Den HiFi-Bastel-Virus hatte ich mir schon vor Jahren eingefangen, aber er begrenzte sich auf Partyboxen, Subwoofer, Car-HiFi und Spielereien ohne klangliche Abstimmung. Eines Tages bekam ich über einen Freund ein altes paar Standlautsprecher ohne Hersteller angeboten. Google verriet mir, es war ein Selbstbau-Set von vor 30 Jahren namens ADR Vivace. Ich wurde neugierig. Trotz meiner Ahnungslosigkeit und ihrer Mängel kaufte ich sie. Nach leichten Reparaturen und dem ersten Hörtest war ich noch sehr viel neugieriger. Die hören sich echt Klasse an!
Ich wollte natürlich direkt mehr über das Thema Selbstbau herausfinden und so landete ich relativ schnell in Udos Shop und dem ADW-Magazin. Ich las ein paar Berichte und war geradezu schockiert, wie hoch die Lautsprecher gelobt wurden. Die Vivace’s hatten einige Jahre auf dem Buckel, einen (von mir) reparierten Tieftöner und haben dennoch easy mit den HiFi-Lautsprechern meines Bruders mitgehalten. Wie hören sich dann erst die Lautsprecher von Udo an?
Die Umstände, dass ein Umzug in eine neue, größere Wohnung bevorstand, veranlassten mich dazu, jeden Baubericht zu lesen und mich durch die Foren und den Shop zu arbeiten. Die Entscheidung, welche Boxen ich zuerst baue, war unglaublich schwierig. Bluesklasse sollte es sein, aber nicht das oberste Regal. Erstmal musste ich die Kreationen von Udo testen! Die SB’s sollten fürs erste genügen und waren durch ihre Vielfalt gut für mein Heimkino-Set.
Ich entschied mich, zuerst das schlechteste Glied meines Surround-Sets, den Center, zu ersetzen. SB 24 Center und SB 30 STC standen zur Auswahl. Mit Hilfe von FreeCAD passte ich die Gehäuse an meine Gegebenheiten an. Hier schonmal ein fettes DANKESCHÖN für alle Beiträge zu diesem Thema im Forum und die ausführliche Anleitung von Udo. Am Ende des Tages siegte die Vernunft und ich entschied mich für den größeren SB 30 STC.
Aber um die Lautsprecher richtig zu hören, brauche ich zwei. Der innere Schwabe sträubte sich, Lautsprecher zu bauen, die er nachher nicht sinnvoll einsetzen konnte. Somit plante ich im selben Zug auch meine Surround-Lautsprecher zu ersetzen.
Die SB 12 ACL fand ich besonders interessant und ich könnte sie erst an der Front testen und später als Surround benutzen. Meine Vorstellungen zu den Boxen setzte ich wieder im FreeCAD um und schickte direkt im Anschluss eine Bestellung ab mit 1x SB 30 STC und 2x SB 12 ACL. Die Vorfreude war jetzt schon riesig.
Zuerst war der Center dran. Als Baumaterial hatte ich einige Spanplatten. Diese wollte ich mit einer ausgeliehenen Handkreissäge und Führungsschiene auf meine benötigten Maße bringen, da ich selbst keine Tischkreissäge besitze. Das Zusägen war so mühsam und zeitaufwendig, dass ich kurz davor war, mir eine Tischkreissäge zu bestellen. Doch ich blieb hartnäckig und hatte am Ende des Tages einen Haufen Bretter, die ich verleimen konnte. Für die zwei SB 12 ACL muss da eine andere Methode her.
Das Verleimen fand in der Garage auf einem Biertisch statt. Zwingen besaß ich nicht, dafür aber einige Bierkisten und jede Menge Spaß
Nachdem ich den Turm fotografierte, sah ich, dass sich das obere Brett unter dem Gewicht der Kisten leicht wölbte. Ein Reststück vom Zuschnitt, welches die Höhe des Reflexkanals hatte, ließ sich noch zwischen Boden und Deckel schieben, um die Wölbung zu verhindern. Nach ausreichender Trocknungszeit wurden Vorder- und Rückseite markiert und ebenfalls verleimt
Nach dem Schleifen und bündig Fräsen der Stöße versenkte ich einige Magnete in der Front, falls irgendwann ein Schutz nötig sein sollte
Für die Optik wollte ich zum ersten Mal furnieren. Das Furnier bestellte ich im Internet (SaRaiFo). Auch hier wieder ein Dankeschön für die vielen lehrreichen Beiträge! Das Aufbügeln verlief ohne Probleme. Die Überstände entfernte ich erst grob mit einem Teppichmesser und schliff sie anschließend von Hand bündig zur anliegenden Seite. Mit dem Ergebnis war ich mehr als zufrieden.
Mit der neuen Oberfräse ging’s dann ans Ausfräsen der Öffnungen. Ich begann mit der Terminalöffnung, um mögliche Fehler durch Erstbenutzung nicht auf der Front sehen zu müssen. Zu meiner Freude verliefen alle Fräsungen reibungslos. Die Ausschnitte für den Hochtöner zeichnete ich grob an, bohrte dann zweimal pro Seite mit einem 10mm Bohrer vor und feilte den Rest mit einer Flachfeile aus. Beim ersten Einsetzten der Chassis passte alles, aber man sah die hellen Fräskanten zwischen Furnier und Chassis. Ein schwarzer Edding schaffte Abhilfe.
Ohne die Bassreflexöffnungen gefräst zu haben, ging ich abends zufrieden ins Bett. Am Nächsten morgen war Schleifen und Ölen angesagt.
