30. März 2025

Experimente mit Breitbändern

Autor: quaakaa

Mein erstes ADW-Projekt – die MiniACL aus Resten – liegt nun schon eine Weile zurück. Angeregt durch die Mona-Raumstrahler von Markus wollte ich Ähnliches ausprobieren. Der erste Teil meines Berichts zeigt daher die Werdung meiner Interpretation des Themas.

Im zweiten Teil möchte ich meine Eindrücke aus den mir damit vorliegenden Breitbänderboxen teilen. Ähnlich, wenn auch längst nicht so umfangreich wie kürzlich von JoKa: Warum Punktschallquelle?

Teil 1 – MonaSAT
Leider kann ich nicht wie Markus auf eine CNC-Fräse zurückgreifen, wollte aber ebenfalls ein rundes Design im Schichtverfahren verwirklichen. Also mussten es der Fräszirkel und der Bündigfräser richten. Zunächst habe ich die Bodenscheibe aus furnierten MDF-Resten mit dem Fräszirkel erstellt. In einen Spanplattenrest habe ich ein Loch mit dem Innenradius gefräst, das Ganze grob mit der Stichsäge ausgeschnitten und mit doppelseitigem Klebeband provisorisch auf die Bodenscheibe geklebt. Der Bündigfräser hat den Spanplattenring außen dann an die Bodenscheibe angepasst. Im folgenden habe ich die Spanplattenringe dann innen wie außen nur noch mit der Stichsäge vorbereitet, oben auf den wachsenden Turm geleimt und innen und außen mit dem Bündigfräser bearbeitet. So wuchsen meine „Dosen“ langsam nach oben.

Beim Aufsetzen der zu den Bodenscheiben identischen Deckel dann die Überraschung: es passt nicht! Offenbar ergibt sich beim Übertragen des Durchmessers mittels des Bündigfräsens über etliche Wiederholungen doch eine leichte Drift, so dass meine Dosen am einen Ende etwas größer als am anderen sind.

Das Furnieren der Mantelfläche wurde durch die minimale Kegelform natürlich auch etwas erschwert. Bei der einen Dose ist die Furniernaht nicht gut gelungen, aber einen runden Lautsprecher mit Abstrahlung nach oben kann man ja problemlos so hindrehen, dass die Schokoladenseite nach vorne zeigt!

Dann trat erstmal ein langer Baustillstand ein. Die Herstellung und Befestigung der Kegel für die Schallumlenkung in die Horizontale machte mir Kopfzerbrechen. Ich fand keine fertige Lösung, die ich preislich angemessen fand. Eine Dreh- oder Drechselbank habe ich leider nicht zur Verfügung. Alle angedachten Eigenkonstruktionen, die irgendwie eine Drehachse mit der Oberfräse kombinieren sollten, habe ich wegen Aufwand oder aus Gründen der Arbeitssicherheit wieder verworfen.

Schließlich bin ich bei Bastelbeton gelandet. Als Gießform hielt ein kleiner Haushaltstrichter her, dessen Abfluss ich mit Knetmasse verstopfte. Die Ausrichtung in der Blumenvase erforderte etwas Fingerspitzengefühl. Dabei habe ich gleich zwei Rampa-Muffen und eine große Unterlegscheibe mit eingegossen, so dass eine Befestigung mit Maschinenschrauben möglich ist. Schließlich sollte der Betonkegel später auf keinen Fall ins Chassis stürzen.

Beim Lösen der Betonkegel aus dem Trichter sind leider die Spitzen teilweise abgebrochen und aufgrund des Knetestopfens war die Geometrie an dieser Stelle sowieso nicht ideal. Das habe ich dann mit Fimo-Knete aufmodelliert und im Ofen gebacken. Jetzt stimmte zwar die Form wieder, aber Farbe und Oberfläche waren nicht einheitlich. Anthrazitfarbener Hammerite-Lack hat das behoben. Den habe ich dann auch gleich für die stabilen Metallwinkel benutzt, die die Kegel über den Chassis halten.

Damit das Kabel vom unten eingefräst montierten Anschlussterminal weggeführt werden kann, haben die Dosen noch je drei Gummifüße erhalten. Dämmung rein, Chassis anschließen und einbauen.

Die Oberseite der Kegel war wegen einiger Blasen aus dem Gießprozess nicht so schön anzusehen und der stumpf aufliegende Flachstahl des Winkels wirkte auch irgendwie etwas plump. Untersetzer aus Filz wiesen die passende Dicke auf, um den Winkel einzurahmen. Glücklicherweise passte Ihr Durchmesser ideal zur Oberseite der Kegel – dass ich den Filz selber so scharf und perfekt rund hätte schneiden können, bezweifle ich. Als letztes den Winkel mit dem schweren Kegel anschrauben (und dabei nicht mit der Spitze in die Membran kippen) – fertig!

Teil 2 – Breitbänderboxeneindrücke
Mit dem handwerklichen und optischen Resultat meiner MonaSATs bin ich zufrieden. Der erwartete Aha-Effekt durch die Rundstrahlcharakteristik blieb bei mir allerdings weitgehend aus. Ob das an der Kegelgeometrie, die durch die einzige halbwegs passende Gießform im Haushalt festgelegt war, lag oder andere Gründe hatte, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht war es auch einfach der (erwartbar) fehlende Bassunterbau, der meine Eindrücke zu stark geprägt, bzw. vom Wesentlichen abgelenkt hat. Nach kurzer Rücksprache mit Udo habe ich dann beschlossen, die Chassis für ein zweites Paar MiniACL zu nutzen. Gesagt, getan und in identischer Bauweise, wie bei meinen ersten MiniACLs nochmal gebaut.

