfertigung kann ich dafür nicht finden. Bei Duetta NG ging ich deshalb einen anderen Weg, den ich schon vor vielen Jahren bei einigen Bauvorschlägen beschritten hatte, ich filterte Bauteil sparend seriell. Gebraucht werden hierzu Chassis mit gutmütigem Verlauf im weiten Bereich unter- und oberhalb der Trennfrequenz, was bei Bässen und Mitteltönern von Natur aus gegeben ist. Anders als bei herkömmlichen Parallelweichen werden alle Bauteile von beiden Chassis genutzt, so sieht die Schaltung aus:

Nicht weiter betrachten will ich die Theorie, die hinter dieser Bauweise steckt. Das Ganze ist sehr komplex, da alle Chassis und Bauteile unmittelbar an der Weiche beteiligt sind. Für den Nachbauer ist eh nur interessant, dass und nicht wie es funktioniert. Ganz einfach gesagt stellt die Schaltung ein Filter mit etwa 9 dB Flankensteilheit dar, liegt somit also zwischen den Filtern 1. und 2. Ordnung. Bei der Trennung von Mittel- und Hochtöner blieb ich bei der parallelen Auslegung, die das Bearbeiten von Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang leichter macht. Auch hier weise ich noch einmal auf die Besonderheit des ER4 hin: Das schwarze Kabel ist Plus, das rote Minus. So angeschlossen springt die Sprungantwort (4. Diagramm) zuerst nach oben.

Durch den Serien-/ Parallelaufbau hat der Schaltplan ein etwas anderes Gesicht als üblich. Sehr wichtig ist dabei die Polung der Lautsprecher beim Anschluss an die Bauteile.

Wie bei Dreiwegern schon Tradition bauten wir die Weichen zweiteilig auf. Der serielle Teil für Bass und Mitteltöner fand seinen Platz auf der Rückwand des Bassgehäuses, der MHT-Zweig im Oberteil. Nun musste aber die Verbindung von unten nach oben gelangen. Dafür habe ich ein 2. Paar Polklemmen in die Unterteile gesetzt, von wo ein Stereokabel zum Oberteil führt.



Auch nach einem Vierteljahrhundert muss ich nichts an der Klangbeschreibung umschreiben. Weggefallen ist lediglich die damalige Alleinstellung, die Duetta nicht zuletzt der großartigen Auflösung des ER4 verdankte. Heute haben wir mit der BelAir-Reihe adäquate Mitbeweber um die Gunst des Hörers. Klangunterschiede sind selbstverständlich vorhanden, doch beide Serien sind von Grund auf glaubwürdig, wenn sie die Musik zu unseren Ohren bringen. Was besser gefällt, liegt wie immer im (hörenden) Auge des Betrachters. Christian und Christian, die Duetta NG am Freitag als erste hörten, waren jedenfalls sehr beeindruckt von der sanften Ruhe und der dynamischen Kraft, die ihnen aus den Membranen entgegen schallte. Sie waren jedoch ebenso beeindruckt von der BelAir 92, die statt der nicht vorhandenen 91 ihren Hörwunsch erfüllten. Falls du jetzt auch neugierig geworden bist, komm einfach mal vorbei und mach dir selbst ein Bild. Einen passenden Termin werden wir dafür finden.

Aktualisiert: Die Serienweiche wurde nach längerem Hören durch eine Parallelweiche ersetzt. Hier ist der Bericht dazu.

Udo Wohlgemuth

Zur Duetta NG im Online-Shop

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Vorab möchte ich anmerken, dass ich erst 15 bin und dies meine ersten Boxen sind, die ich selbst gebaut habe.

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Oh wie schön,

das ADW-Flaggschiff ist nun endlich wieder erhältlich – mich juckt es schon mächtig in den Fingern… wie bringe ich meiner Frau bei, dass ich mich nach der GrandLady jetzt noch steigern möchte …. 😀

Grüße
Heiko

Hallo Udo,

Watt freue ich mich, dass es mit der Eton Serie weitergeht.
Das habe ich nicht mehr erwartet.

Die Granduetta in einem akustisch optimierten Zimmer, das ist seit Jahren eine Vorstellung, die mich nicht in Ruhe lässt.

Mit der Info, das die Produktion der Chassis eingestellt wurde, ist der Traum geplatzt.

Jetzt renoviere ist seit mittlerweile 3 Jahren ein Eigenheim.
In der Bude, wird ein 35qm großer Raum nur für Papi zum Musiklauschen eingerichtet.

Und heute habe ich mitbekommen, dass es wahrscheinlich wieder möglich sein wird, eine Granduetta mit frischen Chassis zu bauen.

Geil, Träumchen lebt wieder auf und sorgt für zusätzliche Motivation, das Haus endlich fertig zu stellen.

Ich gäbe dann mal Vollgas und hoffe, das ich fertig bin, bevor die Produktion wieder eingestellt wird! 😄👍

Gruß
Martin B. aus Bochum

Hallo zusammen,
hier der eine Christian, der mit dem anderen zusammen das Privileg hatte, die frisch (wieder)geborene Dame als erste in Ohrenschein nehmen zu dürfen. Und JA, die ist gut geworden. Noch immer genau so, wie Udo (und damals auch Heinz, rip) es beschrieben hat!
Lieber Udo, ich (und der andere) danke(n) dir nochmals herzlich für den schönen Nachmittag – Bochum ist eine Reise wert!!!
PS: Ich hoffe, du hast noch ein paar Perlen auf der Mix-CD finden können!