Mein Bruder war es, der mir am nächsten Morgen in letzter Sekunde den Tag rettete: „Was sind das für Langlöcher links und rechts auf dem Bauplan?“ Nach kurzer Schockstarre die Fräse ausgepackt und mit einem Bündigfräser die Öffnungen gefräst. Jetzt kann geschliffen werden.
Ein Durchgang mit 180er Schleifpapier reichte mir. Die Kanten entgratete ich nur ganz leicht. Mit einem Tuch trug ich die erste Schicht des Hartwachsöls auf und nach ca. 20 Minuten wischte ich das nicht eingezogene Öl ab. Am Abend schliff ich alles mit 320er Schleifpapier an und wiederholte den Vorgang.
Die Frequenzweiche baute ich auf zwei kleinen Holzbrettchen auf und lötete alles frei Luft zusammen. Aufgrund der Leitungslängen musste ich die Weichen übereinander in die Box kleben. Der Heißkleber hielt bombenfest, daher mache ich mir keine Sorgen, dass sich die obere Weiche lösen könnte. Jetzt nur noch Dämmmaterial in die Box, die Lautsprecher anlöten und alles verschrauben.
Die Box wanderte direkt ins Wohnzimmer an den Verstärker. Ich war erleichtert, als die ersten Töne herauskamen. Direkt setzte das Grinsen ein. Meine zwei Brüder waren mir ins Wohnzimmer gefolgt und lauschten ebenfalls gespannt. Obwohl da nur ein Lautsprecher stand, verteilte sich die Musik wunderbar im Raum. Wir hörten uns eine halbe Stunde durch allerlei Titel durch und genossen den natürlichen, weichen Klang der uns entgegenkam. Was mir vor allem auffiel war die klare, natürliche Stimmenwiedergabe. Perfekt für den Einsatz als Center. Ich hatte viel erwartet und wurde keineswegs enttäuscht. Zum Glück wartet der nächste Bausatz schon hinterm Sofa.
Beste Grüße
Lukas
Zur SB 30 STC im Online-Shop
Hallo Lukas und Grüße aus dem Raume Metzingen!
Ich mag den schwäbischen Ansatz mit kleinen bzw. auch ohne Werkzeuge (Schraubzwingen), auch wenn bei mir mittlerweile die dritte Fräse in der Garage liegt. 😊
Ohne Kreissäge hätte ich mir die Bretter wohl im Baumarkt sägen lassen und die Ungenauigkeit dann weggeschliffen. War so ja dann doch ein erheblicher Aufwand.
Die Entscheidung zum Center habe ich auch lange vor mir hergeschoben und den Bau der SB‘s nicht bereut. Da hast du Klasse Arbeit geleistet! Welches SARAIFO hast du verwendet?
Ich bin bei shamanic … und ich denke dir wird es so gehen wie mir… man denkt klein, baut dann so groß wie es der WAF gerade noch erlaubt 😏
Grüße Alex, der ausm Dorf
Hi Alex,
Das Furnier war ein schwarz durchgefärbtes Mischfurnier. Nichts Besonderes, aber super einfach zu verarbeiten.
Mittlerweile hatte ich auch das Vergnügen mit Eiche rustikal. Damit kam ich garnicht zurecht.
MFG
Lukas
Grüße vom Stuttgarter Norden. Beim Verleimen bist du wirklich auf Nummer sicher gegangen. Schwäbisch eben.
Viel Freude bei den SB12 ACL. Die stehen bei mir auch im WZ
Viele Grüße Achim
Hallo Lukas,
die Flasche JÄGER Spezial („vortrefflich“) im neigschmeckten WILDbräu-Kasten ist ja fast schon metaphorisch-visuelle Kunst. Da aber auch ein paar Zötler im falschen Kasten stehen, muss ich an dieser Stelle mit erhobenem Zeigefinger auf die ökonomische und ökologische Wichtigkeit der sortenreinen Leergutabgabe hinweisen. So wurde mir das mal bei der Besichtigung einer Brauerei im Schwarzwald erklärt. Ich hoffe, dein innerer Schwabe gibt wenigstens die Plastikfolien getrennt nach „kleiner DIN A4“ und „größer DIN A4“ beim Wertstoffhof ab 😉
Beste Grüße aus Ehningen bei Böblingen (Home of the Schönbuchbräu and Kehrwoche),
Martin F
p.s. schönes Projekt zum Einstieg ins ADW Selbstbauuniversum! Da kommt in Zukunft sicher noch mehr.
Hallo Lukas,
Sehr gute Wahl, die SB Reihe passt sehr gut für Heimkino. Da werden die Hauptlautsprecher nicht lange auf sich warten lassen.
Deinen Biergeschmack teile ich ebenfalls. 👌
Beste Grüße,
Hermann
Hallo Luki,
ein schönes Projekt hast du dir da ausgesucht. Wenn ich es richtig erfasst habe, baust du nun noch die SB12ACL… enden wird’s mit zwei SB30ACL für die Front, wenn nicht gar SB240 *lach*.
Eine Frage habe ich jedoch. War es Absicht die Bassreflexkanäle in Grobspan zu belassen? Keine Lust die noch mit Lack und Pinsel schwarz einzufärben?
LG Alex
Hi Alex,
Ich möchte nicht zu viel spoilern, aber SB240 ist mir schon zu groß 😉 Berichte folgen natürlich.
Ich war mir erst unsicher, aber durch das Hartwachsöl wurden die Grobspanstellen etwas dunkler und gold-gelb. Den Akzent an der sonst schwarzen Kiste fand ich sehr ansprechend. Darf so bleiben.
Grüße
Lukas