Neben der erwähnten MiniACL und der beschriebenen MonaSAT existierte in meinem Fundus aber auch noch ein Pärchen CheapTrick 222 aus lange zurückliegenden Klang&Ton-Zeiten. Diese waren mein zweites Lautsprecherselbstbauprojekt überhaupt gewesen und taten eine Weile als Rears Dienst in meinem Surround-Setup. Und ich würde es auch gar nicht wagen, diese hier zu erwähnen, wenn der Konstrukteur der CT222 nicht ein gewisser Udo W. wäre. Das darin enthaltene Chassis ist, so weit ich weiß, nicht mehr verfügbar, ein Konflikt sollte hier also nicht entstehen. Das „Testfeld“ hatte damit einen weiteren Teilnehmer.

Dann fiel mir auf, dass das Chassis der CT222 genauso groß ist wie das Monacor SPX-30M. Man könnte doch … Also rein damit! Das Chassis der CT222 wurde kurzerhand in das neue, noch freie MiniACL-Gehäuse gesteckt, die Weiche baumelte hinten an den Klemmen. Der vierte und letzte Proband „CT222ACL“ war entstanden.

Über einen PC mit Volumio, Musical Fidelity V90-DAC und Marantz PM-11S1 (durch die zwei anschließbaren Lautsprecherpaare konnte bequem zwischen den Lautsprecherpaaren hin und hergeschaltet werden) wurde das folgende Programm gehört:

Kamaloka von GoGo Penguin
Jet Set von Dave Pike
Wrong von Depeche Mode
Fatherland von Die Krupps
Life for Rent von Dido
Hey man nice shot von Filter
Club Montepulciano von Hooverphonic
I’d Rather Dance With You von Kings Of Convenience

Den Anfang machten die MonaSATs gegen die MiniACL. Die MonaSATs konnten dabei mit einem etwas klareren, frischeren und teilweise brillianterem Klang gegen die MiniACL punkten. Es zeigte sich dabei, dass die Ohrhöhenposition hier einen deutlichen Einfluss hatte. Waren meine Ohren bei den MonaSATs zu tief (hier spielt vermutlich der Winkel des Betonkegels eine Rolle), ging die Klarheit deutlich zurück. Die MiniACLs musste ich ebenfalls voll auf die Hörposition ausrichten. Im Bass hatten die MonaSATs erwartungsgemäß das Nachsehen. Die MiniACLs konnten da einfach ein weitgehend komplettes Musikerlebnis bieten.

In Runde 2 trat dann die MiniACL gegen CT222 an. Bei „Kamaloka“ schien CT222 im Bass etwas mehr zu bieten (obwohl die Frequenzschriebe glaube ich etwas anderes zeigen). Bei „I´d rather dance with you“ wirkte der Bass bei CT222 dagegen wie nachträglich „aufgeklebt“, die MiniACL hat den Bass harmonisch rund eingebunden. Auch in den höheren Lagen z.B. von „Life for rent“ und „Wrong“ gefiel mir die MiniACL besser als CT222. Letztere kam da schon mal zu aggressiv. Punktsieg MiniACL.

Zum Schluss dann MiniACL gegen CT222ACL: das baugleiche Gehäuse hat die Differenzen aus Runde 2 gemindert. Bei einigen Titeln („Kamaloka“, „Jet Set“, „Fatherland“, „Life for Rent“) wirkte die MiniACL etwas dumpf, bei anderen („Wrong“) ist CT222ACL zu aggressiv. CT222ACL scheint etwas stärker zu sezieren, was nicht immer gut ist: Bei „I´d rather dance with you“ schien mir die Distanz zwischen Stimme und Instrumenten minimal zu groß, die MiniACL wirkte harmonischer. Hier kann ich entschieden urteilen: „Es kommt darauf an.“

Fazit
Ich hatte beim Bau der Rundstrahler viel Spaß und vielleicht komplettiere ich sie irgendwann doch noch mit dem vorgesehenen Subwoofer. Bis dahin müssen sie sich aufs gute Aussehen beschränken. Die CT222ACL haben Ihren Platz in meiner Retro-Computing-Ecke gefunden, wo sie die Sounds von C64 und Amiga umsetzen dürfen. Meine „richtigen“ MiniACL spielen nach wie vor zu meiner vollen Zufriedenheit im Zimmer meines Sohnes. Das ACL-Prinzip hat sich mal wieder bewährt.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag!
Jan

Zum Mona-Sat im Online-Shop
Zur MiniACL im Online-Shop

zum Thema

Ähnliche Beiträge

Community

Kommentare

4 Comments
neuste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments

Hallo Jan,

interessanter Bericht.

Ich schließe mich Markus an, Einfach mal machen.

Hast Du schon ausprobiert wie sich der Klang im Bassbereich verändert, wenn Du die LS umdrehst, also auf den Kegel stellst?

Servus Peter

Moin,

Ich finde das ja sehr interessant. Mir stellt sich aber die Frage: Hast Du die Frequenzweiche für die Kegel angepasst? Die höheren Frequenzen, die ja sonst von der Membrane gebündelt werden, teilst Du ja a nun über 360Grad auf. Dazu kommt noch das die Form des Kegels unterschiedlich Wellenlängen anders „reflektiert“ … das ist aber nur ein laienhafter Gedankengang.

Aber das schöne an unserem Hobby: Einfach mal machen😉

Gruß, Markus

Nach oben scrollen
4
0
Kommentar schreibenx