Last edited 4 Monate her by Henkel

Wow ! Es geht bei Eton weiter. Auch wenn die anderen Serien eine tolle alternative darstellen. Meine Ohren hängen an Udos ER4 Sound.

Last edited 5 Monate her by Michaturbo

Hallo Udo, auch für jemanden, der aktuell keinen Bedarf hat ist es schön zu sehen, das die Duetta wieder auferstanden ist. Als langjähriger Hörer ihrer großen aktiven Schwester, bin ich immer noch sehr sehr glücklich damit. Aufgrund Wandnaher Aufstellung und quadratischen 25qm Wohnzimmer spielt sie bei mir mittlerweile im geschlossenen Gehäuse mit ein paar Anpassungen im Bassbereich per Equalizer nach persönlichen Vorlieben, weil sie normalerweise schon ein paar Quadratmeter mehr zum Atmen brauch. Aber wer weiß, ob sich die Wohnsituation irgendwann ändert und somit fällt neu und größer bauen schonmal weg. An Tagen, wo es doch mal einen Zweifel gibt, weil man irgendwo was Neues gesehen hat und der Virus wieder zuschlagen will, schalte ich die Anlage ein und nach kurzer Zeit stelle ich fest, das ich nichts anderes mehr brauche. Somit trete ich zwar als potentieller Kunde einen Schritt zur Seite, aber kann immerhin jedem, der gerade vor dieser Entscheidung steht Nahe legen, baut dieses Teil!

Gruß Kai

Wunderbar, diesen Rückschritt lasse ich mir gefallen! Höre ich mir vor Ort an und überlege mir Argumente, wie ich das meiner Frau erklären kann…
LG
Peter

Ohne Duetta ist Dein Shop nicht komplett.
Gut, dass sie zurück ist!

Oh wie schön 🥰
Nach längerer Zeit schaue ich mal wieder ins Magazin da ansonsten der Kampf um Handwerker und Renovierung mich voll beschäftigen…

Irgendeine Intuition muss mich dazu gebracht haben gerade heute reinzuschauen, und endlich die guten Nachrichten. Die Königin war tot, lang lebe die Königin!

Bei allem Respekt für die lückenfüller von SB, mein persönlicher Geschmack ist immer noch bei Eton zu Hause.

Das einzige was jetzt für die Nachbauer schwieriger wird ist die Qual der Wahl. Eine reine Geschmacksfrage denke ich.

Toll dass du dran geblieben bist, und die duetta für die Zukunft fit gemacht hast.

Jetzt könnte ich natürlich sagen dass ich Udo viele Nachbauer wünsche, tue ich auch, aber noch viel mehr wünsche ich es den Nachbauern!

Übrigens, lasst euch von den Gerüchten von damals nicht aufhalten. Natürlich tut es der großen Dame gut wenn sie 30 und mehr Quadratmeter zur Verfügung hat. Und je nach wohnsituation und Bausubstanz können weniger auch mal schiefgehen. Aber wer die Möglichkeit hat, probiert es auch mal ob es vielleicht im kleineren Raum funktioniert.

Damals in Darmstadt war sie auch auf knapp 20 Quadratmetern der beste Lautsprecher den ich in dem Raum je gehört habe, und ich hatte viele viele Alternativen zu Besuch von interessierten Leuten die immer mal wieder ihre eigenen Bausätze mit der duetta vergleichen wollten.

Mittlerweile steht sie in der Nähe von Mainz im noch kleineren Raum. Zugegeben, es gibt einen durchgang zur Küche, aber zurzeit darf ich mit Fug und Recht behaupten, duetta auf 16 Quadratmeter funktioniert auch 😂🤭😇
Anbei ein Bild von ein paar Wochen. Natürlich mussten die beiden als erstes aufgestellt werden 🙂 bei der akustischen Optimierung des raums habe ich mich ein wenig von Udos heiligen Hallen inspirieren lassen 🙈

Dauerzustand soll das allerdings nicht werden, wenn dann endlich der Mauerdurchbruch soweit ist kommt das einzig sinnvolle akustische Upgrade was bei mir noch möglich war: das Wohnzimmer auf 30 Quadratmeter erweitern.
Ich habe es nie bereut schon damals, 2008 auf die Zukunft zu setzen und gleich den richtigen Lautsprecher zu nehmen.

In diesem Sinne mal wieder ein großes Danke an dich Udo, dass du so großen Klang auch zu einem Budget möglich machst was man durchaus bewältigen kann. Nach 17 Jahren Duetta bin ich mittlerweile bei rückblickend monatlichen Kosten von grob 10 € angelangt, besser kann man es nicht investieren.

Traut euch!

Gruß aus Mainz

Matthias

1000064779

Ich wünsche Guten Morgen im Lautsprecherselbstbaukosmos,

Wunderbar, dass die Queen wieder baubar ist.

Ein Stein fällt mir somit vom Herzen!

Welcher?

Dieser hypothetische : Wenn sich jemand die Duetta Probe anhörte und fragte: Wow. Geil. Will auch haben, muss ich nicht sagen: Gibts nicht mehr.

Es ist nur ein kleiner Stein, Danke Udo, ich sitze nun nicht mehr vor einer Vertreterin einer ausgestorbenen Art, ich freue mich.

Peter

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